Erzherzogin Maria Anna „Ännchen“

aennchen
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Erzherzogin Maria Anna Karolina Pia
Lithographie Josef Kriehuber, 1837

Kaum jemand weiß, dass Kaiser Franz Joseph eine kleine Schwester hatte. Um sie nicht ganz der Vergessenheit Preis zu geben, erzählen wir hier ihre Geschichte. 

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Erzherzogin Sophie
Bild: Johann Nepomuk Ender
nach Josef Carl Stieler
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Erzherzog Franz Karl

Maria Anna Karolina Pia, von allen nur liebevoll „Ännchen“ genannt, wurde am 27.10.1835 in der Wiener Hofburg geboren.

Wäre die kleine Erzherzogin Maria Anna, in Geschichtsbüchern auch Maria Anna Pia, Anna Pia, Anna, oder manchmal auch seltsamerweise Karolina genannt, am Leben geblieben, wäre sie die um 2 Jahre ältere Schwägerin von Kaiserin Elisabeth geworden.

Die Eltern Erzherzogin Sophie (der Beitrag kann hier nachgelesen werden) und Erzherzog Franz Karl (der Beitrag kann hier nachgelesen werden) sollten viel Leid erfahren, bevor die Kinder auf die Welt kamen.

Sie war der Sonnenschein der gesamten Familie und wurde von allen umhegt und umpflegt.

Das Kind war äußerst liebreizend und wurde von jedem sofort in die Arme genommen. Entgegen der guten Sitten damals und wie schon bei Franzi (Joseph), Lieblingssohn (Ferdinand) Max(i) und Karl(i) Ludwig, stillte Sophie auch das Mädchen selbst.

Ännchen entwickelte sich prächtig. Sie hatte einen ausgesprochenen Lebenswillen und war ein sehr hübsches und quirliges Mädchen.

Sophie und alle ihr nahestehenden Personen liebten Ännchen aus vollem Herzen, auch die drei großen Brüder waren von ihrer kleinen Schwester begeistert. 

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Franzi (am Schaukelpferd), Max (kniend), Ännchen und Karl Ludwig

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Stammbaum: mythoskaiserinelisabeth.com – Petra (vormals Sternenkaiserin)

Sophie reiste mit der 2jährigen Maria Anna nach Bayern und schrieb glückselig in ihr Tagebuch:

Ännchen hat sehr viel succès hier – man treibt es rasend mit ihr…“ (1)

Sophie war glücklich über ihre sehr hübsche Tochter und schrieb an ihre Mutter, welche im Schloss Tegernsee lebte :

…dass ich Ihnen Anna jetzt nicht zeigen kann – sie ist liebenswürdiger, viel hübscher als in Tegernsee und so dick, dass Franzi unlängst vor Coudenhove sagte – was mich ganz glücklich machte – sie hätt‘ Auswüchse an der Brust und alle Frauen hätten es so….“  (2) (Anmerkung Petra: Franz Joseph war zu diesem Zeitpunkt erst 7 Jahre alt; er war der spätere Kaiser).

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Königin Caroline
Sophies und Ludovikas Mutter

Maria Anna war ein aufgewecktes, fröhliches Kind, das keinerlei Scheu vor fremden Personen hatte.

Doch leider erkrankte Ännchen bald darauf schwer. Sie bekam Krämpfe und Fieber und die Hofärzte waren sich weder einig, noch intelligent genug die Gefahr zu erkennen.

Auch hier trat wieder die Habsburgische Heiratspolitik zu Tage. Epilepsie war eine gängige Erkrankung im Kaiserhaus. Doch die Krämpfe und Fieberanfälle wurden auf das „Zahnen“ zurückgeführt. Wie sehr sich sowohl Sophie, als auch die Ärzte täuschen würden…

Ännchen erholte sich von diesen Krämpfen und entwickelte sich weiter. Bis zu ihrem 4ten Lebensjahr gibt es keine weiteren veröffentlichten Aufzeichnungen.

Im Winter 1839/40 erkrankte Anna nochmals schwer. Die Ärzte waren sich so derartig uneinig über die Behandlung, dass man Anna die wunderschöne Haarpracht abrasierte und ihr Blutegeln anlegte.

Das arme Kind quälte sich mit hohem Fieber und Krämpfen. Eine kleine Besserung war Ende Jänner zu sehen, da Anna aufstehen durfte und sogar ihrer geliebten Mutter zum Geburtstag gratulieren durfte und konnte.

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Dr. Johann Malfatti

Doch der Rückfall war verherrend.

Vor allem der unfähige Hofarzt Dr. Johann Malfatti (*12.6.1775, †12.9.1859) erkannte weder die Krankheit, noch die Gefahr und behandelte die schweren Fieberschübe mit den üblichen Hausmitteln.

Dr. Malfatti stritt sich sogar mit den anderen Ärzten, die alle leider weder Ahnung, noch ihren Stolz hinunterschlucken konnten, um einen Homöopathen hinzuzuziehen.

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Erzherzog Maria Anna Karolina Pia am Totenbett
Lithografie Josef Kriehuber

Sophie wachte Tag und Nacht an dem Bett ihrer kleinen, immer schwächer werdenden Tochter und weinte bittere Tränen, als Ännchen am 5.2.1840 unter furchtbaren Krämpfen den Kampf für immer verlor. Sie starb in ihren Armen.

Sophie war untröstlich. Die vielen Fehlgeburten hatten ihr viele Kräfte geraubt, ihre Gesundheit war angegriffen und der Tod der Tochter sollte sie für immer verändern.

Erzherzogin Sophie übergab den Leichnam der kleinen Anna den Kapuzinern, ließ ihn aber – wie für Habsburg üblich – nicht zerstückeln.
Nur der Kopf wurde geöffnet und angeblich wurde Wasser darin gefunden.
Was auch immer das bedeuten sollte.

Erzherzogin Maria Anna Karolina Pia ruhte in der Kapuzinergruft, Ferdinandsgruft Grab Nr. 11. 

Bei der letzten Renovierung wurden die sterblichen Überreste von Maria Anna, gemeinsam mit anderen Kindern, in einem Mauerabteil begraben.

Eine gemeinsame Grabplatte erinnert an die toten Kinder. Wer genau liest, wird auch den Namen von Sophie entdecken. Sie war die Tochter von Kaiser Franz Joseph und Kaiserin Elisabeth. Der Beitrag zu ihr kann hier nachgelesen werden.

– Petra –

Foto: mythoskaiserinelisabeth.com – Petra
Grabplatte, Erzherzogin Maria Anna, Kapuzinergruft

Rechtliche Hinweise:

Textrechte: Petra
Bildrechte: Wikimedia/Commons, mythoskaiserinelisabeth.com – Petra, Albertina.at, kunst-fuer-alle.de, oldthing.de
Stammbaum: mythoskaiserinelisabeth.com – Petra (vormals Sternenkaiserin)


Literatur Hinweis:

1 S.71, 2 – S.71
Ingrid Haslinger
Erzherzogin Sophie – Eine Biografie nach den persönlichen Aufzeichnungen der Mutter Kaiser Franz Josephs
Residenz Verlag, 2016, 1. Ausgabe