Kaiser Franz Joseph und die Frauen


Foto: billerantik.at
Kaiser Franz Joseph, 1848
Karlheinz Böhm als Kaiser Franz Joseph. Wer verehrt ihn nicht? 

In den Sissi-Filmen mit Romy Schneider ein herzensguter liebenswürdiger Mensch, der seine Frau verehrt und mit der Situation rund um Sissi und Erzherzogin Sophie überfordert ist. 

Sein Schauspiel hat zum Bild des realen Kaisers Franz Joseph viel beigetragen.

Leider ist auch hier vieles verklärt und die Sissi-Geschichte im Film ist so ganz anders, als die harte brutale Realität.

Eine Realität, der ich hier auf die Sprünge helfen möchte. Ich zeige in meinem 5. Teil das Bild eines so ganz anderen Kaisers.

Ein Kaiser, der seine Engels-Sisi zwar anbetete, dennoch zahlreiche heimliche Affären hatte und einige uneheliche Kinder gezeugt haben soll.

Vorwort: 
Es gibt in der Literatur zahlreiche Gerüchte, die nicht belegt sind. Auch von Buchautoren. Ich habe mich für diesen Artikel in die gesamte Literatur - auch in die unbelegte - eingelesen. Es bleibt immer dem Leser selbst vorbehalten, was er glauben will. 
In diesem Sinne, beginnen wir nun von vorne:

Die ersten jugendlichen Gefühle

Foto: Wikimedia/Commons
Königin Elisabeth von Preußen „Elise“

Schon im zarten Alter von 14 Jahren verschaute sich Erzherzog Franz (Anmerkung Petra: erst als Kaiser verwendete er seinen zweiten Namen) sehr unstandesgemäß in eine Hofdame seiner Tante Königin Elisabeth Ludovika, genannt „Elise“, von Preußen (*13.11.1801, †14.12.1873).


Bertha von Marwitz

(*30.7.1817, †5.4.1879)

hatte es dem jungen „Franzi“ angetan. Mutter Sophie schrieb besorgt in ihr Tagebuch:

„Franzi ist in zarter Art und Weise mit Fräulein von Marwitz beschäftigt. Es ist das erste Mal, daß solch ein Gefühl in ihm erwacht. Ich kann den Eindruck nicht genügend beschreiben, den mir das gemacht hat. Dieser Bub, den ich noch für ein Kind hielt, geht plötzlich, ohne daß ich es merke, zu den Neigungen und den Gefühlen eines jungen Mannes über. Das ließ mich eine vage Unruhe wie eine peinliche Sensation empfinden und es scheint mir, als gehöre er mir nicht mehr so wie früher.“ (1)

1847 verliebte er sich in eine Hofdame von Großfürstin Helene Pawlowna, gebürtige Friederike Charlotte Marie Prinzessin von Württemberg (*9.1.1807, †9.11.1873). Leider blieb die Hofdame und Gesellschafterin in der Biographie von Karl und Michaela Vocelka „Franz Joseph I – Kaiser von Österreich und König von Ungarn 1830 – 1916“ unbenannt.

Allerdings schrieb sein Erzieher in sein Tagebuch, dass Erzherzog Franz die Großfürstin, deren Tochter und besagte Hofdame alleine bei einem Mahl begleitet habe und den Erzieher ungebührlich lange warten habe lassen.
Lächerlich wenn man es genau bedenkt, aber wahrscheinlich ein ungeheuerlicher Skandal für den Erzieher, sonst hätte er es nicht vermerkt. 

Kaiser Franz Joseph war kein unbescholtenes Blatt mehr, als er Herzogin Elisabeth das erste Mal näher betrachtete und sich entschied sie zu heiraten.

Rund um die Erzherzöge gab es

„hygienische Damen“

welche extra ausgesucht wurden, um den jungen Männern die „Liebe zu lehren“. Graf Grünne übernahm die Auswahl für Franz Joseph, selbstverständlich nicht ohne Erzherzogin Sophie miteinzubeziehen.

Hygienische Damen waren am Wiener Hof sehr angesehen. Diese Damen waren zwar (meist) nicht aus dem Adel, aber gesunde Witwen, mit einer animalischen Konstitution, die den Herren die Dinge beibrachten, die sie wissen sollten, um mit einer Ehefrau die erhofften Thronfolger zu zeugen.

Bei Franz Joseph war es eine reife, üppige Dame aus Krems.
Wobei hier die Literatur auseinander geht. Bei den einen Historiker/innen war es die namenlose „üppige Dame aus Krems“, bei den anderen wiederum, eine Gräfin, welche bei Hof ein und aus ging.

Die erste Liebe

Foto: Wikimedia/Commons
König Friedrich Wilhelm IV von Preußen

1848 hatte Franz Joseph wohl mit

Elisabeth Gräfin von Ugarte
(*14.5.1822, †26.8.1896) geb. Rochow-Briest,

eine „heiße“ Affäre.

Brisant allerdings war, dass Gräfin Elisabeth Ugarte bereits verheiratet war und Graf Ugarte dieses Amüsement gar nicht witzig fand.

Auch Erzherzogin Sophie war einem Schlaganfall nahe, als sie erfuhr, mit wem sich ihr 18jähriger Sohn abgab.

Als dann noch der gesamte Wiener Hof tuschelte, als Franz Joseph ihr auf den folgenden Hofbällen sämtliche Tänze schenkte und sogar zweimal den Kotillon mit ihr tanzte, war Schluss mit lustig.

Elisabeth berichtete einer Freundin:

„…..da ich jedes Mal mit unserem deliziösen Kaiser tanze. Schon zweimal tanzten wir den Kotillon zusammen, was, wie Du Dir denken kannst, großes Aufsehen erregte und ma petite vanité doch etwas schmeichelte.  Ich bin, so wie alle, entzückt von unserem allerliebsten Monarchen, der alles, was man sich Gutes, Edles denken kann, in sich vereinigt.“ (2)

Hofdame Sophie Scharnhorst notierte:

„Der Kaiser tanzte mit Ausnahme der Polka und Mazurka alles, engagierte seine Damen selbst mit der ihm angeborenen Courtoisie und machte jedesmal eine Glücklich. Zu diesen gehörte unsere kleine Ugarte, die er zur Kotillon-Tänzerin wählte. Sie strahlte vor Entzücken und ihr Gemahl war um sie beschäftigt wie die Henne mit den Kücken.“ (3)

Als Franz Joseph besagte Gräfin auch noch „allein“ in die Hofburg einlud, war Erzherzogin Sophie einer Herzattacke nahe.

Sie zitierte die 26jährige Gräfin zu sich und befahl ihr Wien für immer zu verlassen. In der gesamten Literatur lässt sich Elisabeth Gräfin Ugarte nicht mehr finden.

In Olmütz, während der Revolution (1848), soll angeblich eine junge Dame der Grund gewesen sein, warum sich Franz Joseph immer gerne an diese Zeit im Exil zurückerinnerte. Näheres konnte ich auch mit besten Absichten nicht herausfinden.

Am 18.2.1853 gab es ein Attentatsversuch durch János Libenyi, dass nicht von politischer Natur aus begangen worden sein soll, sondern aus rein privater. János hat aus „Ehre“ morden wollen.

Die gesamte Geschichte zum Libényi-Attentat ist hier nachzulesen.

Der wahre Grund ist bis heute ungeklärt und wird auch nicht mehr eruiert werden können. Folgendes konnte ich in verschiedenen Büchern herausfinden:

Gabriele Praschl-Bichler beschrieb in ihrem Buch „Kaiser Franz Joseph ganz privat „Sie haben’s gut, Sie können ins Kaffeehaus gehen“, folgende Geschichte, die ich im ganzen Wortlaut wiedergebe:

Eine andere Liebesgeschichte steht in Zusammenhang mit dem am 18.Februar 1853 auf Kaiser Franz Joseph verübten Attentat, als der Schneidergeselle János Libényi aus der Wiener Leopoldstadt ein 41,5 Zentimeter langes, beidseitig geschliffenes Messer gegen den Monarchen führte. Lauf offizieller Aussage hieß es, er sei ungarisher Anarchist gewesen, der sich den Kaiser als prominentes Opfer erwählt hatte. Gemäß der Meinung einier anderer Zeitgenossen hätte hinter diesem Anschlag ein Racheakt gesteckt, der auf eine Liebschaft zwichen dem jungen Kaiser und einer Ungarin zurückzuführen war die ein Familien angehöriger „ins Reine“ bringen sollte.

Monate vor dem Attentat war Kaiser Franz Joseph während eines Praterbesuchs ein Mädchen aufgefallen, das vor einer Schaubude stand und die neugierigen Blicke des jungen Monarchen heftig erwiderte. Um ihn noch mehr für sich zu interessieren, brachte es ihm eine temperamentvolle Csardas-Einlage dar. Der Kaiser erfuhr, daß es eine Nichte der Budenbesitzerin, einer gewissen Frau Danzinger, war, Margit Libényi hiße und aus dem ungarischen Dorf Czakvar stamme. Im Laufe einer folgenden Bekanntschaft soll ihr Kaiser Franz Joseph auch eine Ausbildung als Tänzerin bezahlt haben.

Zu jener Zeit hatt einer der Brüder Kaiser Franz Josephs, Erzherzog (Ferdinand) Maximilian, der spätere Kaiser von Mexiko, das Libretto zu einer Oper verfaßt, deren Aufführung der Kaiser aber zu verhindern wußte. Angeblich hätte nun Erzherzog Max Kontakt zu dieser Tänzerin aufgenommen, ihr eine glanzvolle Tanzrolle in der Oper zugesagt für den Fall, daß es ihr gelänge, den Kaiser umzustimmen. Es kamm dann tatsächlich zur Aufführung des Werkes, die Künstlerin erntete mit ihrer Darstellung großen Beifall und wurde am Tag nach der Premiere zum Mitglied des kaiserlichen Balletts ernannt. Sie nahm einen Künstlernamen an und tanzte fortan unter dem Pseudonym Mizzi Langer.
Der Ruf der Ungarin als Kaiserliebchen war bis in ihr Heimatdorf gedrungen und soll dort viel für Aufruhr unter der Bevölkerung veursacht haben. Die Bitten ihres Bruders, János Libényi, sie möge sich vom Kaiser lossagen, blieben unbeantwortet, und so faßte der „Entehrte“ den Entschluß, die Schuld der Schwester durch ein Attentat auf den Kaiser zu sühnen.
 (3)

Nun geht die Geschichte der Historiker/innen auseinander. Während G. Praschl-Bichler im zitiertem Buch schrieb, dass sich der Kaiser darauf hin von Mizzi Langer trennte und Libényi beim Polizeiverhör den wahren Grund seiner Tat preisgab, so erzählen die restlichen Historiker/innen, dass der Attentäter keinen wirklichen Grund nannte.

Was auch immer stimmt, János Libényi wurde am Galgen gehängt und die abstruse Geschichte verfolgte die Bevölkerung sogar bis in die 1950er Jahre. Aber dazu bitte ich euch, den Beitrag auf der anderen Seite zu lesen.

Da der Kaiser gerade viel Sympathie im Land erreichte, war es für Erzherzogin Sophie Zeit endgültig eine Braut auszuwählen.

Das glückliche Österreich heiratet

Sophie hatte ab 1852 die ersten Anzeichen gezeigt ihren jungen Sohn, Kaiser von Österreich, standesgemäß und mit der besten Partie die sie finden konnte, zu verehelichen.

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Prinzessin Anna von Preußen
Bild: F.X.Winterhalter, 1858

Sie ließ Kaiser Franz Joseph unter dem Aspekt „einer politischen Reise“ zu Tante Elise nach Berlin fahren.

Wie bereits erwähnt, war Elisabeth eine Schwester von Erzherzogin Sophie und Herzogin Ludovika; somit die Tante von Kaiser Franz Joseph und Herzogin Elisabeth.

Sie wurde mit Friedrich Wilhelm IV, König von Preußen (*15.10.1795, †2.1.1861) verheiratet; die Ehe war zwar glücklich blieb aber nach einer schweren Totgeburt kinderlos.

Kaiser Franz Joseph verliebte sich in Preußen in die Nichte von König Friedrich,

Marie Anna Friedericke Prinzessin von Preußen
(*17.5.1836, †12.6.1918),

welche aber bereits mit Prinz Friedrich Wilhelm (*26.11.1820, †14.10.1884) verlobt war.

So sehr sich Elise bemühte, den König und die preußische Regierung zu einem Bündnis mit Österreich durch Heirat, umzustimmen, sie scheiterte kläglich. Sophie schrieb ihrer Schwester einen herzzerreißenden Brief:

Foto: Wikimedia/Commons
Prinz Wilhelm I

„… ob es keine Hoffnung gibt, daß diese traurige Heirat, die man dieser reizenden Anna auferlegt und keinerlei Aussicht auf Glück für sie übrigläßt, vermeiden könnte. … das Glück, das sich wie ein flüchtiger Traum gezeigt hat und sein junges Herz – hélas – viel stärker und viel tiefer beeindruckt hat, als ich es zunächst glaubte….Du kennst ihn genug, daß man seinem Geschmack nicht so leicht entsprechen kann und ihm nicht die nächste beste genügt, daß er das Wesen lieben können muß, die seine Gefährtin werden soll …. Allen diesen Bedingungen scheint Eure liebe Kleine zu entsprechen….“ (3a) 

Es half alles nichts, Elise brachte die Hochzeitspläne im Haus nicht durch. Prinz Wilhelm, späterer Kaiser Wilhelm I (*22.3.1797, †9.3.1888) meinte zur Absage sogar:

„Wir Preußen beglückwünschen uns, daß Österreich seine Unterwerfung in unserer Hauptstadt bezeugt hat, ohne daß wir nur einen Fußbreit politischen Boden preisgegebenen haben.“ (4)

Foto: Wikimedia/Commons
Erzherzogin Elisabeth

Wirklich ernste Absichten hatte Kaiser Franz Joseph 1853 das erste Mal mit

Elisabeth Franziska Maria Erzherzogin von Österreich-Este,
(*17.1.1831, †14.2.1903)

der ungarischen Linie der Familie Habsburg.

Doch Erzherzogin Sophie passte diese Verbindung überhaupt nicht, da sie mit den Ungarn nichts mehr zu tun haben wollte.

Elisabeths (Halb) Bruder Stephan Erzherzog von Österreich (*14.9.1817, †19.2.1867), Palatin von Ungarn, hatte sich während der 1848er Revolution auf die Seite der Ungarn gestellt und wurde deshalb aus der Monarchie verbannt.

Hier möchte ich einen Schreibfehler eines Buches von Katrin Unterreiner ausbessern. Im Buch „Kaiser Franz Joseph 1830-1916 Mythos und Wahrheit“, Christian Brandstätter Verlag, 1. Auflage 2006 steht auf Seite 35: (Zuerst erzählt sie von Gräfin Ugarte)


„Berechtigtere Aussichten hatte Erzherzogin Therese, Tochter Josephs, des Palatins von Ungarn. Die schöne Erzherzogin war allerdigs als Schwester Erzherzog Stephans der während der Revolution mit den Ungarn sympathisiert hatte und auf Grund seines Verhaltens sogar aus der Monarchie verbannt wurde, für Sophie untragbar. Sie wollte die Verbindung mit einer deutschen Prinzessin, am besten mit einer preußischen. (4a)

Foto: Wikimedia/Commons
Erzherzog Stephan
Foto: Wikimedia/Commons
Erzherzog Karl Ferdinand

Allerdings fand das Treffen mit Anna schon vorher statt und Palatin Joseph (*9.3.1776, 13.1.1847) hatte keine Tochter namens Therese.

Erzherzog Stephan war auch nur der Halbbruder von Elisabeth Franziska.

Mittlerweile gibt es eine Neuauflage des besagten Buches, in welchem diese Sätze weggelassen wurden und K. Unterreiner auf S. 38. gleich mit Anna als Brautschau beginnt (siehe 1. Auflage 2015, gleicher Verlag, gleicher Buchtitel).

Um Elisabeth und Franz Joseph nicht noch weiter auf dumme Gedanken zu bringen, verheiratete sie die junge Witwe kurzer Hand mit Erzherzog Karl Ferdinand von Österreich (*29.7.1818, †20.11.1874).

Was Sophie zu jener Zeit nicht ahnen konnte, aber mir im Nachhinein ein kleines Lächeln auf die Lippen zaubert, ist die Tatsache, dass die Ehe mit Karl sehr glücklich wurde.

Das Paar bekam 6 Kinder, u.a. jenen Erzherzog (Friedrich Maria) Albrecht (*4.6.1856, †30.12.1936), der später einmal Erzherzog Franz Ferdinand unverhofft zu seinem Glück verhelfen sollte.

Erzherzog Albrecht heiratete Prinzessin Isabella von Croy-Dülmen (*27.2.1856, †5.9.1931) die jene Hofdame beschäftigte, die als Sophie Gräfin von Chotek oder später Sophie Fürstin von Hohenberg in die Weltgeschichte eingehen sollte. Die Geschichte von Erzherzog Franz Ferdinand und Sophie Fürstin von Hohenberg könnt ihr hier nachlesen.

Der erste uneheliche Sohn

Foto: Wikimedia/Commons
Paul Freiherr Gautsch von Frankenthum

von Kaiser Franz Joseph soll

Paul Gautsch Freiherr von Frankenthum 
(*26.2.1851, †20.4.1918) 

gewesen sein, welcher nach dem Jusstudium ins Unterrichtsministerium wechselte und 1879 Unterrichtsminister wurde.

Diesen Posten behielt er ungewöhnlich lange, nämlich bis 1893. Zusätzlich wurde er von Kaiser Franz Joseph zum Direktor und Kurator der Theresianischen Akadamie ernannt. 1895 ernannte ihn der Kaiser zum Herrenhausmitglied. 1895 – 1897 wurde er nochmal Unterrichtsminister.

1899 – 1904 wurde er Präsident des Obersten Rechnungshofes. Gautsch galt als „besonderer“ Vertrauensmann für Kaiser Franz Joseph. (5a)

Während sich Kunsthistorikerin Gabriele Praschl-Bichler zur Mutter ausschweigt und auch sonst keine Quellen nennt, sondern nur im Nachwort ein Dankeswort an Erzherzog Otto (Habsburg) und an dessen Sekretärin nach Pöcking richtet, da dieser seine Familiengeschichte geöffnet hätte (?), habe ich wirklich lange recherchiert und die Namen von Vater und Mutter von Paul Gautsch ausfindig gemacht.

Sein Vater war Karl Gautsch von Frankenthum (*1817, 1892), welcher als Polizeikommissär arbeitete. Seine Mutter war Maria Beatrix Wittek Edler von Salzberg (*1828, 1908), welche aus der Linie mütterlicherseits aus der Schlumberger-Goldeck-Linie stammte.

Und jetzt fangen meine Spekulationen und Überlegungen an:
Wo und wie hat Kaiser Franz Joseph Maria Beatrix, verheiratete Gautsch von Frankenthum kennengelernt. Die Ehefrau eines Polizeikommissärs läuft einem Kaiser nicht täglich über den Weg.

Kuckuckskinder waren sicherlich an der Tagesordnung. Es gab weder DNA, noch richtige Gynäkologen. Der Beweis einer Vaterschaft wurde oft nach der Geburt ob das Baby dem Vater ähnelt angetreten. Also alles sehr wage und absolut nicht beweisbar. Ich weiß nicht einmal, ob die Frauen im 19. Jahrhundert wussten, dass eine Schwangerschaft 9 Monate dauert und man 10 Monate berechnet.

Trotzdem wäre es wirklich interessant zu erfahren, wieso gerade Graf Gautsch ein unehelicher Sohn gewesen sein soll. Schade, dass nirgendwo in der Literatur mehr verzeichnet oder irgendetwas aufzufinden ist.

Das grösste Gerücht

Helene Baltazzi, verh. Vetsera, Foto: Wikimedia/Commons

Helene Baltazzi
besser bekannt als
Helene Freifrau von Vetsera
(*29.5.1847, †1.2.1925)

Kaiser Franz Joseph soll ein Verhältnis mit Helene Baltazzi besser bekannt als Helene Freifrau von Vetsera gehabt haben.

Die Geschichte dazu liest sich so:

Zeitpunkt der Beziehung war das Jahr 1850 und Franz Joseph war gerade einmal 20 Jahre alt. Auch diese Affäre verbot Erzherzogin Sophie sofort und Helene, die Zeit ihres Lebens den Drang hatte vom Kaiserhaus anerkannt zu werden, soll eine Abfertigung von sage und schreibe 3 Millionen Kronen (!) bekommen haben.

Allerdings war Helene Baltazzi bzw. verheiratete Vetsera selbst reich und brauchte das Geld nicht. Was war also der Grund, warum sie so viel Geld bekommen hatte.

3 Millionen Kronen sind immerhin € 56.201.370 (!).

 

Sehr großzügig für einen so sparsamen Menschen wie Kaiser Franz Joseph.

Noch dazu als junger Kaiser, wo er vor allem noch auf die Gunst seines Onkels Ferdinand (*19.4.1793) angewiesen war; denn auch wenn dieser kein Kaiser mehr war, das ganze Geld und somit das gesamte Vermögen verwaltete dieser bis zu seinem Tod.

Erst dann beerbte ihn sein Neffe in allen Belangen. Und Ferdinand starb erst im Jahre (29.6.) 1875.

Ob also Erzherzogin Sophie bereit gewesen wäre, einer Gespielin ihres Sohnes so viel Geld auszuzahlen, ist mehr als fraglich.

Fiel euch etwas beim Lesen auf? Kam euch nicht etwas komisch oder fraglich vor?

Nein?
Gut, dann kläre ich mal auf.

Kunsthistorikerin und Buchautorin Gabriele Praschl-Bichler schrieb in ihrem Buch mit Joseph Cacheè (*) „Sie haben’s gut, Sie können ins Kaffeehaus gehen“ Kaiser Franz Joseph ganz privat, Amalthea Verlag, 1. Auflage 1994

Kaiser Franz Joseph soll mit Helene Baltazzi, besser bekannt als Helene Vetsera eine Romanze gehabt haben. Der Kaiser war 20 Jahre alt und seit 2 Jahren Kaiser. Nach dem Ende der Liebesgeschichte, soll Helene eine Abfertigung von drei Millionen Kronen erhalten haben. (5b)

In ihrem Buch „Kaiser Franz Joseph ganz privat“ „Sie haben’s gut, Sie können ins Kaffeehaus gehen!“, Amalthea Verlag, 3. Auflage 2005, heißt es: (Zuvor trifft er in dem Buch Katharina Abel, zu der ich noch komme…)

Einige Jahre später lernte Franz Joseph Helene Baltazzi, spätere Baronin Vetsera und Mutter der Mary Vetsera kennen und lieben.
Die Romanze dauerte nicht lange, sie soll der Dame aber eine Abfertigung von drei Millionen Kronen eingebracht haben.
“ (5c)

Zu dieser Zeit gab es keine Kronen, sondern Gulden. Und bei aller Liebe, ich glaube nicht, dass er ihr 3 Millonen Kronen abgegolten hätte, wenn man bedenkt, dass er seiner 14jährigen Affäre Anna Nahowski 200.000 fl (Anmerkung Petra: Abkürzung für den Gulden) gab. Zu ihrer Geschichte komme ich noch.

Aber weiter in der Aufklärung:

Kaiser Franz Joseph wurde 1830 geboren. Wenn er bei der Liebesgeschichte 20 Jahre alt war, war dies 1850. Helene wurde 1847 (!) geboren. Na? Klingelts? Helene wäre demnach 3 Jahre alt gewesen.

Erzherzogin Sophie hätte zurecht der Schlag getroffen, hätte der erwachsene Kaiser ein Verhältnis mit einer 3jährigen gehabt!

Ich möchte ausdrücklich betonen, dass ich keine Historikerin schlecht machen möchte, aber die Zeitangaben können einfach nicht stimmen, wenn man bedenkt, dass Helene Baltazzi unumstösslich im Jahre 1847 geboren ist (steht auch auf ihrem Grabstein).

Es ist also definitiv unmöglich, dass Kaiser Franz Joseph 20jährig ein Verhältnis mit Helene Baltazzi gehabt haben kann!

Ein weiteres Indiz ist, dass Helene von Konstantinopel verheiratet (!) nach Wien kam und Albin Ritter von Vetsera beim Kaiser um ihre Hand anhalten musste. Der Diplomat sah die Schöne 16jährige und war sofort fasziniert von ihr. Ihre Familie war unermesslich reich, aber nicht adelig und so musste Ritter von Vetsera beim Kaiser um ein Heiratsgesuch bitten. Dies wurde ihm gewäht und so konnte der um 20 Jahre ältere Albin die junge Frau ehelichen.

Bereits 1865 kam der erste Sohn Ladislaus in Paris zur Welt, danach 1868 Tochter Johanna in Konstantinopel und erst 1871 Marie Alexandrine „Mary“ in Wien. Also erst in den frühen 70er Jahren waren die „von Vetsera“ in Wien mit 2 Kindern eingetroffen, 2 weitere wurden in Wien geboren.

Wann also das angebliche Techtelmechtel stattgefunden haben soll, kann ich nicht sagen, da ich in keiner Literatur irgendeinen Hinweis und/oder Nachweis finden konnte.

Es sind immer nur vage Vermutungen und ein/e Historiker/in hat vom anderen abgeschrieben, ohne Daten und Fakten und zu nennen.

Es kann natürlich gut sein, dass sich die beiden in den frühen 70er Jahren irgendwann einmal „begnegneten“, denn Helene hatte in Wien nur ein einziges Ziel: sie wollte bei Hofe angenommen werden.

Sie war unermesslich reich, schön, nur ihr war furchtbar langweilig, da der Wiener Hof von ihr keine Notiz nahm. 1870 wurde ihr Mann in den Freiherrenstand befördert, somit durfte sie sich „Freifrau von Vetsera“ nennen.

Die Mär also, dass Kaiser Franz Joseph Helene als Baltazzi kennengelernt hat, habe ich nun einwandfrei widerlegt.

Nichtsdestotrotz ist es trotzdem makaber, dass Helene von Vetsera mit dem blutjungen Kronprinz Rudolf „verkehrte“.

Kaiser Franz Joseph tobte, als er dies hörte und verbot diese Beziehung sofort.

Da es später zu heimlichen Treffen mit der Tochter Mary kam, konnte Franz Joseph nicht rechtzeitig einschreiten.

Böse Zungen behaupten ja, dass Mary Vetsera (*19.3.1871, †30.1.1889) sich mit Kronprinz Rudolf deshalb das Leben nahm, da sie seine Tochter gewesen sei.

Doch auch hier sei erwähnt, dass Kronprinz Rudolf 14 Jahre gewesen sein müsste, um besagte Affäre gehabt zu haben. Die tatsächliche Affäre mit Helene Baltazzi soll stattgefunden haben, als er 18 Jahre alt war. Also geht sich die Vaterschaft natürlich nicht aus. Aber das sei nur nebenbei erwähnt. Es geht um hier jetzt ausschließlich um Kaiser Franz Joseph.

Brautschau und Hochzeit

Sophie suchte weiterhin fieberhaft nach einer neuen und geeigneten Kanditatin, die sie in Dresden zu finden glaubte.

Foto: Wikimedia/Commons
Sidonie Prinzess von Sachsen
Maria Sidonie Ludovica Prinzessin von Sachsen 
(*16.8.1834, †1.3.1862) 
sollte nun die Braut und zukünftige Kaiserin von Österreich werden. 

Sie hatte wahres Pech mit ihren Verehrern, die beinahe alle aus falscher Zugehörigkeit der Religion oder politischen Machtspielen, abgelehnt wurden.

Auch Kaiser Franz Joseph wollte Sidonie nicht zur Frau. 
Der banale Grund: sie gefiel ihm nicht. 

Das Schicksal meinte es nicht gut mit ihr. Sidonie starb 27jährig unverheiratet an Typhus.

Sophie sah sich schlussendlich in ihrer eigenen Verwandtschaft nach jungen heiratsfähigen Mädchen um. 
  • Meinen Bericht zur Verlobung könnt ihr hier lesen.
  • meinen Bericht zur Hochzeit könnt ihr hier lesen.
  • meinen Bericht zum Hochzeitskleid könnt ihr könnt hier lesen.
  • meinen Bericht wie Kaiserin Elisabeth als Mutter war könnt hier lesen.

Foto: ÖNB
Kaiserin Elisabeth und Kaiser Franz Joseph
Hochzeitsbild

Da es hier nur um Franz Joseph und seine Affäre bzw. um seine Frauen geht, habe ich die Ehe und die Probleme darin gesondert aufgearbeitet.
Meinen Bericht zur ambivalenten Ehe könnt ihr hier nachlesen.

Affären ab 1859

Foto: dorotheum.com
Kaiserin Elisabeth

Was genau der Auslöser 1859 für die sehr überstürzte Abfahrt von Kaiserin Elisabeth nach Madeira war, ist bis heute ungeklärt.

Viele Gerüchte und Legenden ranken sich um diesen plötzlichen Aufbruch.

Einige Historiker/innen schreiben, es sei eine Lungenkrankheit gewesen - was aber nicht erklären würde, warum Elisabeth auf der Überfahrt schon ziemlich munter wirkte -, die anderen behaupten, die Krankheit hätte etwas mit einer Geschlechtskrankheit zu tun, da Kaiser Franz Joseph weiterhin fremd ging und keine Rücksicht auf seine zartbesaitete junge Frau nahm. 

Auch mit ihr selbst soll er nicht zimperlich umgesprungen sein.

Was auch immer der Grund war, ab diesem Zeitpunkt wurde Elisabeth „erwachsen“ und entzog sich ihrem Mann immer mehr, so dass ab nun immmer mehr neue „Bekanntschaften“ seinen Weg kreuzten.

Wahrheit oder Lüge

1863 traf Kaiser Franz Joseph zum ersten Mal, auf Theresia „Reserl“ Pointinger (*8.4.1846, 1928).  Was folgte, war eine fast 10jährige Liaison, aus der angeblich 4 Kinder entstammen sollen.

Foto: Hubert Pointinger
Theresia Pointinger

Kaiser Franz Joseph weilte in Mondsee mit seinem Freund Otto Fürst von Wrede (*8.1.1797, †10.10.1871), um zu jagen.

Der elterliche Hof auf dem Theresia lebte, war seit langem schon ein beliebter Gutshof für adelige Gäste.

So war es nicht verwunderlich, dass er 1863 am Grauwitzgut auf die damals noch 17jährige aufmerksam wurde. Franz Joseph war damals ein Mann von stolzen 33 Jahren.

Bei einem dieser Anlässe (Anmerkung Petra: nach der Jagd Besuch bei der Gutsfamilie) wird Franz Joseph auf die mittlerweile 17jährige Reserl aufmerksam. Ihre Weiblichkeit ist sehr gut entwickelt, und während sie in ihrem „Dirndl“ mit dem engen Mieder die Gäste bedient, erliegt Franz Joseph ihren Reizen und ihrer Anmut, wie uns der weitere Verlauf der Gesichte noch eindringlich zeigen wird. Tatsächlich wird Franz Joseph nie mehr seine Augen von Reserl lassen, werden die folgenden Begegnungen auf dem Gut Reserls unbändige Liebe für ihren Franz Joseph erwachen lassen.“ (6)

Doch erst im Juli 1869 kam es zur schicksalhaften „Liaison“.

Als er dann tatsächlich im Juli 1869 auf der einsamen Eisenauer-Alm (im Sommer arbeitete sie auf der elterlichen Alm als Sennerin) erschien, erkannte sie ihn zunächst nicht.

Der Text, der von Rosamunde Pilcher stammen könnte, lautet wie folgt:

Foto: Stadtmuseum Bad Ischl
der junge Kaiser als Jäger

„Voll Zufriedenheit über das getane Tagwerk hat Reserl vor der Hütte Platz genommen, um sich in aller Stille und voller Dankkbarkeit dem Schöpfer gegenüber vom sinkenden Tag zu verabschieden.
Doch nur Minuten später verändert eine folgenschwere Begegnung das Leben des jungen Mädchens für immer, als ein Mann in der Bekleidung eines Jägers Reserls Aufmerksamkeit auf sich zieht. Dieser unterscheidet sich äußerlich kaum von anderen Jägersleuten, außer dass er einen graußen Filzhut, eine graue Lodenjoppe und graue Wadenstrümpfe trägt. Aber als er sich Reserls Hütte nähert, „fällt es ihr wie Schuppen von den Augen“, denn durch seinen eigentümlichen, federnden Gang hat sie ihn trotz Dämmerung als Franz Joseph, den Kaiser von Österreich, erkannt. …
Seit dem letzten Treffen auf dem elterlichen Grauwitzgut haben sich beider Herzen füreinander leidenschaftlich entzündet. Jetzt scheint die Erfüllung von Reserls Sehnsüchten und Träumen nahe.“
(6a)

Reserl war nun keine 17 mehr, jedoch eine 23jährige Jungfer. Unser Kaiser war ein vollreifer Mann von 39 Jahren.

Aber er hatte immer schon ein faible für junge Frauen und je älter er wurde, desto jünger wurden seine Gespielinnen, zumindest bis Kaiserin Elisabeth ihm die Schratt zuwies.

Ob sie dies alles ahnte? Ich weiß es nicht. Die Briefe von Franz Joseph wurden alle angeblich verbrannt, es gibt keine Korrespondenz zum Nachlesen, das größte Archiv ist bis heute noch immer nicht zugänglich und ist somit unerforscht. 

Und welche Frau ahnt im Grunde nicht, wenn der eigene Mann ständig fremd geht? Aber all das, ist nur eine Vermutung meinerseits (bis auf das Archiv; das ist wirklich Tatsache).

Aber weiter gehts mit Reserl und Franz Joseph:

Als sie sich von dem Schock erholte, bat sie ihn in die spärlich eingerichtete Hütte. Der Jägersmann, der tatsächlich Kaiser Franz Joseph war, setzte sich artig neben sie und legte seine Hand in ihre:

„Wie in Trance legt Reserl ihre zierliche Hand in die Hand des Kaisers, und als sie kurz darauf die warmen Lippen Franz Josephs auf ihrer Haut und ihren geöffneten Lippen spürt, ist ihre Leidenschaft, die sie jahrelang nur für ihn zurückgehalten hat, voll entbrannt.“ (6b)

Ein zärtlicher und gefühlsbetonter Liebhaber soll er gewesen sein, der Franzl. Meint zumindest Theresia Pointinger, bzw. ihr Biograph Hubert Pointinger; denn Aufzeichnungen von Theresia gibt es keine.

Das Ganze ist eine Nacherzählung, einer Nacherzählung, einer Nacherzählung.

Anna Nahowski sah das ganz anders. Aber ich greife etwas vor.

4 Kinder sollen der Affäre entsprungen sein:

Foto: Hubert Pointinger
Anton Pointinger
Foto: Hubert Pointinger
Franziska Pointinger
Foto: Hubert Pointinger
Matthias Pointinger
Foto: Hubert Pointinger
Wilhelmine Buchwald

  1. Anton Pointinger (*6.4.1870,unbekannt)
  2. Franziska Pointinger (*1871,unbekannt)
  3. Matthias Pointinger (*5.12.1872,27.11.1941)
  4. Wilhelmine Buchwald (*28.5.1877, unbekannt)

Reserl wurde drei mal schwanger und trug diese Kinder aus. In einer Zeit, am Dorf lebend und unverheiratet, muss das die Hölle für eine junge Frau gewesen sein.

Theresia hatte viel Glück und brachte alle ihre Kinder durch.

Anton, ihr Bruder wollte immer wieder wissen, wer der Vater der Kinder sei, doch sie schwieg eisern. Er suchte mit Hochtouren einen Ehemann für sie, wusste aber, dass eine Frau mit drei unehelichen Kindern kaum an den Mann zu bringen sei.

Die Kinder durften nicht bei ihr aufwachsen und so nahm sich ihre Schwester Franziska der unehlichen Kinder an und Theresia besuchte sie so oft sie konnte. Oft auch spät abends. Dafür musste sie oft Kilometer weit gehen; oft durch Tiefschneemassen. Die Strapazen müssen unvorstellbar gewesen ein. Nach einigen Monaten erkannten sie die Kinder nicht mehr und sie nahm dies voller Eifersucht und Tränen zur Kenntnis.

Die „kaiserlichen“ Kinder, kannten weder ihren Vater und erkannten nun auch auch ihre Mutter nicht mehr.

Franziska war ihnen allerdings eine gute Ziehmutter.

Als sich Kaiser Franz Joseph im darauffolgenden Jahr nicht blicken ließ, litt Reserl Höllenqualen.

Sie verliebte sich in weiterer Folge in den verheirateten Privatjäger Wilhelm Buchwald der Familie Graf Paar, welche im Salzkammergut ebenfalls ein Jagdgut besaßen.

Buchwald galt als Windhund und nahm sich vor Reserl zu erobern, was ihm beinahe auch gelang, als diese dann doch das schlechte Gewissen, wegen der Ehefrau von Willi packte und sie sich doch nicht hingab. Doch in dieser Nacht gab es ein Geständnis der anderen Art:

„Nur schwer gelingt es ihr, die Enttäuschung vor dem verheirateten Mann zu verbergen, nun hat sie sich anscheinend schon wieder in den Falschen verliebt. Nach Minuten beiderseitigen Schweigens holt Reserl, völlig unerwartet für Willi, zu ihrem „verletztenden“ Gegenschlag auf. Die Wunden, die ihr Franz Joseph in diesem Jahr seiner Abwesenheit (Anmerkung Petra: Weltausstellung in Wien; Kaiser Franz Joseph und Kaiserin Elisabeth kamen nicht ins Salzkammergut), wie wie neu „augerissen“ und in ihrem Schmerz ist Reserl nun zum Äußersten bereit. Voller Überschwang, ja beinahe schwämerisch erzählt sie Willi von ihrer mehrjährigen noch bestehenden Liebschaft mit „einem hohen adeligen Jagdherrn“ Doch damit noch nicht genug. Das erste Mal in ihrem Leben auchvon ihren drei Kindern Anton, Franziska und Matthias, die als „Kinder der Liebe“ dieser Liaison entsprungen sind.“ (6c)

Doch Willi Buchwald wusste schon längst Bescheid. Als Waldhüter und Förster und Jäger war er es gewohnt auf die Pirsch zu gehen, um Wilderern das Handwerk zu legen. Dabei bleiben den Mitarbeitern ungewöhnliche Leute die durch den Wald streifen nicht verborgen. Im Buch von Hubert Pointinger liest sich das so:

„So verwundert es nicht, dass auch die Gänge des Kaisers, des Lieberhabers in der Verkleidung des Weidmanns, nicht unentdeckt geblieben sind. Mancher yoyeuristische Jäger mag sogar an der hölzernen Außenwand in tiefster Nacht dem Liebesspiel des Kaisers gelauscht haben, trotzdem dringt in dieser Zeit nie ein Wort über die außerehelichen Neigungen des Kaisers an die Öffentlichkeit – zu schwer wiegt die Angst vor einer Verurteilung wegen „Majestätsbeleidigung“ mit nachfolgendem Arrest. Wie bei der „stillen Post“ werden die amüsanten Beobachtungen in Jägerkreisen aber von einem zum Nächsten weitergegeben, „hinter vorgehaltener Hand“ und in der ständigen Wachsamkeit, kein Wort davon an falsche Ohren dringen zu lassen.“ (6d)

Doch Frau Buchwald war schwer krank und diesmal meinte es das Schicksal etwas besser, diese starb alsbaldig. Einen Monat nach deren Tod hielt Willi Buchwald um die Hand von Reserl Pointinger an.

Grund für die Heirat war, um Reserl

vor weiteren unmoralischen Zugriffen Franz Joseph schützen kann, ist dieser doch als Kaiser und „Hoher Katholik“ zur Einhaltung des Ehegebots verpflichtet. (6e)

Um das Ganze abzukürzen: Es wurde geheiratet und Reserl brachte weitere eheliche Kinder zur Welt, wobei eine Tochter ein Monat nach der Geburt starb. Sie blieb Sennerin und es kam wie es kommen musste, Kaiser Franz Joseph trat wieder in ihr Leben und Reserl ließ ihn wieder in ihr selbiges. Obwohl alles diskret und heimlich ablief, war Willi eifersüchtig und ahnte Zeit seines Lebens, dass die letzte Tochter „Wilhelmine“ nicht die Seine war. Um Reserl endgültig aus den Fängen von Kaiser Franz Joseph zu befreien, zog die Familie nach Bayern.

Das ganze ist so schwülstig erzählt, dass man glauben möchte, man liest einen schlechten Bauernroman. "Kaiser Franz Joseph und Reserl waren Zeit ihres Lebens in Gedanken verbunden" und obwohl er bereits mit Anna Nahowski beisammen war und diese Reserl ähnelte, konnte er seine Reserl nicht vergessen.  
Foto: Hubert Pointinger
Hubert Pointinger

Die Geschichte wurde übrigens von der Tochter Theresia von Matthias erzählt, welche Ordensschwester wurde. Diese wurde so „streng erzogen, da das blaue Blut ihres Vaters, von seinem „Erlauchten Erzeuger“ übertragen wurde. Bauerstochter Theresia musste ihren Bauersvater „Siezen“, denn immerhin floß adeliges Blut durch seine Adern. Bei nicht gehorchen, gabs ordentliche Züchtigung. Ja, man schüttelt wirklich nur noch den Kopf.

Hubert Pointinger (*25.4.1961), der Verfasser von "Die Salzprinzessin" ist der Ur-Enkel von Matthias Pointinger, der als einziger dieser Kinder überhaupt eine Familie gründete.

Als das Buch herauskam, haben Georg Markus und Hugo Portisch (*19.2.1927,1.4.2021), zwei anerkannte Schriftsteller und Historiker Hubert Pointinger vorgeschlagen, eine DNA Analyse machen zu lassen.

Georg Hohenberg, der Urgroßneffe von Erzherzog Franz Ferdinand, aus der Linie von Maximilian Hohenberg hat sich für die DNA Analyse zur Verfügung gestellt.
(Die Geschichte zu Erzherzog Franz Ferdinand und was aus seinen Kindern wurde kann hier nachgelesen werden.)

Dr. Christa Nussbaumer „Allgemein beeidete und gerichtlich zertifizierte Sachverständige der forensischen Molekularbiologie“ stellte fest, dass

Georg Hohenberg und Hubert Pointinger nicht verwandt sind.

Ob also die drei anderen Kinder (also Anton, Franziska und Wilhelmine) von Kaiser Franz Joseph abstammen, ist sehr fraglich. Generell ist die Frage: Was ist an dieser Geschichte wahr?

Herr Pointinger jedoch hält eisern an seiner Version fest und betitelt sich selbst als Ur-Ur-Enkel des Kaisers.

Ein paar Sachen ließen mich im Buch stutzig werden: zum einen schrieb Herr Pointinger immer „Sissi.
Als angeblicher Ur-Ur-Enkel der Kaiserin müsste er wissen, dass sie sich niemals mit Doppel-s schrieb.

In der Literaturliste findet man das Buch von Gabriele Praschl-Bichler „Sie haben’s gut, Sie können ins Kaffeehaus gehen.“
Reserl findet man darin nicht – was schon einmal sehr eigenartig ist. Lediglich folgenden Satz, weit nach Anna Nahowksi und sonstigen Liebschaften

„In einem kaiserlichen Jagdrevier lebte ein Mann, der behauptete, ein Sohn des Kaisers zu sein. Seine ledige Mutter war Sennerin, der Kaiser hätte sie anläßlich einer Jagd auf der Alm kennengelernt.“ (6f)

Man mag jetzt darüber denken was man will, aber aussagekräftig ist das nicht, wenn man bedenkt, dass Gabriele Praschl-Bichler ansonsten immer gerne Namen nennt und das Ganze ausschmückt.
Weiters geht es in dem Buch von Frau Praschl-Bichler auch um die Jägerkleidung des Kaisers, um die Weltausstellung 1873 usw.
Ein Schelm wer böses denkt….

Die beiden Historiker/in Michaela und Karl Vocelka schreiben zu dem Thema in ihrem Buch „Franz Joseph Kaiser von Österreich und König von Ungarn 1830 – 1916“ folgendes:

„Daneben gibt es viele Legenden und Gerüchte. (Anmerkung Petra: Kapitel Seitensprünge im Buch) So wird Franz Joseph etwa in einer Publikation eines angeblichen Nachkommen einer solchen Affäre eine Beziehung mit einer Bauerntochter Theresia (Reserl) Pointinger vom Gauwitzhof am Fuß des Schafbergs zugeschrieben, die auf der zum Hof gehörigen Alm Eisenau arbeitete.
Die Almhütte soll der anfangs 23-Jährigen und Franz Joseph 1869 als Liebesnest für ihr fast zehn Jahre dauerndes Verhältnis gedient haben, aus dem – wie behauptet wird – vier Kinder ….. (Anmerkung Petra: Aufzählung der Kinder mit Geburtsdaten) hervorgingen. Von Matthias stammt der Autor des Buches ab, das ausschließlich auf mündlichen Überlieferungen und nicht näher angegebenen Quellen in Pfarrarchiven beruht. Da keine faktischen Beweise vorliegen, ist diese Geschichte mit äußerster Vorsicht zu betrachten und erscheint eher fraglich.“ (6g)

Affären ab 1870

1870/1 soll es

Katharina Abel
(*22.2.1856, †6.3.1904)

gewesen sein, die dem Kaiser im Ballett ins Auge stach.

Foto: theatermuseum.at
Katharina Abel

Wie lange die Affäre dauerte, konnte ich auch nach intensiven Recherchen nicht eruieren.

Am 17.1.1876 gebar Katharina eine Tochter namens Maria. Den Vater hielt sie Zeit ihres Lebens strikt geheim. 

Mit den „Gaben“ des Kaisers konnte sie sich ein Haus in Wien Wieden leisten.

1890 ehelichte sie den um 10 Jahre jüngeren, mittel- und arbeitslosen Adeligen Georg Graf Orssich von Slatevich.

Katharina beendete 1892 ihre Karriere, nach dem sie sich bei einem Unfall während der Aufführung von „Giselle“ schwer verletzte.

Autorin Praschl-Bichler berichtete, Abel sei dem Kaiser noch vor der Hochzeit begegnet und habe ihm vom Liebeskummer mit Gräfin Ugarte geheilt. (8)

Dies kann ich einwandfrei widerlegen.

Katharina Abel wurde erst lange nach der Affäre mit Gräfin Ugarte geboren (*1856). Sie wurde ab 1868 am Kärntnertortheater engagiert und war ab 1870/1 Mitglied der Hofoper. Von 1880 – 1892 war sie unter Direktor Carl Teile eine der beliebtesten Tänzerinnen. 

Sie kann also in den 1850er Jahren genauso wenig die Geliebte von Kaiser Franz Joseph gewesen, wie Helene Baltazzi, welches ich weiter oben erklärt und ausgeführt habe.  

Ebenso im Jahr 1870 war es Rosa Moskowitz die Franz Josephs Herz erreichte. Sie war Weißnäherin in der Wiener Hofburg. 3 Jahre soll die Affäre gedauert haben, als sie sich „plötzlich“ ins Privatleben zurückzog.

Hier geht die Literatur auseinander:

Katrin Unterreiner schrieb in ihrem Buch „Kaiser Franz Joseph 1830 – 1916“ Mythos und Wahrheit, Christian Brandstätter Verlag, 1. Auflage 2006

„Vor Katharina Schratt hatte Franz Joseph einige Geliebte, dazu zählte in den 1870er Jahren die Weißnäherin in der Wäschekammer der Hofburg, die sich nach drei Jahren Hofdienst ins Privatleben zurückzog. Sie erhielt von da an eine vom Hof auf Lebenszeit ausbezahlte Rente von dreihundert Gulden und heiratete später den Grafen Andreas Zichy.“ (8a)

Bei Gabriele Praschl-Bichler liest sich die Geschichte nämlich folgendermaßen:

„In der Wäschekammer der Hofburg war in den Jahren 1870 bis 1873 ein gewisses Fräulein Rosa Moskowitz als Weißnäherin beschäftigt, das ebenfalls eine Zeit lang in der Gunst des Kaisers gestanden hatte. Nach drei Jahren Dienstes in der Hofburg war es ihr plötzlich möglich geworden, sich ins Privatleben zurückzuziehen. Sie erhielt von da ab eine vom Hofärar auf Lebenszeit ausbezahlte Rente von dreihundert Gulden. Ihre Tochter Bobarle Margarete Braun, soll ein Kind Kaiser Franz Josephs gewesen sein. Immerhin konnte sie als Erwachsene den Grafen Andreas Zichy ehelichen, von dem sie sich aber bald wieder scheiden ließ. Nach erfolgter Trennung ging sie nach Paris erhielt bis zum Jahr 1918 eine Rente von der österreichischen Botschaft ausbezahlt. Später heiratete sie einen Amerikaner namens Miles und nach dessen Tod einen Herrn Rogers. Miles war US-Repräsentant der Internationalen Handelskammer in Basel gewesen“. (8c)

Nun meine Fragen:

  1. Wer von beiden Historikerinnen hat nun Recht mit der Heirat von Graf Zichy?
  2. Was ist Bobarle für ein eigenartiger Vorname?
  3. Wieso hieß Bobarle Margarete mit Nachnamen Braun, wenn Moskowitz der Nachname der Mutter war?
  4. Rosa Moskowitz klingt in meinen Ohren jüdisch. Hätte sich Kaiser Franz Joseph tatsächlich auf eine Affäre mit einer Jüdin eingelassen?
  5. Kann Andreas Zichy auch Andras Zichy gewesen sein? Die Dynastie Zichy war (ist) ursprünglich ungarischer Adel.

Immer wieder taucht Rosa in der Literatur auf, aber ohne Hinweis auf ein weiteres Verzeichnis oder Beweise. Meist sind es 1-2 Sätze wie: „Rosa Moskowitz, Weißnäherin aus der Hofburg Wien, hatte es dem Kaiser in den 1870er Jahren angetan. Angeblich entstand daraus eine uneheliche Tochter.“ Mehr ist nie zu lesen.

Mir liegen im übrigen beide Ausgaben von G. Praschl-Bichler vor. Die 1. Auflage aus 1996 und die 3. Auflage von 2005. Beide erschienen im Amalthea Verlag.

Eine 14jährige Affäre

Foto: Wikimedia/Commons
Anna Nahowski, 22jährig

Viel detaillierter und aufschlussreicher ist hier die Beziehung zu

Anna Nahowski
(*19.6.1860, †23.3.1931)

die durch ein veröffentlichtes Tagebuch ihre Beziehung notiert hatte.

Anna soll das einzige Kind, dass jemals „öffentlich als geheime Tochter von Kaiser Franz Joseph anerkannt worden ist“, geboren haben:
Helene Nahowksi, verheiratete Berg. Aber beginnen wir von vorne:

Es war der 8.5.1875, als um 6.00 Uhr morgens Anna, damals gerade einmal 15 (!) Jahre alt und mit einem „Haderlump“ verheiratet (!), im Park vom Schloss Schönbrunn ein stattlicher „Offizier“ begegnete, der ihr auffallend auf die Oberweite starrte und sie musterte.

Selbst beim Auseinandergehen, drehte sich der hübsche Offizier um: Kaiser Franz Joseph war zu diesem Zeitpunkt bereits ein Mann von imposanten 45 (!) Jahren!

Ihr Dienstmädchen Lini teilte Anna mit, dass es sich nicht um einen „Offizier“ per se, sondern um den Kaiser persönlich handelte. Sie errötete und da sie in ihrer Ehe unglücklich war, suchte sie ab sofort täglich beim frühen Spaziergang den Kaiser – und fand ihn auch.

Am 24.6.1875 notierte sie in ihr Tagebuch:

„Ich saß auf einer Steinbank mit Lini im Wald, der Kaiser kam des Weges u. setzte sich auf die nächste Bank. Nach einigen Minuten stand Er auf u. kam auf mich zu. Mein Herz schlug hörbar. Er blieb vor mir stehen, salutierte u. sagte: „Sie gehen aber fleißig spazieren.“ Ich stand von der Bank auf während Röthe mein Gesicht überflog. Ja Majestät, es ist so schön, sagte ich in meiner Verwirrung. „Sie wohnen gewiß am Land, hier in der Nähe?“ frug Er weiter.
Nein, in Wien, sagte ich. „Was? so weit frug Er, da müssen Sie ja schrecklich früh aufstehen? Um 4 das bin ich schon gewöhnt, ich gehe immer sehr früh spazieren. Wo wohnen Sie? frage Er. Am Neubau, meine Antwort. Sie werden alle Tage hier sein? Ja täglich wenn es schön ist. Er nickte mit dem Kopf, salutierte u. ging. Nun hab ich seine blauen Augen genug gesehen u. sie gefallen mir! Wie dumm ich doch bin, sollte ich in Ihm verliebt sein, nein, es eben der Kaiser der mir gefällt. Es schmeichelt mir, daß ich Ihm gefalle.“ (9)

Am 26.6.1875 kam es zum ersten Kuss. Kitschiger hätte es nicht sein können: im Regen.

Auch die darauffolgenden Tage kam Anna nach Schloss Schönbrunn Park um mit dem 45jährigen Kaiser „zu knutschen“.

Wie ein Wahnsinniger soll der Kaiser gewesen sein; oft durchnässt, da es schüttete, und immer allein. Die Begegnungen wurden immer intensiver, sogar das Kleid machte er ihr einmal auf, um sie „näher betrachten zu können“ und reagierte beleidigt, weil Anna nicht weitergehen wollte.

Inmitten der Abgeschiedenheit des Tiroler Parks (Anmerkung Petra: ein Abschnitt im Schloss Schönbrunn Park) während ihr Dienstmädchen die Wege bewachte. Anna quälten die Gewissensbisse, dennoch war sie verliebt.

3 Jahre dauerte es, bis es zum ersten Akt kam.

Es flossen die ersten Gelder, sie ordnete ihre Verhältnisse und im Jahre 1879 zog sie in die Nähe von Schloss Schönbrunn, damit der Kaiser sie nun täglich besuchen konnte. Sie lässt sich von ihrem ersten Ehemann scheiden und heiratete Franz Nahowski.

Sie solle kein Mieder anhaben, wenn er komme und am besten „bereit im Bett liegen“ so die Aufforderung.
Anna haderte im Tagebuch mit sich selbst, machte aber dann doch alles so, wie „Er“ es wollte.

Bereit im Bett zu liegen, mochte er besonders gern. Diese Aufforderung schrieb er auch an seine „Engels-Sisi“, wenn sie sich wochenlang nicht gesehen hatten.

„…so bitte ich Dich recht schön, lieber Engel, mich so lange es geht, im Bett zu erwarten, denn das ist doch das schönste Wiedersehen nach so langer Zeit.“ (10)

Foto: absw.at
Alban und Helene Berg

Anna bekam vier Kinder. Tochter Carola war bereits vom ersten Ehemann.

Die drei weiteren Kinder wurden ehelich geboren und hießen

  • Anna (*20.1.1883, †unbekannt)
  • Helene (*29.7.1885, †30.8.1976)
  • Franz Joseph (*10.12.1889,†1942)

Tochter Anna  dürfte tatsächlich eine „richtige“ Nahowski gewesen sein; allerdings waren auch hier Gerüchte im Umlauf.

Anna selbst schrieb in ihrem Tagebuch, dass „sie dasselbe Gesicht wie der Nahowski“ hat. (9a)

Diesesmal räume ich das Feld von hinten auf und beginne mit Sohn Franz Joseph, da er eine Zeit lang das größte Geheimnis für die Historiker/innen war.

Es gab unfassbar viele Gerüchte über Sohn Franz Joseph und folgendes konnte ich in der Literatur zusammentragen:

Er kam am 10.12.1889 zur Welt.

Kaiser Franz Joseph brach nach dem Selbstmord seines Sohnes Kronprinz Rudolf (†30.1.1889) die Affäre ab.

Was Anna zu dem Zeitpunkt aber (noch) nicht wusste, war, dass er sie gegen Katharina Schratt eingetauscht hatte.

Foto: PressReader, Kurier
Anna Nahowski (stehend) mit ihren „Kaiserkindern“: Helene (sitzend) und Franz Joseph (sitzend, dahinter)

Der Selbstmord des Kronprinzen war im Jänner, die Geburt von Franz Joseph war im Dezember. Selbst mir als Nicht-Mutter leuchtet ein, dass hier der Kaiser nicht der Vater sein kann.

Dennoch wurde dies immer wieder behauptet.

Obwohl nicht feststellbar ist, warum dies behauptet wird/wurde, hatte dies zwei Begründungen mit sich getragen:

Zum einen die Namensgebung des Kindes: Franz Joseph
Zum anderen behauptete Zeit seines Lebens das Kind selbst der Sohn des Kaisers zu sein und wurde sogar deswegen Irrsinnig.

Gegen ein Indiz wurde immer wieder widersprochen: Nahowski selbst hieß mit dem Vornamen Franz und so könnte der Bub eben „Franz“ getauft worden sein und „Josef“ als Huldigung an den Kaiser, was in diesen Jahrzehnten sehr häufig vorkam.

Franz Joseph war ein sehr begabter Maler, aber leider schon von jeher von labiler Gesundheit. Schon früh musste er immer wieder in psychiatrische Einrichtungen.

Zum 100. Geburtstag (18.8.1930) von Kaiser Franz Joseph schnitt er sich in der Kapuzinergruft mit einem Rasiermesser den kleinen Finger ab. Er deponierte diesen „als Sühne“ auf den Sarkophag des Kaisers.

Er kam mit der Diagnose „Schizophrenie“ in die Irrenanstalt Steinhof, welche er für sehr lange Zeit nicht mehr verließ.

Nach seiner Entlassung zog er sich in das steirische Landhaus von Helene Berg zurück, wo er schließlich 1942 in ihren Armen starb.

Behaltet Franz Joseph trotzdem noch im Gedächtnis; ich komme noch einmal auf ihn zurück.

Wenden wir uns also jetzt Tochter Helene zu.

Foto: mugi.hfmt-hamburg.de
Helene Berg

Helene Berg wurde am 29.7.1885 in Wien geboren.

1906 lernte sie Alban Berg (*9.2.1885, †24.12.1935) kennen. Gegen den Willen ihres „Vaters“ F. Nahowski heirateten die beiden schließlich 1911.

Sie galt in der High Society und im Wiener Adel als die Tochter von Kaiser Franz Joseph, obwohl sie offiziell ehelich geboren wurde.

Anna Nahowski hatte Zeit ihres Lebens niemals öffentlich über ihre Affäre gesprochen.
Auch das Tagebuch war fest verschlossen und wurde erst nach dem Tod von Helene Berg (†30.8.1976) gefunden und geöffnet.

Und obwohl Anna keinen Ton über die Vaterschaft darin verlauten ließ, galt und gilt Helene bis heute als die einzige wahre uneheliche und in der Gesellschaft anerkannte Tochter von Kaiser Franz Joseph. 

Sowohl Anna Nahowski, als auch Helene mit ihrem Ehemann Alban haben die Gerüchte jemals dementiert oder gar zerstreut.

Foto: Bildarchiv ÖNB
Hans Lebert

Über Tochter Anna (*20.1.1883, †?), konnte ich leider nicht viel in Erfahrung bringen.

Sie heiratete Artur Anton Lebert und gebar einen Sohn namens Johann „Hans“ (*9.1.1919, †20.3.1993).

Hans Lebert wurde ein bekannter Schriftsteller. Diesem ist im Buch „Unter uns gesagt: Begegnungen mit Zeitzeugen“ von Hugo Portisch und Georg Markus ein Kapitel gewidmet.

In diesem Kapitel liest man von 2 Kindern von Kaiser Franz Joseph und Anna Nahowski.

„Eine DNA-Analyse“ wie im Fall Pointinger war hier nicht nötig. Die Indizien und Beweise sprechen für sich.“ (11)

Eine Anna Lebert findet sich auch in der Biografie von Alban Berg wieder, welche an seinem Sterbetag bei ihm war. (12)

Hans Lebert erzählte, dass der Neffe von Alban Berg, Erich Alban Berg ein Tonband besaß.

Auf diesem ist vom 18.2.1973 die Stimme von Helene Berg zu hören. Sie erzählte:

„Dem Franzl hat er eine Uhr geschickt, der Kaiser, da war in Email das Jugendbild vom Kaiser drauf, das lange, schmale Gesicht, wie es auch der Franzl g’habt hat…“ (11b)

Mit „Franzl“ ist hier Sohn Franz Joseph gemeint, also Helene’s Bruder. Also jener Bruder, der sich später den Finger abschnitt und ins Irrenhaus gebracht wurde. Sehr merkwürdig, finden Sie nicht?

Weiter heißt es:

„Später, da waren wir schon erwachsen, sind wir die Maxingstraße hinaufgegangen nach Haus, die Mama in der Mitte, und da ist der Kaiser mit dem Tschako an uns vorbeigefahren – und den hat’s gerissen. Da ist er die ganze Zeit bis zur Gloriettegasse, wo er eingebogen ist, verkehrt gesessen und hat uns nachgeschaut.“ (11c)

Diese – von Helene Berg persönlich beschriebene Szene – findet sich auch im Tagebuch von Anna Nahowski wieder:

„Es war im Jahr 1902 und ich komme mit meinen Kindern Anna u. Helene v. der Stadt u. gehe die Maxingstr. hinauf nachhause. Ein wunderbarar Trapp den ich nur zu gut kannte, lies mich nach rückwärts schauen. Der Kaiser im offenen Wagen allein kam uns nach. Sah mich u. die Kinder freundlich an, u. setzte sich sofort in eine andere Stellung, um den Kopf nach rückwärts gedreht nach uns zu sehen bis Er in der Gloriettegasse einbog.“ (11d)

Ich möchte daran erinnern, dass das Tonband von Helene Berg mit ihrem Neffen Erich im Jahre 1973 aufgenommen wurde. 3 Jahre vor Helene Bergs Tod.

Das Buch über die Affäre von Anna Nahowksi und Kaiser Franz Joseph wurde von Friedrich Saathen im Jahr 1986 veröffentlicht.

Dieses beinhaltet – bis auf ein Vorwort – nur Originalzitate aus dem Tagebuch. Es ist hier also gut möglich, dass Helene, dieselbe Szene sehr lebendig vor Augen hatte, als sie über diese mit ihrem Neffen sprach.

Immerhin war sie zu diesem Zeitpunkt bereits 17 Jahre alt.

So romantisch wie die Geschichte zwischen der 15jährigen Anna und dem 45jährigen Kaiser Franz Joseph begann, so nüchtern und abrupt endete sie.

Kaiserin Elisabeth wusste (angeblich) Zeit ihres Lebens nichts von Anna. Kaiser Franz Joseph achtete stets penibel darauf, wann Kaiserin Elisabeth anwesend war, dass kein Treffen zwischen ihm und Anna stattfand.

War Elisabeth anwesend und ging mit ihm im Schlosspark spazieren und Franz Joseph und Anna begegneten sich "zufällig", wandte der Kaiser stets gelangweilt den Blick von ihr ab.  

Fridrich Freiherr von Mayr, Generaldirector der Ah. (Anmerkung Petra: Allerhöchste) Privat und Familien Fonde bittet um einen gütigen Besuch in seinem Bureau/Hofburg Schweitzerhof/zu einer amtlichen Besprechung. (13)

So lautete die nüchterne Visitenkarte die Anna von ihrem Dienstmädchen erhielt.

Als Anna Freiherr von Mayr tags darauf aufsuchte, wurde ihr ein Schriftstück zum Unterzeichnen vorgelegt. Vorher durfte sie noch jede x-beliebige Summe nennen, die sie wollte.

Die Affäre wurde lapidar beendet.

Anna Nahowski wählte klug: 200.000 fl(*)  – damit hatte sie ausgesorgt. 

(*)fl – Bezeichnung für Gulden = ca. € 2.851.196,00

Das Schreiben, welches sie unterzeichnete lautete:

Ich bestätige hiermit daß ich am heutigen Tag 200.000 fl als Geschenk von Seiner Majestät den Kaiser erhalten habe. Ferner schwöre ich, daß ich über die Begegnung mit Seiner Majestät jederzeit schweigen werde. Anna Nahowski Wien, 14.5.1889 (13a)

14 Jahre einfach aus Franz Josephs und Annas Leben gestrichen.

Dass zu diesem Zeitpunkt Katharina Schratt bereits in Kaiser Franz Josephs Leben getreten war, wusste Anna. Es kränkte sie sehr, zumal Franz Joseph an ihren Fenstern vorbei musste, um zur Schratt zu kommen.

Anna war außer sich, als Katharina eines Tages bei ihr nachfragte, ob sie das Haus verkaufen würde.

Bis zu Franz Josephs Lebensende hoffte Anna auf ein Zeichen oder eine Erklärung.
Sie bekam sie nie.

Anna kam weder über die Affäre, noch über seinen Tod hinweg. Zeit ihres Lebens liebte sie ihn bedingungslos, was ihre Ehe zur Hölle werden ließ.

Franz Nahowski trank im Überfluss und misshandelte seine Frau schwer. Anna litt still vor sich hin. Auch als „Er“ (sie schrieb immer nur „der Kaiser“ oder „Er“ in ihr Tagebuch) längst tot war.

Anna überlebte Kaiser Franz Joseph um 15 Jahre. Sie ruht am selben Friedhof wie Katharina Schratt. Eine Fügung des Schicksals, dass sogar im Tode ihre Erzfeindin in ihrer Nähe ist. 

Die gnädige Frau

Katharina Schratt, Foto: Wikimedia/Commons

Katharina Schratt
(*11.9.1853, †17.4.1940)

war die letzte (zumindest von der die Nachwelt weiß) und die bekannteste Affäre von Kaiser Franz Joseph.

Auch hier war die Frau wieder wesentlich jünger, jedoch kein halbes Kind mehr. Kaiser Franz Joseph war beim Kennenlernen bereits 55 Jahre alt, die Schratt 32.

Bis heute halten sich hartnäckig die Gerüchte, dass er Katharina sogar heimlich geheiratet habe.

Im History Magazin vom Kurier konnte man folgendes lesen:

„Viel Staub wirbelte die Frage auf, ob der Kaiser „die gnädige Frau“, wie sie genannt wurde, miteinander verheiratet waren, zumal das Erzbischöfliche Ordinariat im März 1938 das „Trauungsbuch für Gewissensehen“ (=Geheimehen) vernichtete. Weil die Kirche damals Indiskretionen durch die eben einmarschierenden Nazis befürchten musste, gibt es keinen schriftlichen Beweis für die vielfach vermutete Eheschließung. Sehr wohl aber Aussagen durchaus glaubwürdiger Zeugen, denen die Eintragung vor der Vernichtung des Buches zu Augen kam. Einer, der das bestätigte, war der bekannte Politologe Norbert Leser. Und für den profunden Habsburg-Kenner Adam Wandruszka gab es „aufgrund der Fakten keinen Zweifel, dass Franz Joseph und Katharina Schratt verheiratet waren“. (13b)

Foto: Wikimedia/Commons
Zar Alexander III

Wie schon bei Reserl Pointinger überlasse ich jedem selbst, was er/sie/es glauben möchte.

Die Schratt, wie sie im Wiener Volksmund genannt wurde und Kaiser Franz Joseph lernten sich beim sogenannten „Antrittsbesuch“ beim Kaiser kennen. Hier machte sie aber keinen sonderlichen Eindruck, denn Franz Joseph blieb völlig unbeindruckt von ihr.

Als Burgschauspielerin und prominentestes Mitglied des Hofburgtheaters war sie zu großen Festen Wiens eingeladen, weshalb es nicht verwunderlich war, dass sie am „Ball der Industriellen“ war 1885 erschien.

Hier dürfte sie schon mehr Glanz und Gloria versprüht haben, denn dem Wiener Hof fiel auf, dass sich der Kaiser auffallend lange mit der Burgschauspielerin unterhielt.

Ab sofort war er bei jeder Aufführung, wo die Schratt spielte, zu Gast. Als diese 1885 in Ischl zum Gastspiel eingeladen war, freute dies den Kaiser ganz besonders. Dies blieb Elisabeth nicht verborgen und sie wollte „Die Schratt“ kennenlernen.

Ende August 1885 begegneten sich daher das Kaiserpaar, nach dem Gastspiel, welche noch ihren Freund Zar Alexander III (*26.2.1845, †20.10.1894) bei sich hatten und ihren Sohn Kronprinz Rudolf zum Souper.

Rudolf notierte in sein Tagebuch später, dass dieser Auftritt mehr als merkwürdig war, denn die Schauspieler nach dem Theater zum Souper zu Tisch dabei zu haben, war unüblich.

Doch hier lernte Elisabeth Katharina ungeniert kennen und merkte, dass ihr Mann dem jungen Ding zugetan war. Um sich endlich aus ihrer Ehelast zu befreien, kam ihr die Idee, ihrem einsamen Mann, die Schratt „zuzuführen“.

Foto: mutualart.com
Katharina Schratt
Bild: Heinrich Angeli, 1886

Um der Öffentlichkeit die Chance auf Klatsch und Tratsch zu nehmen, bestellte sie beim Maler Heinrich von Angeli (*8.7.1840, 21.20.1925) ein Bild von Katharina Schratt, um es ihrem Mann zu schenken. Damit galt die Kaiserin und der Kaiser als „befreundetes Paar“ der Schratt.

Gegen Ende der Sitzungen bei Meister Angeli arrangierte Elisabeth ein „zufälliges“ Aneinandertreffen ihres Gatten mit Schratt.


Der perfide Plan gelang und wurde zu einer der meistbeschriebenen Affären des 19. und 20. Jahrhunderts.

Immer gepaart mit der Frage: Haben die beiden oder haben sie nicht?

Kaiserin Elisabeth konnte sich jedoch in ihren Gedichten mit Spott und Hohn nicht zurückhalten.

Sie nannte die Schratt „dicklich“ und spottete in ihren Versen über den verliebten Oberon (Gestalt aus dem Sommernachtstraum, Shakespeare).

Foto und Illustration: Melissa Findley
Fantasiegestalt „Oberon“ nach Shakespeare
Dein dicker Engel kommt ja schon
 Im Sommer mit den Rosen.

Gedulde Dich, mein Oberon! 
 Und mach nicht solche Chosen! 

Sie bringt sich mit ihr Butterfaß, 
 Und läßt sich Butter bereiten, 
 Sie macht mit Cognac die Haare naß
 Und lernt am End noch reiten. 

Sie schnürt den Bauch sich ins Korsett, 
 Daß alle Fugen krachen. 
 Hält sich gerade wie ein Brett
 Und "äfft" noch andre Sachen. 

Im Häuschen der Geranien, 
 Wo alles so fein und glatt, 
 Dünkt sie sich gleich Titanien, 
 Die arme dicke Schratt. (13c)

Dieses Gedicht überlieferte die Nichte Marie Gräfin Larisch-Wallersee (*24.2.1858, †4.7.1940), welche, nach dem Selbstmord vom Kronprinzen nicht mehr in die Nähe ihrer Tante Elisabeth kommen durfte und vom Hof verbannt wurde.

Darauf hin schrieb sie einige Bücher, die Franz Joseph verbieten wollte und von Historiker/innen verpöhnt sind, da so vieles erfunden ist, dass man nicht weiß, was Wahrheit oder Lüge ist.

Laut Kaiserin Elisabeth Expertin und Biografin Brigitte Hamann (*26.7.1940, 4.10.2016) dürfte obiges Gedicht jedoch echt sein, weshalb ich es aufgenommen habe.

Elisabeth selbst schrieb dieses jedoch nicht in ihren (mittlerweile veröffentlichten) Gedichteband. Nachstehendes jedoch schon:

Was Ob'ron treibt, das kümmert nicht Titanien, 
 Ihr Grundsatz ist: Einander nicht genieren. 
 Frist einer Disteln gerne und Kastanien, 
 Sie selber will sie ihm offrieren (13d)

Katharina Schratt stellte sich jedoch als Glücksfall für den Kaiser heraus. Bald schon wurden tägliche Spaziergänge vereinbart und sie folgte ihm auch nach Ischl und an den Wolfgangsee.

In Ischl wurde eine Villa gekauft, die ca. einen 20minütigen Fußmarsch erforderte; aber beide nahmen diesen gerne in Kauf.

Der alternde Kaiser blühte auf.

Er war – wahrscheinlich – das erste Mal in seinem Leben glücklich. Auch wenn die Schratt weitere Affären nebenbei unterhielt, so war sie ihm stets eine loyale Freundin.

Kaiser Franz Joseph dürfte von den Affären geahnt haben, denn in den ca. 900 Briefen die erhalten sind, reagiert er sogar manchmal ziemlich eifersüchtig.

Aus heutiger Sicht konnten der Schratt drei Affären nachgewiesen werden:

  1. Graf Johann (Hans) Wilczek (*7.12.1837, †27.1.1922)
  2. König Ferdinand I von Bulgarien (*26.2.1861, †10.9.1948)
  3. ihr junger Schauspielkollege Viktor Kutschera (*2.5.1863, †20.1.1933)
Foto: Wikimedia/Commons
Hans Graf Wilczek
Foto: Wikimedia/Commons
König Ferdinand I von Bulgarien
Foto: Wikimedia/Commons
Viktor Kutschera

Allerdings kühlte sich das Verhältnis nach dem Tod von Kaiserin Elisabeth merklich ab und 1900/1 gab es gar keinen Kontakt, da sie mit dem Kaiser stritt.

Doch ohne Katharina konnte Kaiser Franz Joseph auch nicht mehr und so fingen die beiden wieder an, sich unzählige Briefe zu schreiben bzw. stundenlang spazieren zu gehen.

„Unter all den Menschen, die sich nach den strengen höflichen Vorschriften bewegten und in vollendeten diplomatischen Formen irgendwelche schwer erkennbaren Ziele verfolgten, unter all den Menschen, vor denen man mehr oder minder auf der Hut sein mußte, auch wenn sie offizielle Berater waren, begegnete dem Kaiser ein Mensch, der so redete, wie ihm der Schnabel gewachsen war, der nichts von ihm wollte, dem gegenüber man sich selbst auch ungezwungen geben durfte, ohne etwas zu vergeben. Welche Labsal für den Vereinsamten! Und dieser Mensch hatte die wunderbare Gabe, fesselnd zu plaudern und den Kaiser mit vielem vertraut zu machen, das ihm auf seiner einsamen Höhe unbekannt geblieben war.“ (14)

Bis heute ist ungeklärt, ob die beiden eine leidenschaftliche Beziehung hatten oder ob das Ganze rein platonisch war.

Nun, ich persönlich denke, dass hier mehr im Spiel war. Denn wer diese Geschichte gelesen hat, wird merken, dass Franz Joseph ein sehr umtriebiger Mann gewesen ist.

Und mit Verlaub: Auch mit 55 Jahren ist ein Mann noch kein altes Eisen.

Beweisen lässt es sich heute natürlich nicht mehr, jedoch gibt es zahlreiche Hinweise aus den Briefen.

„Unendlich glücklich macht mich die Mittheilung, daß Eure Majestät von mir träumten – wie gerne möchte ich in Wirklichkeit während der Nacht am Bette Eurer Majestät sitzen. Gedankenküsse auf Hand und Mund.“ Kaiser Franz Joseph schrieb zurück: „…, daß Sie mir im Bette Audienz erteilen, wie Sie es mir halb und halb versprochen haben.“ (15)

Katrin Unterreiner schreibt in ihrem Buch „Kaiser Franz Joseph 1830 – 1916 Mythos und Wahrheit, Christian Brandstätter Verlag, Amalthea Verlag, 1. Auflage 2015:

„Katharina Schratt wurde zwar nicht im Testament Franz Josephs bedacht. Kürzlich entdeckte Verfügungen des Kaisers, wonach Katharina Schratt 2,5 Millionen Kronen – umgerechnet ca. 11 Millionen Euro – zusätzlich zu ihrer kostbaren Schmucksammlung und einem Ringstraßenpalais erhielt, sprechen jedoch eine deutliche Sprache – und sind bei einer reinen Freundschaft kaum vorstellbar.“ (16b)

Auch ein „Beweis“ sind die Zeilen über die „stille Woche“, wie sie Kaiser Franz Joseph nannte.

Die „stille Woche“ war in diesem Fall die Menstruation die natürlich die junge Schratt noch hatte.

Katharina lag in diesem Fall die ganze Woche in ihrem Bett. Schlecht dürfte es ihr dabei nicht gegangen sein, denn in einem Negligé empfing sie sehr wohl den Kaiser. Franz Joseph schrieb darüber, dass diese Stunden sehr gemütlich und vertraulich waren. 

Die Briefe von der Schratt sind nicht vollständig erhalten, jedoch die Briefe an die Schratt.

Wer sich mit ihnen beschäftigt, wird bemerken, dass sie nach und nach offener werden. Schrieb Kaiser Franz Joseph zu Beginn noch „Meine gnädige Frau“, wird dies zu „Meine liebe gnädige Frau“ und dann zu „Meine liebe Freundin“.

Zeit seines Lebens bleibt er per „Sie“ und unterzeichnete immer mit „Ihr treu ergebener Franz Joseph“.

Foto: Wikimedia/Commons
Kaiser Franz Joseph und Katharina Schratt

Kaiserin Elisabeth gegenüber erwähnte Kaiser Franz Joseph die Schratt in fast jedem Brief.

Sie wurde „die gute Freundin“ genannt und in einem dieser bat Kaiser Franz Joseph Sisi keinen Kurvorschlag an Katharina zu machen, da sie (Anmerkung Petra: Sisi) sowieso schon so mitgenommen aussehe und „die gute Freundin“ sich dazu verleiten ließe, trotzdem mitzumachen.

An Katharina wandte er sich mit der Bitte, die Kaiserin nicht genau anzusehen, da sie verherrend aussehe und er forderte sie auf, das Thema Gesundheit nicht anzuschneiden.

Aus diesen Zeilen entnimmt man, dass Franz Joseph von seiner „Engels-Sisi“ nicht los kam und Katharina dies auch unverblümt mitteilte.

Die Schratt eiferte Kaiserin Elisabeth in allem nach:
Figur, Frisur, Kleidung –
sie konnte sie nicht einmal ansatzweise erreichen.

Elisabeth spottete boshaft:

Sie schnürt den Bauch sich ins Korsett, 
Daß alle Fugen krachen, 
Hält sich gerade wie ein Brett
Und äfft noch andere Sachen 
Im Häuschen der Geranien 
Wo alles so fein und glatt, 
Dünkt sie sich gleich Titanien, 
Die arme dicke Schratt. (17)

Wer sich eingehender mit den Briefen von Franz Joseph an Katharina Schratt beschäftigen möchte, kann dies mit dem Buch von Brigitte Hamann „Meine liebe, gute Freundin! Die Briefe Kaiser Franz Josephs an Katharina Schratt“ machen.

Ich picke mir zum Abschluss für diesen Bericht einen heraus, den ich einfach „mal etwas anders“ fand. Es geht im Prinzip um Nichtigkeiten, zeigt aber einen privaten Kaiser.

„Ischl, den 16. Juli 1891.
Heute, theuereste Freundin, wirklich nur ein paar Zeilen, um Ihnen für Ihren lieben, guten Brief vom 13. innigst zu danken, den ich Vorgestern hier erhielt und zu melden, daß ich, wenn Sie erlauben, Morgen um 9 Uhr Früh hoch, oder vielmehr niedrig zu Roß, denn es ist nur ein Ponny, vor der Felicitas, Einlaß bittend, erscheinen werde. Ich hoffe, daß die Stunde keine zu frühe ist, da ich denke, daß die lieben Jünglinge Ihnen leider nicht lange Zeit zum Ausschlafen lassen werden. Gestern Früh habe ich bereits den neuen Übergang über die Ischl von rückwärts inspicirt und bin bis zum versperrten Thürl vorgedrungen. Über das Pfandl auf der Poststraße zurückkehrend, sah ich das neue gegen Räuber, Mörder und sonstige Zudringliche bestimmte Gitter und die neuen Einfahrtsthore auf der Vorderseite des Hauses. Von den Bewohnern war Niemand zu sehen, nur auf dem offenen Fenster des Bubenzimmers standen Gimpel und Kanari. 
Wie ich mich auf das morgige Wiedersehen freue, können Sie wohl denken und indem ich Ihnen eine recht gute, wo möglich ruhige Nacht wünsche und in Gedanken unzählige Stricherln(*) sende, bleibe ich Ihr treu ergebener 
Franz Joseph“ (18)

(*)Anmerkung Petra: Stricherln sind Busserl und Küsse

Das war es nun mit dem umtriebigen Kaiser und seinen Affären. Was alles wahr ist und wer erfunden ist, das überlasse ich jedem Leser selbst. Ich glaube, dass längst nicht alle „Gspusis“ (Kurzaffären) vom Kaiser historisch nachweisbar und belegt sind. Wer weiß, was sich hinter den verschlossenen Türen und Hecken der Hofburg/Schloss Schönbrunn/Schloss Schönbrunn Park und sonstigen Orten noch so getan hat.

Wenn ich nun die unehelichen Kinder zusammenzähle, käme ich auf die Zahl: 8 bzw. 9, wenn man glaubt dass die Affäre Katharina Abel gefruchtet hätte. 

Eine ungeheure Zahl, die stimmen könnte, wenn irgend etwas davon noch beweisbar wäre.

– Petra –


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Hinweis und Nachwort zum Buch Kaiser Franz Joseph ganz privat „Sie haben’s gut, Sie können ins Kaffeehaus gehen!“ 1996/2005

(*) Gabriele Praschl-Bichler zu Joseph Cachée: Joseph Cachée war Beamter der österreichischen Schlösserverwaltung und Autor des Buches „Hofküche des Kaisers“. Er hat unzähliges Material von den Habsburgern zusammengetragen, starb aber 1987. 1994 übernahm Praschl-Bicher von den Erben Fragmente dieses Materials. Der Autorin fehlten Quellenangaben, Dokumente waren verloren gegangen und Textseiten fehlten. Trotzdem machte sie daraus das Buch „Kaiser Franz Joseph ganz privat „Sie haben’s gut, Sie können ins Kaffeehaus gehen!“ 1


Literatur Hinweise:

1 – S. 46 – 47, 2 – S. 66, 17 – S.282
Friedrich Weissensteiner
Ich sehne mich sehr nach dir – Frauen im Leben Kaiser Franz Josephs
Amalthea, 2. Auflage 2012

3 – S 121, 6g – S. 277
Michaela und Karl Vocelka
Franz Joseph I – Kaiser von Österreich und König von Ungarn 1830 – 1916
C.H.Beck, 1. Auflage 2015

3 – S. 25, 13c – S 511/12, 13d S. 512 
Brigitte Hamann
Elisabeth Kaiserin wider Willen
Amalthea, 11. Auflage, 1992

4 –  S. 36, 4a – S.38, 5a S. 92, 8a – S. 91/2, 8b – S. 110
Katrin Unterreiner
Kaiser Franz Joseph 1830 – 1916 Mythos und Wahrheit
Christian Brandstätter Verlag, 1. Auflage 2006 (nur noch antiquarisch erhältlich) 

5 – S. 162-164, 5c – S. 162, 6f – S. 166, 8c – S. 164/5
Gabriele Praschl-Bichler
Kaiser Franz Josef ganz privat
„Sie haben’s gut, Sie können ins Kaffeehaus gehen!“
Amalthea Verlag, 3. Auflage 2005 (nur noch antiquarisch erhältlich)

5a – S.164, 8 – S. 162
Joseph Cachée, Gabriele Praschl-Bichler
Sie haben’s gut, Sie können ins Kaffeehaus gehen!
Amalthea, 1. Auflage 1994

6 – S. 23/4, 6a – S.30, 6b – S. 31, 6c – S. 86, 6d – S. 86/7, 6e – S.90,
Hubert Pointinger
Die Salzprinzessin: Die geheime Geliebte Kaiser Franz Josephs
Ueberreuter, 1. Auflage, 2007

7 – S. 101/2, 11 – S. 137, 11a – S. 140, 11b – S. 140
Hugo Portisch, Georg Markus
Unter uns gesagt: Begegnungen mit Zeitzeugen
Amalthea, 1. Auflage, 2008

9 – S. 42, 9a – 43, 13 – S. 141, 13a – S. 144, 11c – S. 151, 11d – S. 81
Friedrich Saathen
Anna Nahowski und Kaiser Franz Joseph
Hermann Böhlaus, 1. Auflage, 1986

10 – S. 148
Georg Nostitz-Rieneck
Briefe Kaiser Franz Josephs an Kaiserin Elisabeth 1859 – 1898, Band I
Herold 1966, 1. Auflage (nur noch antiquarisch erhältlich)

12 – S. 217
Wolfgang Gratzer
Zur „wunderlichen Mystik“ Alban Bergs
Boehler Verlag, 1. Auflage, 1998 (nur noch antiquarisch erhältlich)

14 – S. 90
Hermann Mailler
Frau Schratt
Steffel Verlag, 1. Ausgabe, 1947 (nur noch antiquarisch erhältlich)

13b – S. 87, 15 – S 86, 87
History Geschichtsmagazin, Kurier
Kaiser Franz Joseph I – Zum 100. Todestag (nicht mehr erhältlich)

16b – S. 112
Katrin Unterreiner
Kaiser Franz Joseph – Mythos und Wahrheit
Brandstätter Verlag, 1. Ausgabe, 2015 (weiterhin erhältlich)

18 – S. 251
Brigitte Hamann
Meine liebe, gute Freundin! Die Briefe Kaiser Franz Josephs an Katharina Schratt
Ueberreuter Verlag, 1. Ausgabe, 1992 (nur noch antiquarisch erhältlich)