Kaiserin Elisabeth – ihr tragischer Tod

Foto: stadtmuseum.at (Bad Ischl)
Kaiserin Elisabeth

Vorwort:

Diese Spurensuche ist aufgeteilt in 3 Teile:
Teil 1 ist von meiner ehemaligen Mitarbeiterin Tamara, die vielen noch als „Maria José“ bekannt sein sollte. Sie war in Genf und hat uns diese Fotos mitgebracht. Ihre Sätze habe ich nur ein wenig verbessert (sie ist gebürtige Spanierin) und somit ist auch der Eindruck aus dem Beau Rivage usw. von ihr überliefert.

Teil 2 ist der historische Teil und – wie könnte es anders sein – von mir. Ich habe mich bemüht, alle Zeitzeugen zu Wort kommen zu lassen, die damals dabei waren und/oder wichtig sind, um die Spurensuche rund um den Mord von Kaiserin Elisabeth abzuschließen.

Luigi Lucheni spielt auf diesem Blog keine Rolle. Wer also glaubt, eine Biografie des Mörders hier zu finden, sucht vergeblich. Ich gebe keinem Mörder einen Raum und am allerwenigsten den von unserer verehrten Kaiserin. Ich erzähle lediglich einwenig, was mit Lucheni passiert ist, um das Thema abzuschließen.

Teil 3 beschäftigt sich kurz mit dem Thema „Kaiserin Elisabeth heute“

Und somit beginnt die Geschichte wieder einmal am Anfang…

Teil 1 – Tamara in Genf


Am 10.9.1898 wurde Kaiserin Elisabeth vom Anarchisten Luigi Lucheni ermordet.

Im Musical lautet der Prolog zwischem dem unsichtbaren Richter (Gott?) und Lucheni, der auf einer großen Feile steht, die die ganze Zeit als Bühnenbrücke dient, so:

L: Alla malora!
R: Aber warum, Lucheni? Warum haben sie die Kaiserin Elisabeth ermordet?
L: Warum, warum… Nacht für Nacht dieselbe Frage,
seit hundert Jahren! Was soll die Fragerei? Merda.
Ich bin tot!
R: Das gemeine Attentat auf die Kaiserin
von Österreich…
L: Va a farti fottere!
R: Nennen Sie endlich die Hintergründe!
L: Die Hintergründe? Ich habe sie ermordet, weil sie
es wollte. (*1)

Die wunderschöne Stadt Genf in der Schweiz ist immer einen Besuch wert, vor allem, wenn man Fan von Kaiserin Elisabeth ist. 

Da ich mit der Bahn anreiste, war mein erster Besuch der Genfer Hauptbahnhof. Rechts vom Bahnhof befindet sich die röm.-kath. Hauptkirche Genfs: Notre Dame de l`Immaculée Conception (Unsere Liebe Frau von der Unbefleckten Empfängnis).

Abgesehen von der Schönheit der Kirche selbst, führt mich ein ganz gewisses Fenster zu ihr. Es befindet sich beim seitlichen Eingang rechts. Das schöne Kirchenfenster wurde zum Andenken an den 100. Todestages von Kaiserin Elisabeth gestaltet.

Der obere Teil zeigt das „Wunder der Rosen der Heiligen Elisabeth“, welche die Gesichtszüge der Kaiserin trägt.  Der untere Teil zeigt ein Grab mit Rosen bedeckt und einen traurig aussehenden und nachdenkenden Engel der nebendran sitzt. Die Inschrift neben den beiden Kronen von Österreich und Ungarn lautet: „In frommer Erinnerung an Ihre Majestät Elisabeth, Kaiserin von Österreich und Königin von Ungarn, verstorben am 10. September 1898.
Errichtet von der S. Elisabeth Gesellschaft am 10 September 1998.“

Nach Verlassen der Kirche, laufe ich die Rue du Mont-Blanc entlang bis zum Genfersee, auch Lac Leman genannt.

Foto: mythoskaiserinelisabeth.com – Tamara (vormals Sternenkaiserin)
Gedenktafel Attentatsstelle

Aber anstatt über die Pont du Mont-Blanc Brücke zu laufen, bog ich links ab, und ging auf der Geneve-Mont-Blanc (Lac) Promenade entlang.

Etwa 100 Meter danach markiert eine kleine Bronzetafel am Geländer des Seeufers die genaue Stelle an dem das Attentat stattgefunden hat. 

Auf Französisch kann man lesen:

„Hier wurde am 10 September 1898 Ihre Majestät Elisabeth, Kaiserin von Österreich, ermordet.“

Foto: mythoskaiserinelisabeth.com – Tamara (vormals Sternenkaiserin)
Blick von der Gedenktafel zum Schiff Geneve
Foto: mythoskaiserinelisabeth.com – Tamara (vormals Sternenkaiserin)
Blick von der Gedenktafel Richtung Hotel Beau Rivage


Es regt mich bis heute zum Nachdenken an, wie wenig Zeit Lucheni brauchte, um sie zu attackieren.

Lucheni hielt einen spitzen Gegenstand in der Hand, der sich später als angespitzte Feile herausstellen sollte.

Er trat an Kaiserin Elisabeth heran und stach zu.

Dass er genau das Herz traf, konnte damals noch keiner ahnen. 

Ich bin zu tiefst bewegt, wie stark Kaiserin Elisabeth sein musste, dass sie nach dem Stich aufstehen und zum Schiff gehen konnte.

Ihre Hofdame Irma Sztáray war entsetzt und half Kaiserin Elisabeth auf. 

Foto: mythoskaiserinelisabeth.com – Tamara (vormals Sternenkaiserin)
Wasserfontaine

Ich bewege mich mittlerweile in die Gegenrichtung auf dem Quai du Mont Blanc, um zum Hotel Beau Rivage zu gelangen.
Bis zu meinem Ziel wäre es eigentlich ein schöner kurzer Spaziergang. Man geht die Seeufer Promenade entlang, mit direkter Aussicht auf den berühmten Jet D`Eau (Wasserfontaine). 

Foto: mythoskaiserinelisabeth.com – Tamara (vormals Sternenkaiserin)
Brunswick Denkmal 

Die erste Straße nach links heißt Rue des Alpes.

In diese flüchtete Lucheni nach dem Attentat, wo er aber festgenommen wurde.

Danach, und immer noch links, befindet sich das Graf von Brunswick-Denkmal und direkt nebenan, ist das Hotel Beau Rivage.

Ich gehe aber noch nicht in das Hotel, sondern besuche zuerst das sehr moderne Elisabeth Denkmal.

Es stammt von Architekt Philip Jackson, der es zum 100. Todestag von Kaiserin Elisabeth gestaltet hat.

Die Statue ist aus schwarzem Metall und steht auf weißen Marmorstufen und zeigt die Kaiserin extrem schlank (übertrieben schlank, wenn ich das sagen darf), stehend und mit einem Fächer vor ihrem Gesicht.

Es ist natürlich Geschmacksache, aber für mich persönlich, ist es nicht gerade die schönste Statue die ich von ihr gesehen habe, und ich habe schon viele besichtigt. Das Gesicht ist zwar sehr schön und die Hände sind zart und elegant, aber insgesamt, ist diese Statue nicht mein Liebling.

Auf den Marmor Stufen kann man in goldenen Buchstaben lesen:

„In Erinnerung an Elisabeth, Kaiserin von Österreich und Königin von Ungarn, 1898 10 September 1998.“

Das Gesicht der Kaiserin ist in Richtung Hotel Beau Rivage gerichtet. Sie sieht exakt zu ihrer ehemaligen Suite, welche jetzt mit einer eigenen Privatterrasse ausgestattet ist, die es damals natürlich noch nicht gab. Der Gedanke, dass ich gleich dort darin sein werde, macht mich nervös.

Ich habe fast schon Angstschweiß auf meinem Körper, eine Unruhe befällt mich.

Ich muss los…

Foto: mythoskaiserinelisabeth.com – Tamara (vormals Sternenkaiserin)

Das Nobelhotel Beau Rivage wurde 1865 gegründet und ist das älteste Hotel in Genf, dass sich in privater Hand befindet.

Es hat 73 Zimmern und 18 Suiten, darunter das Zimmer 119/120. Diese Suite war Sisis Zimmer, in der sie wohnte und starb.

Das Haus ist wunderschön und edel gestaltet und es ist für mich atemberaubend, in dem Hotel zu stehen, in dem Kaiserin Elisabeth ihr Leben aushauchte.

Ein kleiner Brunnen in der Mitte der Lobby rundet das Entree perfekt ab.

Er war zu Elisabeths Zeiten nicht hier, sondern wurde zur Feier des 125. Geburtstages des Hotels errichtet.

Links ist die Rezeption, rechts die Bar und mittlerweile gibt es ein Restaurant. Als ich nach oben schaue, sehe ich drei Etagen, von denen jeweils die Türen zu den Zimmern führen. Der letzte Stock ist mit einer wunderschönen Dachluke versehen.

Da mich Petra angemeldet hatte, wurde ich bereits von einer Mitarbeiterin erwartet, welche mich durch das Hotel und natürlich zur „Sisi Suite“ begleitet.

Auf der Balustrade kann man die Lobby und den Brunnen von oben erblicken. Links von der „Sisi Suite“ steht eine Vitrine mit persönlichen Erinnerungsstücken von Kaiserin Elisabeth.

Es gibt ein Besteck, eine mit einem „E“ markierte Serviette, einen ihrer Diamant Sterne, ein paar Fotos, eine weiße Souvenir-Figur, ein paar weiße Lederhandschuhe, welche ebenso mit dem gekrönten „E“ versehen sind, zu sehen. Weiters befindet sich ein Damenhut in der Vitrine, der den damaligen Stil der Hüte zeigen soll, aber nicht Kaiserin Elisabeth gehörte. 

Aber am meisten ziehen mich die Gegenstände rund um ihren Tod in den Bann: 

Trockene Blumen (ein Geschenk von Irma Gräfin Sztáray an Frau Mayer, die damals die Hotelbesitzerin und beim Tod anwesend war), ein Spitzenhäubchen das Sisi in ihren Haare trug, als sie attackiert wurde und ein blutbeflecktes Stück Stoff, von ihrer Unterwäsche. Nach so viel Zeit sieht man die Blutflecken kaum noch, doch sie sind stumme Zeitzeugen dieser Tragödie.

Nach dem ich das alles fotografiert hatte und fast über jedes Objekt viele Fragen stellte, sind wir bereit in die Suite einzutreten.

Wie könnte ich jemals beschreiben, was ich fühlte, als ich das Zimmer betrat, an dem Kaiserin Elisabeth ihren letzten Atemzug tat?

Es gibt keine Worte, die dieses Gefühl beschreiben könnten.

Wenn man die Türe öffnet, kommt man in einen kleinen Flur der sich rechts zu einem Wohnzimmer öffnet, geradeaus zu dem Schlafzimmer und links zu einem kleinen Gäste WC, welches zu Sisis Zeiten nicht da war. 

Das Wohnzimmer ist in rot- und cremefarbig dekoriert und erinnert an die Schlösser Schönbrunn oder Schloss Gödöllö.

Über dem wunderschönen Marmorkamin hängt ein sehr großer Wandspiegel der als einziges originales Stück erhalten ist. Er hing schon hier bei ihrem ersten Besuch im Hotel Beau Rivage. Man kann erahnen, wie Sisi sich – kurz bevor sie aus dem Zimmer trat – im Spiegel ansah. Der letzte Blick. Ein stummer Zeitzeuge jener Zeit. Ihrer Zeit. Vis á vis hängt ein Gemälde ihres berühmtesten Bildes: Das Bild mit dem Sternenkleid.

Das Zimmer ist mit Blumen dekoriert, welche extra für meinen Besuch besorgt wurden – ich fühle mich geehrt! Vielen Dank. 

Das Schlafzimmer ist ein traumhafter Raum, welcher ebenfalls in rot und champagner dekoriert ist. Der Blick aus dem Fenster zeigt eine schöne Aussicht auf den See und den Jet D`Eau. Links, führen drei Holzstufen zu dem privaten Balkon des Zimmers mit schönen und bequemen Sesseln um die Aussicht geniessen zu können. Zu Sisis Zeiten war allerdings weder die Terrasse, noch das Restaurant das sich direkt darunter befindet, hier. 

Vis á vis von der Terrasse und neben dem riesigen Bett, befindet sich das Badezimmer, welches im Jahr 1898 auch nicht an dieser Stelle war. Haman Dusche, Jacuzzi, ein Fernseher der hinter dem Spiegel „versteckt“ ist, Schönheits- und Pflegeprodukte von Clarins usw. Dem luxuriösen Badezimmer fehlt es an nichts.

Meine Begleiterin erklärt mir, dass Elisabeths Bett an der Stelle stand, wo das heutige Jacuzzi steht, jedoch in dieselbe Blickrichtung, wie das heutige Bett.

Während sie mir das erzählt, denke ich darüber nach, wie es wäre in diesem Zimmer zu übernachten. Auch wenn nur noch der Spiegel Original ist, es ist dennoch der Raum, wo unsere verehrte Kaiserin ihren letzten Atemzug getätigt hat. Könnte ich schlafen? 1000 Gedanken durchströmen mein Gehirn.

Könntet ihr darin übernachten?

Meine Begleiterin findet meine Ängste lustig und erklärt mir, dass es nie Gespenster im Hotel gab und gibt. Sie beteuert, dass ich einen guten Schlaf finden würde.

Sie versteht nicht, dass dieses Zimmer für mich eine ganz andere Bedeutung hat, als für „normale“ Gäste des Hauses.

Zu meiner großen Überraschung darf ich den Besitzer des Hotels, Herrn Mayer, persönlich kennenlernen. Mir wurde gesagt, er sei ein sehr freundlicher Mann, der fast alle Details über das Geschehen weiß.

Das kann ich mir sogar sehr gut vorstellen, da seine Familie das Hotel gegründet hat und seine Großmutter Kaiserin Elisabeth in ihren letzten Minuten still zur Seite stand. 

Obwohl meine Begleitung versuchte mich zu beruhigen, war ich sehr nervös. Dass so ein wichtiger und sehr beschäftigter Mann sich die Zeit nimmt, um meine Fragen zu beantworten, war eine große Ehre. Unser Team hatte mich für diesen Termin angemeldet und das Hotel wusste, dass ich kommen werde. Trotzdem wusste niemand davon, dass Herr Mayer sich ebenso zu mir gesellen würde. 

Ich treffe ihn an der Bar, wo er seine Mitarbeiterin und mich begrüßte. Er bot mir etwas zu trinken an und meine Nervosität ist wie weggeblasen. Herr Mayer ist einer der nettesten und sympathischsten Gentleman, die ich je das Vergnügen hatte kennenlernen zu dürfen. Zu hören, was an diesem 10.9.1898 geschah, ist aus seinem Munde so, als würde ich es miterleben.

Er erklärt mir ganz genau wie das Zimmer damals ausgesehen hat, wie alles geschah und wie seine Großmutter, seiner Mutter immer sagte:

„Die Kaiserin ist in meinen Armen gestorben.“

Anmerkung Petra: Fanny Mayer hat hier etwas übertrieben; niemand hat natürlich die schwer verletzte Kaiserin in die „Arme“ genommen. Das hätte schon einmal das Protokoll nicht zugelassen (Kaiserin und fremde Hotelbesitzerin) und der anwesende Arzt verboten, der wusste, dass hier das Blut aus der Wunde nur so herausgelaufen wäre. Elisabeth starb ausgestreckt in ihrem Bett, in aller Ruhe und Stille, ohne Schmerzen und ohne viel Aufhebens.

Nach allen meinen tausend Fragen, gehen wir alle zusammen wieder in die Suite, um noch ein paar Fotos zu machen. Ich verabschiede mich von meiner Begleiterin und Herrn Direktor Mayer und verlasse glückselig das Hotel. Im Herzen voller (Mit)Gefühl für Elisabeth.

Ich möchte gerne die Gelegenheit nutzen, um mich ganz herzlich bei Herrn Mayer und Frau M. und allen Mitarbeitern des Hotels Beau Rivage für die Freundlichkeit zu bedanken, die mir an diesem Tag zu Teil wurde. Ich fühlte mich wie eine „very Important Person“.

Ich gehe nun den gleichen Weg, den Kaiserin Elisabeth vom Hotel bis zur Anlegestelle des Schiffs „Geneve“ und komme (wie bereits davor am Morgen) an der Attentatsstelle vorbei. Nach der Promenade Geneve-Mont-Blanc (Lac), laufe ich über die Brücke die die Stadt verbindet bis zur der bekannten Blumen Uhr, weil es hier ganz in der Nähe, noch einen Schatz zu entdecken gibt.

Das Dampfschiff „Geneve“, das Schiff, in das Elisabeth direkt nach dem Angriff eingestiegen ist und auf dem sie kurz danach kollabierte, ist hier fix verankert.

Foto: mythoskaiserinelisabeth.com – Tamara (vormals Sternenkaiserin)

Heutzutage dient das Schiff als Touristenrestaurant und man kann dieses auch für Feiern aller Art buchen. Ein kleines Plakat informiert die Fußgänger über die Geschichte des Schiffes und seine Verbindung zu Kaiserin Elisabeth. 

Foto: mythoskaiserinelisabeth.com – Tamara

Ich betrete das Schiff an derselben Stelle, wie Kaiserin Elisabeth Jahrzehnte vor mir.

Ich fühle mich wie die Hofdame Irma.

Direkt nach dem Einstieg, ist das Deck wo die Kaiserin ihr Bewusstsein verlor.

Wenn man in das Innere Deck geht, sieht man rechts einen Gang der einen in eine offene Zone bringt, wo sich links die schöne Holzstiege befindet, die ins obere Deck führt.

Rechts kommt man in den vorderen Teil des Schiffes. Dort befinden sich vier Räume die damals die privaten Kabinen von Elisabeth und Irma waren. Heute sind es schnoddrige Lagerräume.

Die zweite Kabine links war für Elisabeth reserviert. Als sie zusammenbrach, wurde sie in ihre Kabine gebracht.

Hier sprach sie die letzten Worte ihres Lebens:

„Was ist denn jetzt mit mir geschehen?“

Elisabeth fiel in eine tiefe Ohnmacht, von der sie nie wieder erwachen sollte. Als der Kapitän erfuhr, wen er verletzt an Bord hatte, drehte er um und fuhr zurück an den Anlegeplatz.

Man brachte die verletzte und ohnmächtige Kaiserin auf einer provisorisch schnell zusammengezimmerten Bahre zurück in ihre Hotelsuite.

Ich verlasse nun das Schiff „Geneve“ und gehe bis zur Saint Pierre Kathedrale, die sich hier ganz in der Nähe befindet.

Direkt vor seiner Fassade kann man die Ruinen des ehemaligen Gefängnisses sehen, wo Lucheni für seine grauenhafte Tat bezahlt hat. Erst bei seinen Verhören wurde klar, dass er Kaiserin Elisabeth gar nicht töten wollte. Er hatte es ursprünglich auf den Herzog von Orleans abgesehen. 

Am 19.10.1910 fand man seine Leiche, welche unter merkwürdigen Umständen in seiner Zelle aufgefunden wurde.
Offizielle Todesursache: Selbstmord

Anmerkung Petra:
Hier greife ich nun in den Text ein und erzähle die Geschichte von Lucheni kurz zu Ende: Die Selbstmord-Theorie wird bis heute angezweifelt und ist nicht restlos geklärt.
Der Kopf wurde vom Leichnam abgetrennt und nach Wien gebracht, wo er auf Abartigkeit untersucht wurde. Danach wurde er ins Narrentum des pathologisch-anatomischen Museums gebracht (aber nicht öffentlich ausgestellt) und in den 2000er Jahren anonym am Zentralfriedhof beerdigt.
Fakt ist, dass mittlerweile feststeht, dass der Mord ein Komplott war und Fluchthelfer am Bahnhof auf Lucheni gewartet hätten. Die Tat an sich, wurde von langer Hand geplant und in den Anarchistenkreisen groß gefeiert.

Es sind nur ganz wenige Steinreste von seiner Zelle zu sehen und auf einer Tafel, wie das Gefängnis früher aussah.

Es mutet eigenartig an, an jener Stelle zu stehen, an der ihr Mörder noch 12 weitere Jahre Leben durfte.

Nun heißt es für mich Abschied nehmen.

Es war ein Tag voller Emotionen an dem ich ganz viel gelernt habe.

Den letzten Spuren von Kaiserin Elisabeth zu folgen, ist etwas ganz Besonderes und wird noch sehr lange Nachklingen.

Ich hoffe, dieser kleine Bericht über meinen Besuch in Genf hat euch gefallen. Ich bedanke mich herzlichst bei Petra, die mir alle Foto- und Videogenehmigungen besorgt hat: speziell für das Hotel Beau Rivage und für den Dampfer Geneve.

Vielen Dank noch einmal allen Mitarbeitern bei den Besichtigungsorte, die mir dabei geholfen haben, alle Fragen zu beantworten. Es war mir eine große Ehre.

Tamara


Teil 2: Die historische Spurensuche

Foto: Wikimedia/Commons

Nach dem wir jetzt Tamaras eindrucksvollen Ausführungen gefolgt sind, leihen wir den Zeitzeugen jener Zeit die Stimme und geben ihnen die Möglichkeit uns ihre Sicht der Dinge zu erzählen:

Auch kann ich mir vorstellen, daß der gefangene Vogel in höherem Maße die Wonnen seiner Befreiung fühlt, wenn er aus der offen vergessenen Tür des Käfigs entwischen kann, als wenn man ihm nach Vorbereitungen und Zeremonien gnädigst die Tür öffnet. Die Kaiserin wußte Nauheim hinter sich und mit dem beglückenden Gefühle der Befreiung und wie von einer unwiderstehlichen Anziehungskraft ergriffen, eile sie nach der Schweiz.“ (1)

Foto: ocseitemeto.eoldal.hu
Graf Albert von Berzeviczy

Kaiserin Elisabeth reiste mit ihrer Hofdame Irma Gräfin von Sztáray und Sztára und Nagy-Mihály (*10.7.1864 – †3.9.1940) in die Schweiz und hält sich ab 30.8.1898 in ihrer geliebten Berglandschaft auf.

Sie besuchten Caux, da Elisabeth diesen Ort besonders mag.

Ausflüge nach Bex-les-Bains, Rochers de Naye, Evian, Genf und Pregny wurden alle 2 Tage eingeplant.

Nach dem gemeinsamen Abendessen, gingen Elisabeth und Irma in Caux spazieren, um die nächsten Tage zu besprechen.

Vor allem Genf erwies sich für Graf Albert von Berzeviczy (*7.6.1853, †22.3.1936) zu einem Problem. Irma erwähnte diese Besorgnis bei Kaiserin Elisabeth, welche nach dem „Warum“ fragte:

„Weil es in Genf viel Gesindel gäbe und er deshalb lieber sähe, wenn Eure Majestät wo immer hin gingen, nur nicht nach Genf.“ „Sagen Sie Berzeviczy, seine Besorgnisse seien einfach lächerlich. Was könnte mir Genf schaden?“ (2)

Am 7.9.1898 blieb Kaiserin Elisabeth im Hotel des Salines in Caux, das sie „Haarwaschtag“ hatte.

Auf dem Balkon des Hotels hin- und herschreitend versuchte Irma noch einmal bei Elisabeth die Warnung von Graf Berzeviczy aufzunehmen; diesmal mit etwas mehr Vehemenz und dem Vorschlag doch einen Herren aus dem Gefolge mitzunehmen.

Kaiserin Elisabeth antwortete:

Foto: lmathieu.wordpress.com
Chateau Pregny

„Ich sehe schon, daß der stets besorgte Berzeviczy für mein Leben fürchtet, aber was könnte mir denn in Genf zustoßen? Nun gut, ich weiß, daß Berzeviczy auch eine gewisse Verantwortung trägt, sagen Sie ihm also, daß ich ihm zuliebe, aber auch nur ihm zuliebe, Sekretär Kromar mit mir nehme, obschon ich nicht weiß, was er mir nützen könnte, wenn er, während ich spazieren gehe, im Hotel ruht.“ (3)

Sie schrieb in ihrem Buch:

„Den Schatten, den Berzeviczys Besorgnisse mir in die Seele flößten, verscheuchte die Kaiserin und ich ging sorglos an ihrer Seite dahin, während sie raschen Schrittes ihrem Schicksale entgegeneilte.“ (4)

Foto: family.rothschildarchive.org
Baronin Julie Rothschild

Am 9.9.1898 kam Elisabeth Punkt 12.00 Uhr in Genf an. Sie begrüßte ihren Sekretär Kromar, der ihr eine Depesche von Erzherzogin Marie Valérie übergab, welche Elisabeth bereits sehnsüchtigst erwartete.

Danach fuhren die beiden zu Baronin Caroline Julie von Rothschild (*2.9.1830, †18.11.1907, genannt Julie), welche sie auf ihrem Chateau Pregny erwartete.

Den Tag verbrachte Kaiserin Elisabeth überaus glücklich. Es wurde ein kleines Dejeuners eingenommen, die Villa besichtigt und angeregte Gespräche wurden geführt.

Foto: Clemens Fabry, Die Presse
Eduard Karl Habsburg-Lothringen

Hier findet sich eine kleine Anekdote wieder, die Eduard von Habsburg (*12.1.1967) erzählt.

Eduard stammt aus der Linie von Erzherzogin Gisela und Prinz Leopold von Bayern. Er ist somit der Ur-Ur-Ur-Enkel von Kaiserin Elisabeth und Kaiser Franz Joseph:

„Baronin Rotschild hatte ein tolles Essen für sie gezaubert. Es gab Champagner und Eis und Sisi war richtig entspannt und gelöst. Und dann hat die Baronin gesagt, „wir haben einen Fotografen im Haus“. Und Sisi hat ungefähr 30 Sekunden überlegt und dann hat sie gesagt: „Nein, ich mache es nicht. Sie hat dann später der Gräfin Sztáray auf dem Boot gesagt:

„Wenn man sein ganzes Leben an einem Prinzip festhält und wenns auch nur der Eitelkeit dient, dann muss man das durchziehen; aber eigentlich schade.

Gegen 5.00 Uhr verabschiedeten sich Elisabeth und Irma und fuhren ins Beau Rivage zurück.

Foto: mythoskaiserinelisabeth.com – Tamara (vormals Sternenkaiserin)

Elisabeth checkte zwar unter dem Namen „Gräfin Hohenembs“ ein, allerdings erkannte sie der Hoteldirektor. Nach einer Stunde Ruhezeit, machten sich lediglich die beiden Damen auf, um die Stadt zu erkunden.

„Ich verstehe Sie wirklich nicht, Irma, warum Sie diese Stadt nicht mögen; sie ist ja so schön, wie kann sie Ihnen also unsympathisch sein? Ich liebe Genf sehr.“ (5)

Es wurde ein kleines Tischchen für Marie Valerie eingekauft, welches ihr zu Weihnachten geschenkt werden sollte.

Erst gegen 22.00 Uhr kamen die beiden Damen ins Hotel zurück, weil sie sich nach dem Einkauf in Genf verliefen. 

Irma schlief schlecht in jener Nacht, stand aber zeitig auf, da es ihr „Beichttag“ war und sie lief deshalb zur Kirche.

Um Schlag 9.00 Uhr war sie bei Kaiserin Elisabeth zurück; diese wurde soeben frisiert. Elisabeth sah blendend aus, dennoch erzählte sie von einer schlaflosen Nacht:

„Müde bin ich nicht, doch habe ich kaum geschlafen. Eine Weile hörte ich den italienischen Sängern zu, später störte mich der Leuchtturm mit seinen beständig wechselnden Farben und ich konnte mich nicht entschließen, aufzustehen und die Fenster zu schließen. Es mochte gegen 2 Uhr gewesen sein, als ich einschlief, da aber, was mir noch niemals geschah, schrak ich entsetzt auf, weil der hochstehende Mond mit seinem grellen Scheine in mein Gesicht leuchtete, während mein Bett und das ganze Zimmer in meiner mystischen Beleuchtung schwamm. Weiter vermochte ich auch nicht mehr einzuschlafen.“ (6)

Das Zimmer war mit weißen Astern geschmückt, die Kaiserin Elisabeth zwar gefielen, sie aber an alles Vergängliche erinnerten.

Irma verließ das Toilettenzimmer, um noch einige Einkäufe zu erledigen bzw. die Einkäufe vorm Vortag abzuschließen und die Lieferadresse zu hinterlassen.

Kurz vor 11.00 Uhr kam sie zurück und erledigte mit Kaiserin Elisabeth noch einen kurzen Weg.

Foto: Wikimedia/Commons
Das letzte Foto!
Kaiserin Elisabeth (l) mit Irma Gräfin von Sztáray

Knapp vor dem Hotel lauerte ein Fotograf, der unwissentlich das letzte Foto von Kaiserin Elisabeth machen sollte. Es ging in die Weltgeschichte ein.

Danach wollte sich Kaiserin Elisabeth noch einmal umziehen. Um 1.30 Uhr war das Paar bereits spät dran, Irma wurde nervös. Sie versuchte Elisabeth dazu zu überreden, den Lakaien vorauszuschicken, damit der Kapitän nicht ohne sie abfuhr.

In völliger Ruhe trank Elisabeth das (letzte) Glas Milch (ihres Lebens). Um 1.35 Uhr verließen Irma und Elisabeth das Hotel Beau Rivage.

Dass der Mann in schwarz gekleidet die Lakaien dabei beobachtet, wie diese viel Gepäck auf das Schiff brachten, fiel niemanden auf. Lucheni steht an der Straßenecke und lässt weder das Hotel, noch das Schiff aus seinem Blick.

Er weiß, sie wird kommen…. 

Der letzte Weg, die letzten Schritte, der letzte Blick, die letzte Worte….

„Majestät, das Schiffsignal“,

Foto: Wikimedia/Commons
Attentat auf Kaiserin Elisabeth, Zeichnung, Unbekannt

sagte ich und zählte unwillkürlich die auf das Läuten folgenden dumpfen Schläge …eins…zwei…

Foto: mythoskaiserinelisabeth.com – Tamara (vormals Sternenkaiserin)
Attentatsstelle mit Blick auf das Schiff Geneve

In diesem Momente erblickte ich in ziemlicher Entfernung einen Menschen, der, wie von jemanden gejagt, hinter einem Baume am Wegrande hervorspringt und zum nächststehenden anderen läuft, von da zu einem eisernen Geländer am See hinübersetzt, sodann abermals zu einem Baume und so, kreuz und quer über das Trottoir huschend, sich uns naht. „Daß der uns auch noch aufhalten muß!“ denke ich unwillkürlich, ihm mit den Blicken folgend, als er aufs neue das Geländer erreicht, und von da wegspringend, schräge auf uns losstürmt.
Unwillkürlich tat ich einen Schritt vorwärts, wodurch ich die Kaiserin vor ihm deckte, allein der Mann stellt sich nun wie einer, der arg strauchelt, dringt vor und fährt im selben Augenblicke mit der Faust gegen die Kaiserin.
Als ob der Blitz sie getroffen hätte, sank die Kaiserin lautlos zurück und ich, meiner Sinne nicht mächtig, beugte mich mit einem einzigen verzweiflungsvollen Aufschrei über sie hin. –
Vater im Himmel! Wenn ich dereinst vor Dir stehe, um Dir Rechenschaft zu geben von meiner Seele, dann wirst Du eingedenk sein dieses entsetzlichen Augenblickes. –
Alle Qualen des Todes durchzuckten mich und statt meiner gelähmten Lippen schrie meine niedergeschmetterte Seele zum Erlöser um Barmherzigkeit.
Und dann war mir, als tue sich vor mir der Himmel auf.
Die Kaiserin schlug die Augen auf und sah um sich. Ihre Blicke verrieten, daß sie bei vollem Bewußtsein war, dann erhob sie sich, von mir gestützt, langsam vom Boden.“
…..
Mit erstickter Stimme, da die Freude den Schrecken überwand, fragte ich sie: „Was fühlen Majestät? Ist Ihnen nichts geschehen?
„Nein“, antwortete sie lächelnd, „es ist mir nichts geschehen“. (7)

In der Zwischenzeit waren einige Leute an die hohe Dame herangetreten, die ihr alle helfen wollten. Sie dankte jedem Umstehenden in allen Sprachen, – deutsch, englisch, französisch. Ein Kutscher putzte ihr verstaubtes Kleid ab. Der Portier vom Beau Rivage eilte zur Stelle, der von seiner Türe aus den Angriff gesehen hatte und bat Kaiserin Elisabeth eindringlichst zum Hotel zurückzukehren.


„Warum?“,

fragte die Kaiserin, während sie ihr Haar in Ordnung zu bringen versuchte,

„es ist ja nichts geschehen, eilen wir lieber aufs Schiffs.“ (8)

Foto: Wikimedia/Commons
Verhaftung von Luigi Lucheni

Kaiserin Elisabeth fragte nach, was der Mensch von ihr wolle, zuerst dachte Irma, sie meinte den Kutscher, doch Elisabeth berichtigte sie und fragte nach dem Manne, der ihr so nahe gekommen war.

„Vielleicht wollte er mir die Uhr wegnehmen.“ (9),

war ihre einhellige Meinung dazu.

Kaiserin Elisabeth schritt weiter, als der Portier wieder heraneilte und ihr mitteilte, dass man den Missetäter ergriffen habe. Sie fragte, ob er schon etwas gesagt habe.

Irma sah dabei aber, dass sich Elisabeths Gesichtszüge verändert hatten.

Sie war blass und verzog schmerzverzehrt das Gesicht.

Ich glaube, die Brust schmerzt mich ein wenig.“ (10)

Auf der Schiffsbrücke ging Elisabeth noch leichten Schrittes vor Irma, als es sie schwindelte:

„Jetzt Ihren Arm“

stammelte sie mit erstickender Stimme. Ich umfing sie, konnte sie aber nicht halten und, ihren Kopf an meine Brust pressend, sank ich ins Knie. –

„Einen Arzt! Einen Arzt! Wasser!“

schrie ich dem zu Hilfe eilenden Lakai entgegen.

Die Kaiserin lag totenbleich mit geschlossenen Augen in meinen Armen. (11)

Der Lakai und einige Gäste des Schiffes brachten Wasser, man bespritzte ihr damit das Gesicht.

Foto: Wikimedia/Commons
Gräfin Irma Sztáray

Kaiserin Elisabeth öffnete die Augen.

Irma erkannte, dass der Tod nicht mehr weit war und veranlasste,

dass sie mit der Hilfe von ihr und zwei herumstehender Herren in die Kabine unter dem Verdeck gebracht wurde.

Irma schrie wieder nach einem Arzt und plötzlich wurde sie zur Seite geschoben.

Ein Herr, der die Hilfe seiner Gattin anbot, welche sich auf Krankenpflege verstand (Ehepaar Dardelle), wurde an Kaiserin Elisabeth herangelassen. Diese rieb sie zunächst mit Eau de Cologne ein.

Auch eine Klosterschwester eilte herbei. Irma schnürte derweil das Mieder auf. Kaiserin Elisabeth erhob sich zaghaft, damit Irma das Mieder unter ihr hervorziehen konnte. Das Schiff hatte mittlerweile abgelegt.

Niemand im Raum nahm das richtig wahr. Irma nahm ein Stück Zucker, tunkte es in Äther und gab dies Elisabeth, die versuchte ein paar Mal davon abzubeißen.

Die Wiederbelebungsversuche glückten, da der kühle Fahrtwind in die Kabine hereinwehte.

Foto: x43:service
Dent du Midi, Bild in Öl, Edwin Deakin

Elisabeth setzte sich auf und hauchte ein leises „Merci“, gegen die fremde Dame, die über ihr gebeugt stand.

Die Herrschaften die alle rund um Kaiserin Elisabeth standen, zogen sich zurück, als sie merkten, dass diese von selbst sitzen konnte.

Doch Irma sah es im Blick von Kaiserin Elisabeth.

Ihr Blick war vom Tod umwoben, es gab kein Zurück mehr.

Einzig Madame Dardelle, die Klosterfrau, der Lakai und Irma blieben bei Kaiserin Elisabeth.

„Ihre Blicke suchten den Himmel, dann blieben sie an dem Dent du Midi haften und, von da langsam herabgleitend, ruhten sie auf mir, um sich für ewig meiner Seele einzuprägen.

„Was ist denn jetzt mit mir geschehen?“

Das waren ihre letzten Worte, dann sank sie bewußtlos zurück.“ (12)

Irma schnitt ihre Halskette mit der Medaille der Marienkongregation ab und betete zur Heiligen Jungfrau um Aufnahme der Seele von Kaiserin Elisabeth in den Himmel.

Sie wusste, dass der Tod nicht mehr aufzuhalten war. Sie fing zum Handeln an.

Sie schob das Hemd von ihr auf die Seite, sah die Wunde, an der ein Tropfen gestocktes Blut hing und wusste, dass ihre Majestät ermordet worden war.

Foto: Wikimedia/Commons
Abtransport Kaiserin Elisabeth vom Schiff Geneve, Zeichnung, Unbekannt

Irma ließ nach dem Kapitän schicken, der sogleich in die Kabine kam. Sie klärte ihn auf, wer da vor ihm lag und bat darum, das Schiff sofort zu wenden.

Sie schrieb zwei Depeschen an Sekretär Kromar und Graf Berzeviczy, welche sie Herrn Dardelle übergab, der versprach diese sofort aufzugeben, sobald sie wieder in Genf seien.

Irma breitete Kaiserin Elisabeths schwarzen Mantel über sie, als diese auf eine improvisierte Trage gehoben und von 6 Männern getragen wurde.

Als die Männer in Bewegung waren, warf Elisabeth unruhig ihren Kopf zur Seite.

Ansonsten war die Agonie ruhig, ohne Kampf, ohne Schmerz.

Irma ging neben ihrem Kopf, ein anderer Herr auf der anderen Seite, der ihren weißen Schirm, den sie bei sich hatte, als sie aus dem Hotel gingen, über sie spannte, um sie vor neugierigen Blicken zu schützen.

Gräfin Sztáray blickte wehmütig zum Hotel. Vor einer Stunde hatten sie es gut gelaunt und voller Tatendrang verlassen.
Wie konnte dies nur passieren?

In ihrer Suite angekommen, war Dr. Etiénne Golay sofort zur Stelle, danach noch Frau Fanny Mayer Hoteldirektorin vom Hotel Beau Rivage und eine im Hotel wohnende englische Pflegerin.

Irma zeigte Dr. Golay die Wunde, doch durch die Öffnung des Mieders hatte sich die Wunde von der ursprünglichen Stelle verschoben.

„Es ist keine Hoffnung“, sprach der Arzt nach einer Weile. (13)

Irma bat im ruhigen Ton, doch noch Belebungsversuche zu machen, es war allerdings zweckslos.

Kaiserin Elisabeth atmete zwar noch, aber dieses wurde schwächer und schwächer.

Um 2.40 Uhr (also 14.40 Uhr) sprach Dr. Golay die Worte aus.

„Die schönste, edelste Seele, die am schwersten geprüfte von allen, hatte die Erde verlassen und ihr Entschwinden bezeichnet man mit dem einzigen kurzen Worte: tot! – (14)

Irma war fassungslos, betete, man möge sie auch holen, fasste dann aber den Entschluss, dass sie sich versündigen würde.

Sie dachte an Kaiser Franz Joseph und wusste, dass sie diese schwere Last übernehmen musste, um ihm vom Tod Elisabeths zu erzählen. 

Foto: Wikimedia/Commons
Generaladjutant Graf Eduard von Paar, Zeichnung Oskar Brüch

Gräfin Sztáray schrieb eine Depesche an Eduard Graf von Paar (*5.12.1837, †1.2.1919):

„Ihre Majestät die Kaiserin wurde schwer verwundet, bitte dies Seiner Majestät dem Kaiser schonungsvoll zu melden.“ (15)

Als die treue Hofdame Irma ins Zimmer zurückkam, schnitt man Kaiserin Elisabeth gerade im linken Arm in die Schlagader. Als kein Tropfen Blut aus dem toten Körper wich, zogen sich die Ärzte zurück.

Irma beschrieb die tote Elisabeth wie folgt:

„Kein Nerv zuckt mehr in ihr! Nur ein Blick unter halbgeöffneten Lidern, himmelwärts gerichtet und gebrochen, und ein sanftes Lächeln des Mundes erinnern noch an das Leben. Damit hatte sie die selig entschwindende Seele geleitet, damit von ihr Abschied genommen für immer.“ (16)

Gräfin Sztáray drückte Kaiserin Elisabeth die Augen zu und schlang ihre Finger um einen Rosenkranz, faltete ihre Hände zum Gebet und legte sie ihr auf die Brust.

Während dieser Geschehnisse, nutzt Kaiser Franz Joseph seine freie Zeit und schreibt Elisabeth einen Brief. Er sollte nie mehr bei ihr ankommen. Conte Corti war es, der ihn in seinem Buch erwähnte:

„Sehr erfreut hat mich die bessere Stimmung“ schreibt er seiner fernen Gemahlin, „die Deinen Brief durchweht, und Deine Zufriedenheit mit dem Wetter, der Luft und Deiner Wohnung samt Terrasse, welche einen wunderbaren Ausblick auf Berge und See gewähren muß. Daß du dennoch eine Art Heimweh nach unserer lieben Villa „Hermes“ gefühlt hast, hat mich gerührt. Dann erzählt er, dass er am Tage zuvor in der Villa war, viel an Elisabeth gedacht habe und das Wild begutachtet habe. Weiter geht’s mit „heute bleibe ich hier und um halb neun reise ich von Staatsbahnhof ab. Isten veled szeretett angyalom (Gott befohlen, geliebter Engel.) Dich von ganzem Herzen umarmend, Dein Kleiner.“ (17)

Foto: Wikimedia/Commons
Eugen Ketterl, Leibkammerdiener Seiner Majestät

Zu Hilfe hatte Irma eine Wärterin, die das Totengemach herrichtete; es wurden Kreuze und Kerzen aufgestellt.

Die weißen Herbstastern, die Kaiserin Elisabeth am Vormittag noch

„sie stehen für die Vergänglichkeit“

nannte, wurden ins Zimmer gebracht und um das Bett aufgestellt.

Nach dieser Aufgabe, setzte sich Irma ruhig hin und setzte die nächste Depesche an Graf Paar auf:

„Ihre Majestät die Kaiserin ist entschlummert.“ (18)

Um 17.25 Uhr kam das Telegramm bei Generaladjutant Graf Paar in Schloss Schönbrunn an. Er hatte nun die unendlich schwierige Aufgabe seiner Majestät vom Tod der Kaiserin zu unterrichten. Durch die ihm geschuldete Contenance, seine strenge Erziehung und auch seinem Amt würdig, bleib Kaiser Franz Joseph ruhig bei der Nachricht.

Sein treuer Diener Eugen Ketterl schrieb:

„Als der Kaiser die Todesnachricht erhielt, sagte er in meiner Gegenwart zum Grafen Paar:

„Niemand weiß, was diese Frau mir gewesen ist!“ (19)

Foto: Österreichische Nationalbibliothek
Erzherzogin Marie Valérie

Um 18.30 Uhr traf die Nachricht bei Erzherzogin Marie Valérie (*22.4.1868, †6.9.1924) in Schloss Wallsee ein.

Maria überbrachte ihr die Kunde vom Tod ihrer Majestät.

Valérie notierte in ihr Tagebuch:

„Ich weiß nicht, ob weitere Fragen dazwischen oder gleich das Wort „tot“? über die Lippen brachte, ob sie mir gleich dort noch am Gang oder schon im Zimmer sagte: „Ermordet von einem italienischem Anarchisten – im Hotel in Genf verschieden“. Ich weiss es nicht. Noch zittert mir die Hand, wenn ich zurückdenke an diese Stunde… (20)

Prinz Leopold von Bayern (*9.2.1846, †28.9.1930), Ehegemahl von Erzherzogin Gisela, schrieb in seinen Lebenserinnerungen:

„Ich fuhr die Nacht durch zu meiner Gattin nach München, und die darauffolgende mit ihr nach Wien. Das war nun ein trauriges Wiedersehen mit dem lieben Kaiser: erschütternd war alles, was man von der Tragödie erfuhr. Dazu kam das gerade so Sinnlose der Ermordung dieser edlen Frau, die sich prinzipiell von jeder politischen Tätigkeit fern gehalten hatte. (21)

Foto: Wikimedia/Commons
Prinzessin Gisela und Prinz Leopold

Danach brach Irma zusammen. Erschöpft, müde, von Trauer gebrochen, kniete sie vor dem Bett und weinte hemmungslos.

Die Polizei kam alsbald ins Hotel und vernahm Gräfin Irma Sztáray, die auch diese Pflicht mit stoischer Ruhe über sich brachte.

Ihr wurde der Eidschwur abgenommen, danach musste sie den gesamten Namen & alle Titel und sämtliche Geschehnisse der letzten Stunden von Kaiserin Elisabeth in die Feder diktieren.

Die Stunden waren qualvoll, weil sie an die schlimmsten Stunden ihres Lebens zurückdenken musste.

Graf Berzeviczy ließ sie ans Telefon rufen und Irma erinnerte sich qualvoll an die ständigen Ermahnungen nicht nach Genf zu fahren. Als hätte er es gewusst.

Immer mehr Leute strömten zur toten Kaiserin: eine Kommission, die den Leichnam obduzieren wollte, eine Kommission um die Leichenschau abzunehmen, Bischof von Fribourg und Gefolge kamen herein, um ihre Arbeit aufzunehmen.

Erst am Abend war Irma mit Kaiserin Elisabeth allein gelassen worden. Um 20.00 Uhr kam Graf von Berzeviczy ins Hotel, welcher in Territet geweilt hatte und der Gesandte aus Bern, Graf Kuefstein.

Um 22.00 Uhr wurde der Sarg gebracht, in welchen sie gebettet wurde. Irma legte ihr die Medaille der Mutter Gottes, die sie ihr am Schiff auf die Brust gelegt hatte, in die Hände. Bis um Mitternacht wachten alle 3 Personen vor dem Sarg. Erst danach verließ Irma die tote Kaiserin, um in ihrem Zimmer Ruhe zu finden.

Foto: Wikimedia/Commons
Mordwerkzeug „Feile“

Am 11.9.1898 wurde gegen 14.00 Uhr die partielle Obduktion durchgeführt, da die Anweisung dazu aus Wien erst gegen Mittag eintraf. Die Obduktion ergab, dass Lucheni mit ungeheurer Kraft zugestochen hat.

Die zugespitzte 11 cm lange Feile hatte die 4 Rippe durchstoßen, die Knochen zersplittert, sowie das Herz und die Lunge durchbohrt. Die linke Herzkammer war mehr oder weniger durchschnitten worden, vor allem durch das Herausziehen des spitzen Gegenstandes, wurde das Herz schwerst verletzt. Nur das Mieder hat den sofortigen Tod aufgehalten. 

Irma notierte:

„Ich mußte bei diesem traurigen Akte zugegen sein. Man schnitt den Brustkorb auf, um die Richtung der Wunde festzustellen: Die vierte Rippe war durchbrochen, Lunge und Herz durchbohrt.“
Und ich sah es in der Hand des Arztes, dieses Herz voll Liebe und voll Qual, durch das der Dolch gegangen war, durch und durch, wie wir das Herz der Mater dolorosa im Bilde sehen.
Und das mußte ich überleben!


Ich möchte dieser Welt entschwinden wie der Vogel, der auffliegt und im Äther verschwindet, oder wie der aufsteigende Rauch, der hier vor unseren Augen blaut und im nächsten Augenblicke nicht mehr ist.“


„Diese Worte hatte sie eins zu mir gesagt und sie kamen mir jetzt ins Gedächtnis. (21a)

Foto: Wikimedia/Commons
Totenwache im Hotel Beau Rivage, Zeichnung

Mit „einst“ meinte Irma wohl einen Tag zuvor – denn diese Worte sprach Kaiserin Elisabeth exakt am 9.9.1898 im Beisein von Baronin Julie Rothschild.

Vorahnung? Dunkle Gedanken, einer gequälten Seele? Seit Jahren gierte Kaiserin Elisabeth nach dem Tod. Hat sie ihn gespürt?

Ahnte sie, dass ihr Ende nah war? Wir wissen es nicht. Wir wissen ja auch nicht, wie es uns einmal ergehen mag, wenn wir es erspüren sollten, dass es zu Ende geht.

Gräfin Sztáray blieb bis die Einbalsamierung beendet war.

Danach legte sie ihr das „schöne Kleid“ an, welches sie auch am Tage zuvor getragen hatte. Das zerschnittene Oberteil, wurde durch eine schwarze Seidenbluse ersetzt. Mit Hilfe von Dr. Golay legte Irma den Leichnam in den Sarg, in dem sie für immer Ruhen sollte.

Die Hände wurden wieder gefaltet, der Rosenkranz, ein kleines Kruzifix aus Perlmutt und das Medaillon wurden ihr wieder um ihre Finger drapiert bzw. in die Hand gelegt.

Ein kleiner Strauß aus weißen Orchideenblüten wurden auf die Einstichwunde gelegt. Das Haar – zu einer Krone frisiert – verblieb wo es war.

Die Frisur, welche Kaiserin Elisabeth am Vortag um 9.00 Uhr angelegt bekam, wurde nicht mehr verändert. Wie ein Engel, mit weißer Alabasterhaut, soll sie da gelegen haben.

Nun hieß es für immer Abschied zu nehmen.

Der Sarg wurde verschlossen (und nie wieder geöffnet). Hofdame Irma Gräfin von Sztáray hatte ihre Arbeit beendet.

Stumm ging sie dem Sarg nach, der Ohnmacht nahe, der sie sich nicht hingeben durfte. Schwere Tage kamen auf sie zu. Das Trauergefolge, trat mit dem Trauerzug am 11.9. seinen Weg nach Genf an.

Foto: Wikimedia/Commons Marie von Festetics

Anwesend waren Gräfin Marie Festetics (*20.10.1839, †16.4.1923), Obersthofmeisterin Maria Theresia Gräfin von Harrach, Obersthofmeister Franz Graf von Bellegarde (*18.6.1833, †1.1.1912), welcher von Kaiser Franz Joseph folgendes ausrichten ließ:

„Übergeben Sie meinen Gruß der Gräfin Sztáray; sagen Sie ihr, sie habe sich in ihrer furchtbaren Lage voll Würde benommen.“ (22)

Am 14.9. verließ der Zug Genf. 

Foto: Österreichische Nationalbibliothek
Der Sarg der Kaiserin Elisabeth von Österreich wird aus dem Hotel „Beau Rivage“ getragen. Genf. Photographie. 1898

Der Trauerzug kam am 15.9.1898 in Wien an. Schon auf dem Weg von der Schweiz nach Österreich, wurden am Weg viele Trauerbekundungen getätigt. Das Volk hatte sich fast an jedem Bahnhof versammelt, um mit gesenkten Häuptern ihre Kaiserin zu verabschieden.

Valérie beschreibt die Szene so:

„Am Abend verliessen wir gegen 10 Uhr Schönbrunn…. In den Radetzkyzimmern warteten wir in verzehrender Erwartung bis der Zeremonienmeister gegen 11 Uhr des Nahes des Zuges verkündetet. Dann gingen wir hinunter, um am Fuss der Säulenstiege zu warten. Ich musste mich an Gisela halten, und fast zum ersten Male brach ich in lautes Schluchzen aus. Und nun kamen Wagen um Wagen, die gewesenen Hofdamen, welche an den Bahnhof entgegengefahren waren, die von Genf kommenden… Schluchzend lag ich in Irma Sztárays Armen, die sie zuletzt umfangen! Franz sah, wie Papa ihr entgegenging und ihre Hand küsste. Papa ging in aufrechter Haltung dem Sarg nach in die Burgkapelle. Wir folgten. Dort konnte man doch endlich auf die Knie sinken…. Gebete, kurze Einsegnung. Dann erhob sich Papa, kniete nieder am Kopfende des geschlossenen Sarges und küsste ihn. Wir folgten. O Mutter, wüsstest Du es in diesem Augenblick, dass Dein Kind dich liebt mit einer Liebe, wie ich sie wohl früher nie gefühlt. Um Mitternacht waren wir wieder in Schönbrunn.“  (23)

Irma selbst erlebte das alles durch einen Schleier. Ein Schwindel überkam die Hofdame, als Kaiser Franz Joseph zu ihr trat und die Hand küsste.

Er bat sie am 17.9.1898 zu einer Privataudienz.


Foto: Bücher Ernst
Zeitungsausschnitte die über das Attentat berichten

Am 16.9.1898 veröffentlichte Kaiser Franz Joseph sein

„An meine Völker“, welche von allen Zeitungen gedruckt wurde:

An meine Völker!
Die schwerste, grausamste Prüfung hat Mich und Mein Haus heimgesucht. Meine Frau, die Zierde meines Thrones, die treue Gefährtin, die Mir in den schwersten Stunden Meines Lebens Trost und Stütze war – an der ich mich verloren habe, als Ich auszusprechen vermag, ist nicht mehr. Ein entsetzliches Verhängnis hat sie Mir und Meinen Völkern entrissen. Eine Mörderhand, das Werkzeug des wahnsinnigen Fanatismus, der die Vernichtung der bestehenden gesellschaftlichen Ordnung sich zum Ziel setzt, hat sich gegen die edelste der Frauen erhoben und in blindem, ziellosen Haß das Herz getroffen, das keinen Haß gekannt hat und nur für das Gute geschlagen hat.“ (24)

Am 16.9.1898 wurde um 8.00 Uhr morgens der Sarg in der Burgkapelle öffentlich aufgebahrt; allerdings entsprechend ihrem Wunsch:

wurde der Sarg nicht mehr geöffnet.

Vor längerer Zeit wünschte Elisabeth einmal auf Korfu beerdigt zu werden, die Stelle, die sie ausgesucht hatte, war in der Nähe vom Heine Denkmal und mit Blick aufs Meer.

Bis heute wird dieses Gerücht noch immer in vielen historischen Büchern verbreitet und berichtet, dass Kaiser Franz Joseph daran Schuld war, dass sie nicht auf Korfu beerdigt wurde. Der starre Monarch hätte sich nicht damit abfinden können, seine Frau in Griechenland zu begraben.

Doch dieser Wunsch wurde von Kaiserin Elisabeth persönlich widerrufen.

Im Februar 1897 besuchte Valérie ihre Mutter auf Cap Martin, welche sie in einem äußerst schlechten Zustand vorfand. Elisabeth versank in Trauer und Selbstmitleid um den Tod von Rudolf und verkraftete diesen kaum.

Folgender Satz ist von ihrer Tochter dazu überliefert, den Valérie sehr traurig stimmte:

„Ich sehne mich so sehr, dort zu liegen, in einem guten, großen Sarg, und nur Ruhe zu finden, nur Ruhe. Mehr erwarte und wünsch ich nicht. Weißt du Valérie, dort, wo gerade oberhalb das Fenster liegt, doch ein wenig Licht und Grün in die Gruft hereinblickt und man die Spatzen zwitschern hört.“ (24a)

Während ihrer Aufbahrung kam es zu einem Fauxpas: man schrieb auf den Sarg nur „Kaiserin von Österreich“ und nicht auch „Königin von Ungarn“. 

Diesen Titel trug sie mit mehr Würde und Eleganz, als ihren Kaiserinnen-Titel. Auch Böhmen mischte sich in den Streit ein. Als „ungekrönte“ Königin von Böhmen, sollte auch dieser Titel auf dem Sarg verewigt sein.

Maßlos sinnbefreite Streitigkeiten über eine Frau, die sowieso niemals Kaiserin oder Königin werden wollte.

Foto: delcampe.net
Aufbahrung in der Burgkapelle

Hofdame Irma übergab Erzherzogin Marie Valérie das Oberteil des Kleides.

Die Einstichstelle ist darauf zu sehen.

Am selben Abend erreichen Bruder Carl Theodor und Gemahlin Herzogin Maria José, Elisabeth Gabriele und Marie Gabrielle (Töchter) Wien.

Herzog Carl Theodor ist schwer gezeichnet, Marie Valérie hatte ihn noch nie so tief ergriffen gesehen. Gerade in ihm, erkennt sie ihre Mutter.

Am 17.9. fand in der Burgkapelle eine Messe statt. Marie Valérie schrieb:

„Es zog mich mit Macht zu ihr…ich wünschte, sie möge nun gefunden haben, was sie so bitter bezweifelte – die liebende Barmherzigkeit Gottes -. Dann ging ich zu Maria Festetics und fühlte mich wieder erkalten unter dem Schwall ihres wortreichen Schmerzes.“ (25)

Foto: Bildarchivaustria.at
Irma Gräfin Sztáray knickst vor Kaiser Franz Joseph I. und reicht ihm dabei beide Hände. Laut Bildunterschrift erzählt sie in einer Audienz dem Kaiser über die letzten Momente der Kaiserin Elisabeth. Hochdruck nach Zeichnung (Phantasie).
Das Interessante Blatt, 22.09.1898, S.1

Danach fand die Privataudienz zwischen Kaiser Franz Joseph und Gräfin Irma Sztáray statt. Die Begegnung war sehr tränenreich.

Er überreichte ihr nicht nur den Elisabeth-Orden, sondern er hatte auch ein langes Gespräch mit ihr.

Sie musste ihm detailgetreu den gesamten Ablauf erzählen, währenddessen ihm dicke Tränen über das Gesicht liefen.

Sie überbrachte ihm ein paar Blüten jener Orchideen, die Kaiserin Elisabeth am Herzen trug.

Niemand war Zeuge bei dem Gespräch. Irma und Franz Joseph waren allein.

Er fragte sie, ob sie ihr etwas von ihren Haaren abgeschnitten hätte. Irma verneinte, denn sie meinte, dass Kaiserin Elisabeth immer besonders viel Wert auf ihre Haare gelegt habe.

Der Kaiser gab ihr Recht und lobte die Hofdame für ihr Tun.

Am Ende dieser Audienz küsste er ihr noch einmal die Hand, eine Geste die die Gräfin nie wieder vergessen sollte.

Die Güte des alternden Mannes überstieg ihre Contenance bei weitem.

Um 16.00 Uhr fand das tatsächliche Begräbnis statt, welches vom Hofstaat und Militär geprägt wurde.

Foto: Habsburg.net
Begräbnis Kapuzinergruft

Vom Burgplatz führte der Leichenzug zur Kapuzinergruft, wo sie ihre Ruhestätte finden sollte. 

Dreimal pocht der Obersthofmeister an die Tür. Pater Guardian steht hinter der Tür und fragt „Wer ist da?“ „Kaiserin und Königin Elisabeth begehrt Einlaß“, so die Antwort vom Obersthofmeister. Schluchzend stehen der Kaiser und die Kinder vor dem Sarg.

Valerie, die eine Mutter verloren die ihr Kind mehr geliebt hat, als je eine Mutter auf Erden, sieht auf einmal jenen Platz in der Gruft, den Elisabeth ihr im Leben beschrieben, das bißchen Licht und Grün, das aus dem schmalen Fenster hereinblickt. Sie hört die Vögel draußen zwitschern, alles, alles genauso, wie die Mutter es damals geschildert.

„Möge sie nun endlich die heißersehnte Ruhe finden!“ 

Schluchenzd auch stehen am Sarge der Kaiserin die treuesten Freundinnen ihres Lebens.

Ida Ferenczy, die Elisabeth ob ihres frischen, heiteren, geraden und offenen Wesens, ihres gesunden Menschenverstandes, ihres Taktes und ihrer vornehme Denkungsweise bei aller Einfachheit des Herzens so geliebt. Sie hat alles nach den letzten Wünschen der Kaiserin erfüllt.

Auch den letzten Brief des Kronprinzen an Elisabeth vernichtet. … Tränenüberströmt steht Marie Festetics neben ihr.

„Viel werden wir noch zusammen trauern, Ida, uns gehörte das Beste. Lange, lange haben wir ihre Seele, ihr Herz genossen.“ (26)

Foto: Habsburg.net
Kaiser Franz Joseph am Sarg seiner geliebten „Engels-Sisi“ in der Kapuzinergruft, Öldruck

Marie Valérie hielt in ihrem Tagebuch fest:

„Papa war schon vom Morgen an in der Burg, hatte sichs nicht erspart, die fremden Herrschaften zu empfangen. Mit Kaiser Wilhelm kam er zu den Kapuzinern. Uns blieb, geschützt durch die dichten Schleier, der grösste Teil banaler Kondolenz erspart. Genug waren es jener, die von Herzen mitweinten. Manni – Onkel Louis

„Ich kann doch dem armen Teufel nicht verbieten zu kommen“, hatte Papa gesagt, und hat es den armen Onkel gerührt. Tief erweckte es auch in mir Erinnerungen alter Zeiten, als er zu mir kam mit der Bitte „Lass mich nur bei stehen, nur das bleiben neben Dir“. Papa mit Leopold und Franz, Georg und den beiden Brüdern Mamas geleiten den Sarg hinab. 
(Dann war auch das vorbei und wir kehrten nach Schönbrunn zurück, zu einem traurigen Diner, welchem auch dir König von Sachsen beiwohnte.)“ (26a)

Anmerkung Petra: Mit Onkel Louis ist Herzog Ludwig, also Kaiserin Elisabeths Bruder gemeint. Durch das Mitverschulden von Marie von Larisch, der Tochter von Louis, brach der Kontakt zum Bruder komplett ab.

Am 18.9.1898 hätte Marie Valérie fast einen folgenschweren Fehler begangen, den sie Zeit ihres Lebens bereut hätte: Sie notierte dazu in ihr Tagebuch:

„Schmerzliches Wiedersehen mit Tante Spatz die am Sonntag ungekannt gekommen war, um an Mamas Sarg zu beten. Papa suchte sie im Hotel auf, nachmittags kam sie nach Schönbrunn. Ich erfuhr, allein mit ihr, zu meinem Schaudern, dass sie Pater Guardian dazu bewogen hatte, ihr den Sarg zu öffnen, durch das innerhalb des Sarges angebrachte Fenster, hat sie Mama gesehen, erkannt, obgleich schon ziemlich entstellt.“ (27)

Anmerkung Petra: Tante Spatz ist natürlich Mathilde; ebenfalls eine Schwester von Kaiserin Elisabeth.  

Valérie war so entsetzt, dass sie dasselbe tun wollte, damit ihre Mutter die letzte Person sei, die „sie“ sehen konnte bzw. Valérie die Letzte auf Erden sei, die ihre Mutter je zu Gesicht bekommen hatte. Doch Pater Abel konnte sie glücklicherweise von diesem Vorhaben abhalten. Dankbar nahm Valérie dies als einen Fingerzeig Gottes und konnte damit in Ruhe leben. 

Prinz Leopold von Bayern schrieb weiter:

„Mitte Oktober lud mich der Kaiser ein, mit ihm nach Gödöllö zu fahren. Der Trauerempfang der Bevölkerung daselbst ist mir unvergeßlich. Das Kaiser- oder, besser gesagt, das Königspaar war ja im ganzen Lande verehrt, und die Kaiserin, die so viele Jahre lang besonders gerne in Gödöllö geweilt hatte, geradezu vergöttert. die Fülle der Regierungsgeschäfte, die unermüdliche Arbeit, die frische Luft und die viele Bewegung auf der Jagd brachten auch diesmal den allerhöchsten Herrn über das Gröbste hinaus.“ (28)

Eugen Ketterl (*7.10.1859, †11.10.1928), der Leibkammerdiener von Kaiser Franz Joseph, notierte, dass

Seine Majestät nie wieder über Kaiserin Elisabeth sprach:

„Manche wollen diese Merkwürdigkeit damit erklären, daß Franz Joseph an Unabänderlichem nicht einmal in der Erinnerung rütteln wollte; andere meinten wieder, Egoismus und Gefühlskälte seien daran schuld gewesen. Ich meine aber, daß der Kaiser sich seines Gefühls schämte und fürchtete, es könnte als Schwäche gedeutet werden. Es geschah gar oft, daß ich den Monarchen dabei überraschte, wie mit unsagbar traurigem Blick zur Kaiserin hinaufsah, die ihn in bestrickender Anmut aus ihrem Bild, das auf einer Staffelei hinter seinem Schreibtisch stand, zu grüßen schien…“  (29)

Marie von Redwitz (*9.12.1856, †11.4.1933), Hofdame von Herzogin Amalie in Bayern, Tochter von Herzog Carl Theodor, schrieb in ihrem Tagebuch:

„Die Kaiserin war sechzig Jahre alt und nicht die Natur, um glücklich zu altern. Hätte sie sich einen schmerzlosen Tod und danach eine Glorifikation ohne Gegenrede gewünscht, hätte sie enden müssen, wie sie es getan. Dr. Christomanos, einer ihrer griechischen Lehrer schrieb, daß sie einmal gesagt habe: „Ob und wann ich sterbe, ist Nebensache. Es gibt im Leben jedes Menschen einen Augenblick, in dem er innerlich starbt, es braucht gerade nicht die Zeit des wirkliches Todes zu sein.“ Dann: „Wenn der Wunsch zum Leben aufgehört hat, befindet man sich eigentlich schon außerhalb des Lebens.“ … So ist diese merkwürdige und in vielem rätselhafte Frau auf außerordentliche Weise aus dem Leben gegangen. Für die Allgemeinheit war sie zu wenig banal, und schüchtern von Natur, entzog sie sich der Schaustellung ihrer Person. Sie füllte den Platz einer Landesmutter gewiß nicht voll aus und hatte nicht die Gabe, vielleicht auch nicht das Verständnis, das Volk zufriedenzustellen. Sooft ist übel vermerkt worden, sie halte den unvermeidlichen Fächer vor das Gesicht, um ihr Altern nicht erkennen zu lassen. Das Angestarrtwerden war ihr gewiß lästig, aber der erste und tiefere Grund lag in der Empfindlichkeit der Augen gegen Licht und Blendung, unter der fast alle Glieder der herzoglichen Familie leiden.“ (30)

Foto: Wikimedia/Commons
Henri Philippe Marie de Bourbon-Orléans

Luigi Lucheni gab an, dass er ursprünglich Henri Philippe Marie d’Orleans (*16.10.1867, †9.8.1901) ermorden wollte.

Er wurde am 10.11.1898 zu lebenslänglicher Haft verurteilt. Er war ein äußerst aggressiver Gefangener, der mehrmals versuchte den Gefängnisdirektor oder die Wärter anzugreifen.

Seine „Lebenserinnerungen“ die er notierte, wurden ihm entrissen. Am 19.10.1910 wurde er unter mysteriösen Umständen tot in seiner Zelle gefunden. Weiterführende Infos zum Mörder findet ihr weiter oben bei Tamara.

Am 31.12.1898 bekam Kaiser Franz Joseph vom ungarischen Maler Leopold Horovitz (*2.2.1838, †16.11.1917) ein Bild überreicht.

Valérie notierte:

„das Papa das beste findet. „Es hat nie ein gutes Bild von Mama gegeben.“ „Kein naturwahres Porträt“. So ist es mit allem, was über Mama gesagt und geschrieben wird.“ (31) 

Foto: Wikimedia/Commons
Gemälde nach Leopold Horovitz, posthum am 31.12.1898 an Kaiser Franz Joseph überreicht.

Kaiserin Elisabeth jedoch, war zu Lebzeiten so wenig in Österreich präsent, dass die Trauer der Bevölkerung nur kurz andauerte und einige Tage nach dem Begräbnis schon wieder das „Tageswerk“ verrichtet wurde. Die Meldungen in den Zeitungen verebneten.

Die ersten Biografien fanden den Weg an die Oberfläche (Gräfin Larisch, Conte Corti etc.), Denkmäler wurden errichtet usw.

Dazu notierte Marie von Redwitz:

„Bald nach ihrem Tode erhob sich wie auf Wettbewerb in jeder Stadt, wo sie einmal länger geweilt, ein künstlerisch mehr oder minder wertloses Standbild von ihr. Gewiß hätt sie sich das verbeten, denn die sie ehren wollten, hatten nichts mit ihr gemeinsam.“ (32)

Foto: Hans-Christian Seidel
Grabstelle von Erzherzogin Agnes (*/†26.6.1911), Bad Ischl

Am 26.6.1911 bekam Erzherzogin Marie Valérie in Bad Ischl ihr letztes und gleichzeitig das 10te Kind:

Agnes – Die kleine Erzherzogin überlebte nur 8 Stunden.

Als Agnes starb sagte Valérie:

Wie tröstlich annehmen zu dürfen, daß dies kleine Enkelkind sie vielleicht endlich hineingeleitet hat in den Himmel.“  (33)

Ein sehr tröstliches Abschiedswort.

Foto: mythoskaiserinelisabeth.com – Petra
Sarkophag, Kaiserin Elisabeth, Kapuzinergruft
Die rote Rose ist von mir in eurem Namen auf den Sarg (21.8.2022 für das Foto) hingelegt worden.
Danach habe ich sie darunter gelegt.

Nachwort:

Besonders stolz bin ich auf jene Episode, da ich die Einzige bin, die herausfand, dass es eine Kaiserin Elisabeth Statue in der Kapuzinergruft gibt.

1910 wurde diese feierlich von ungarischen Frauen eröffnet. Die ganze Geschichte dazu, könnt ihr euch noch einmal in diesem Video anhören:

Video: mythoskaiserinelisabeth.com – Petra

Mittlerweile konnte ich herausfinden, dass diese Statue für den Aufbau des Sarkophages gedacht war. Warum dies nicht umgesetzt und warum die Statue zurückgebaut wurde, konnte ich noch nicht herausfinden.

Auch hier habe ich mittlerweile eine alte Postkarte ergattert, die ich euch nicht vorenthalten möchte:

Foto: mythoskaiserinelisabeth.com – Petra

1935 veröffentlichte Egon Cäsar Conte Corti die erste Kaiserin Elisabeth Biografie „Die seltsame Frau“.

Mittlerweile gibt es zigfache Neuauflagen und viele neue Buchtitel u.a. auch „die Unpolitische“. In der Erstauflage war jenes Foto zu sehen, wie die Särge früher tatsächlich standen; ich konnte noch eine alte Postkarte auftreiben, die ich euch zeigen möchte.

So sah Conte Corti 1935 noch die Kapuzinergruft.

Foto: mythoskaiserinelisabeth.com – Petra

Heute ist die Kapuzinergruft umgebaut und Elisabeth steht kurz vor dem Ausgang. Meiner Meinung nach ungünstig. Es ist laut und wirklich Ruhe ist nicht mehr vorhanden.

Während die Besucher bei Maria Theresia, Kaiser Ferdinand usw. noch Ruhe bewahren, ist bei Elisabeth und Franz Joseph der Ausgang nicht mehr weit, da nur noch die Särge von Zita und Otto zu sehen sind.

Die Lautstärke ist unerträglich die dort herrscht. Schade!

Und noch ein Schmankerl hänge ich hier gerne an:

Hoteldirektor Mayer gab Tamara den Text seiner Großmutter mit, den diese verfasste. Bis jetzt war dieser Text in noch keinem einzigen Buch komplett abgedruckt zu lesen. Englische Originalfassung!


Da ich weiß, dass nicht jeder der englischen Sprache mächtig ist, habe ich den Text übersetzt. Auch dies war bisher noch nie komplett irgendwo in einem Buch abgedruckt.

Ich habe exklusiv für euch die Erlaubnis vom Hotel Beau Rivage den Text komplett zu zeigen und zu übersetzen erhalten sowie zu veröffentlichen.

Ich hoffe, ich habe euch mit der Übersetzung eine Freude gmacht.

Teil 3 – Kaiserin Elisabeth heute

Foto: Wikimedia/Commons
Filmprogramm Sissi Film, 1955

Es sollte bis ins Jahr 1955 dauern, bis Kaiserin Elisabeth wiedergeboren wurde.

Zwei Weltkriege und viel Leid waren vergangen, bis am 21.12.1955 der Film Sissi in die Kinos kam.

Romy Schneider und Karlheinz Böhm – sie ebneten Elisabeth den Weg zurück ins Leben.

Leider aber auch damit ein Leben in Verkitschung, konsequenter falscher Namensschreibung, teils schlimmen in den Mund gelegten Behauptungen die sich bis heute halten und blinder Verehrung von Filmfans die das reale Leben der Kaiserin von den Kitschfilmen nichtauseinanderhalten können.

Nachfolgende Filme sind um keinen Deut besser.

Verkitschung, falsche Zitate, falsche Mythen und Behauptungen oder Serien die mit einer masturbierenden 15jährigen beginnen und somit einer typischen RTL Serie entsprechen, aber nicht dem 19. Jahrhundert.

Foto: mythoskaiserinelisabeth.com – Petra (vormals Sternenkaiserin)
Papieruntersetzer im (ehemaligen) Café Hofburg

Leider glauben die Leute und Follower der Social Media Seiten was sie glauben wollen und man kann darunter schreiben was man möchte, man wird nicht erhört. Denn Filme haben immer Recht. #uff

Souvenirs, vor allem das berühmte „Winterhalter Bild mit dem Sternenkleid“ wurden und werden in die ganze Welt verkauft.

Obwohl das Bundesimmobiliendepot behauptet, dass das „Sternenkleid-Bild“ nur für wissenschafliche Zwecke“ genutzt werden dürfe, findet man das Bild querbeet auf:

Tassen, Vasen, Teller, Büsten, Briefmarken, Fingerhut, Hefte, Blöcke, Radiergummi, Taschen, Tischdecken, Pralinen und Mehlspeisen die ihren Namen tragen und sogar „Glasuntersetzer“…

Am schlimmsten fand ich das Badeanzug-Bild für das Gutscheinheft in Hietzing. Das Bundesimmobiliendepot hat steif und fest behauptet, dass dieses Bild nicht existiert. Ähm…..

Nur Schönbrunn/Hofburg hat die Erlaubnis das Foto dauerhaft zu verwenden. Dass aber ganz Wien zugekleistert ist, stimme nicht, hat man mich am Telefon angeschrieen. Ja, Frau Dr. war am Telefon sehr wütend darüer, dass ich sie darüber in Kenntnis setzte, dass sie wohl ihren Job nicht richig mache, wenn sie nicht wisse, was direkt vor ihrer Nase passieren würde.

1982 erschien Brigitte Hamanns Biografie über Kaiserin Elisabeth. Im Jahr 1984 fanden die Gedichte von „Titania“ ihre Erstveröffentlichung (ebenfalls Brigitte Hamann).

Und noch immer werden jedes Jahr unzählige Bücher geschrieben und auch Magazine werden und wurden veröffentlicht.

In die Kapuzinergruft pilgern jährlich Tausende Besucher und legen Souvenirs aller Art unter den Sarkophagen von Kaiserin Elisabeth, Kronprinz Rudolf und Kaiser Franz Joseph.

Foto: mythoskaiserinelisabeth.com – Petra (vormals Sternenkaiserin)
Kapuzinergruft Kronprinz Rudolf, Kaiser Franz Joseph (erhöht), Kaiserin Elisabeth (v.l.n.r.)

Am 3.9.1992 wurde Kaiserin Elisabeth in Form eines Musicals geboren.

Foto: Amazon.de

Den großen Beitrag zum Musical könnt ihr hier nachlesen. 

Am 24.4.2004 wurde zum 150. Hochzeitstag das „Sisi Museum“ eröffnet.

Mittlerweile ziehen viele Kaiserappartements und/oder Villen, Hotels etc. nach, die jemals von Elisabeth und/oder Franz Joseph besucht wurden (zB Venedig, Schloss Aichach/Sisi Schloss (in Wirklich das Jagdschloss von Herzog Max und Elisabeth war nie dort; klingt aber schöner und das Publikum lässt sich halt hinziehen), Sisi Schloss/vormals Rudolfvilla Reichenau a.d.Rax usw.

Obwohl es Österreich 1918 abgelehnt hatte, weiterhin einen Kaiser und eine Kaiserin zu unterhalten und auch kein parlamentarisches Kaiserreich wollte, lebt – vor allem Wien – von den Einnahmen der kaiserlichen Schlösser, Museen und den oben beschriebenen Souvenirs.

Im April 1919 kam das Adelaufhebungsverbotsgesetz hinzu. Wer sich von der Familie Habsburg etc. nicht daran hielt, flog aus dem Land. Wir verklagen sogar Karl (von) Habsburg, wenn er sich auf seiner Webseite „von“ nennt, zeitgleich hätte Wien aber massive Einnahmeprobleme in der Tourismusbranche, gäbe es das Schloss Schönbrunn, das Sisi-Museum oder die Kapuzinergruft nicht.
Die Scheinheiligkeit unseres Landes ist manchmal nicht zu verstehen und niemand kann etwas für seinen Geburtsnamen, für sein Erbe oder seine Titel.

Es verhält sich bei uns ähnlich wie in Bayern mit den Ludwig Schlössern. Ludwig wurde für verrückt erklärt, aber Bayern ohne die Schlösser kann und will sich keiner mehr vorstellen. Und die Verehrung und Verkitschung hat genauso groteske Film- und Souvenirsformen angenommen, wie bei Kaiserin Elisabeth.

Ich wage sogar zu behaupten, dass die Scheußlichkeiten der Souvenirs sich die Wage halten. Es gibt sogar Postkarten auf denen beide als „Liebespaar“ abgebildet sind. Grotesk, falsch, infam und einfach nur unsinnig.

Der Hype ist ungebrochen.

Versunken ist die alte Welt; verfault das Fleisch,
verblasst der Glanz. Doch wo sich Geist zu Geist gesellt, da
tanzt man noch den Todestanz...
Lust, Leid – Wahnsinn, der uns treibt.
Not, Neid – Pflicht, die uns erdrückt.
Traum, Tran – alles, was uns bleibt:
Wunsch, Wahn, der die Welt verrückt...
Elisabeth, Elisabeth – selbst hier bist du von uns getrennt.
Ein Rätsel, das kein Geist errät,
ein Zeichen, das kein Mensch erkennt.
Scheu, schwach – glücklich und verflucht.
Wild, wach – einsam und begehrt.
Arm, reich – was hast du gesucht?
Hart, weich – was hat dich zerstört? (*2)
Foto: mythoskaiserinelisabeth.com – Petra

Der Mythos Kaiserin Elisabeth lebt.

– Petra –


Rechtliche Hinweise: 
Texte: Teil 1: Tamara, Teil 2: Petra
Bildrechte:
mythoskaiserinelisabeth.com – Tamara, mythoskaiserinelisabeth.com. – Petra, Wikimedia/Commons, Hans Christian Seidel, Habsburg.net, Bildarchivaustria.at, delcampe.net, Bücher Ernst, x43:service, Clemens Fabry/Die Presse, Family.rothschildarchive.org, lmathieu.wordpress.com, locseitemeto.eoldal.hu, Österreichische Nationalbibliothek, Trachtenladl, Heindl,
Videorechte: mythoskaiserinelisabeth.com – Petra


Literarischer Hinweis:

(*1), (*2) Musical Elisabeth
jeweils Auszüge aus dem Prolog; 1. Akt
Text: Michael Kunze
Musical: Sylvester Levay

1 – S 203, 2 – S 206, 3 – S 209, 4 – S 210, 5 – S 219, 6 – S222/3 , 7 – S 227 – 229, 8 – S 230, 9 – S 230, 10, 11 – S 231, 12 – S 234, 13, 14 – S 237, 15 – S 239, 16, 18 – S 240, 21 – S 246, 21a – S 250,
Irma Gräfin Sztáray
Aus den letzten Jahren der Kaiserin Elisabeth (Nur noch antiquarisch erhältlich)
Amalthea Verlag, 2004

17 – S 455, 24a – 429, 26 – S 463,
E.C. Conte Corti
Elisabeth von Österreich Tragik einer Unpolitischen (Nur noch antiquarisch erhältlich)
Heyne Verlag 2. Auflage/15. Auflage 1996

19 – S 40, 29 – S 40
Eugen Ketterl
Der Alte Kaiser wie nur Einer ihn sah
Fritz Molden Verlag, 1980, 1. Auflage

20 – S 309, 23 – S 312, 25 – S 312, 26a – S 312/3 27 – S 313, 31 – S 319
Marie Valérie von Österreich
Das Tagebuch der Lieblingstochter von Kaiserin Elisabeth

24 – S 310
Michaela und Karl Vocelka
Franz Joseph I – Kaiser von Österreich und König von Ungarn

20 – S 164, 28 – S 164
Leopold Prinz von Bayern
Aus den Lebenserinnerungen (Nur noch antiquarisch erhältlich)
Verlag Friedrich Pustet, 1983

30 – S 257, 31 – S 258
Marie von Redwitz
Hofchronik 1888 – 1921 (Nur noch antiquarisch erhältlich)
Verlag Kulturpolitik München 1924

33 – S 112
Martha Schad
Kaiserin Elisabeth und ihre Töchter, Bildband (Nur noch antiquarisch erhältlich)
Langen Müller Verlag, 1998, 3. Auflage