Kaiserin Elisabeth – ihr tragischer Tod

Foto: stadtmuseum.at (Bad Ischl)
Kaiserin Elisabeth

Vorwort:

Diese Spurensuche ist aufgeteilt in 3 Teile:
Teil 1 ist von meiner ehemaligen Mitarbeiterin Tamara, die vielen noch als “Maria José” bekannt sein sollte. Sie war in Genf und hat uns diese Fotos mitgebracht. Ihre Sätze habe ich nur ein wenig verbessert (sie ist gebürtige Spanierin) und somit ist auch der Eindruck aus dem Beau Rivage usw. von ihr überliefert.

Teil 2 ist der historische Teil und – wie könnte es anders sein – von mir. Ich habe mich bemüht, alle Zeitzeugen zu Wort kommen zu lassen, die damals dabei waren und/oder wichtig sind, um die Spurensuche rund um den Mord von Kaiserin Elisabeth abzuschließen.

Luigi Lucheni spielt auf diesem Blog keine Rolle. Wer also glaubt, eine Biografie des Mörders hier zu finden, sucht vergeblich. Ich gebe keinem Mörder einen Raum und am allerwenigsten den von unserer verehrten Kaiserin. Ich erzähle lediglich einwenig, was mit Lucheni passiert ist, um das Thema abzuschließen.

Teil 3 beschäftigt sich kurz mit dem Thema “Kaiserin Elisabeth heute”

Und somit beginnt die Geschichte wieder einmal am Anfang…

Teil 1 – Tamara in Genf


Am 10.9.1898 wurde Kaiserin Elisabeth vom Anarchisten Luigi Lucheni ermordet.

Im Musical lautet der Prolog zwischem dem unsichtbaren Richter (Gott?) und Lucheni, der auf einer großen Feile steht, die die ganze Zeit als Bühnenbrücke dient, so:

L: Alla malora!
R: Aber warum, Lucheni? Warum haben sie die Kaiserin Elisabeth ermordet?
L: Warum, warum… Nacht für Nacht dieselbe Frage,
seit hundert Jahren! Was soll die Fragerei? Merda.
Ich bin tot!
R: Das gemeine Attentat auf die Kaiserin
von Österreich…
L: Va a farti fottere!
R: Nennen Sie endlich die Hintergründe!
L: Die Hintergründe? Ich habe sie ermordet, weil sie
es wollte. (*1)

Die wunderschöne Stadt Genf in der Schweiz ist immer einen Besuch wert, vor allem, wenn man Fan von Kaiserin Elisabeth ist. 

Da ich mit der Bahn anreiste, war mein erster Besuch der Genfer Hauptbahnhof. Rechts vom Bahnhof befindet sich die röm.-kath. Hauptkirche Genfs: Notre Dame de l`Immaculée Conception (Unsere Liebe Frau von der Unbefleckten Empfängnis).

Abgesehen von der Schönheit der Kirche selbst, führt mich ein ganz gewisses Fenster zu ihr. Es befindet sich beim seitlichen Eingang rechts. Das schöne Kirchenfenster wurde zum Andenken an den 100. Todestages von Kaiserin Elisabeth gestaltet.

Der obere Teil zeigt das “Wunder der Rosen der Heiligen Elisabeth”, welche die Gesichtszüge der Kaiserin trägt.  Der untere Teil zeigt ein Grab mit Rosen bedeckt und einen traurig aussehenden und nachdenkenden Engel der nebendran sitzt. Die Inschrift neben den beiden Kronen von Österreich und Ungarn lautet: “In frommer Erinnerung an Ihre Majestät Elisabeth, Kaiserin von Österreich und Königin von Ungarn, verstorben am 10. September 1898.
Errichtet von der S. Elisabeth Gesellschaft am 10 September 1998.”

Nach Verlassen der Kirche, laufe ich die Rue du Mont-Blanc entlang bis zum Genfersee, auch Lac Leman genannt.

Foto: mythoskaiserinelisabeth.com – Tamara (vormals Sternenkaiserin)
Gedenktafel Attentatsstelle

Aber anstatt über die Pont du Mont-Blanc Brücke zu laufen, bog ich links ab, und ging auf der Geneve-Mont-Blanc (Lac) Promenade entlang.

Etwa 100 Meter danach markiert eine kleine Bronzetafel am Geländer des Seeufers die genaue Stelle an dem das Attentat stattgefunden hat. 

Auf Französisch kann man lesen:

“Hier wurde am 10 September 1898 Ihre Majestät Elisabeth, Kaiserin von Österreich, ermordet.”

Foto: mythoskaiserinelisabeth.com – Tamara (vormals Sternenkaiserin)
Blick von der Gedenktafel zum Schiff Geneve
Foto: mythoskaiserinelisabeth.com – Tamara (vormals Sternenkaiserin)
Blick von der Gedenktafel Richtung Hotel Beau Rivage


Es regt mich bis heute zum Nachdenken an, wie wenig Zeit Lucheni brauchte, um sie zu attackieren.

Lucheni hielt einen spitzen Gegenstand in der Hand, der sich später als angespitzte Feile herausstellen sollte.

Er trat an Kaiserin Elisabeth heran und stach zu.

Dass er genau das Herz traf, konnte damals noch keiner ahnen. 

Ich bin zu tiefst bewegt, wie stark Kaiserin Elisabeth sein musste, dass sie nach dem Stich aufstehen und zum Schiff gehen konnte.

Ihre Hofdame Irma Sztáray war entsetzt und half Kaiserin Elisabeth auf. 

Foto: mythoskaiserinelisabeth.com – Tamara (vormals Sternenkaiserin)
Wasserfontaine

Ich bewege mich mittlerweile in die Gegenrichtung auf dem Quai du Mont Blanc, um zum Hotel Beau Rivage zu gelangen.
Bis zu meinem Ziel wäre es eigentlich ein schöner kurzer Spaziergang. Man geht die Seeufer Promenade entlang, mit direkter Aussicht auf den berühmten Jet D`Eau (Wasserfontaine). 

Foto: mythoskaiserinelisabeth.com – Tamara (vormals Sternenkaiserin)
Brunswick Denkmal 

Die erste Straße nach links heißt Rue des Alpes.

In diese flüchtete Lucheni nach dem Attentat, wo er aber festgenommen wurde.

Danach, und immer noch links, befindet sich das Graf von Brunswick-Denkmal und direkt nebenan, ist das Hotel Beau Rivage.

Ich gehe aber noch nicht in das Hotel, sondern besuche zuerst das sehr moderne Elisabeth Denkmal.

Es stammt von Architekt Philip Jackson, der es zum 100. Todestag von Kaiserin Elisabeth gestaltet hat.

Die Statue ist aus schwarzem Metall und steht auf weißen Marmorstufen und zeigt die Kaiserin extrem schlank (übertrieben schlank, wenn ich das sagen darf), stehend und mit einem Fächer vor ihrem Gesicht.

Es ist natürlich Geschmacksache, aber für mich persönlich, ist es nicht gerade die schönste Statue die ich von ihr gesehen habe, und ich habe schon viele besichtigt. Das Gesicht ist zwar sehr schön und die Hände sind zart und elegant, aber insgesamt, ist diese Statue nicht mein Liebling.

Auf den Marmor Stufen kann man in goldenen Buchstaben lesen:

“In Erinnerung an Elisabeth, Kaiserin von Österreich und Königin von Ungarn, 1898 10 September 1998.”

Das Gesicht der Kaiserin ist in Richtung Hotel Beau Rivage gerichtet. Sie sieht exakt zu ihrer ehemaligen Suite, welche jetzt mit einer eigenen Privatterrasse ausgestattet ist, die es damals natürlich noch nicht gab. Der Gedanke, dass ich gleich dort darin sein werde, macht mich nervös.

Ich habe fast schon Angstschweiß auf meinem Körper, eine Unruhe befällt mich.

Ich muss los…

Foto: mythoskaiserinelisabeth.com – Tamara (vormals Sternenkaiserin)

Das Nobelhotel Beau Rivage wurde 1865 gegründet und ist das älteste Hotel in Genf, dass sich in privater Hand befindet.

Es hat 73 Zimmern und 18 Suiten, darunter das Zimmer 119/120. Diese Suite war Sisis Zimmer, in der sie wohnte und starb.

Das Haus ist wunderschön und edel gestaltet und es ist für mich atemberaubend, in dem Hotel zu stehen, in dem Kaiserin Elisabeth ihr Leben aushauchte.

Ein kleiner Brunnen in der Mitte der Lobby rundet das Entree perfekt ab.

Er war zu Elisabeths Zeiten nicht hier, sondern wurde zur Feier des 125. Geburtstages des Hotels errichtet.

Links ist die Rezeption, rechts die Bar und mittlerweile gibt es ein Restaurant. Als ich nach oben schaue, sehe ich drei Etagen, von denen jeweils die Türen zu den Zimmern führen. Der letzte Stock ist mit einer wunderschönen Dachluke versehen.

Da mich Petra angemeldet hatte, wurde ich bereits von einer Mitarbeiterin erwartet, welche mich durch das Hotel und natürlich zur “Sisi Suite” begleitet.

Auf der Balustrade kann man die Lobby und den Brunnen von oben erblicken. Links von der “Sisi Suite” steht eine Vitrine mit persönlichen Erinnerungsstücken von Kaiserin Elisabeth.

Es gibt ein Besteck, eine mit einem “E” markierte Serviette, einen ihrer Diamant Sterne, ein paar Fotos, eine weiße Souvenir-Figur, ein paar weiße Lederhandschuhe, welche ebenso mit dem gekrönten “E” versehen sind, zu sehen. Weiters befindet sich ein Damenhut in der Vitrine, der den damaligen Stil der Hüte zeigen soll, aber nicht Kaiserin Elisabeth gehörte. 

Aber am meisten ziehen mich die Gegenstände rund um ihren Tod in den Bann: 

Trockene Blumen (ein Geschenk von Irma Gräfin Sztáray an Frau Mayer, die damals die Hotelbesitzerin und beim Tod anwesend war), ein Spitzenhäubchen das Sisi in ihren Haare trug, als sie attackiert wurde und ein blutbeflecktes Stück Stoff, von ihrer Unterwäsche. Nach so viel Zeit sieht man die Blutflecken kaum noch, doch sie sind stumme Zeitzeugen dieser Tragödie.

Nach dem ich das alles fotografiert hatte und fast über jedes Objekt viele Fragen stellte, sind wir bereit in die Suite einzutreten.

Wie könnte ich jemals beschreiben, was ich fühlte, als ich das Zimmer betrat, an dem Kaiserin Elisabeth ihren letzten Atemzug tat?

Es gibt keine Worte, die dieses Gefühl beschreiben könnten.

Wenn man die Türe öffnet, kommt man in einen kleinen Flur der sich rechts zu einem Wohnzimmer öffnet, geradeaus zu dem Schlafzimmer und links zu einem kleinen Gäste WC, welches zu Sisis Zeiten nicht da war. 

Das Wohnzimmer ist in rot- und cremefarbig dekoriert und erinnert an die Schlösser Schönbrunn oder Schloss Gödöllö.

Über dem wunderschönen Marmorkamin hängt ein sehr großer Wandspiegel der als einziges originales Stück erhalten ist. Er hing schon hier bei ihrem ersten Besuch im Hotel Beau Rivage. Man kann erahnen, wie Sisi sich – kurz bevor sie aus dem Zimmer trat – im Spiegel ansah. Der letzte Blick. Ein stummer Zeitzeuge jener Zeit. Ihrer Zeit. Vis á vis hängt ein Gemälde ihres berühmtesten Bildes: Das Bild mit dem Sternenkleid.

Das Zimmer ist mit Blumen dekoriert, welche extra für meinen Besuch besorgt wurden – ich fühle mich geehrt! Vielen Dank. 

Das Schlafzimmer ist ein traumhafter Raum, welcher ebenfalls in rot und champagner dekoriert ist. Der Blick aus dem Fenster zeigt eine schöne Aussicht auf den See und den Jet D`Eau. Links, führen drei Holzstufen zu dem privaten Balkon des Zimmers mit schönen und bequemen Sesseln um die Aussicht geniessen zu können. Zu Sisis Zeiten war allerdings weder die Terrasse, noch das Restaurant das sich direkt darunter befindet, hier. 

Vis á vis von der Terrasse und neben dem riesigen Bett, befindet sich das Badezimmer, welches im Jahr 1898 auch nicht an dieser Stelle war. Haman Dusche, Jacuzzi, ein Fernseher der hinter dem Spiegel “versteckt” ist, Schönheits- und Pflegeprodukte von Clarins usw. Dem luxuriösen Badezimmer fehlt es an nichts.

Meine Begleiterin erklärt mir, dass Elisabeths Bett an der Stelle stand, wo das heutige Jacuzzi steht, jedoch in dieselbe Blickrichtung, wie das heutige Bett.

Während sie mir das erzählt, denke ich darüber nach, wie es wäre in diesem Zimmer zu übernachten. Auch wenn nur noch der Spiegel Original ist, es ist dennoch der Raum, wo unsere verehrte Kaiserin ihren letzten Atemzug getätigt hat. Könnte ich schlafen? 1000 Gedanken durchströmen mein Gehirn.

Könntet ihr darin übernachten?

Meine Begleiterin findet meine Ängste lustig und erklärt mir, dass es nie Gespenster im Hotel gab und gibt. Sie beteuert, dass ich einen guten Schlaf finden würde.

Sie versteht nicht, dass dieses Zimmer für mich eine ganz andere Bedeutung hat, als für “normale” Gäste des Hauses.

Zu meiner großen Überraschung darf ich den Besitzer des Hotels, Herrn Mayer, persönlich kennenlernen. Mir wurde gesagt, er sei ein sehr freundlicher Mann, der fast alle Details über das Geschehen weiß.

Das kann ich mir sogar sehr gut vorstellen, da seine Familie das Hotel gegründet hat und seine Großmutter Kaiserin Elisabeth in ihren letzten Minuten still zur Seite stand. 

Obwohl meine Begleitung versuchte mich zu beruhigen, war ich sehr nervös. Dass so ein wichtiger und sehr beschäftigter Mann sich die Zeit nimmt, um meine Fragen zu beantworten, war eine große Ehre. Unser Team hatte mich für diesen Termin angemeldet und das Hotel wusste, dass ich kommen werde. Trotzdem wusste niemand davon, dass Herr Mayer sich ebenso zu mir gesellen würde. 

Ich treffe ihn an der Bar, wo er seine Mitarbeiterin und mich begrüßte. Er bot mir etwas zu trinken an und meine Nervosität ist wie weggeblasen. Herr Mayer ist einer der nettesten und sympathischsten Gentleman, die ich je das Vergnügen hatte kennenlernen zu dürfen. Zu hören, was an diesem 10.9.1898 geschah, ist aus seinem Munde so, als würde ich es miterleben.

Er erklärt mir ganz genau wie das Zimmer damals ausgesehen hat, wie alles geschah und wie seine Großmutter, seiner Mutter immer sagte:

“Die Kaiserin ist in meinen Armen gestorben.”

Anmerkung Petra: Fanny Mayer hat hier etwas übertrieben; niemand hat natürlich die schwer verletzte Kaiserin in die “Arme” genommen. Das hätte schon einmal das Protokoll nicht zugelassen (Kaiserin und fremde Hotelbesitzerin) und der anwesende Arzt verboten, der wusste, dass hier das Blut aus der Wunde nur so herausgelaufen wäre. Elisabeth starb ausgestreckt in ihrem Bett, in aller Ruhe und Stille, ohne Schmerzen und ohne viel Aufhebens.

Nach allen meinen tausend Fragen, gehen wir alle zusammen wieder in die Suite, um noch ein paar Fotos zu machen. Ich verabschiede mich von meiner Begleiterin und Herrn Direktor Mayer und verlasse glückselig das Hotel. Im Herzen voller (Mit)Gefühl für Elisabeth.

Ich möchte gerne die Gelegenheit nutzen, um mich ganz herzlich bei Herrn Mayer und Frau M. und allen Mitarbeitern des Hotels Beau Rivage für die Freundlichkeit zu bedanken, die mir an diesem Tag zu Teil wurde. Ich fühlte mich wie eine “very Important Person”.

Ich gehe nun den gleichen Weg, den Kaiserin Elisabeth vom Hotel bis zur Anlegestelle des Schiffs “Geneve” und komme (wie bereits davor am Morgen) an der Attentatsstelle vorbei. Nach der Promenade Geneve-Mont-Blanc (Lac), laufe ich über die Brücke die die Stadt verbindet bis zur der bekannten Blumen Uhr, weil es hier ganz in der Nähe, noch einen Schatz zu entdecken gibt.

Das Dampfschiff “Geneve”, das Schiff, in das Elisabeth direkt nach dem Angriff eingestiegen ist und auf dem sie kurz danach kollabierte, ist hier fix verankert.

Foto: mythoskaiserinelisabeth.com – Tamara (vormals Sternenkaiserin)

Heutzutage dient das Schiff als Touristenrestaurant und man kann dieses auch für Feiern aller Art buchen. Ein kleines Plakat informiert die Fußgänger über die Geschichte des Schiffes und seine Verbindung zu Kaiserin Elisabeth. 

Foto: mythoskaiserinelisabeth.com – Tamara

Ich betrete das Schiff an derselben Stelle, wie Kaiserin Elisabeth Jahrzehnte vor mir.

Ich fühle mich wie die Hofdame Irma.

Direkt nach dem Einstieg, ist das Deck wo die Kaiserin ihr Bewusstsein verlor.

Wenn man in das Innere Deck geht, sieht man rechts einen Gang der einen in eine offene Zone bringt, wo sich links die schöne Holzstiege befindet, die ins obere Deck führt.

Rechts kommt man in den vorderen Teil des Schiffes. Dort befinden sich vier Räume die damals die privaten Kabinen von Elisabeth und Irma waren. Heute sind es schnoddrige Lagerräume.

Die zweite Kabine links war für Elisabeth reserviert. Als sie zusammenbrach, wurde sie in ihre Kabine gebracht.

Hier sprach sie die letzten Worte ihres Lebens:

“Was ist denn jetzt mit mir geschehen?”

Elisabeth fiel in eine tiefe Ohnmacht, von der sie nie wieder erwachen sollte. Als der Kapitän erfuhr, wen er verletzt an Bord hatte, drehte er um und fuhr zurück an den Anlegeplatz.

Man brachte die verletzte und ohnmächtige Kaiserin auf einer provisorisch schnell zusammengezimmerten Bahre zurück in ihre Hotelsuite.

Ich verlasse nun das Schiff “Geneve” und gehe bis zur Saint Pierre Kathedrale, die sich hier ganz in der Nähe befindet.

Direkt vor seiner Fassade kann man die Ruinen des ehemaligen Gefängnisses sehen, wo Lucheni für seine grauenhafte Tat bezahlt hat. Erst bei seinen Verhören wurde klar, dass er Kaiserin Elisabeth gar nicht töten wollte. Er hatte es ursprünglich auf den Herzog von Orleans abgesehen. 

Am 19.10.1910 fand man seine Leiche, welche unter merkwürdigen Umständen in seiner Zelle aufgefunden wurde.
Offizielle Todesursache: Selbstmord

Anmerkung Petra:
Hier greife ich nun in den Text ein und erzähle die Geschichte von Lucheni kurz zu Ende: Die Selbstmord-Theorie wird bis heute angezweifelt und ist nicht restlos geklärt.
Der Kopf wurde vom Leichnam abgetrennt und nach Wien gebracht, wo er auf Abartigkeit untersucht wurde. Danach wurde er ins Narrentum des pathologisch-anatomischen Museums gebracht (aber nicht öffentlich ausgestellt) und in den 2000er Jahren anonym am Zentralfriedhof beerdigt.
Fakt ist, dass mittlerweile feststeht, dass der Mord ein Komplott war und Fluchthelfer am Bahnhof auf Lucheni gewartet hätten. Die Tat an sich, wurde von langer Hand geplant und in den Anarchistenkreisen groß gefeiert.

Es sind nur ganz wenige Steinreste von seiner Zelle zu sehen und auf einer Tafel, wie das Gefängnis früher aussah.

Es mutet eigenartig an, an jener Stelle zu stehen, an der ihr Mörder noch 12 weitere Jahre Leben durfte.

Nun heißt es für mich Abschied nehmen.

Es war ein Tag voller Emotionen an dem ich ganz viel gelernt habe.

Den letzten Spuren von Kaiserin Elisabeth zu folgen, ist etwas ganz Besonderes und wird noch sehr lange Nachklingen.

Ich hoffe, dieser kleine Bericht über meinen Besuch in Genf hat euch gefallen. Ich bedanke mich herzlichst bei Petra, die mir alle Foto- und Videogenehmigungen besorgt hat: speziell für das Hotel Beau Rivage und für den Dampfer Geneve.

Vielen Dank noch einmal allen Mitarbeitern bei den Besichtigungsorte, die mir dabei geholfen haben, alle Fragen zu beantworten. Es war mir eine große Ehre.

Tamara


Teil 2: Die historische Spurensuche

Foto: Wikimedia/Commons

Nach dem wir jetzt Tamaras eindrucksvollen Ausführungen gefolgt sind, leihen wir den Zeitzeugen jener Zeit die Stimme und geben ihnen die Möglichkeit uns ihre Sicht der Dinge zu erzählen:

Auch kann ich mir vorstellen, daß der gefangene Vogel in höherem Maße die Wonnen seiner Befreiung fühlt, wenn er aus der offen vergessenen Tür des Käfigs entwischen kann, als wenn man ihm nach Vorbereitungen und Zeremonien gnädigst die Tür öffnet. Die Kaiserin wußte Nauheim hinter sich und mit dem beglückenden Gefühle der Befreiung und wie von einer unwiderstehlichen Anziehungskraft ergriffen, eile sie nach der Schweiz.” (1)

Foto: ocseitemeto.eoldal.hu
Graf Albert von Berzeviczy

Kaiserin Elisabeth reiste mit ihrer Hofdame Irma Gräfin von Sztáray und Sztára und Nagy-Mihály (*10.7.1864 – †3.9.1940) in die Schweiz und hält sich ab 30.8.1898 in ihrer geliebten Berglandschaft auf.

Sie besuchten Caux, da Elisabeth diesen Ort besonders mag.

Ausflüge nach Bex-les-Bains, Rochers de Naye, Evian, Genf und Pregny wurden alle 2 Tage eingeplant.

Nach dem gemeinsamen Abendessen, gingen Elisabeth und Irma in Caux spazieren, um die nächsten Tage zu besprechen.

Vor allem Genf erwies sich für Graf Albert von Berzeviczy (*7.6.1853, †22.3.1936) zu einem Problem. Irma erwähnte diese Besorgnis bei Kaiserin Elisabeth, welche nach dem “Warum” fragte:

“Weil es in Genf viel Gesindel gäbe und er deshalb lieber sähe, wenn Eure Majestät wo immer hin gingen, nur nicht nach Genf.” “Sagen Sie Berzeviczy, seine Besorgnisse seien einfach lächerlich. Was könnte mir Genf schaden?” (2)

Am 7.9.1898 blieb Kaiserin Elisabeth im Hotel des Salines in Caux, das sie “Haarwaschtag” hatte.

Auf dem Balkon des Hotels hin- und herschreitend versuchte Irma noch einmal bei Elisabeth die Warnung von Graf Berzeviczy aufzunehmen; diesmal mit etwas mehr Vehemenz und dem Vorschlag doch einen Herren aus dem Gefolge mitzunehmen.

Kaiserin Elisabeth antwortete:

Foto: lmathieu.wordpress.com
Chateau Pregny

“Ich sehe schon, daß der stets besorgte Berzeviczy für mein Leben fürchtet, aber was könnte mir denn in Genf zustoßen? Nun gut, ich weiß, daß Berzeviczy auch eine gewisse Verantwortung trägt, sagen Sie ihm also, daß ich ihm zuliebe, aber auch nur ihm zuliebe, Sekretär Kromar mit mir nehme, obschon ich nicht weiß, was er mir nützen könnte, wenn er, während ich spazieren gehe, im Hotel ruht.” (3)

Sie schrieb in ihrem Buch:

“Den Schatten, den Berzeviczys Besorgnisse mir in die Seele flößten, verscheuchte die Kaiserin und ich ging sorglos an ihrer Seite dahin, während sie raschen Schrittes ihrem Schicksale entgegeneilte.” (4)

Foto: family.rothschildarchive.org
Baronin Julie Rothschild

Am 9.9.1898 kam Elisabeth Punkt 12.00 Uhr in Genf an. Sie begrüßte ihren Sekretär Kromar, der ihr eine Depesche von Erzherzogin Marie Valérie übergab, welche Elisabeth bereits sehnsüchtigst erwartete.

Danach fuhren die beiden zu Baronin Caroline Julie von Rothschild (*2.9.1830, †18.11.1907, genannt Julie), welche sie auf ihrem Chateau Pregny erwartete.

Den Tag verbrachte Kaiserin Elisabeth überaus glücklich. Es wurde ein kleines Dejeuners eingenommen, die Villa besichtigt und angeregte Gespräche wurden geführt.

Foto: Clemens Fabry, Die Presse
Eduard Karl Habsburg-Lothringen

Hier findet sich eine kleine Anekdote wieder, die Eduard von Habsburg (*12.1.1967) erzählt.

Eduard stammt aus der Linie von Erzherzogin Gisela und Prinz Leopold von Bayern. Er ist somit der Ur-Ur-Ur-Enkel von Kaiserin Elisabeth und Kaiser Franz Joseph:

“Baronin Rotschild hatte ein tolles Essen für sie gezaubert. Es gab Champagner und Eis und Sisi war richtig entspannt und gelöst. Und dann hat die Baronin gesagt, “wir haben einen Fotografen im Haus”. Und Sisi hat ungefähr 30 Sekunden überlegt und dann hat sie gesagt: “Nein, ich mache es nicht. Sie hat dann später der Gräfin Sztáray auf dem Boot gesagt:

“Wenn man sein ganzes Leben an einem Prinzip festhält und wenns auch nur der Eitelkeit dient, dann muss man das durchziehen; aber eigentlich schade.

Gegen 5.00 Uhr verabschiedeten sich Elisabeth und Irma und fuhren ins Beau Rivage zurück.

Foto: mythoskaiserinelisabeth.com – Tamara (vormals Sternenkaiserin)

Elisabeth checkte zwar unter dem Namen “Gräfin Hohenembs” ein, allerdings erkannte sie der Hoteldirektor. Nach einer Stunde Ruhezeit, machten sich lediglich die beiden Damen auf, um die Stadt zu erkunden.

“Ich verstehe Sie wirklich nicht, Irma, warum Sie diese Stadt nicht mögen; sie ist ja so schön, wie kann sie Ihnen also unsympathisch sein? Ich liebe Genf sehr.” (5)

Es wurde ein kleines Tischchen für Marie Valerie eingekauft, welches ihr zu Weihnachten geschenkt werden sollte.

Erst gegen 22.00 Uhr kamen die beiden Damen ins Hotel zurück, weil sie sich nach dem Einkauf in Genf verliefen. 

Irma schlief schlecht in jener Nacht, stand aber zeitig auf, da es ihr “Beichttag” war und sie lief deshalb zur Kirche.

Um Schlag 9.00 Uhr war sie bei Kaiserin Elisabeth zurück; diese wurde soeben frisiert. Elisabeth sah blendend aus, dennoch erzählte sie von einer schlaflosen Nacht:

“Müde bin ich nicht, doch habe ich kaum geschlafen. Eine Weile hörte ich den italienischen Sängern zu, später störte mich der Leuchtturm mit seinen beständig wechselnden Farben und ich konnte mich nicht entschließen, aufzustehen und die Fenster zu schließen. Es mochte gegen 2 Uhr gewesen sein, als ich einschlief, da aber, was mir noch niemals geschah, schrak ich entsetzt auf, weil der hochstehende Mond mit seinem grellen Scheine in mein Gesicht leuchtete, während mein Bett und das ganze Zimmer in meiner mystischen Beleuchtung schwamm. Weiter vermochte ich auch nicht mehr einzuschlafen.” (6)

Das Zimmer war mit weißen Astern geschmückt, die Kaiserin Elisabeth zwar gefielen, sie aber an alles Vergängliche erinnerten.

Irma verließ das Toilettenzimmer, um noch einige Einkäufe zu erledigen bzw. die Einkäufe vorm Vortag abzuschließen und die Lieferadresse zu hinterlassen.

Kurz vor 11.00 Uhr kam sie zurück und erledigte mit Kaiserin Elisabeth noch einen kurzen Weg.

Foto: Wikimedia/Commons
Das letzte Foto!
Kaiserin Elisabeth (l) mit Irma Gräfin von Sztáray

Knapp vor dem Hotel lauerte ein Fotograf, der unwissentlich das letzte Foto von Kaiserin Elisabeth machen sollte. Es ging in die Weltgeschichte ein.

Danach wollte sich Kaiserin Elisabeth noch einmal umziehen. Um 1.30 Uhr war das Paar bereits spät dran, Irma wurde nervös. Sie versuchte Elisabeth dazu zu überreden, den Lakaien vorauszuschicken, damit der Kapitän nicht ohne sie abfuhr.

In völliger Ruhe trank Elisabeth das (letzte) Glas Milch (ihres Lebens). Um 1.35 Uhr verließen Irma und Elisabeth das Hotel Beau Rivage.

Dass der Mann in schwarz gekleidet die Lakaien dabei beobachtet, wie diese viel Gepäck auf das Schiff brachten, fiel niemanden auf. Lucheni steht an der Straßenecke und lässt weder das Hotel, noch das Schiff aus seinem Blick.

Er weiß, sie wird kommen…. 

Der letzte Weg, die letzten Schritte, der letzte Blick, die letzte Worte….

“Majestät, das Schiffsignal”,

Foto: Wikimedia/Commons
Attentat auf Kaiserin Elisabeth, Zeichnung, Unbekannt

sagte ich und zählte unwillkürlich die auf das Läuten folgenden dumpfen Schläge …eins…zwei…

Foto: mythoskaiserinelisabeth.com – Tamara (vormals Sternenkaiserin)
Attentatsstelle mit Blick auf das Schiff Geneve

In diesem Momente erblickte ich in ziemlicher Entfernung einen Menschen, der, wie von jemanden gejagt, hinter einem Baume am Wegrande hervorspringt und zum nächststehenden anderen läuft, von da zu einem eisernen Geländer am See hinübersetzt, sodann abermals zu einem Baume und so, kreuz und quer über das Trottoir huschend, sich uns naht. “Daß der uns auch noch aufhalten muß!” denke ich unwillkürlich, ihm mit den Blicken folgend, als er aufs neue das Geländer erreicht, und von da wegspringend, schräge auf uns losstürmt.
Unwillkürlich tat ich einen Schritt vorwärts, wodurch ich die Kaiserin vor ihm deckte, allein der Mann stellt sich nun wie einer, der arg strauchelt, dringt vor und fährt im selben Augenblicke mit der Faust gegen die Kaiserin.
Als ob der Blitz sie getroffen hätte, sank die Kaiserin lautlos zurück und ich, meiner Sinne nicht mächtig, beugte mich mit einem einzigen verzweiflungsvollen Aufschrei über sie hin. –
Vater im Himmel! Wenn ich dereinst vor Dir stehe, um Dir Rechenschaft zu geben von meiner Seele, dann wirst Du eingedenk sein dieses entsetzlichen Augenblickes. –
Alle Qualen des Todes durchzuckten mich und statt meiner gelähmten Lippen schrie meine niedergeschmetterte Seele zum Erlöser um Barmherzigkeit.
Und dann war mir, als tue sich vor mir der Himmel auf.
Die Kaiserin schlug die Augen auf und sah um sich. Ihre Blicke verrieten, daß sie bei vollem Bewußtsein war, dann erhob sie sich, von mir gestützt, langsam vom Boden.”
…..
Mit erstickter Stimme, da die Freude den Schrecken überwand, fragte ich sie: “Was fühlen Majestät? Ist Ihnen nichts geschehen?
“Nein”, antwortete sie lächelnd, “es ist mir nichts geschehen”. (7)

In der Zwischenzeit waren einige Leute an die hohe Dame herangetreten, die ihr alle helfen wollten. Sie dankte jedem Umstehenden in allen Sprachen, – deutsch, englisch, französisch. Ein Kutscher putzte ihr verstaubtes Kleid ab. Der Portier vom Beau Rivage eilte zur Stelle, der von seiner Türe aus den Angriff gesehen hatte und bat Kaiserin Elisabeth eindringlichst zum Hotel zurückzukehren.


“Warum?”,

fragte die Kaiserin, während sie ihr Haar in Ordnung zu bringen versuchte,

“es ist ja nichts geschehen, eilen wir lieber aufs Schiffs.” (8)

Foto: Wikimedia/Commons
Verhaftung von Luigi Lucheni

Kaiserin Elisabeth fragte nach, was der Mensch von ihr wolle, zuerst dachte Irma, sie meinte den Kutscher, doch Elisabeth berichtigte sie und fragte nach dem Manne, der ihr so nahe gekommen war.

“Vielleicht wollte er mir die Uhr wegnehmen.” (9),

war ihre einhellige Meinung dazu.

Kaiserin Elisabeth schritt weiter, als der Portier wieder heraneilte und ihr mitteilte, dass man den Missetäter ergriffen habe. Sie fragte, ob er schon etwas gesagt habe.

Irma sah dabei aber, dass sich Elisabeths Gesichtszüge verändert hatten.

Sie war blass und verzog schmerzverzehrt das Gesicht.

Ich glaube, die Brust schmerzt mich ein wenig.” (10)

Auf der Schiffsbrücke ging Elisabeth noch leichten Schrittes vor Irma, als es sie schwindelte:

“Jetzt Ihren Arm”

stammelte sie mit erstickender Stimme. Ich umfing sie, konnte sie aber nicht halten und, ihren Kopf an meine Brust pressend, sank ich ins Knie. –

“Einen Arzt! Einen Arzt! Wasser!”

schrie ich dem zu Hilfe eilenden Lakai entgegen.

Die Kaiserin lag totenbleich mit geschlossenen Augen in meinen Armen. (11)

Der Lakai und einige Gäste des Schiffes brachten Wasser, man bespritzte ihr damit das Gesicht.

Foto: Wikimedia/Commons
Gräfin Irma Sztáray

Kaiserin Elisabeth öffnete die Augen.

Irma erkannte, dass der Tod nicht mehr weit war und veranlasste,

dass sie mit der Hilfe von ihr und zwei herumstehender Herren in die Kabine unter dem Verdeck gebracht wurde.

Irma schrie wieder nach einem Arzt und plötzlich wurde sie zur Seite geschoben.

Ein Herr, der die Hilfe seiner Gattin anbot, welche sich auf Krankenpflege verstand (Ehepaar Dardelle), wurde an Kaiserin Elisabeth herangelassen. Diese rieb sie zunächst mit Eau de Cologne ein.

Auch eine Klosterschwester eilte herbei. Irma schnürte derweil das Mieder auf. Kaiserin Elisabeth erhob sich zaghaft, damit Irma das Mieder unter ihr hervorziehen konnte. Das Schiff hatte mittlerweile abgelegt.

Niemand im Raum nahm das richtig wahr. Irma nahm ein Stück Zucker, tunkte es in Äther und gab dies Elisabeth, die versuchte ein paar Mal davon abzubeißen.

Die Wiederbelebungsversuche glückten, da der kühle Fahrtwind in die Kabine hereinwehte.

Foto: x43:service
Dent du Midi, Bild in Öl, Edwin Deakin

Elisabeth setzte sich auf und hauchte ein leises “Merci”, gegen die fremde Dame, die über ihr gebeugt stand.

Die Herrschaften die alle rund um Kaiserin Elisabeth standen, zogen sich zurück, als sie merkten, dass diese von selbst sitzen konnte.

Doch Irma sah es im Blick von Kaiserin Elisabeth.

Ihr Blick war vom Tod umwoben, es gab kein Zurück mehr.

Einzig Madame Dardelle, die Klosterfrau, der Lakai und Irma blieben bei Kaiserin Elisabeth.

“Ihre Blicke suchten den Himmel, dann blieben sie an dem Dent du Midi haften und, von da langsam herabgleitend, ruhten sie auf mir, um sich für ewig meiner Seele einzuprägen.

“Was ist denn jetzt mit mir geschehen?”

Das waren ihre letzten Worte, dann sank sie bewußtlos zurück.” (12)

Irma schnitt ihre Halskette mit der Medaille der Marienkongregation ab und betete zur Heiligen Jungfrau um Aufnahme der Seele von Kaiserin Elisabeth in den Himmel.

Sie wusste, dass der Tod nicht mehr aufzuhalten war. Sie fing zum Handeln an.

Sie schob das Hemd von ihr auf die Seite, sah die Wunde, an der ein Tropfen gestocktes Blut hing und wusste, dass ihre Majestät ermordet worden war.

Foto: Wikimedia/Commons
Abtransport Kaiserin Elisabeth vom Schiff Geneve, Zeichnung, Unbekannt

Irma ließ nach dem Kapitän schicken, der sogleich in die Kabine kam. Sie klärte ihn auf, wer da vor ihm lag und bat darum, das Schiff sofort zu wenden.

Sie schrieb zwei Depeschen an Sekretär Kromar und Graf Berzeviczy, welche sie Herrn Dardelle übergab, der versprach diese sofort aufzugeben, sobald sie wieder in Genf seien.

Irma breitete Kaiserin Elisabeths schwarzen Mantel über sie, als diese auf eine improvisierte Trage gehoben und von 6 Männern getragen wurde.

Als die Männer in Bewegung waren, warf Elisabeth unruhig ihren Kopf zur Seite.

Ansonsten war die Agonie ruhig, ohne Kampf, ohne Schmerz.

Irma ging neben ihrem Kopf, ein anderer Herr auf der anderen Seite, der ihren weißen Schirm, den sie bei sich hatte, als sie aus dem Hotel gingen, über sie spannte, um sie vor neugierigen Blicken zu schützen.

Gräfin Sztáray blickte wehmütig zum Hotel. Vor einer Stunde hatten sie es gut gelaunt und voller Tatendrang verlassen.
Wie konnte dies nur passieren?

In ihrer Suite angekommen, war Dr. Etiénne Golay sofort zur Stelle, danach noch Frau Fanny Mayer Hoteldirektorin vom Hotel Beau Rivage und eine im Hotel wohnende englische Pflegerin.

Irma zeigte Dr. Golay die Wunde, doch durch die Öffnung des Mieders hatte sich die Wunde von der ursprünglichen Stelle verschoben.

“Es ist keine Hoffnung”, sprach der Arzt nach einer Weile. (13)

Irma bat im ruhigen Ton, doch noch Belebungsversuche zu machen, es war allerdings zweckslos.

Kaiserin Elisabeth atmete zwar noch, aber dieses wurde schwächer und schwächer.

Um 2.40 Uhr (also 14.40 Uhr) sprach Dr. Golay die Worte aus.

“Die schönste, edelste Seele, die am schwersten geprüfte von allen, hatte die Erde verlassen und ihr Entschwinden bezeichnet man mit dem einzigen kurzen Worte: tot! – (14)

Irma war fassungslos, betete, man möge sie auch holen, fasste dann aber den Entschluss, dass sie sich versündigen würde.

Sie dachte an Kaiser Franz Joseph und wusste, dass sie diese schwere Last übernehmen musste, um ihm vom Tod Elisabeths zu erzählen. 

Foto: Wikimedia/Commons
Generaladjutant Graf Eduard von Paar, Zeichnung Oskar Brüch

Gräfin Sztáray schrieb eine Depesche an Eduard Graf von Paar (*5.12.1837, †1.2.1919):

“Ihre Majestät die Kaiserin wurde schwer verwundet, bitte dies Seiner Majestät dem Kaiser schonungsvoll zu melden.” (15)

Als die treue Hofdame Irma ins Zimmer zurückkam, schnitt man Kaiserin Elisabeth gerade im linken Arm in die Schlagader. Als kein Tropfen Blut aus dem toten Körper wich, zogen sich die Ärzte zurück.

Irma beschrieb die tote Elisabeth wie folgt:

“Kein Nerv zuckt mehr in ihr! Nur ein Blick unter halbgeöffneten Lidern, himmelwärts gerichtet und gebrochen, und ein sanftes Lächeln des Mundes erinnern noch an das Leben. Damit hatte sie die selig entschwindende Seele geleitet, damit von ihr Abschied genommen für immer.” (16)

Gräfin Sztáray drückte Kaiserin Elisabeth die Augen zu und schlang ihre Finger um einen Rosenkranz, faltete ihre Hände zum Gebet und legte sie ihr auf die Brust.

Während dieser Geschehnisse, nutzt Kaiser Franz Joseph seine freie Zeit und schreibt Elisabeth einen Brief. Er sollte nie mehr bei ihr ankommen. Conte Corti war es, der ihn in seinem Buch erwähnte:

“Sehr erfreut hat mich die bessere Stimmung” schreibt er seiner fernen Gemahlin, “die Deinen Brief durchweht, und Deine Zufriedenheit mit dem Wetter, der Luft und Deiner Wohnung samt Terrasse, welche einen wunderbaren Ausblick auf Berge und See gewähren muß. Daß du dennoch eine Art Heimweh nach unserer lieben Villa “Hermes” gefühlt hast, hat mich gerührt. Dann erzählt er, dass er am Tage zuvor in der Villa war, viel an Elisabeth gedacht habe und das Wild begutachtet habe. Weiter geht’s mit “heute bleibe ich hier und um halb neun reise ich von Staatsbahnhof ab. Isten veled szeretett angyalom (Gott befohlen, geliebter Engel.) Dich von ganzem Herzen umarmend, Dein Kleiner.” (17)

Foto: Wikimedia/Commons
Eugen Ketterl, Leibkammerdiener Seiner Majestät

Zu Hilfe hatte Irma eine Wärterin, die das Totengemach herrichtete; es wurden Kreuze und Kerzen aufgestellt.

Die weißen Herbstastern, die Kaiserin Elisabeth am Vormittag noch

“sie stehen für die Vergänglichkeit”

nannte, wurden ins Zimmer gebracht und um das Bett aufgestellt.

Nach dieser Aufgabe, setzte sich Irma ruhig hin und setzte die nächste Depesche an Graf Paar auf:

“Ihre Majestät die Kaiserin ist entschlummert.” (18)

Um 17.25 Uhr kam das Telegramm bei Generaladjutant Graf Paar in Schloss Schönbrunn an. Er hatte nun die unendlich schwierige Aufgabe seiner Majestät vom Tod der Kaiserin zu unterrichten. Durch die ihm geschuldete Contenance, seine strenge Erziehung und auch seinem Amt würdig, bleib Kaiser Franz Joseph ruhig bei der Nachricht.

Sein treuer Diener Eugen Ketterl schrieb:

“Als der Kaiser die Todesnachricht erhielt, sagte er in meiner Gegenwart zum Grafen Paar:

“Niemand weiß, was diese Frau mir gewesen ist!” (19)

Foto: Österreichische Nationalbibliothek
Erzherzogin Marie Valérie

Um 18.30 Uhr traf die Nachricht bei Erzherzogin Marie Valérie (*22.4.1868, †6.9.1924) in Schloss Wallsee ein.

Maria überbrachte ihr die Kunde vom Tod ihrer Majestät.

Valérie notierte in ihr Tagebuch:

“Ich weiß nicht, ob weitere Fragen dazwischen oder gleich das Wort “tot”? über die Lippen brachte, ob sie mir gleich dort noch am Gang oder schon im Zimmer sagte: “Ermordet von einem italienischem Anarchisten – im Hotel in Genf verschieden”. Ich weiss es nicht. Noch zittert mir die Hand, wenn ich zurückdenke an diese Stunde… (20)

Prinz Leopold von Bayern (*9.2.1846, †28.9.1930), Ehegemahl von Erzherzogin Gisela, schrieb in seinen Lebenserinnerungen:

“Ich fuhr die Nacht durch zu meiner Gattin nach München, und die darauffolgende mit ihr nach Wien. Das war nun ein trauriges Wiedersehen mit dem lieben Kaiser: erschütternd war alles, was man von der Tragödie erfuhr. Dazu kam das gerade so Sinnlose der Ermordung dieser edlen Frau, die sich prinzipiell von jeder politischen Tätigkeit fern gehalten hatte. (21)

Foto: Wikimedia/Commons
Prinzessin Gisela und Prinz Leopold

Danach brach Irma zusammen. Erschöpft, müde, von Trauer gebrochen, kniete sie vor dem Bett und weinte hemmungslos.

Die Polizei kam alsbald ins Hotel und vernahm Gräfin Irma Sztáray, die auch diese Pflicht mit stoischer Ruhe über sich brachte.

Ihr wurde der Eidschwur abgenommen, danach musste sie den gesamten Namen & alle Titel und sämtliche Geschehnisse der letzten Stunden von Kaiserin Elisabeth in die Feder diktieren.

Die Stunden waren qualvoll, weil sie an die schlimmsten Stunden ihres Lebens zurückdenken musste.

Graf Berzeviczy ließ sie ans Telefon rufen und Irma erinnerte sich qualvoll an die ständigen Ermahnungen nicht nach Genf zu fahren. Als hätte er es gewusst.

Immer mehr Leute strömten zur toten Kaiserin: eine Kommission, die den Leichnam obduzieren wollte, eine Kommission um die Leichenschau abzunehmen, Bischof von Fribourg und Gefolge kamen herein, um ihre Arbeit aufzunehmen.

Erst am Abend war Irma mit Kaiserin Elisabeth allein gelassen worden. Um 20.00 Uhr kam Graf von Berzeviczy ins Hotel, welcher in Territet geweilt hatte und der Gesandte aus Bern, Graf Kuefstein.

Um 22.00 Uhr wurde der Sarg gebracht, in welchen sie gebettet wurde. Irma legte ihr die Medaille der Mutter Gottes, die sie ihr am Schiff auf die Brust gelegt hatte, in die Hände. Bis um Mitternacht wachten alle 3 Personen vor dem Sarg. Erst danach verließ Irma die tote Kaiserin, um in ihrem Zimmer Ruhe zu finden.

Foto: Wikimedia/Commons
Mordwerkzeug “Feile”

Am 11.9.1898 wurde gegen 14.00 Uhr die partielle Obduktion durchgeführt, da die Anweisung dazu aus Wien erst gegen Mittag eintraf. Die Obduktion ergab, dass Lucheni mit ungeheurer Kraft zugestochen hat.

Die zugespitzte 11 cm lange Feile hatte die 4 Rippe durchstoßen, die Knochen zersplittert, sowie das Herz und die Lunge durchbohrt. Die linke Herzkammer war mehr oder weniger durchschnitten worden, vor allem durch das Herausziehen des spitzen Gegenstandes, wurde das Herz schwerst verletzt. Nur das Mieder hat den sofortigen Tod aufgehalten. 

Irma notierte:

“Ich mußte bei diesem traurigen Akte zugegen sein. Man schnitt den Brustkorb auf, um die Richtung der Wunde festzustellen: Die vierte Rippe war durchbrochen, Lunge und Herz durchbohrt.”
Und ich sah es in der Hand des Arztes, dieses Herz voll Liebe und voll Qual, durch das der Dolch gegangen war, durch und durch, wie wir das Herz der Mater dolorosa im Bilde sehen.
Und das mußte ich überleben!


Ich möchte dieser Welt entschwinden wie der Vogel, der auffliegt und im Äther verschwindet, oder wie der aufsteigende Rauch, der hier vor unseren Augen blaut und im nächsten Augenblicke nicht mehr ist.”


“Diese Worte hatte sie eins zu mir gesagt und sie kamen mir jetzt ins Gedächtnis. (21a)

Foto: Wikimedia/Commons
Totenwache im Hotel Beau Rivage, Zeichnung

Mit “einst” meinte Irma wohl einen Tag zuvor – denn diese Worte sprach Kaiserin Elisabeth exakt am 9.9.1898 im Beisein von Baronin Julie Rothschild.

Vorahnung? Dunkle Gedanken, einer gequälten Seele? Seit Jahren gierte Kaiserin Elisabeth nach dem Tod. Hat sie ihn gespürt?

Ahnte sie, dass ihr Ende nah war? Wir wissen es nicht. Wir wissen ja auch nicht, wie es uns einmal ergehen mag, wenn wir es erspüren sollten, dass es zu Ende geht.

Gräfin Sztáray blieb bis die Einbalsamierung beendet war.

Danach legte sie ihr das “schöne Kleid” an, welches sie auch am Tage zuvor getragen hatte. Das zerschnittene Oberteil, wurde durch eine schwarze Seidenbluse ersetzt. Mit Hilfe von Dr. Golay legte Irma den Leichnam in den Sarg, in dem sie für immer Ruhen sollte.

Die Hände wurden wieder gefaltet, der Rosenkranz, ein kleines Kruzifix aus Perlmutt und das Medaillon wurden ihr wieder um ihre Finger drapiert bzw. in die Hand gelegt.

Ein kleiner Strauß aus weißen Orchideenblüten wurden auf die Einstichwunde gelegt. Das Haar – zu einer Krone frisiert – verblieb wo es war.

Die Frisur, welche Kaiserin Elisabeth am Vortag um 9.00 Uhr angelegt bekam, wurde nicht mehr verändert. Wie ein Engel, mit weißer Alabasterhaut, soll sie da gelegen haben.

Nun hieß es für immer Abschied zu nehmen.

Der Sarg wurde verschlossen (und nie wieder geöffnet). Hofdame Irma Gräfin von Sztáray hatte ihre Arbeit beendet.

Stumm ging sie dem Sarg nach, der Ohnmacht nahe, der sie sich nicht hingeben durfte. Schwere Tage kamen auf sie zu. Das Trauergefolge, trat mit dem Trauerzug am 11.9. seinen Weg nach Genf an.

Foto: Wikimedia/Commons Marie von Festetics

Anwesend waren Gräfin Marie Festetics (*20.10.1839, †16.4.1923), Obersthofmeisterin Maria Theresia Gräfin von Harrach, Obersthofmeister Franz Graf von Bellegarde (*18.6.1833, †1.1.1912), welcher von Kaiser Franz Joseph folgendes ausrichten ließ:

“Übergeben Sie meinen Gruß der Gräfin Sztáray; sagen Sie ihr, sie habe sich in ihrer furchtbaren Lage voll Würde benommen.” (22)

Am 14.9. verließ der Zug Genf. 

Foto: Österreichische Nationalbibliothek
Der Sarg der Kaiserin Elisabeth von Österreich wird aus dem Hotel “Beau Rivage” getragen. Genf. Photographie. 1898

Der Trauerzug kam am 15.9.1898 in Wien an. Schon auf dem Weg von der Schweiz nach Österreich, wurden am Weg viele Trauerbekundungen getätigt. Das Volk hatte sich fast an jedem Bahnhof versammelt, um mit gesenkten Häuptern ihre Kaiserin zu verabschieden.

Valérie beschreibt die Szene so:

“Am Abend verliessen wir gegen 10 Uhr Schönbrunn…. In den Radetzkyzimmern warteten wir in verzehrender Erwartung bis der Zeremonienmeister gegen 11 Uhr des Nahes des Zuges verkündetet. Dann gingen wir hinunter, um am Fuss der Säulenstiege zu warten. Ich musste mich an Gisela halten, und fast zum ersten Male brach ich in lautes Schluchzen aus. Und nun kamen Wagen um Wagen, die gewesenen Hofdamen, welche an den Bahnhof entgegengefahren waren, die von Genf kommenden… Schluchzend lag ich in Irma Sztárays Armen, die sie zuletzt umfangen! Franz sah, wie Papa ihr entgegenging und ihre Hand küsste. Papa ging in aufrechter Haltung dem Sarg nach in die Burgkapelle. Wir folgten. Dort konnte man doch endlich auf die Knie sinken…. Gebete, kurze Einsegnung. Dann erhob sich Papa, kniete nieder am Kopfende des geschlossenen Sarges und küsste ihn. Wir folgten. O Mutter, wüsstest Du es in diesem Augenblick, dass Dein Kind dich liebt mit einer Liebe, wie ich sie wohl früher nie gefühlt. Um Mitternacht waren wir wieder in Schönbrunn.”  (23)

Irma selbst erlebte das alles durch einen Schleier. Ein Schwindel überkam die Hofdame, als Kaiser Franz Joseph zu ihr trat und die Hand küsste.

Er bat sie am 17.9.1898 zu einer Privataudienz.


Foto: Bücher Ernst
Zeitungsausschnitte die über das Attentat berichten

Am 16.9.1898 veröffentlichte Kaiser Franz Joseph sein

“An meine Völker”, welche von allen Zeitungen gedruckt wurde:

An meine Völker!
Die schwerste, grausamste Prüfung hat Mich und Mein Haus heimgesucht. Meine Frau, die Zierde meines Thrones, die treue Gefährtin, die Mir in den schwersten Stunden Meines Lebens Trost und Stütze war – an der ich mich verloren habe, als Ich auszusprechen vermag, ist nicht mehr. Ein entsetzliches Verhängnis hat sie Mir und Meinen Völkern entrissen. Eine Mörderhand, das Werkzeug des wahnsinnigen Fanatismus, der die Vernichtung der bestehenden gesellschaftlichen Ordnung sich zum Ziel setzt, hat sich gegen die edelste der Frauen erhoben und in blindem, ziellosen Haß das Herz getroffen, das keinen Haß gekannt hat und nur für das Gute geschlagen hat.” (24)

Am 16.9.1898 wurde um 8.00 Uhr morgens der Sarg in der Burgkapelle öffentlich aufgebahrt; allerdings entsprechend ihrem Wunsch:

wurde der Sarg nicht mehr geöffnet.

Vor längerer Zeit wünschte Elisabeth einmal auf Korfu beerdigt zu werden, die Stelle, die sie ausgesucht hatte, war in der Nähe vom Heine Denkmal und mit Blick aufs Meer.

Bis heute wird dieses Gerücht noch immer in vielen historischen Büchern verbreitet und berichtet, dass Kaiser Franz Joseph daran Schuld war, dass sie nicht auf Korfu beerdigt wurde. Der starre Monarch hätte sich nicht damit abfinden können, seine Frau in Griechenland zu begraben.

Doch dieser Wunsch wurde von Kaiserin Elisabeth persönlich widerrufen.

Im Februar 1897 besuchte Valérie ihre Mutter auf Cap Martin, welche sie in einem äußerst schlechten Zustand vorfand. Elisabeth versank in Trauer und Selbstmitleid um den Tod von Rudolf und verkraftete diesen kaum.

Folgender Satz ist von ihrer Tochter dazu überliefert, den Valérie sehr traurig stimmte:

“Ich sehne mich so sehr, dort zu liegen, in einem guten, großen Sarg, und nur Ruhe zu finden, nur Ruhe. Mehr erwarte und wünsch ich nicht. Weißt du Valérie, dort, wo gerade oberhalb das Fenster liegt, doch ein wenig Licht und Grün in die Gruft hereinblickt und man die Spatzen zwitschern hört.” (24a)

Während ihrer Aufbahrung kam es zu einem Fauxpas: man schrieb auf den Sarg nur “Kaiserin von Österreich” und nicht auch “Königin von Ungarn”. 

Diesen Titel trug sie mit mehr Würde und Eleganz, als ihren Kaiserinnen-Titel. Auch Böhmen mischte sich in den Streit ein. Als “ungekrönte” Königin von Böhmen, sollte auch dieser Titel auf dem Sarg verewigt sein.

Maßlos sinnbefreite Streitigkeiten über eine Frau, die sowieso niemals Kaiserin oder Königin werden wollte.

Foto: delcampe.net
Aufbahrung in der Burgkapelle

Hofdame Irma übergab Erzherzogin Marie Valérie das Oberteil des Kleides.

Die Einstichstelle ist darauf zu sehen.

Am selben Abend erreichen Bruder Carl Theodor und Gemahlin Herzogin Maria José, Elisabeth Gabriele und Marie Gabrielle (Töchter) Wien.

Herzog Carl Theodor ist schwer gezeichnet, Marie Valérie hatte ihn noch nie so tief ergriffen gesehen. Gerade in ihm, erkennt sie ihre Mutter.

Am 17.9. fand in der Burgkapelle eine Messe statt. Marie Valérie schrieb:

“Es zog mich mit Macht zu ihr…ich wünschte, sie möge nun gefunden haben, was sie so bitter bezweifelte – die liebende Barmherzigkeit Gottes -. Dann ging ich zu Maria Festetics und fühlte mich wieder erkalten unter dem Schwall ihres wortreichen Schmerzes.” (25)

Foto: Bildarchivaustria.at
Irma Gräfin Sztáray knickst vor Kaiser Franz Joseph I. und reicht ihm dabei beide Hände. Laut Bildunterschrift erzählt sie in einer Audienz dem Kaiser über die letzten Momente der Kaiserin Elisabeth. Hochdruck nach Zeichnung (Phantasie).
Das Interessante Blatt, 22.09.1898, S.1

Danach fand die Privataudienz zwischen Kaiser Franz Joseph und Gräfin Irma Sztáray statt. Die Begegnung war sehr tränenreich.

Er überreichte ihr nicht nur den Elisabeth-Orden, sondern er hatte auch ein langes Gespräch mit ihr.

Sie musste ihm detailgetreu den gesamten Ablauf erzählen, währenddessen ihm dicke Tränen über das Gesicht liefen.

Sie überbrachte ihm ein paar Blüten jener Orchideen, die Kaiserin Elisabeth am Herzen trug.

Niemand war Zeuge bei dem Gespräch. Irma und Franz Joseph waren allein.

Er fragte sie, ob sie ihr etwas von ihren Haaren abgeschnitten hätte. Irma verneinte, denn sie meinte, dass Kaiserin Elisabeth immer besonders viel Wert auf ihre Haare gelegt habe.

Der Kaiser gab ihr Recht und lobte die Hofdame für ihr Tun.

Am Ende dieser Audienz küsste er ihr noch einmal die Hand, eine Geste die die Gräfin nie wieder vergessen sollte.

Die Güte des alternden Mannes überstieg ihre Contenance bei weitem.

Um 16.00 Uhr fand das tatsächliche Begräbnis statt, welches vom Hofstaat und Militär geprägt wurde.

Foto: Habsburg.net
Begräbnis Kapuzinergruft

Vom Burgplatz führte der Leichenzug zur Kapuzinergruft, wo sie ihre Ruhestätte finden sollte. 

Dreimal pocht der Obersthofmeister an die Tür. Pater Guardian steht hinter der Tür und fragt “Wer ist da?” “Kaiserin und Königin Elisabeth begehrt Einlaß”, so die Antwort vom Obersthofmeister. Schluchzend stehen der Kaiser und die Kinder vor dem Sarg.

Valerie, die eine Mutter verloren die ihr Kind mehr geliebt hat, als je eine Mutter auf Erden, sieht auf einmal jenen Platz in der Gruft, den Elisabeth ihr im Leben beschrieben, das bißchen Licht und Grün, das aus dem schmalen Fenster hereinblickt. Sie hört die Vögel draußen zwitschern, alles, alles genauso, wie die Mutter es damals geschildert.

“Möge sie nun endlich die heißersehnte Ruhe finden!” 

Schluchenzd auch stehen am Sarge der Kaiserin die treuesten Freundinnen ihres Lebens.

Ida Ferenczy, die Elisabeth ob ihres frischen, heiteren, geraden und offenen Wesens, ihres gesunden Menschenverstandes, ihres Taktes und ihrer vornehme Denkungsweise bei aller Einfachheit des Herzens so geliebt. Sie hat alles nach den letzten Wünschen der Kaiserin erfüllt.

Auch den letzten Brief des Kronprinzen an Elisabeth vernichtet. … Tränenüberströmt steht Marie Festetics neben ihr.

“Viel werden wir noch zusammen trauern, Ida, uns gehörte das Beste. Lange, lange haben wir ihre Seele, ihr Herz genossen.” (26)

Foto: Habsburg.net
Kaiser Franz Joseph am Sarg seiner geliebten “Engels-Sisi” in der Kapuzinergruft, Öldruck

Marie Valérie hielt in ihrem Tagebuch fest:

“Papa war schon vom Morgen an in der Burg, hatte sichs nicht erspart, die fremden Herrschaften zu empfangen. Mit Kaiser Wilhelm kam er zu den Kapuzinern. Uns blieb, geschützt durch die dichten Schleier, der grösste Teil banaler Kondolenz erspart. Genug waren es jener, die von Herzen mitweinten. Manni – Onkel Louis

“Ich kann doch dem armen Teufel nicht verbieten zu kommen”, hatte Papa gesagt, und hat es den armen Onkel gerührt. Tief erweckte es auch in mir Erinnerungen alter Zeiten, als er zu mir kam mit der Bitte “Lass mich nur bei stehen, nur das bleiben neben Dir”. Papa mit Leopold und Franz, Georg und den beiden Brüdern Mamas geleiten den Sarg hinab. 
(Dann war auch das vorbei und wir kehrten nach Schönbrunn zurück, zu einem traurigen Diner, welchem auch dir König von Sachsen beiwohnte.)” (26a)

Anmerkung Petra: Mit Onkel Louis ist Herzog Ludwig, also Kaiserin Elisabeths Bruder gemeint. Durch das Mitverschulden von Marie von Larisch, der Tochter von Louis, brach der Kontakt zum Bruder komplett ab.

Am 18.9.1898 hätte Marie Valérie fast einen folgenschweren Fehler begangen, den sie Zeit ihres Lebens bereut hätte: Sie notierte dazu in ihr Tagebuch:

“Schmerzliches Wiedersehen mit Tante Spatz die am Sonntag ungekannt gekommen war, um an Mamas Sarg zu beten. Papa suchte sie im Hotel auf, nachmittags kam sie nach Schönbrunn. Ich erfuhr, allein mit ihr, zu meinem Schaudern, dass sie Pater Guardian dazu bewogen hatte, ihr den Sarg zu öffnen, durch das innerhalb des Sarges angebrachte Fenster, hat sie Mama gesehen, erkannt, obgleich schon ziemlich entstellt.” (27)

Anmerkung Petra: Tante Spatz ist natürlich Mathilde; ebenfalls eine Schwester von Kaiserin Elisabeth.  

Valérie war so entsetzt, dass sie dasselbe tun wollte, damit ihre Mutter die letzte Person sei, die “sie” sehen konnte bzw. Valérie die Letzte auf Erden sei, die ihre Mutter je zu Gesicht bekommen hatte. Doch Pater Abel konnte sie glücklicherweise von diesem Vorhaben abhalten. Dankbar nahm Valérie dies als einen Fingerzeig Gottes und konnte damit in Ruhe leben. 

Prinz Leopold von Bayern schrieb weiter:

“Mitte Oktober lud mich der Kaiser ein, mit ihm nach Gödöllö zu fahren. Der Trauerempfang der Bevölkerung daselbst ist mir unvergeßlich. Das Kaiser- oder, besser gesagt, das Königspaar war ja im ganzen Lande verehrt, und die Kaiserin, die so viele Jahre lang besonders gerne in Gödöllö geweilt hatte, geradezu vergöttert. die Fülle der Regierungsgeschäfte, die unermüdliche Arbeit, die frische Luft und die viele Bewegung auf der Jagd brachten auch diesmal den allerhöchsten Herrn über das Gröbste hinaus.” (28)

Eugen Ketterl (*7.10.1859, †11.10.1928), der Leibkammerdiener von Kaiser Franz Joseph, notierte, dass

Seine Majestät nie wieder über Kaiserin Elisabeth sprach:

“Manche wollen diese Merkwürdigkeit damit erklären, daß Franz Joseph an Unabänderlichem nicht einmal in der Erinnerung rütteln wollte; andere meinten wieder, Egoismus und Gefühlskälte seien daran schuld gewesen. Ich meine aber, daß der Kaiser sich seines Gefühls schämte und fürchtete, es könnte als Schwäche gedeutet werden. Es geschah gar oft, daß ich den Monarchen dabei überraschte, wie mit unsagbar traurigem Blick zur Kaiserin hinaufsah, die ihn in bestrickender Anmut aus ihrem Bild, das auf einer Staffelei hinter seinem Schreibtisch stand, zu grüßen schien…”  (29)

Marie von Redwitz (*9.12.1856, †11.4.1933), Hofdame von Herzogin Amalie in Bayern, Tochter von Herzog Carl Theodor, schrieb in ihrem Tagebuch:

“Die Kaiserin war sechzig Jahre alt und nicht die Natur, um glücklich zu altern. Hätte sie sich einen schmerzlosen Tod und danach eine Glorifikation ohne Gegenrede gewünscht, hätte sie enden müssen, wie sie es getan. Dr. Christomanos, einer ihrer griechischen Lehrer schrieb, daß sie einmal gesagt habe: “Ob und wann ich sterbe, ist Nebensache. Es gibt im Leben jedes Menschen einen Augenblick, in dem er innerlich starbt, es braucht gerade nicht die Zeit des wirkliches Todes zu sein.” Dann: “Wenn der Wunsch zum Leben aufgehört hat, befindet man sich eigentlich schon außerhalb des Lebens.” … So ist diese merkwürdige und in vielem rätselhafte Frau auf außerordentliche Weise aus dem Leben gegangen. Für die Allgemeinheit war sie zu wenig banal, und schüchtern von Natur, entzog sie sich der Schaustellung ihrer Person. Sie füllte den Platz einer Landesmutter gewiß nicht voll aus und hatte nicht die Gabe, vielleicht auch nicht das Verständnis, das Volk zufriedenzustellen. Sooft ist übel vermerkt worden, sie halte den unvermeidlichen Fächer vor das Gesicht, um ihr Altern nicht erkennen zu lassen. Das Angestarrtwerden war ihr gewiß lästig, aber der erste und tiefere Grund lag in der Empfindlichkeit der Augen gegen Licht und Blendung, unter der fast alle Glieder der herzoglichen Familie leiden.” (30)

Foto: Wikimedia/Commons
Henri Philippe Marie de Bourbon-Orléans

Luigi Lucheni gab an, dass er ursprünglich Henri Philippe Marie d’Orleans (*16.10.1867, †9.8.1901) ermorden wollte.

Er wurde am 10.11.1898 zu lebenslänglicher Haft verurteilt. Er war ein äußerst aggressiver Gefangener, der mehrmals versuchte den Gefängnisdirektor oder die Wärter anzugreifen.

Seine “Lebenserinnerungen” die er notierte, wurden ihm entrissen. Am 19.10.1910 wurde er unter mysteriösen Umständen tot in seiner Zelle gefunden. Weiterführende Infos zum Mörder findet ihr weiter oben bei Tamara.

Am 31.12.1898 bekam Kaiser Franz Joseph vom ungarischen Maler Leopold Horovitz (*2.2.1838, †16.11.1917) ein Bild überreicht.

Valérie notierte:

“das Papa das beste findet. “Es hat nie ein gutes Bild von Mama gegeben.” “Kein naturwahres Porträt”. So ist es mit allem, was über Mama gesagt und geschrieben wird.” (31) 

Foto: Wikimedia/Commons
Gemälde nach Leopold Horovitz, posthum am 31.12.1898 an Kaiser Franz Joseph überreicht.

Kaiserin Elisabeth jedoch, war zu Lebzeiten so wenig in Österreich präsent, dass die Trauer der Bevölkerung nur kurz andauerte und einige Tage nach dem Begräbnis schon wieder das “Tageswerk” verrichtet wurde. Die Meldungen in den Zeitungen verebneten.

Die ersten Biografien fanden den Weg an die Oberfläche (Gräfin Larisch, Conte Corti etc.), Denkmäler wurden errichtet usw.

Dazu notierte Marie von Redwitz:

“Bald nach ihrem Tode erhob sich wie auf Wettbewerb in jeder Stadt, wo sie einmal länger geweilt, ein künstlerisch mehr oder minder wertloses Standbild von ihr. Gewiß hätt sie sich das verbeten, denn die sie ehren wollten, hatten nichts mit ihr gemeinsam.” (32)

Foto: Hans-Christian Seidel
Grabstelle von Erzherzogin Agnes (*/†26.6.1911), Bad Ischl

Am 26.6.1911 bekam Erzherzogin Marie Valérie in Bad Ischl ihr letztes und gleichzeitig das 10te Kind:

Agnes – Die kleine Erzherzogin überlebte nur 8 Stunden.

Als Agnes starb sagte Valérie:

Wie tröstlich annehmen zu dürfen, daß dies kleine Enkelkind sie vielleicht endlich hineingeleitet hat in den Himmel.”  (33)

Ein sehr tröstliches Abschiedswort.

Foto: mythoskaiserinelisabeth.com – Petra
Sarkophag, Kaiserin Elisabeth, Kapuzinergruft
Die rote Rose ist von mir in eurem Namen auf den Sarg (21.8.2022 für das Foto) hingelegt worden.
Danach habe ich sie darunter gelegt.

Nachwort:

Besonders stolz bin ich auf jene Episode, da ich die Einzige bin, die herausfand, dass es eine Kaiserin Elisabeth Statue in der Kapuzinergruft gibt.

1910 wurde diese feierlich von ungarischen Frauen eröffnet. Die ganze Geschichte dazu, könnt ihr euch noch einmal in diesem Video anhören:

Video: mythoskaiserinelisabeth.com – Petra

Mittlerweile konnte ich herausfinden, dass diese Statue für den Aufbau des Sarkophages gedacht war. Warum dies nicht umgesetzt und warum die Statue zurückgebaut wurde, konnte ich noch nicht herausfinden.

Auch hier habe ich mittlerweile eine alte Postkarte ergattert, die ich euch nicht vorenthalten möchte:

Foto: mythoskaiserinelisabeth.com – Petra

1935 veröffentlichte Egon Cäsar Conte Corti die erste Kaiserin Elisabeth Biografie “Die seltsame Frau”.

Mittlerweile gibt es zigfache Neuauflagen und viele neue Buchtitel u.a. auch “die Unpolitische”. In der Erstauflage war jenes Foto zu sehen, wie die Särge früher tatsächlich standen; ich konnte noch eine alte Postkarte auftreiben, die ich euch zeigen möchte.

So sah Conte Corti 1935 noch die Kapuzinergruft.

Foto: mythoskaiserinelisabeth.com – Petra

Heute ist die Kapuzinergruft umgebaut und Elisabeth steht kurz vor dem Ausgang. Meiner Meinung nach ungünstig. Es ist laut und wirklich Ruhe ist nicht mehr vorhanden.

Während die Besucher bei Maria Theresia, Kaiser Ferdinand usw. noch Ruhe bewahren, ist bei Elisabeth und Franz Joseph der Ausgang nicht mehr weit, da nur noch die Särge von Zita und Otto zu sehen sind.

Die Lautstärke ist unerträglich die dort herrscht. Schade!

Und noch ein Schmankerl hänge ich hier gerne an:

Hoteldirektor Mayer gab Tamara den Text seiner Großmutter mit, den diese verfasste. Bis jetzt war dieser Text in noch keinem einzigen Buch komplett abgedruckt zu lesen. Englische Originalfassung!


Da ich weiß, dass nicht jeder der englischen Sprache mächtig ist, habe ich den Text übersetzt. Auch dies war bisher noch nie komplett irgendwo in einem Buch abgedruckt.

Ich habe exklusiv für euch die Erlaubnis vom Hotel Beau Rivage den Text komplett zu zeigen und zu übersetzen erhalten sowie zu veröffentlichen.

Ich hoffe, ich habe euch mit der Übersetzung eine Freude gmacht.

Teil 3 – Kaiserin Elisabeth heute

Foto: Wikimedia/Commons
Filmprogramm Sissi Film, 1955

Es sollte bis ins Jahr 1955 dauern, bis Kaiserin Elisabeth wiedergeboren wurde.

Zwei Weltkriege und viel Leid waren vergangen, bis am 21.12.1955 der Film Sissi in die Kinos kam.

Romy Schneider und Karlheinz Böhm – sie ebneten Elisabeth den Weg zurück ins Leben.

Leider aber auch damit ein Leben in Verkitschung, konsequenter falscher Namensschreibung, teils schlimmen in den Mund gelegten Behauptungen die sich bis heute halten und blinder Verehrung von Filmfans die das reale Leben der Kaiserin von den Kitschfilmen nichtauseinanderhalten können.

Nachfolgende Filme sind um keinen Deut besser.

Verkitschung, falsche Zitate, falsche Mythen und Behauptungen oder Serien die mit einer masturbierenden 15jährigen beginnen und somit einer typischen RTL Serie entsprechen, aber nicht dem 19. Jahrhundert.

Foto: mythoskaiserinelisabeth.com – Petra (vormals Sternenkaiserin)
Papieruntersetzer im (ehemaligen) Café Hofburg

Leider glauben die Leute und Follower der Social Media Seiten was sie glauben wollen und man kann darunter schreiben was man möchte, man wird nicht erhört. Denn Filme haben immer Recht. #uff

Souvenirs, vor allem das berühmte “Winterhalter Bild mit dem Sternenkleid” wurden und werden in die ganze Welt verkauft.

Obwohl das Bundesimmobiliendepot behauptet, dass das “Sternenkleid-Bild” nur für wissenschafliche Zwecke” genutzt werden dürfe, findet man das Bild querbeet auf:

Tassen, Vasen, Teller, Büsten, Briefmarken, Fingerhut, Hefte, Blöcke, Radiergummi, Taschen, Tischdecken, Pralinen und Mehlspeisen die ihren Namen tragen und sogar “Glasuntersetzer”…

Am schlimmsten fand ich das Badeanzug-Bild für das Gutscheinheft in Hietzing. Das Bundesimmobiliendepot hat steif und fest behauptet, dass dieses Bild nicht existiert. Ähm…..

Nur Schönbrunn/Hofburg hat die Erlaubnis das Foto dauerhaft zu verwenden. Dass aber ganz Wien zugekleistert ist, stimme nicht, hat man mich am Telefon angeschrieen. Ja, Frau Dr. war am Telefon sehr wütend darüer, dass ich sie darüber in Kenntnis setzte, dass sie wohl ihren Job nicht richig mache, wenn sie nicht wisse, was direkt vor ihrer Nase passieren würde.

1982 erschien Brigitte Hamanns Biografie über Kaiserin Elisabeth. Im Jahr 1984 fanden die Gedichte von “Titania” ihre Erstveröffentlichung (ebenfalls Brigitte Hamann).

Und noch immer werden jedes Jahr unzählige Bücher geschrieben und auch Magazine werden und wurden veröffentlicht.

In die Kapuzinergruft pilgern jährlich Tausende Besucher und legen Souvenirs aller Art unter den Sarkophagen von Kaiserin Elisabeth, Kronprinz Rudolf und Kaiser Franz Joseph.

Foto: mythoskaiserinelisabeth.com – Petra (vormals Sternenkaiserin)
Kapuzinergruft Kronprinz Rudolf, Kaiser Franz Joseph (erhöht), Kaiserin Elisabeth (v.l.n.r.)

Am 3.9.1992 wurde Kaiserin Elisabeth in Form eines Musicals geboren.

Foto: Amazon.de

Den großen Beitrag zum Musical könnt ihr hier nachlesen. 

Am 24.4.2004 wurde zum 150. Hochzeitstag das “Sisi Museum” eröffnet.

Mittlerweile ziehen viele Kaiserappartements und/oder Villen, Hotels etc. nach, die jemals von Elisabeth und/oder Franz Joseph besucht wurden (zB Venedig, Schloss Aichach/Sisi Schloss (in Wirklich das Jagdschloss von Herzog Max und Elisabeth war nie dort; klingt aber schöner und das Publikum lässt sich halt hinziehen), Sisi Schloss/vormals Rudolfvilla Reichenau a.d.Rax usw.

Obwohl es Österreich 1918 abgelehnt hatte, weiterhin einen Kaiser und eine Kaiserin zu unterhalten und auch kein parlamentarisches Kaiserreich wollte, lebt – vor allem Wien – von den Einnahmen der kaiserlichen Schlösser, Museen und den oben beschriebenen Souvenirs.

Im April 1919 kam das Adelaufhebungsverbotsgesetz hinzu. Wer sich von der Familie Habsburg etc. nicht daran hielt, flog aus dem Land. Wir verklagen sogar Karl (von) Habsburg, wenn er sich auf seiner Webseite “von” nennt, zeitgleich hätte Wien aber massive Einnahmeprobleme in der Tourismusbranche, gäbe es das Schloss Schönbrunn, das Sisi-Museum oder die Kapuzinergruft nicht.
Die Scheinheiligkeit unseres Landes ist manchmal nicht zu verstehen und niemand kann etwas für seinen Geburtsnamen, für sein Erbe oder seine Titel.

Es verhält sich bei uns ähnlich wie in Bayern mit den Ludwig Schlössern. Ludwig wurde für verrückt erklärt, aber Bayern ohne die Schlösser kann und will sich keiner mehr vorstellen. Und die Verehrung und Verkitschung hat genauso groteske Film- und Souvenirsformen angenommen, wie bei Kaiserin Elisabeth.

Ich wage sogar zu behaupten, dass die Scheußlichkeiten der Souvenirs sich die Wage halten. Es gibt sogar Postkarten auf denen beide als “Liebespaar” abgebildet sind. Grotesk, falsch, infam und einfach nur unsinnig.

Der Hype ist ungebrochen.

Versunken ist die alte Welt; verfault das Fleisch,
verblasst der Glanz. Doch wo sich Geist zu Geist gesellt, da
tanzt man noch den Todestanz...
Lust, Leid – Wahnsinn, der uns treibt.
Not, Neid – Pflicht, die uns erdrückt.
Traum, Tran – alles, was uns bleibt:
Wunsch, Wahn, der die Welt verrückt...
Elisabeth, Elisabeth – selbst hier bist du von uns getrennt.
Ein Rätsel, das kein Geist errät,
ein Zeichen, das kein Mensch erkennt.
Scheu, schwach – glücklich und verflucht.
Wild, wach – einsam und begehrt.
Arm, reich – was hast du gesucht?
Hart, weich – was hat dich zerstört? (*2)
Foto: mythoskaiserinelisabeth.com – Petra

Der Mythos Kaiserin Elisabeth lebt.

– Petra –


Rechtliche Hinweise: 
Texte: Teil 1: Tamara, Teil 2: Petra
Bildrechte:
mythoskaiserinelisabeth.com – Tamara, mythoskaiserinelisabeth.com. – Petra, Wikimedia/Commons, Hans Christian Seidel, Habsburg.net, Bildarchivaustria.at, delcampe.net, Bücher Ernst, x43:service, Clemens Fabry/Die Presse, Family.rothschildarchive.org, lmathieu.wordpress.com, locseitemeto.eoldal.hu, Österreichische Nationalbibliothek, Trachtenladl, Heindl,
Videorechte: mythoskaiserinelisabeth.com – Petra


Literarischer Hinweis:

(*1), (*2) Musical Elisabeth
jeweils Auszüge aus dem Prolog; 1. Akt
Text: Michael Kunze
Musical: Sylvester Levay

1 – S 203, 2 – S 206, 3 – S 209, 4 – S 210, 5 – S 219, 6 – S222/3 , 7 – S 227 – 229, 8 – S 230, 9 – S 230, 10, 11 – S 231, 12 – S 234, 13, 14 – S 237, 15 – S 239, 16, 18 – S 240, 21 – S 246, 21a – S 250,
Irma Gräfin Sztáray
Aus den letzten Jahren der Kaiserin Elisabeth (Nur noch antiquarisch erhältlich)
Amalthea Verlag, 2004

17 – S 455, 24a – 429, 26 – S 463,
E.C. Conte Corti
Elisabeth von Österreich Tragik einer Unpolitischen (Nur noch antiquarisch erhältlich)
Heyne Verlag 2. Auflage/15. Auflage 1996

19 – S 40, 29 – S 40
Eugen Ketterl
Der Alte Kaiser wie nur Einer ihn sah
Fritz Molden Verlag, 1980, 1. Auflage

20 – S 309, 23 – S 312, 25 – S 312, 26a – S 312/3 27 – S 313, 31 – S 319
Marie Valérie von Österreich
Das Tagebuch der Lieblingstochter von Kaiserin Elisabeth

24 – S 310
Michaela und Karl Vocelka
Franz Joseph I – Kaiser von Österreich und König von Ungarn

20 – S 164, 28 – S 164
Leopold Prinz von Bayern
Aus den Lebenserinnerungen (Nur noch antiquarisch erhältlich)
Verlag Friedrich Pustet, 1983

30 – S 257, 31 – S 258
Marie von Redwitz
Hofchronik 1888 – 1921 (Nur noch antiquarisch erhältlich)
Verlag Kulturpolitik München 1924

33 – S 112
Martha Schad
Kaiserin Elisabeth und ihre Töchter, Bildband (Nur noch antiquarisch erhältlich)
Langen Müller Verlag, 1998, 3. Auflage

Der kleine Flirt von Kaiserin Elisabeth

Foto: Wikimedia/Commons
Kaiserin Elisabeth
Bild: Ludwig Angerer

Es war der 17.2.1874 als Kaiserin Elisabeth gelangweilt in Wien fest saß. Kaiser Franz Joseph war mit Graf Gyula Andrássy (*3.3.1823, †18.2.1890) in St. Petersburg.

Obwohl Elisabeth gerade aus Ungarn kam, überlegte sie zurückzukehren. Doch die ewigen Vorwürfe, sie sei zu wenig in Wien, hielten sie davon ab.

Außerdem reagierte Ungarn etwas verstört, als der Kaiser von Österreich und König von Ungarn nach Russland fuhr. 

Foto: Wikimedia/Commons
Gyula von Andrássy

Allein in der Hofburg, nur umringt von ihren Hofdamen, wurde ihr schnell langweilig. Vor den Toren der Hofburg hörte sie das schallende Lachen verkleideter Menschen, denn der Fasching war in vollem Gange.

Die Wiener Redoute, ein damals berühmter Faschingsball, öffnete zu dieser Zeit seine Tore und von allen Seiten strömten Kutschen herbei. Der Adel und die Reichen von Wien und dem Ausland strömten verkleidet und mit guter Laune in den Redoutensaal.

Elisabeth bat ihre Vorleserin und enge Vertraute Ida von Ferenczy (*7.4.1839, †28.6.1928) zu sich.

Und so hegten die beiden Damen einen perfiden Plan aus, um nicht nur der Langeweile, sondern auch den Wachen vor den Türen zu entkommen.

Fanny Feifalik (*28.1.1842, †14.7.1911) wurde damit beauftragt, die Kaiserin zu “verkleiden”.

Seit Jahren schon vertraute Elisabeth nur Fanny. Obwohl die beiden oft Streitigkeiten hatten, ließ Elisabeth kaum jemand anderen an ihre Haare.

Fanny machte sich einen Spaß aus der ganzen Sache und stülpte über die ohnehin schon schwere Haarpracht eine rotblonde Perücke.

Dazu wurde ein gelbes Seidenkleid mit überdimensionaler Schleppe gewählt. Diese sollte später noch auf dem Ball für große Aufregung sorgen.

Über dem Gesicht trug Elisabeth eine schwarze Maske mit dichtem schwarzen Schleier.
Die Damen waren sich einig: Niemand würde die Kaiserin damit erkennen.

Foto: forum.alexanderpalace.org
Fanny Feifalik

Ida von Ferenczy wurde in ein rotes Dominokleid gesteckt. Ihr Gesicht wurde ebenfalls mit einer Maske verborgen. Niemand sollte die Vorleserin Ihrer Majestät erkennen.

Außer den genannten Damen wurde noch Kammerfrau Schmidl in das Geheimnis eingeweiht. Sie kleidete die Damen ein. Sie schwor das Geheimnis zu bewahren.

Woher kamen die Verkleidungen und wie sahen diese ungefähr aus?

Lange begab ich mich auf die Suche, da ihr mich mit euren Kommentaren auf der Facebookseite wieder einmal herausgefordert habt.

Ein venezianisches Kostüm soll es gewesen sein, so euer Tenor. Also begab ich mich auf die Suche…

…und wurde schließlich bei einer Zarin fündig. Allerdings lebte diese im 18. Jahrhundert. 

Jelisaweta Petrowna Romanowa (Elisabeth Petrowna Romanow) (*29.12.1709, †5.1.1762) trug ein venezianisches Dominokostüm in schwarzer Seide und ließ sich von Georg Cristoph Grooth portraitieren. 

Foto: Wikimedia/Commons
Jelisaweta Petrowna Romanowa
Foto: photo.rmn.fr
Ausschnitt des Bildes “Le Charlatan” von Falca Pietro

In Paris im Grand-Palais hängt von Falca Pietro (*5.11.1701,8.5.1785) ein Bild welches “Le Charlatan” heißt.

Auffallend dabei ist allerdings, dass auf dem Bild ein Mädchen ein Dominokostüm trägt, einen Fächer in der Hand hält und sich mit einem Mann unterhält, der eine Maske trägt.

Das Mädchen selbst ist allerdings demaskiert.

Ich zeige euch einen Bildausschnitt, da das Kostüm von Interesse ist.

Schon in Versailles zu Marie Antoinettes Zeiten veranstaltete man Faschingkostümfeste und sogar die Königin selbst ging einmal als Domino, wurde allerdings erkannt.

Foto: thisversailles.com, Dominokostüm

Die Maske bedeckte das gesamte Gesicht. Der Mantel stammte aus Venedig und wurde immer aus Seide gefertigt.

Die frühen Maskeraden waren in ganz Europa in Mode, was die Verwendung des Dominomantels weiter verbreitete. Beide Stücke waren meist schwarz, wurden aber später auch in bunten Stoffen gefertigt. Der Dominomantel war voluminös – dies deshalb, sollte es einen Hauch von Dramatik erzeugen und das Geheimnis der Frau noch mehr hervorheben.

Sowohl Männer, als auch Frauen trugen Dominomäntel, allerdings waren die Mäntel der Männer nicht so voluminös gearbeitet, wie die der Frauen.

Die Ärmel waren breit und in der Regel war der Mantel mit einer abnehmbaren Kapuze ausgestattet.

Das Wort “Domino” wurde von den Kapuzen der französischen Priestern abgeleitet, die diese im Mittelalter getragen hatten.

Elisabeth nahm in der Gestalt des Dominos einen “Decknamen” an.

Ida sollte sich weder mit Majestät, noch mit Elisabeth oder Sisi in der Öffentlichkeit verraten.

Sie entschieden sich für den Namen “Gabriele”.

In vielen historischen Büchern ist der Name einer weiteren Hofdame Gabriella Pállfy de Erdöd (*17.11.1833, †22.3.1914) auffällig und es wird angenommen, dass diese dafür herhalten musste.

Doch Biograph Egon C. Conte Corti schrieb, dass die Kammerfrau Schmiedl Gabriele hieß und sich so der Name ableitete.

In vielen historischen Biographien wird der Name “Gabriella” zitiert. Ich bleibe bei Gabriele von Conte Corti.(*)

Um an den Wachen vorbei zu schleichen, wandten die Damen eine List an:

Kammerfrau Schmidl war von ebengleicher hoher Gestalt wie die Kaiserin und so nannte Ida diese beim Vornamen, damit diese glaubten, dass die Kammerfrau und die Vorleserin der Kaiserin “Aus” gingen. Es muss ein Spaß gewesen sein, wenn man es heute betrachtet.

Im Saal angekommen, nahmen die Damen einen Platz auf der Galerie ein. So konnten sie den Saal überblicken und waren nicht inmitten des Getümmels.

Die Blicke streiften umher und so zog ein junger Mann den Blick von Kaiserin Elisabeth an. Sie bat Ida den jungen Mann zu ihr zu bitten. Ida tat wie geheißen und forderte den Mann auf, ihre “Freundin” die einsam auf der Galerie säße, würde ihn gerne kennen lernen. 

Foto: Wikimedia/Commons
Hofdame Gabriella Pállfy de Erdöd

Er stellte sich als Friedrich Pacher List von Theinburg (*1847, †12.5.1934) vor. Er war 26 Jahre alt und von Beruf Beamter.

Fritz, wie er genannt wurde, kam aus dem Staunen nicht heraus. Die schlanke Gestalt, die Maske und das Kleid verrieten die Kaiserin gleich als “höheren Adel”.

In der Biografie von Conte Corti lässt sich lesen, dass er sofort einen Verdacht hegte, als er die “schöne Dame” sprechen hörte.

Kaiserin Elisabeth war es nicht gewohnt in der Öffentlichkeit zu sprechen und wirkte oft einsilbig.

Man wusste allgemein, dass die Kaiserin kaum hörbar sprach, oft nur flüsterte. Auch dieser gelbe Domino sprach so leise, dass er Mühe hatte dem Gespräch zu folgen, zumal es schnell zum Erliegen kam.

Das bunte Treiben im Saal, war seltsam anzuschauen, wenn man die steife Haltung der beiden Damen bedenkt. Obwohl sich Ida diskret zurückgezogen hatte, blieb sie in der Nähe und beobachtete die Szene genau. 

Schon bald änderte sich das Gespräch und plötzlich wollte Elisabeth wissen, ob er die Kaiserin kenne und was man sich über sie erzähle.

Ein Gedanke zuckte wie ein Blitz durch seinen Körper. Er ahnte, dass sie es war, die vor ihm stand, doch beweisen konnte er es nicht.

Fritz Pacher erzählte, dass er sie persönlich nicht kennengelernt habe, da sie sehr scheu sei. Er habe sie aber im Prater beim Reiten gesehen. Selbstverständlich nur aus der Ferne. Sie gäbe sich – anstatt mit dem Volk – lieber mit ihren Hunden und Pferden ab. Zumindest erzähle man sich das auf der Straße.

Elisabeth hörte interessant zu und lächelte verzückt vor sich hin. Natürlich erwähnte er auch ihre außergewöhnliche Schönheit, von der ganz Wien sprach und ihre hervorragende Figur.

Der gelbe Domino soll sich daraufhin amüsiert gerade gerichtet haben. 

Foto: Wikimedia/Commons
Prinzessin Gisela von Bayern

Als die Kaiserin fragte, für wie alt Fritz sie halte, nannte er keck das echte Alter von Elisabeth. Sie war zum damaligen Zeitpunkt 36 Jahre alt.

Elisabeth war am Höhepunkt ihrer Schönheit, allerdings bereits zu ihrem großen Verdruss Großmutter.

Ihre Tochter (verehelichte) Gisela Prinzessin von Bayern (*12.7.1856, †27.7.1932) hatte am 8.1.1874 ihre Tochter Prinzessin Elisabeth Marie zur Welt gebracht (Anmerkung Petra: nicht zu verwechseln mit Erzsi, welche ebenfalls Elisabeth Marie hieß und die Tochter von Kronprinz Rudolf (*21.8.1858, †30.1.1889) war. Diese wurde allerdings erst am 2.9.1883 geboren).

Daraufhin endete das Gespräch abrupt. Beleidigt nannte Gabriele ihn “unhöflich” und stand auf. Danach soll sie

“So, jetzt kannst du abfahren!” (1)

gesagt haben.

Foto: Wikimedia/Commons
Fritz Pacher von Theinburg

Fritz antwortete ironisch:

“Das ist aber wirklich liebenswürdig, zuerst läßt du mich zu dir heraufkommen, quetschst mich aus und gibst mir dann den Laufpaß. Gut, ich gehe, wenn du genug von mir hast, aber eines glaube ich doch von dir verlangen zu können: einen Händedruck zum Abschied.” (2)

Elisabeth setzte sich darauf hin und gebot Fritz nochmals Platz zu nehmen.

Das freche, unkonventionelle Verhalten des jungen Mannes beeindruckte sie sehr.

Mit diesem Satz wandelte sich für die beiden der Abend. Elisabeth taute auf und ging nun am Arm von

Fritz Pacher von Theinburg durch den gesamten Ballbereich.

Sogar die Nebenräume sahen sich die beiden an. Fröhlich wurde über Politik, das Kaiserhaus und sogar über Allerlei (heute würde man small talk dazu sagen) gesprochen.

Elisabeh war nicht wiederzuerkennen. Fritz selbst benahm sich wie ein Gentlemen. Ließ schlüpfrige Witze, machte keine zweideutigen Andeutungen und ließ das Flirten. Später erzählte er Conte Corti, dass er wusste, es würde keinen Sinn machen.

Jeder der ihn an diesem Abend mit dem “gelben Domino” sah, ging erstaunt zur Seite.
Zu königlich der Gang des Dominos.
Zu schlank, zu hochgewachsen, zu schön die gesamte maskierte Gestalt.

Obwohl von Theinburg diese Szenen genoss, so war ihm innerlich unbehaglich. Die adelige Gesellschaft begann sich um das Paar zu platzieren und man tuschelte unentwegt und versuchte die Identität der gelben Dame zu erraten.

Foto: Wikimedia/Commons
Miklós Pál Esterházy de Galántha “Sport-Nikki”

Nur einer war dabei, der wusste wer sie war.

Freund und Sportsmann Nikki Esterházy (Miklós Pál Esterházy de Galántha, genannt Nikki oder auch Sport-Nikki) (*5.12.1839, †7.5.1897) erkannte Elisabeth.

Zu oft war er zu Gast auf Schloss Gödöllö und an ihrer Seite, als dass er ihre Stimme, ihren Gang und ihre Art nicht erkennen würde. Doch er schwieg. 

Fritz von Theinburg bat um ein weiteres Rendezvous. Elisabeth, die vorgab, keine feste Adresse zu haben, da sie permanent auf Reisen sei, gab ihm zu verstehen, dass vielleicht ein Treffen in Stuttgart oder München möglich wäre und ob er dorthin eilen würde.

Er würde überall hinreisen, gab er an, Hauptsache er könnte “seinen schönen Domino” wiedersehen. Als er darum bat, dass sie zumindest den Handschuh ausziehen solle, damit er ihre Haut und Hände bestaunen könne, lehnte Elisabeth ab. Das Geheimnis sollte bewahrt werden. 

Mittlerweile war der Ball fortgeschritten. Weit nach Mitternacht und Ida wurde immer nervöser und kam immer öfter zu Elisabeth zurück. Sie hatte sich entfernt, als diese begann im Saal herumzulaufen.

Doch Elisabeth ließ sich die Adresse von Fritz geben und versprach alsbaldig zu schreiben. Die Kutsche fuhr vor und die beiden Damen entschwanden in der dunklen Nacht. 

Kaiserin Elisabeth war bang beim Gedanken, dass er ihr folgen würde. Ida ließ den Fiaker noch in die Vorstadt fahren. Berauscht und glückselig saßen die beiden Damen in der Kutsche. 

Angekommen, setzte sich Elisabeth noch an ihren Schreibtisch und dichtete folgende Zeilen: 

Wo sich bunte Masken drängen,
Welch Summen, Toben, Lärmen, Schrei'n,
Wie sie zu tollen Walzerklängen
Den Mücken gleich, sich dreh'n und freu'n.

Doch wir zwei wählten uns das Beste;
Wir sassen in den Wagen ein,
Der ward uns bald zum warmen Neste:
Und Dunkelheit hüllt' rings uns ein...." (3)

Berauscht war auch Fritz von Theinburg, der in seine kleine Wohnung zurückging und nicht schlafen konnte. Täglich ging er in den Prater und versuchte die reitende Kaiserin zu erblicken. Ständig blieb er in der Nähe der Hofburg und hoffte, Sisi in einer Kutsche zu sehen. Und tatsächlich. Die Kutsche fuhr knapp an ihm vorbei. Schlagartig drehte sich Elisabeth um, hob den Vorhang zum hinteren Sichtfenster, erblickte den erstaunten Fritz von Theinburg und ließ ihn wieder fallen. Eine Woche später bekam er Post. Aus München. 

“Lieber Freund!

Sie werden erstaunt sein, meine ersten Zeilen aus München zu erhalten. Ich bin seit wenigen Stunden hier auf der Durchreise und benütze die kurzen Augenblicke meines Aufenthaltes, Ihnen das versprochene Lebenszeichen zu geben. Und wie sehnsüchtig haben Sie es erwartet. Leugnen Sie nicht mit Ihrer ehrlichen deutschen Natur. Aber fürchten Sie nicht, ich fordere keine Erklärungen, ich weiß ja so gut wie Sie, was seit jener Nacht in Ihnen vorgeht. Mit tausend Frauen und Mädchen haben Sie schon gesprochen, sich auch unterhalten geglaubt, aber Ihr Geist traf nie auf die verwandte Seele. Endlich haben Sie im bunten Traum das gefunden, was Sie jahrelang suchten, um es für ewig vielleicht wieder zu verlieren.
Ich bin auf dem Wege nach Englang, die Verwandten meiner Mutter in Geschäftssachen aufzusuchen, ein trockener geistermüdender Aufenthalt steht mir bevor. Ich werde lange zehren müssen an den letztverlebten Stunden. – So lange ich kann, gebe ich die Hoffnung auf Stuttgart nicht auf. Von London aus erhalten Sie wieder Nachricht. Schreiben Sie mir einstweilen

Hauptpost poste restante Wien
unter der Adresse “Gabriele F.L.36”

Meine Cousine, deren blonde Haare so grossen Eindruck auf Sie machten, besorgt mir die Briefe.” 

In Eile grüsst Sie 
Ihre Freunden G. (4)

Foto: Wikimedia/Commons
Marie Gräfin Festetics
Hofdame

Mit der Cousine war natürlich niemand geringerer als Hofdame Gräfin Ida von Ferenczy gemeint.

Fritz Pacher schrieb sofort zurück und nach 2 Tagen erfährt er, dass der Brief abgeholt worden sei. 

Tage, Wochen danach beschäftigte Ida von Ferenczy noch immer das Geschehen am Ball. Kaiser Franz Joseph und Graf Gyula Andrássy kehrten nicht wie vorgesehen am 11.2.1874 von St. Petersburg zurück, sondern erst am 27.2.1874.

Und obwohl Hofdame Gräfin Marie von Festetics (*20.10.1839, †17.4.1923) ebenfalls eine Intima von Kaiserin Elisabeth war, wusste diese nichts von diesem Abenteuer. Insgeheim freute sich Ida darüber, obwohl sie sich mit Marie von Festetics außerordentlich gut verstand. 

In der Zwischenzeit sammelte Fritz von Theinburg, alles was über die Kaiserin in der Presse erschien. Jeder noch so unbedeutende Schnipsel wurde ausgeschnitten. Er wollte das Geheimnis seiner schönen Begleiterin lüften, doch so einfach, wie er sich das vorgestellt hatte, war es nicht. Elisabeth verwischte gut ihre Spuren. Zu gut.

Mittlerweile langten immer wieder Briefe ein. Ein weiterer Brief war mit 23.3.1874 datiert. Ebenfalls aus London. Der nächste war nur mit “April 1874” datiert, wieder angeblich aus London. 

Doch in den Zeitungen war nirgends zu lesen, dass sich Elisabeth dort aufhalten sollte. War er auf der falschen Spur? Oder lügt diese Gabriele nur wie gedruckt. In den Briefen war zu lesen, dass Gabriele Hunde hasste, im Orient sei und wieder gab es eine neue Adresse für ihn. Diesmal sollten die Briefe an “Leonard Wieland, General Postoffice” in London gehen.

Friedrich Pacher List von Theinburg wurde immer unsicherer. Der sehr hübsche junge Mann glaubte an einen Trugschluss, schrieb aber immer wieder zurück. Dass sich zu dieser Zeit allerdings Königin Marie von Neapel (*4.10.1841,†19.1.1925), eine Schwester von Kaiserin Elisabeth in London aufgehalten hatte, wusste er natürlich nicht. 

Foto: Wikimedia/Commons
Königin Marie von Neapel

Die ersten Briefe vergaß er “nochmals abzuschreiben”, damit er ihn ebenfalls in Händen halten bzw. für die Nachwelt bewahren konnte. Denn, sollte es Kaiserin Elisabeth gewesen sein, wäre dies für ihre Biographen sicherlich interessant. 1874 so weit vorauszudenken, war sicherlich von Vorteil. 

Elisabeth wäre nicht Elisabeth, wenn sie nicht aus allem einen Wahn entwickelt hätte.

Und so geschah es auch hier. Ein kleiner unbedeutender Flirt an einem Faschingsdienstag, wurde für die gelangweilte Kaiserin eine Passion.

Sie steigerte sich so sehr in diese Geschichte, dass ihre Briefe zwischen Wahn und Wahrheit hin und her hüpften und aus einer kleinen zufälligen Begegnung wieder ein Gedicht machte.

Sie hoffte, dass sich ihr “Freund” Ferdinand Pacher nach ihr verzerrte. Sie lechzte nach Hinweisen in seinen Worten. 

Als Kaiserin Elisabeth mit ihrer Tochter Erzherzogin Marie Valerie (*22.4.1868, †6.9.1924) wieder im Prater Ausritt, traf sie auf Fritz, der dort (zufällig?) spazieren ging. Überrascht grüßte er sie und lächelte sie überaus freundschaftlich an. Jahre später erzählte Elisabeth ihrer Tochter die Episode als Domino und erwähnte dabei diesen Ausritt. Sie war sich ab diesem Zeitpunkt sicher, dass er sie als gelben Domino erkannt hatte. 

Doch trotzdem oder gerade deshalb schrieb sie über jenes Treffen ein Gedicht: 

Ich seh dich reiten, ernst und traurig, 
In Winternacht im tiefen Schnee; 
Es bläst der Wind so eisig schaurig, 
Mir ist so schwer zumut, so weh!

Im dunklen Osten, fahl verschwommen, 
Da dämmert jetzt ein blasser Tag, 
Mit Centnerlast das Herz beklommen, 
Trägst heimwärst du die bitt're Klag! (5) 

Während Elisabeth vor sich hinträumte und meinte, ihren Seelenfreund gefunden zu haben, den sie doch nicht haben durfte, beging Fritz einen folgenschweren Fehler, den er büßen sollte. Er ging auf den letzten Brief “aus London” mit Argwohn ein. Er forderte “Gabriele” auf sich zu bekennen und schrieb ihr, dass er glaube, dass sie Elisabeth heiße. Außerdem sei ihm der kleine Flirt ganz Recht gewesen, mittlerweile sei das Spiel aber langweilig und es wäre an der Zeit die Wahrheit zu sagen. 

Erst zu spät fiel ihm auf, dass er damit alles zerstört hatte. Der Flirt wäre von Elisabeth noch jahrelang betrieben worden, wäre Fritz von Theinburg nicht so unklug gewesen und hätte dieses Antwortschreiben verfasst. Er ärgerte sich massiv über sich selbst. Sein Brief wurde nie beantwortet. 

Foto: Hofburg
Redoutensaal Hofburg, heute

Monate später hoffte er, auf dem erneuten Faschingsball in der Wiener Redoute seinen Domino wiederzufinden.

Und so geschah es 1876, dass ein groß geblümter Domino plötzlich neben ihm stand, sich wie von selbst einhackte und mit ihm spazieren ging.

Doch es war ihm bald klar, dass es sich hier nicht um den “gelben Domino” handelte. Die Unterhaltung verlief aber außergewöhnlich intim, denn dieser “blumige Domino” wollte die Briefe von “Gabriele” zurück. Erstaunt über diese Forderung, antwortete er, nur wenn er seine zurück bekäme. Damit war der Abend zu Ende. 

Am 6.3.1876 erhielt er folgenden Brief: 

“Lieber Fritz, 
Obgleich Du denken wirst, dass ich Dich vergessen, so will ich Dich hiemit vom Gegentheil überzeugen, und Dir mitteilen, dass sich Gabriele sehr freute zu hören, dass Du ihrer noch gedenkst, dass ich ihr Deine Grüsse ausgerichtet ist selbstverständlich und lässt auch sie Dich bestens grüssen. Die Arme hat sich vorgestern den Fuss derart verstaucht, dass sie genöthigt ist, das Bett zu hüten, ich hoffe jedoch, dass der Unfall einen günstigen Verlauf nehmen wird. Ich theile Dir dies mit, da ich denke, dass alles was sie betrifft Dich interessieren dürfte; nun zu etwas anderem. Du sagtest mir auf der letzten Redoute, dass falls Gabriele ihre Briefe zurück will, Du geneigt bist, sie ihr zu senden, gegen Austausch der Deinigen. Trotzdem sie durchaus kein Misstrauen in Dich setzt, so wirst Du doch begreifen, dass es für sie eine Beruhigung wäre, wenn sie wieder in Besitz der Briefe käme, willst Du sie also zurücksenden, so kannst sie poste restante, Wieden unter Henriette B.R., wo ich sie dann abholen lassen werde, und Dir auch gleich die Deinen senden, jedenfalls antworte mir umgehend, wie es Dir geht, was Du noch getrieben, als ich Dich am Dienstag verliess, gewiss unzählige Rendez-vous gegeben nicht wahr? 
Nun will ich Dich nicht länger quälen, sondern bloss Dich bestens grüssen als Dein rother Domino 
Henriette B.R. poste restante Wieden.” (6)

Foto: Wikimedia/Commons
Ida von Ferenczy

Doch “Henriette” hat nicht mit der Verweigerung von Fritz Pacher gerechnet. Sein Antwortschreiben war eher belustigt, als besorgt. Die Briefe sandte er nicht zurück und so wurde der Ton von Henriette entzürnter. Mittlerweile war der “rothe Domino” zum “Großgeblumten” Domino geworden und so kam er auf die Idee, dass es sich hierbei um die bekannte Friseurin im Dunstkreis der Kaiserin gewesen sein könnte, die ihm mittlerweile schreibe.

Egal wer ihm schrieb, die Damen amüsierten sich köstlich, allerdings ärgerten sie sich auch, denn die Briefe von “Gabriele” kamen nicht zurück. 

Der Kontakt riss ab und Jahre gingen ins Land. Fritz von Theinburg wurde Fabrikant und reich. Er heiratete Mathilde Clara Schwäger von Hohenbruck und zeugte mit ihr 3 Töchter: Elisabeth, Edith und Mathilde.

An einem weinseligen Abend erzählte er seiner Mutter und seiner Frau Clara die Episode und seinen Verdacht. Die Damen lachten ihn aus und vermeinten er habe Halluzinationen gehabt.

Alle drei staunten daher nicht schlecht, als nach 11 Jahren ein Brief von “Gabriele” einlangte. Sie verlangte nach seiner richtigen Adresse und wollte nun – zu seinem großen Erstaunen – eine Photographie von ihm. 

von Theinburg schrieb am 9.6.1885 zurück: 

Lieber gelber Domino!
Ich wüßte nicht, was mich hätte mehr überraschen können als dieses Lebenszeichen von Dir. 
“Aus allen Wolken bin ich gefallen”, wäre zu wenig gesagt, viel zu wenig. Was ist seit diesen elf Jahren alles geschehen? Du prangst wohl noch in alter, stolzer Schönheit – ich bin ein kahlköpfiger, ehrsamer aber glücklicher Ehemann geworden, habe eine Frau, die Dir an Größe und Gestalt ähnelt, und ein herziges kleines Mäderl. Du kannst, wenn Du es für passend findest, ohne Scheu nach diesen langen elf Jahren Deinen Domino ablegen und Klarheit in das räselhafte Abenteuer bringen, das mich von allen jenden, die ich erlebt, am meisten interessiert hat… 
Du siehst, ich bin noch immer das alte “deutsche”, aufrichtige Gemüt mit all den Fehlern von damals. Was mir von Dir kommt, kann nur Gutes sein, also sende immerhin, was Du zu senden hast. Was es auch sei, es wird mich, wie jede Nachricht von Dir, herzlich freuen…” (7)

Doch Fritz hat nicht mit der lustig gemeinten Antwort gerechnet, die er völlig falsch aufnahmt. Der “rothe Domino” meldete sich zu Wort und wollte den kahlköpfigen Ehemann Pacher sehen.

Fritz schrieb darauf hin entzürnt zurück. Elisabeth erhielt aus den Händen Idas den Brief mit den garstigen Worten

“Recht leid tut’s mir, daß Du nach elf Jahren noch immer nötig findest, mit mir Verstecken zu spielen. Eine Demaskierung nach so langer Zeit wäre ein hübscher Spaß und ein gutes Ende zu dem Faschingdienstag 1874 gewesen, eine anoyme Korrespondenz entbehrt nach so langer Zeit des Reizes. Dein erster Faschingsbrief hat mich gefreut, der letzte hat mich geärgert. Mißtrauen sieht der nicht gern, der weiß, daß er es nicht verdient. Leb wohl und nichts für ungut!” (8)

Zuerst ist sie entsetzt über den Ton den er ihr gegenüber anschlägt, dann jedoch besann sie sich, dass er ihr ja so schreibe, als wüsste er nicht, wer sie sei. Sie legte den Brief und das Gedicht, welches sie ihm zur Gegenleistung für ein Foto schicken wollte, zur Seite und schrieb nicht mehr zurück. 

Doch sie wäre nicht Elisabeth, wenn sie nicht noch ein Spottgedicht hinten nach geschrieben hätte: 

Ein ganz gemeines Beast; 
Kahl war er auch, dazu noch schiech, 
Gehör nur auf den Mist. 
Von seiner Schmach ist voll, 
Und jedes Echo heult's
Von Fels zu Fels, im Land Tirol - 
Und Eine ist, die teilt's! (9)

Die Schmach die Briefe nicht zurückerhalten zu haben und auch den Ton, den er ihr gegenüber anschlug, den verlorenen Flirt, den Traum einer Faschingsdienstagsnacht, beschäftigten Kaiserin Elisabeth bis ins Jahr 1887.

Hier verfasste sie das letzte Gedicht für und an Fritz, der wie ein Nebel immer wieder vor ihr her zog: 

Das Lied des gelben Dominos
Long, long ago*

Denkst Du der Nacht noch im leuchtenden Saal? 
Lang, lang ist's her, lang lang ist's her, 
Wo sich zwei Seelen getroffen einmal, 
Lang, lang ist's her, lang ist's her
Wo unsre seltsame Freundschaft begann, 
Lang, lang ist's her, lang ist's her! 
Denkst Du, mein Freund, woh noch manchmal daran? 
Lang, lang ist's her, lang ist's her!
Denkst du der Wort, so innig vertraut,
Lang, lang ist's her, lang ist's her!
Die wir getauscht bei der Tanzweisen Laut? 
Lang, lang ist's her, lang ist's her!
Ach! nur rasch schwand die Zeit uns dahin; 
Lang, lang ist's her, lang ist's her!
Ein Druck der Hand noch, und ich musste flieh'n, 
Lang, lang ist's her, lang ist's her!
Mein Antlitz enthüllen durft' ich dir nicht. 
Lang, lang ist's her, lang ist's her!
Doch dafür gab ich der Seele ihr Licht, 
Freund das war mehr, das war mehr! 
Jahre vergingen und zogen vorbei, 
Lang, lang ist's her, lang ist's her!
Doch sie vereinten nie wieder uns zwei
Lang, lang ist's her, lang ist's her!
Forschend bei Nacht frägt die Sterne mein Blick, 
Lang, lang ist's her, lang ist's her!
Auskunft noch Antwort gibt keiner zurück, 
Lang, lang ist's her, lang ist's her!
Bald wähnt ich nahe dich, dann wieder fern. 
Lang, lang ist's her, lang ist's her!
Weilst du vielleicht schon auf anderem Stern? 
Lang, lang ist's her, lang ist's her!
Lebst du, so gieb mir ein Zeichen bei Tag, 
Lang, lang ist's her, lang ist's her!
Dass ich's kaum hoffen, erwarten vermag, 
So lang ist's her, so lang ist's her!
Lass mich warten nicht mehr, 
Warten nicht mehr! (10)

 

(*Anmerkung Petra: Das Gedicht gibt es in englisch und deutsch; ich habe die deutsche Version abgeschrieben)

Foto: Wikimedia/Commons
Kaiserin Elisabeth

1887 wurde Kaiserin Elisabeth 50 Jahre alt und ihre Schönheit war vergangen. Tiefe Falten durchzogen das einst so schöne Antlitz. Die Kosmetik von damals war noch nicht so weit, ein Gesicht, das wettergegerbt und Hungerkuren gezeichnet war, hinter Make-up oder Operationen zu verstecken. 

Foto: Wikimedia/Commons
Gräfin Marie von Larisch

Das Gedicht “Long, long ago” sandte sie an Fritz aus “Brasilien”. Hätte sie die Post abholen lassen, die noch immer auf ihren alten Adressen auf sie gewartet hätte, wäre sie ebenfalls in den Besitz eines Gedichtes aus der Feder von Fritz gekommen, welches er an die “Schöne Unbekannte von 1874” verfasst hatte. 

Doch nach einem halben Jahr ging der Brief unbeantwortet zurück.

40 Jahre später wurde Fritz der Beweis zugespielt, dass es sich um Kaiserin Elisabeth handelte.

Gräfin Marie Louise Larisch (*24.2.1858, †4.7.1940) war durch den Selbstmord des Kronprinzen bei der Familie Habsburg in Ungnade gefallen. Marie war zuvor die Lieblingsnichte von Elisabeth. Doch der Tod des Sohnes überschattete fortan das Leben der Kaiserin.

Marie versuchte sich mit boshaften Memoiren über das Leben der bereits verstorbenen Kaiserin über Wasser zu halten. Zufällig kaufte er das Buch, als er auf eine lange Zugfahrt musste. Darin war in groben Zügen die Geschichte vom gelben Domino erwähnt. Wer Marie die Geschichte erzählte, oder ob sie Henriette war, wird wohl nie geklärt werden. 

Als der Biograph Conte Corti von Ida von Ferenczy die Geschichte hörte und den Namen des “Flirts” erfuhr, nahm dieser Kontakt zu ihm auf. Fritz Pacher hatte nun den allerletzten Beweis erhalten.

Er übergab die Briefe von “Gabriele” Conte Corti und starb kurz nach dem Interview 87jährig am 12.5.1934. 

– Petra –


Rechtliche Hinweise: 
Text: Petra 
Bildrechte: Wikimedia/Commons, Ludwig Angerer via Wikimedia/Commons, forum.alexanderpalace.org, Hofburg, photo.rmn.fr, thisversailles.com,


Literatur Hinweise:

(*) Egon C. Conte Corti interviewte persönlich Friedrich Pacher List von Theinburg und Ida von Ferenczy – S. 226/7, 

1 – S. 227, 2 – S. 228, 7 – S. 311/2, 8 – 312
E.C.Conte Corti
Elisabeth von Österreich Tragik einer Unsterblichen (nur noch antiquarisch erhältlich)
Wilhelm Heyne Verlag, 15. Auflage, 1996

3 – S. 185, 4 – S. 185/6, 5 – S. 191/2, 6 – S. 193, 9 – S. 199, 10 – S. 200
Sigrid-Maria Größing
Kaiserin Elisabeth und ihre Männer (nur noch antiquarisch erhältlich) 
Ueberreuter, 1. Auflage, 1998 


Der grausame Tod von Herzogin Sophie d’Alençon

Foto: Wikimedia/Commons
Herzogin Sophie
d’ Alençon

Vorwort: 

Wo ihr Biograph aufhörte, fange ich an zu erzählen. Ihr Leben ist beinahe so tragisch, wie das von ihrer berühmten Schwester Kaiserin Elisabeth. Ich habe mich eine Zeit lang mit Sophie beschäftigt und muss sagen, dass sie Zeit ihres Lebens eine todunglückliche Frau war. Von König Ludwig verschmäht, musste sie einen ungeliebten Mann auf ihrer Seite ertragen, der sie wie Besitz behandelte. Als sie ausbrechen wollte, steckte man sie in die Psychiatrie, kaum erholte sie sich von diesen Strapazen, starb sie qualvoll im Feuer. 

Als ich ihren Tod beleuchtete, fand ich erschütternde Schicksale.

Doch Sophie ging mit Frieden im Gesicht in den Tod.

So zumindest wird dies von Augenzeugen berichtet die dem Feuertod entkommen konnten. 

Um sie von den vielen Sophies zu unterscheiden hatte man im 20.(!) Jahrhundert damit begonnen das Charlotte anzuhängen.

Doch sie wurde Zeit ihres Lebens niemals Sophie Charlotte gerufen.

Ich bleibe daher bei ihrem Namen “Sophie”. 

Triggerwarnung! Was ihr hier lesen werdet, wird drastisch sein.
Die Bilder die ich euch zeige sind einzigartig, weshalb sie mit extra großem Logo geschützt wurden.

Ich habe mich 2018 auf den Weg nach Paris und Dreux gemacht, um den Tod von Herzogin Sophie d’Alençon zu erzählen.

Sophie Herzogin in Bayern – Kurzbiographie

Foto: Wikimedia/Commons
Herzog Max
Foto: Wikimedia/Commons
Herzogin Ludovika

Sophie Charlotte Auguste Herzogin in Bayern wurde am 22.2.1847 im Herzog Max Palais in München geboren.

Ihr Vater war Herzog Max in Bayern (*4.12.1808, †15.11.1888). Ihre Mutter war Ludovika Prinzessin von Bayern (*30.8.1808, †25.1.1892).

Sophie war das neunte Kind des Paares und somit Kaiserin Elisabeths jüngste Schwester und die Cousine von Kaiser Franz Joseph.

Sie wuchs ebenso unbeschwert in München, als auch in Possenhofen auf, wie all ihre Geschwister.

Ludovika legte nicht den größten Wert auf Bildung, eher auf eine gute Verbindung. Sie hatte bereits eine Kaiserin und eine Königin vermittelt.

Ihr Bestreben nach „einer guten Partie“ stand weit über dem Glück ihrer Kinder.

Sophie lehnte allerdings einige Brautwerber ab. Unter ihnen soll auch Erzherzog Ludwig Victor (*15.5.1842, †18.1.1919), der jüngste Bruder von Kaiser Franz Joseph, gewesen sein. Seine Biografie kann hier nachgelesen werden.

Foto: Wikimedia/Commons
offizielles Verlobungsfoto
Foto: Wikimedia/Commons
Edgar Hanfstaengel
Foto: Wikimedia/Commons
König Ludwig II

Da sie eine Freundschaft zu König Ludwig II (*25.8.1845, †13.6.1886), der gleichzeitig ihr Cousin 2. Grades war, unterhielt, verlobten sich die beiden im Jänner 1867.

Während eines Fototermines, „als Verlobte Ludwigs“ verliebte sie sich in den unstandesgemäßen Edgar Hanfstaengel (*15.7.1842, †28.5.1910), welcher der Sohn des Fotografen war.

König Ludwig selbst den Frauen nicht zugetan, erkannte, dass nur eine Freundschaft einer Ehe nicht förderlich wäre und löste kurzerhand die Verlobung im Oktober 1867 wieder auf. Auch deshalb, da Ludwig 2x den Hochzeitstermin verschob und Herzog Max ein Machtwort sprach.

Um die Schmach der gelösten Verlobung nicht lange ertragen zu müssen, suchte Ludovika fieberhaft nach einem neuen Kandidaten. Sie fand ihn im Enkel des letzten französischen Königs und arrangierte ein Treffen am sächsischen Königshof.

Ferdinand Philippe Marie Herzog d‘Alençon (*12.7.1844, †29.6.1910) war begeistert von der überaus hübschen Sophie und hielt alsbaldig um ihre Hand an.

Am 28.9.1868 fand in einem Saal in Possenhofen die Vermählung statt.

Sophies Ja-Wort glich einem

„Ja, von mir aus.”

Die Ehe begann von Seiten Sophies mit Gleichgültigkeit.

Trotzdem gebar sie zwei Kinder. Tochter Louise Victoire (*19.7.1869, †4.2.1952) kam in England zur Welt, Sohn Philippe Emanuel (*18.1.1872, †1.2.1931) in Meran. Vor allem Louise war ihrer Mutter sehr zugetan. 

Die Familie hatte keinen festen Wohnsitz und so reiste diese durch halb Europa: London, Wien, Paris, Meran, München waren nur einige der Wohnorte.

Foto: Wikimedia/Commons
Richard von Krafft-Ebing

Während der Zeit in München musste sie sich von einer schweren Krankheit erholen und verliebte sich dabei in ihren Allgemeinmediziner Dr. Franz Glaser. Die Affäre ging soweit, dass Sophie sich scheiden lassen wollte.

Ein absoluter Skandal zu jener Zeit.

Foto: Wikimedia/Commons
Privatsanatorium Maria Grün

Ferdinand war so entsetzt, dass er seinen Schwager Carl Theodor (*9.8.1839, †30.11.1909) (Bruder von Sophie und Elisabeth) um Hilfe bat und seine Frau wegen

“sexueller Abartigkeit”

in die Nervenheilanstalt Maria Grün in Graz einliefern ließ.

Dort fiel sie dem weltberühmten, aber auch berüchtigten Psychiater Richard von Krafft-Ebing in die Hände. Seine Methoden könnten nicht grausamer gewesen sein. Eiswasser-Behandlungen waren noch die harmlosen Therapien, die er seinen Patientinnen zu Teil werden ließ. 

Während dieser Zeit wandte sich auch ihre Schwester Kaiserin Elisabeth ab. Diese verfasste garstige Gedichte über ihre Schwester.

7 Monate später war Sophies Wille gebrochen.

Die Scheidungspläne hatte sie aufgegeben und so durfte sie das Sanatorium verlassen. Abgemagert und seelisch gebrochen traf sie 1888 Kaiserin Elisabeth und ihre Tochter Erzherzogin Marie Valérie wieder, die „vom blühenden Leben Tante Sophies“ schrieb, sowie „von Eintracht“ zwischen Ferdinand und ihrer Tante.

Man kann davon ausgehen, dass Erzherzogin Marie Valérie weder eine Ahnung hatte, was Sophie mitmachen musste, noch, dass diese jemals wieder öffentlich über ihre Ehe gesprochen hätte.

Foto: jourfixe-muenchen-ev.com
eine abgemagerte und gebrochene Herzogin Sophie

Das Paar ließ sich nun endgültig in Paris nieder.

Sophie wandte sie sich ihrer Gläubigkeit zu.

Sie trat 1880 sogar einem “Dritten Orden der Dominikanerinnen” bei und nannte sich dort “Schwester Marie Madeleine.”

Der “Dritte Orden” war eine Gruppe von Laien, die kein Gelübde abzulegen brauchten und sich die meiste Zeit außerhalb ihres Ordens aufhielten. Aufgabe dieser Orden war es, sich um die Armen der Stadt zu kümmern. Kaiser Franz Joseph blieb wirklich nichts erspart, denn die Schwester seiner Frau, half jetzt den Clochards (Obdachlose) der Stadt oder half “gefallenen Frauen” (Dirnen mit Kindern oder ledige Frauen mit Kindern).

Sophie legte auf den Titel “Herzogin d’Alençon” kaum noch Wert und wollte mit “Tochter des heiligen Dominikus” angesprochen werden. 

Am 4.10.1895 machte sie ihr Testament, in welchem sie die Bedingungen ihrer Beerdigung festlegte.

Sie wünschte sich ein Begräbnis ohne Schmuck, ohne Musik und ohne Blumen.

Sie wollte in ihrem weißen Ordensgewand beerdigt werden.

Ihre Haare sollten verbrannt werden.(*)

Nur, wenn ihr “vielgeliebter Gatte” eine Erinnerung für sich wünschte, sollte man ein wenig davon abschneiden.

Sollte Ferdinand nach ihr Sterben, wünschte sie, dass “ihr Schutzengel im Leben” neben ihr bestattet werden möge. Ob sie dies wirklich so meinte oder nur schrieb, da sie wusste, es würde ihr sowieso nichts anderes übrig bleiben, wird für immer ihr Geheimnis bleiben.

(Anmerkung Petra: Haare galten damals als das Sexsymbol der Frau. Es gab zu jener Zeit keine Frau die ihre Haare kurz trug. Die Frauen zur Zeit Kaiserin Elisabeths hatten alle knielange oder fersenlange Haare, da diese nie in ihrem Leben geschnitten, und wenn nur für “Spliss”-Schneiden, wurden.)

Doch der Wunsch, dass ihre Haare verbrannt werden sollen, löst heute noch ein Erschaudern in mir aus. 

Wir nähern uns somit dem tragischen Ende von Herzogin Sophie d‘Alençon am 4.5.1897.

!Achtung Triggerwarung!
Nur weiterlesen, wenn man gute Nerven hat und nicht schwanger ist! Kindssterben im Feuer!

Bazar de la Charité

Foto: Chapelle Bazar de la Charité
Theaterkulisse

Seit Jahren fand in Paris der Bazar de la Charité statt.

Da jedoch die Weltausstellung geplant wurde, musste dieser an seinem angestammten Standort im Palais de l’Industrie weichen.

Der Platz wurde in der Rue Jean Goujon gefunden. Auf diesem Grundstück baute man ein 80 Meter langes und 30 Meter breites Gebäude aus Holz.

Um das Innere besonders schön zu gestalten, wurde eine alte Theaterkulisse, welche Paris im 15. Jahrhundert darstellen sollte, aufgebaut.

Diese bestand allerdings aus Pappdeckeln und vielen Leinwänden, welche mit Ölfarben bemalt waren.

Ein Unding, wenn man es aus heutiger Sicht betrachtet. Als Dach diente ein altes Segeltuch, der Boden wurde mit Fichtenholz gebaut. Alles in allem eine Verkettung von brennbaren Stoffen.

Das Gebäude verfügte über 5 Ausgänge und 2 große Türen, welche direkt auf die Straße hinausgingen.

Video: mythoskaiserinelisabeth.com – Petra (noch für Sternenkaiserin gedreht)

Eines der großen Highlights dieses Bazars war eine kleine, mit Wasserstoff gefüllte Montgolfière (Heißluftballon), welche im Raum schwebte (siehe Foto oben).

Ein weiteres Großereignis war der Kinematograph der Brüder Lumière. Dieser zeigte die ersten Filmaufnahmen. Eine der größten Errungenschaften dieser Zeit. Noch nie zuvor hat man “bewegte Bilder” gesehen.

Hätten die Brüder gewusst, was auf sie zukommt, hätten sie ihr Gerät wohl nie dort aufgestellt. Das Unglück brach mit diesem Apparat aus.

Am 4.5.1897 nahm das Unglück seinen Lauf.

Ein Helfer des Filmvorführers verschüttete beim Befüllen einer Lampe Ether, welches in Kontakt mit einer Lampe kam, die noch nicht abgekühlt war.

Das Feuer brannte schnell, heiß und breitete sich innerhalb von Sekunden aus.

Foto: Wikimedia/Commons
zeitgenössische Darstellung des Feuers

Herzog Ferdinand d‘Alençon befand sich mit Sophie im Bazar, löste sich aber von ihr, da er an einem Stand einen Bekannten gesehen hatte.

Während er sich unterhielt, ging Sophie weiter.
Ein Fehler, der ihr das Leben kostete. 

Das Feuer breitete sich rasend schnell aus und das Schreien der Menschen war bis weit nach draußen zu hören. Als Ferdinand realisierte, dass es brannte, wollte er zu Sophie.

Doch die Massen, die nach draußen drängten, das Feuer, die Hitze und der beißende Rauch machten ein Zurück unmöglich.

Während Ferdinand hinausgedrängt wurde, ging Sophie immer mehr in das Feuer hinein.

Foto: mythoskaiserinelisabeth.com – Petra (vormals Sternenkaiserin)
Valérie Turquet de La Boisserie Vicomtesse Beauchamp

Gemeinsam mit Valérie Turquet de La Boisserie Vicomtesse Beauchamp (*28.2.1867, †4.5.1897) versuchte Sophie so vielen Frauen und Kindern wie möglich aus dem Feuer zu helfen.

Während draußen die Menschen zum Helfen zum Bazar de la Charité eilten, um Verletzte zu bergen, Frauen und Kinder durch die Türen und Fenster zu zerren und in die Krankenhäuser zu bringen, lief ein aufgeregter Ferdinand auf und ab und hoffte, dass seine Frau aus einer der Türen heraustrat.

Foto: Meisterdrucke.at

Mittlerweile konnte man den Brand quer durch die ganze Stadt sehen.

Foto: Chapelle Bazar de la Charité

Als Ferdinand nach Hause ging, welches sich nur wenige Schritte vom Bazar de la Charité befand, ist er schnell dort.

Mittlerweile haben sich Königin Marie von Neapel (*4.10.1841, †19.1.1925) (Schwester von Kaiserin Elisabeth und Sophie), Gräfin Mathilde von Trani (*30.9.1843, †18.6.1925) (ebenfalls eine Schwester) bei den d‘Alençons eingefunden.

Beide lebten zu dieser Zeit in Paris.

Ferdinand war sichtlich im Schock, konnte kaum Atmen und war schwer verletzt.

Er trug Brandwunden im Gesicht und Kopf, sein Haar und Bart waren versengt. 

Draußen tobte das Feuer und die Bemühungen es einzudämmen.

Die Schreie der Opfer gellten durch die einbrechende Nacht.

Ca. 1500 Menschen befanden sich in den Räumlichkeiten des Bazars. Hauptsächlich Frauen und Kinder.

Bis heute ist nicht ganz klar, wie viele Opfer es tatsächlich gab.

Die Zahl schwankt zwischen 126 – 140 Personen.

Hauptsächliche Opfer waren Frauen und Kinder, zum Teil sehr jung.

Bitte beachtet, dass die Bazar de la Charité nicht öffentlich zugänglich ist. Mir wurde der Zugang exklusiv gewährt und dafür bin ich sehr dankbar. Was ich euch hier zeigen darf, ist somit einmalig!

Traurige Tafeln mit den Namen und Alter der Opfer in der Chapelle Bazar de la Charité (nicht öffentlich zugänglich!).

Herzogin Sophies Gedenktafel befindet sich links in der Kapelle:

Foto: mythoskaiserinelisabeth.com – Petra (vormals Sternenkaiserin)

Am nächsten Tag sind Helfer aus jeder Schicht, Polizei und Rettungshelfer mit Fackeln vor Ort eingetroffen, um die verkohlten Leichen und vielleicht doch noch Überlebende zu bergen.

Ich möchte mir weder den Gestank, noch die gespenstische Atmosphäre vorstellen, die geherrscht haben muss.

Verkohlte Leichenteile überall. Zum Teil bis zur Unkenntlichkeit verbrannt. 

Die Chapelle Bazar de la Charité hat einige Gegenstände gesammelt, die gefunden wurden. Die Puppe ist das traurige Überbleibsel eines verlorenen Kinderlebens.

Während Ferdinand Sophie suchte, kam es zu den ersten polizeilichen Einvernahmen.

Diese sind zum Teil wirr und zum Teil völlig wertlos.

Man muss sich die Angst, die Panik, dazu das Schreien, die Hitze und den Gestank vorstellen.

Der beißende Rauch nahm nicht nur die Sicht, sondern legte sich auch auf die Lunge. Wer sollte hier einen klaren Kopf bewahren, um danach korrekte Aussagen zu tätigen?

Eine Aussage jedoch ist herzzerreißend.
Ob es sich wirklich so zugetragen hat oder nur eine Legende ist, dürft ihr selbst wählen.
Ich für meinen Teil glaube bis zu einem gewissen Punkt, dass Sophie die Situation wahr genommen hat, um ihren traurigen Leben ein Ende zu setzen.

Mathilde d’Anlau erzählte, dass sie in den Wirren Herzogin Sophie getroffen habe, die mit anderen auf Kopfhöhe einige Bretter aus der Wand gerissen hatte, um dort Kinder und deren Mütter in Sicherheit zu bringen.

Eine andere Dame berichtete, dass Sophie auf sie gedrückt wurde. Ihr Gesicht sei ängstlich aber völlig ruhig gewesen. Sie hätte die Möglichkeit gehabt, sich zu retten, in dem sie durch eine der Türen hätte fliehen können.

Eine weitere Augenzeugin berichtete, dass Sophie vor der Menschenmasse Angst hatte und zurückwich. Sie sei wieder Richtung Feuer gelaufen.

Wieder Madame d’Anlau war es, die später Sophie noch einmal gesehen haben will, als diese bereits vom Feuer umringt war.

Sie sei dabei friedlich gewesen.

Sie soll dabei nach dem Feuer gegriffen und irgendwas gemurmelt haben was sich wie

“la feu” (Feuer)

anhörte. Danach warf Mathilde mit ihrer Gürtelschnalle ein Fenster ein und konnte sich so retten.

Sophie sah sie nie wieder.

Egal wer von dem Feuer berichtete und wie wirr manche Aussagen auch waren.

Alle waren sich einig, dass Sophie eine Gotterhabenheit ausstrahlte und so viele Kinder und Frauen rettete, während sie gemeinsam mit Valerie den Tod fand.

Auf der Kupel der Chapelle Bazar de la Charité sind Sophie und Valerie abgebildet, wie sie nach der Hand Marias greifen.

“Aufgefahren in den Himmel”

Am 8.5.1897 fand ein Gedenkgottesdienst für die Opfer des Brandes in der Notre Dame de Paris statt.

Mitglieder der königlichen Familie, Frankreichs Präsident und viele Angehörige nahmen an dem Gedenkgottesdienstes teil.

Kaiserin Elisabeth schickte eine Krone aus weißen Lilien und weißen Rosen.
Diese ließ sie mit den Farben der bayrischen und österreichischen Fahnen umschlingen.

Das berühmteste Opfer dieser Katastrophe war Herzogin Sophie, gefolgt von Victomesse Valerie. Sie hinterließ drei Kleinkinder.

Als die Chapelle Bazar de la Charité errichtet wird, baut man in den hinteren Gängen Gedenkmonumente für die Opfer.

Geht man den Gang entlang, wird man stummer Zeuge so sinnlos verlorener Leben (nicht öffentlich zugänglich!). Es nimmt einem bis heute den Atem und ich war unglaublich ergriffen von dieser Katastrophe.

In der Krypta der Kirche werden bis heute Kerzen angezündet. Auch ich habe eine Kerze angezündet.

Das schönste Gedenkmonument ist aber für mich jenes von Herzogin Sophie d’Alençon. 

Dreux – St. Louis Chapelle und Musee de la Historie

Wir verlassen nun die Chapelle de la Charité und wenden uns der Grabstätte von Sophie zu.

Sie ruht neben ihrem Mann Ferdinand und umringt von ihrer Enkelin, ihrer Schwiegertochter und ihrem Sohn in der St. Louis Chapelle in Dreux (öffentlich zugänglich!).

Ihr Begräbnis fand im Stillen statt, jedoch ließ Ferdinand eine Grabplatte gestalten, die an seine wunderschöne Frau mit Haaren erinnern sollte.

Nur Sophies Schädel wurde gefunden.

Ob die beigelegten Knochen wirklich ihre sind, ist wissenschaftlich nicht belegt. Ihr Schädel wurde anhand ihrer Zähne als solcher anerkannt.

Ihre Grabplatte wurde allerdings 2x gestaltet.

Die erste Gestaltung (1904) ließ Herzog Ferdinand das Blut in den Adern gefrieren. Nach seiner Meinung war Sophie zu drastisch in ihrer Todesqual dargestellt. Er ließ die Grabplatte entfernen und gab eine neue in Auftrag.

Da die Grabplatte aber viel zu wertvoll war, ließ man sie ins Musee de la Historie in Dreux (öffentlich zugänglich) bringen.

Video: mythoskaiserielisabeth.com – Petra (noch für Sternenkaiserin gedreht)

Wer die Chapelle St. Louis in Dreux besucht, wird die lieblichere Grabplatte von Sophie sehen.

In Dreux erzählt man sich, dass Sophie manchmal zu hören sei und weine, da sie ewig ihren Gatten Ferdinand anzusehen habe.

Er selbst hat es so gewählt. Wer sich die Statue ansieht, wird eindeutig die Haare erkennen, die Ferdinand extra herausarbeiten ließ. Ein kleines Vermächtnis dessen, was Sophie partout nicht wollte.

Vielleicht hört man sie auch deshalb weinen.

Video: mythoskaiserinelisabeth.com – Petra (noch für Sternenkaiserin gedreht)

Bevor ich diesen Bericht abschließe, möchte ich euch noch das Grab am Pere Lachaise Friedhof jener Personen zeigen, die nicht mehr identifiziert werden konnten.

Es dient gleichzeitig aus als Denkmal. 

Foto: mythoskaiserinelisabeth.com – Petra (vormals Sternenkaiserin)
Grab “nicht identifizierter Leichen” am Pere Lachaise Friedhof, Paris
Foto: mythoskaiserinelisabeth.com – Petra (vormals Sternenkaiserin)
Grab “nicht identifizierter Leichen” am Pere Lachaise Friedhof, Paris

Nachsatz:
So interessant die Recherchen zu diesem Beitrag waren, so beklemmend waren sie auch.

Ich habe 2018 an zwei Tagen vor Ort die Recherchen gemacht. Nachgehallt hat die Geschichte über Monate.

Foto: mythoskaiserinelisabeth.com – Petra (vormals Sternenkaiserin)
Sterbebild

Und auch 2021 lässt mich das traurige Schicksal von Sophie nicht los. Als auf Ebay eine deutsche Zeitung zu ersteigern war, welche über den Brand berichtete, habe ich den Zuschlag erhalten.

Ich möchte sie euch natürlich nicht vorenthalten. Die Zeitung ist Original vom Mai 1897! (Die Bilder sind natürlich mit Logo gesichert!)


Rechtliche Hinweise:
Text: Petra
Bildrechte: mythoskaiserinelisabeth.com – Petra, Wikimedia/Commons, Chapelle Bazar de la Charité, Jourfixe-muenchen-ev.com, Meisterdrucke.at, Joseph Albert via Wikimedia/Commons
Videorechte: mythoskaiserinelisabeth.com – Petra

Je remercie tout particulièrement le personnel de la Chapelle Bazar de la Charité. 


Literatur Hinweise:

L’incendie du Bazar de la Charité (in französisch)
Dominique Paoli (Geschenk des Hauses)
Eigenverlag Bazar de la Charité

Christian Sepp (HC-Ausgabe) (nur noch antiquarisch erhältlich)
Sophie Charlotte: Sisis leidenschaftliche Schwester
August Dreesbach Verlag, 1. Auflage 2014

Bernhard Graf
Sisis Geschwister (Bildband)
Allitera Verlag//edition monacensia, 1. Auflage 2017

Erika Bestenreiner
Sisi und ihre Geschwister
Piper Verlag, 1. Auflage 2002

Martha Schad
Das Tagebuch der Lieblingstochter von Kaiserin Elisabeth 1878–1899
Piper Verlag, 7. Auflage 2013


Kaiserin Elisabeth Ruhe – Kahlenberg

Foto: mythoskaiserinelisabeth – Tamara

Kennt ihr schon die „Kaiserin Elisabeth Ruhe“ am Kahlenberg?

Nein?

Wer Wien kennt oder erkunden möchte, sollte sich unbedingt für das schöne Platzerl am Kahlenberg Zeit nehmen.

Mit dem Autobus (oder Auto) geht es auf den Kahlenberg und von dort müsst ihr euch rechts hinauf hinter dem alten Restaurant halten. Eine kleine verwitterte Tafel zeigt euch den Weg.

Adresse: Villenweg 30, 1190 Wien
Rund um die Uhr geöffnet
Eintritt frei

Kaiserin Elisabeth kam des Öfteren auf den kleinen Berg, um zu Reiten oder während des Spazierengehens auf einer Bank zu verweilen. Sie liebte die Aussicht auf die Stadt, die heute bombastische Ausmaße angenommen hat.

Ihr solltet unbedingt und mindestens 1/2 Tag einplanen.

Kaiserin Elisabeth wurde idealisierend nach der Statue in Salzburg von Rudolf Bachmann angefertigt.

Es ist im Jugendstil-Dekor erbaut. Die Steinmetz Arbeiten wurden von Eduard Hauser gefertigt.

Enthüllt wurde es am 13.10.1904. Seit 1906 ist es im Eigentum der Stadt Wien.

– Petra –


Rechtliche Hinweise:

Text: Petra
Bildrechte: mythoskaiserinelisabeth.com – Tamara

 

Kaiserin Elisabeth – als Mutter

Foto: Golfhotel Kaiserin Elisabeth Feldafing
Kaiserin Elisabeth

Vorwort:

Oftmals entstehen auf Facebook hitzige Diskussionen, wenn es um die Eignung Elisabeths als Mutter geht.

Viele Followerinnen bzw. Leserinnen sind der Meinung, dass Kaiserin Elisabeth eine schlechte Mutter war.

Ich halte dagegegen.

Viele von ihnen, sehen die Mutterschaft mit dem Auge und überkompensieren das mit dem Zustand von Heute.

Eine Mutter im 19. Jahrhundert hatte jedoch nicht den Stellenwert, wie es eine Mutter im 21. Jahrhundert hat. Dieses Phänomen begleitet uns erst so richtig seit den 1950er Jahren.

Ich habe schon in den Berichten zu Herzogin Ludovika (hier) und Erzherzogin Sophie (hier) versucht zu erklären, wie eine Mutterschaft im 19. Jahrhundert aussah.

Bei Kaiserin Elisabeth kam noch hinzu, dass sich ihre Tante und Schwiegermutter derartig ins Geschehen einmischte und sie die Trauer über ihre verstorbene Tochter, noch dazu schwanger, nicht verwand, dass sie aufgab. Danach entfremdete sie sich von ihren Kindern und konnte das Versäumte nie wieder aufholen. Was sie bei Gisella und Rudolf falsch machte, wollte sie bei Marie Valérie richtig machen: deshalb ließ sie Erzherzogin Sophie nicht mehr an ihre Tochter.

Doch um dem Ganzen ein Bild zu geben, beginne ich meine Geschichte von Anfang an.

Ein kleiner Hinweis vorab:
Dieser Beitrag dient als Vorabgeschichte zu den jeweiligen Beiträgen zu den Kaisertöchtern und dem Kronprinzen die noch folgen werden.

Er dient als Gesamteindruck für die Eignung Elisabeths als Mutter.

Viel zum Mythos der liebenden und verhätschelnden Mutter, haben natürlich auch die Sissi-Filme mit Romy Schneider beigetragen. Immer wieder ist das Entsetzen groß, wenn man bei mir liest, dass Elisabeth ihre Töchter (bis auf Marie Valérie) nicht so verwöhnt und verhätschelt hat, wie dies in dieser Trilogie gezeigt wird.

Elisabeth als Mutter

Nach der Verlobung (hier) und der aufwändigen Hochzeit (hier) war die einzige Pflicht, die Kaiserin Elisabeth hatte, ein Kind zu bekommen.

Foto: Wikimedia/Commons
Sophie Gräfin von Esterházy

Die Flitterwochen verbrachte das junge Paar im Schloss und Schlosspark Laxenburg, welches Elisabeth zwar ans Herz wuchs, sie allerdings auch an Einsamkeit beinahe zu Grunde gehen ließ.

Foto: Schloss Laxenburg
Schlosspark Laxenburg mit der Franzensburg

Kaiser Franz Joseph hatte kaum Zeit für seine junge schöne Braut und so musste sie sich mit den ihr völlig fremden Hofdamen begnügen, allen voran die verhasste Erzherzogin Sophie Prinzessin von und zu Liechtenstein, Gräfin Esterházy von Galántha, bekannt als “Gräfin Esterházy” (*5.9.1798, †17.6.1896).

Pünktlich um 5.00 Uhr früh verließ der junge Kaiser Laxenburg, fuhr mit der Kutsche zurück nach Wien, entweder in die Hofburg oder nach Schloss Schönbrunn, um an seinem Schreibtisch Staatsgeschäfte zu verrichten und kam erst abends zum Diner, welches um 18.00 Uhr serviert wurde, zurück.

Elisabeth blieb allein. Also allein in ihrem Kummer.

Denn vollkommen fremde Personen hatten es sich zur Aufgabe gemacht, das junge, verschüchterte, von Heimweh geplagten Mädchen zu zähmen und die Hofetikette einzudrillen.

Von Erzherzogin Sophie beauftragt, wurde jeder Fauxpas, den die junge Kaiserin betrieb, an diese gemeldet.

Kein Reiten ohne Begleitung, kein Spazieren gehen ohne neugierige Blicke ihrer ihr fremden Hofdamen. Sogar am Abend, während des Diners, durfte sie mit ihrem Mann nicht alleine Speisen. Flügeladjutant Hugo von Weckbecker (*1820, †1866) wurde neben Elisabeth platziert, damit die schüchterne Kaiserin endlich sprechen lerne.

Eine Kaiserin habe schließlich die Gäste des Kaisers charmant zu unterhalten. Und auch hier war Sophie von Esterházy stets an Elisabeths Seite. Jeder Fehler wurde sofort korrigiert. Auch coram publico. Ich glaube, es kann sich jeder selbst vorstellen, wie unangenehm dies ist.

Vierzehn Tage nach ihrer Hochzeit, schrieb sie verzweifelt in ihr Tagebuch:

Es kehrt der junge Frühling wieder
Und schmückt den Baum mit frischen Grün
Und lehrt den Vögeln neue Lieder
Und macht die Blumen schöner blüh'n. 


Doch was ist mir die Frühlingwonne
Hier in dem fernen, fremden Land?
Ich sehn' mich nach der Heimat Sonne, 
Ich sehn' mich nach der Isar Strand. (1)

Auch die ersten Wehklagen über ihre verlorene und einzig wahrhaften Liebe kamen wieder ans Tageslicht. Wir erinnern uns an ihren Jugendfreund Richard, der ihr seitens ihrer Mutter entrissen wurde. Die glücklichen Kindertage könnt ihr hier nachlesen.

Nur einmal konnt ich wahrhaft lieben
Es war das erstemal. 
Nichts konnte meine Wonne trüben
Bis Gott mein Glück mir stahl...

Nur kurz warn diese schönsten Stunden, 
Nur kurz die schönste Zeit. 
Nun ist mein Hoffen all entschwunden, 
Ihn geb ich nicht in Ewigkeit. (2)
Foto: Wikimedia/Commons
Marie von Festetics

Viel später kehrte sie mit ihrer Hofdame und Vertrauten Marie Gräfin von Festetics (*20.10.1839, †17.4.1923) zurück und zeigte ihr den Schreibtisch, an dem sie stundenlang Briefe und Gedichte schrieb und sich die Seele aus dem Leib weinte.

Marie von Festetics notierte in ihr Tagebuch:

“Elisabeth ging von Zimmer zu Zimmer – sagte von jedem, was es war – aber ohne näheren Commentar, bis Sie endlich in einem Eckzimmer stehen blieb, wo ein Schreibtisch zwischen Fenstern stand u. ein Schreibsessel davor; lange stand Sie mäuschentill da – plötzlich sagte Sie: … Hier habe ich viel geweint, Marie. Allein der Gedanke an diese Zeit preßt mein Herz zusammen. Hier war ich nach meiner Hochzeit… Ich fühlte mich so verlassen, so einsam. Der Kaiser konnte tagsüber natürlich nicht hier sein, er ist täglich in der Früh nach Wien gegangen. Um sechs Uhr ist er zum Diner zurückgekehrt. Bis dahin war ich den ganzen Tag allein und hatte Angst vor dem Augenblick, da Erzherzogin Sophie kam. Denn sie kam jeden Tag, um jede Stunde zu spionieren, was ich tue. Ich war ganz à la merci dieser ganz bösartigen Frau. Alles war schlecht was ich tat. Sie urteilte abfällig über jeden, den ich liebte. Alles hat sie herausbekommen, weil sie ständig gespitzelt hat. Das ganze Haus hat sie so gefürchtet, daß alle zitterten. Natürlich haben sie ihr alles mitgeteilt. Die kleinste Sache war eine Staatsaffäre…” (3)

Foto: Wikimedia/Commons
Erzherzogin Sophie

Elisabeth, welche in Possenhofen immer vor Gesundheit strotzte, wurde labil.

Ihre Stimmungsschwankungen waren enorm. Ihr Leiden wurde täglich mehr. Erzherzogin Sophie nahm dieses Leiden als Kränkung auf. Sie selbst, die immer Kaiserin werden wollte, musste zusehen, wie dieses Kind die Stellung die man ihr auftrug als Bürde ansah. Erzherzogin Sophie (*27.1805, †28.5.1872) kümmerte die instabile Lage ihrer Schwiegertochter nicht.

Sie sah nur das glückliche Gesicht ihres Sohnes und schrieb Briefe an ihre Schwestern nach Bayern und Sachsen, wo sie vom “glücklichsten Ehepaar aller Zeiten” schrieb.

Auch die Flitterwochen erwähnte sie als

“ländliche Idylle” und “herzerquickender Anblick der beiden glücklichen Kinder”.

Kaiserin Elisabeth sah dies jedoch ganz anders. Auch Erzherzogin Marie Valérie schrieb später darüber in ihrem Tagebuch.

Nach dem “ländlichen Idyll” der Flitterwochen, fingen die Pflichten der jungen Kaiserin an. Die erste Reise des Kaiserpaares führte Anfang Juni nach Mähren und Böhmen, wo ihnen ein wohlgesonnenes Volk entgegen winkte.

Foto: Wikimedia/Commons
Carl Graf von Grünne
Foto: Wikimedia/Commons
Dr. Johann Nepomuk Seeburger

Elisabeth sollte als erstes Böhmisch lernen, doch die Sprache war ihr verhasst, weshalb es außer dem Zählen bis 10 nicht recht voranging. Auch hier reiste das Paar natürlich nicht allein.

Neben dem Flügeladjutant, reiste auch das Militär mit, Leibarzt Freiherr Dr. Johann Seeburger (*29.4.1800, †7.5.1870) , Graf Karl Grünne (*25.8.1808, †15.6.1884) und natürlich die Obersthofmeisterin und Obersthofmeister Ihrer Majestät, sowie zwei Hofdamen und ein Sekretär.

All diese Personen brachten natürlich wiederum ihre Diener, Friseure und Lakaien mit. Auch das Dienstpersonal des Kaiserpaares durfte nicht fehlen. Ein Tross der Unendlichkeit ritt dem Kaiserpaar voraus und hinten nach.

Ziemlich befremdlich für eine 16jährige, die gerade einmal ein paar Wochen Kaiserin war.

Elisabeth trat als charmante und liebreizende Kaiserin auf, deren Art mit den “einfachen” Leuten zu sprechen auffiel.

Die Hoffnung stieg bei Hofe, dass aus ihr doch noch einmal eine gute Kaiserin werden möge, die sich dem sozialen Engagement annehmen würde.

Auf dieser Reise wurde sichtbar, dass Elisabeth mit Böhmen und der böhmischen Aristokratie, die immerhin auch in Wien den Ton angab, nichts anfangen konnte.

Hauptsächlich waren sie es, die über die einfache herzögliche Abstammung die Nase rümpften und Elisabeth in allen Belangen auslachten. Kein Adel war ihr weniger Wohlgesonnen als der Böhmische. Immerhin waren dies aber die bekanntesten Namen des Landes: Schwarzenberg, Waldstein, Lobkowitz, Kinsky, Khevenhueller, Liechtenstein, Auersperg und einige andere.

Foto: habsburger.net
Kaiser Ferdinand
Foto: Wikimedia/Commons
Kaiserin Maria Anna

Ein kleiner Höhepunkt der Reise sollte der Besuch beim abgedankten Kaiser Ferdinand (*19.4.1793, †29.6.1875) und Kaiserin Maria Anna (*19.9.1803, †4.5.1884) werden, welche nun in Prag lebten.

Der kleine, gutmütige Mann, dessen Kopf schief auf seinem Körper hing, stundenlang Domino spielte und mit seinem Neffen Franz Joseph wenig anfangen konnte, freute sich über den Besuch der hübschen Nachfolgerin seiner Frau. Maria Anna war ebenfalls entzückt, hatte aber am Wiener Hof nichts mehr zu melden.

14 Tage sollte die Reise dauern, welche an Strapazen kaum zu überbieten war.

Doch zurück in Wien, wurde Elisabeth keine Ruhe gegönnt.

Fronleichnam stand vor der Türe, weshalb eine große Prozession geplant war.

Elisabeths Einwand noch nicht alt genug für diese Bürde zu sein, wurde abgeschmettert. Obwohl ihr die Verbindung Kirche und Politik völlig fremd war, erwartete man von ihr, dass sie eine große Staatstoilette trug.

Kaiserin Maria Anna hatte jahrelang diese Aufgabe mit vollem Glanz und Hingabe absolviert. Kaiserin Elisabeth fürchtete sich in die Fußstapfen der beliebten Kaiserin zu treten. Doch Kaiser Franz Joseph und seine Mutter Erzherzogin Sophie hatten kein Mitleid mit ihr.

Elisabeth galt als die große Hauptattraktion.

Mit Schleppkleid und Brilliantendiadem geschmückt, stieg sie in den Hofgalawagen, der mit acht Schimmeln bespannt war. Doch Elisabeths Sorgen waren unbegründet. In frommer, demütiger Haltung überstand sie den Tag gekonnt und meisterlich, als habe sie nie etwas anderes zuvor gemacht.

Foto: sammlung.belvedere.at
Kaiserin Elisabeth in großer Staatsrobe, 1869
Bild: Franz Russ der Jüngere

Die ersten Zeichen einer Schwangerschaft stellten sich ein, welche Sophie mit Argusaugen beobachtete. Die junge Kaiserin litt unter schweren Schwangerschaftsproblemen:

sie erbrach ständig, litt an Schwindelgefühl und Müdigkeit.

Foto: Wikimedia/Commons
Herzogin Ludovika

Elisabeth, die weiterhin Tanzstunden und Sprachunterricht nahm und immer noch gerne Ausritt, musste dies bald einstellen.

Die meiste Zeit vom Tag musste sie liegend verbringen. Mutter Ludovika wurde Bang um ihre Tochter, doch traute sie sich nicht nach Wien. Der Dank, dass ihre Schwester die junge Elisabeth als Heiratskandidatin ihres Sohnes anerkannte, war so enorm, dass Ludovika Sophie devot begegnete.

Foto: Wikimedia/Commons
Gräfin Mathilde
Foto: Wikimedia/Commons
Carl Theodor Herzog in Bayern

Der Sommer stand bevor und so zog die Familie nach Ischl. Hier kam es zu einem lustigen Vorfall, den ich euch unbedingt erzählen möchte: Herzogin Ludovika (*30.8.1808, †25.1.1892) telegrafierte nach Ischl, um Elisabeth die Ankunft von Spatz, Gackel und sich selbst anzukündigen.

Sie unterschrieb das Telegramm mit Mimi, da dies der Spitzname war, mit dem Elisabeth ihre Mutter seit ihrer Kindheit ansprach. Mimi gab noch den Zug und die Ankunftszeit in Lambach bekannt, da der Zug dort halten würde. Von dort sollte eine Kutsche für die Familie bereitstehen, um diese zur frisch umgebauten Kaiservilla zu bringen. So der Plan. Doch das Telegramm kam nicht in der Kaiservilla, sondern im Hotel Elisabeth an.

Als Herzogin Ludovika, Schwester Herzogin Mathilde und Bruder Herzog Carl Theodor in Lambach ankamen, stand jedoch keine Kutsche bereit. Helle Aufregung entstand, noch dazu in einer Zeit ohne Telefon. Wir können uns das heute kaum noch vorstellen, oder? Zumindest eine Telefonzelle haben wir älteren Leser schon gekannt.

Plötzlich erschien ein Hotelpage des Hotels Elisabeth in Ischl.

Er hielt in der Hand 3 Käfige.
Diese sollten für die Vögel “Mimi”, “Spatz” und “Gackel” sein.

Foto: ÖNB
Kaiserin Elisabeth und Kaiser Franz Joseph

Um hier eine kleine Erklärung abzugeben.

Ludovika hatte für alle Kinder Kosenamen. Spatz war Mathilde (*30.9.1843, †18.6.1925), Gackel war Carl Theodor (*9.8.1839, †30.11.1909) und Mimi war, wie gesagt, sie selbst.

Man mag sich das Gesicht des Pagen gar nicht vorstellen, als er den Irrtum bemerkte. Noch dazu wo er die Mutter und Geschwister Ihrer Majestät vor sich stehen hatte.

Natürlich klärte sich der Irrtum als baldigst auf und so wurde die Familie mit der grell lackierten Hotelkutsche zur Kaiservilla gebracht.

Schon während der Schwangerschaft zogen dunkle Wolken über das Mutterglück auf.

Erzherzogin Sophie riss alles an sich. Sie bestimmte, wo die Kindskammer eingerichtet wurde. Diese wurde so eng an ihre eigenen Appartements gelegt, so dass es Elisabeth niemals gelingen würde, ohne dem Wissen von Sophie ihr Kind zu besuchen. Auch die Einrichtung suchte Sophie aus.

Kaiserin Elisabeth wurde von Erzherzogin Sophie angeherrscht, sich beim Volk zu zeigen.

Später erzählte sie dies ihrer Hofdame, welche die Geschichte in ihr Tagebuch notierte:

“Kaum war sie da, schleppte sie mich schon hinunter in den Garten und erklärte, es sei meine Pflicht, meinen Bauch zu produzieren, damit das Volk sehe, daß ich tatsächlich schwanger bin. Es war schrecklich.” (4)

Sobald Kaiserin Elisabeth allein war, weinte sie sich in den Schlaf. Allein und von niemanden verstanden, durfte sie sich auch keinem in ihrer Umgebung anvertrauen.

Es wurde ihr von Sophie verboten, irgendjemand als Freund oder Freundin anzusehen.

Einzig Graf Grünne kümmerte sich väterlich um die junge verzweifelte Kaiserin, die das Hofleben immer mehr und mehr verabscheute.

Auch die Aja wurde von Erzherzogin Sophie gewählt.

Freifrau von Welden, kinderlos und Witwe, ohne Kindererfahrung wurde aus politischen Gründen dazu auserkoren, das erste gemeinsame Kind von Kaiserin Elisabeth und Kaiser Franz Joseph zu erziehen.

Die Einwände seiner Frau konnte Franz Joseph weder verstehen, noch hörte er ihr richtig zu. Was Mutter entschied, wird schon gut für alle sein, so sein unumstößliches Motto zu allen Dingen die Sophie entschied.

Umso mehr weinte sich die junge Frau immer mehr und mehr in den Schlaf.

Foto: ÖNB
Huldigungsblatt zur Geburt der kleinen Tochter Sophie

Erzherzogin Sophie Friedericke

Am 5.3.1855 kam Sophie Friedericke Dorothea Maria Josepha um 3.00 Uhr nachts zur Welt.

Die Geburt und warum das kleine Mädchen bereits am 29.5.1857 wieder verstarb, könnt ihr hier nachlesen.

Wir sind also vom Sissi-Film Kitsch wirklich weit entfernt. Die (Film)Tochter, die auf die Namen Sophie Anastasia Amalie Elisabeth Franziska Stephanie Karoline Maria getauft wurde, hat nichts gemeinsam mit der kleinen Erzherzogin, welche am 5.3.1855 zur Welt kam. Und das ist nur die Spitze des Eisbergs an falschen Informationen aus den Filmen, der Weltruhm erlangen und leider bis heute als der Inbegriff einer Sis(s)i am Wiener Hof gelten.

Auch das zweite “s” im Namen von Sisi hält sich hartnäckig. Elisabeth hat sich niemals SiSSi genannt. Vielleicht kann ich mit dem Kitsch endlich ein wenig aufräumen.

Die erste Zeit verbrachte Elisabeth mit der kleinen Sophie in Laxenburg. Kaiser Franz Joseph schrieb beinahe täglich an seine Mutter und kündigte an, dass seine Frau im Juni für 10 Tage das Land verlassen würde, um nach Possenhofen zu fahren. Die kleine Sophie lernte also schon recht früh ihre bayrische Verwandtschaft kennen.

Am 7.8.1855 telegrafierte ein liebevoller Vater an seine Mutter:

“Wir sind sehr wohl und die Kleine war besonders heute sehr lustig. Sie jauchzte in einem fort und war sehr damit beschäftigt, ihren Fuß in den Mund zu stecken und daran zu schnullen. Sie scheint viele gymnastische Anlagen zu haben. Ich küsse Ihnen und dem Papa mit Sisi die Hände und bleibe Ihr treuer Sohn Franz.” (5)

Erzherzogin Gisella

Schon bald machten sich die nächsten Schwangerschaftszeichen bemerkbar.

Sobald diese öffentlich wurden, las der Erzbischof von Wien und der Bischof von Linz eine Messe, um eine glückliche Entbindung zu erbitten.

Selbstverständlich nicht ganz uneigennützig um einen Thronfolger zu bitten.

Foto: Dorotheum Wien
Erzherzogin Gisella

Erzherzogin Sophies Gesicht soll starr gewesen sein, als man ihr mitteilte, dass am 12.7.1856 um 6.35 Uhr in Schloss Laxenburg eine kleine Erzherzogin zur Welt kam.

Auch bei dieser Geburt war Herzogin Ludovika nicht anwesend.

Ebenso erschien sie zur Taufe nicht, obwohl sie offiziell die Taufpatin war.

Am 13.7.1856 wurde die kleine Erzherzogin auf die Namen Gisella Ludovika Marie getauft.

Gisella wurde nach ihrer Hochzeit (!) mit Leopold Prinz von Bayern zu Gisela und Ludovika zu Louise, weshalb man heute in sämtlichen Geschichtsbüchern über Erzherzogin Gisela Louise Marie lesen kann.

Korrekt wäre aber: Erzherzogin Gisella und Gisela Prinzessin von Bayern; aber anscheinend ist das den Historikern/innen zu kompliziert.

Erzherzogin Sophie wurde als Taufpatin-Stellvertreterin bestimmt. Sie selbst hatte schon Sophie Friedericke getauft.

Elisabeth, nun stärker und selbstbewusster, fing an, um Sophie und Gisela zu kämpfen.

Die Enttäuschung ihrer Schwiegermutter, dass sie keinen Thronfolger auf die Welt gebracht habe, nutzte sie aus, um die Kinderzimmer in die “Radetzky-Räume” der Hofburg verlegen zu lassen.

Sophie tobte, doch diesmal hatte Elisabeth Schützenhilfe durch ihren Mann Franz Joseph.

Er stellte sich nicht nur vor seine Gemahlin, so nannte er sie auch eine hingebungsvolle Mutter.

Sophie drohte mit Auszug, was Franz Joseph verstimmte. Er schrieb einen Bettelbrief an seine Mutter:

“Nie würde ich es zugeben, daß Sie Ihre jetzige Wohnung verlassen oder gar, was ich nicht gelesen haben will, ganz aus der Burg ziehen würden. Ich hoffe noch immer, daß sich alles sehr gut machen wird; die Kinder bekommen eine viel bessere Wohnung, in der sie auch künftig bleiben können, und Alles wird zufrieden sein.” (6)

Foto: Wikimedia/Commons
Erzherzogin Sophie Friederike

1856 unternahm das Kaiserpaar eine 4monatige Reise nach Italien. Kaiser Franz Joseph wollte Lombardo-Venetien wieder mehr an das österreichische Reich binden.

Obwohl Erzherzogin Sophie massive Einwände hatte, nahm Kaiserin Elisabeth die kleine Sophie mit auf die Reise.

Baby Gisella verblieb bei ihrer Großmutter in Wien. Das Weihnachtsfest verbrachte die Familie getrennt. Sophie mit Gisella in Wien, Franz Joseph, Elisabeth und Sophie Friedericke in Venedig.

Als Weihnachtsgeschenk wurde die Kaiserin mit einem Portrait von Gisella überrascht. Elisabeth wurde auf dieser Reise zum ersten Mal ernsthaft krank.

Ihre Lungen machten ihr große Probleme. Sie hustete unentwegt, was Kaiser Franz Joseph schwere Sorgen bereitete. Er kündigte bei seiner Mutter die Rückkehr für den 12.3.1857 an.

Erzherzogin Sophie Friedericke wurde bereits am 2.3.1857 mit ihrer Kinderfrau Anna Kathrein auf die Reise geschickt. Franz Joseph schrieb in einem Brief an seine Mutter, dass er hoffte, dass die Kleine ihr die Hände küssen möge und sie artig sei.

Wenige Monate später kam es in Ungarn zu einem folgenschweren Schicksal, von dem sich Elisabeth – vor allem als Mutter – nie wieder erholen sollte.

Aus Trotz setzte sie sich gegen ihre Schwiegermutter durch und nahm beide Kinder mit auf die Ungarnreise. Nicht nur, dass Erzherzogin Sophie Ungarn aus tiefstem Herzen hasste (das Libényi-Attentat hatte sie nie vergessen; hier nachzulesen), so riet sie dem Kaiserpaar, die Kinder in Wien zu lassen.

Das Unheil nahm seinen Lauf. Kaiserin Elisabeth verfiel das erste Mal in ihrem Leben in tiefe Trauer.

Kronprinz Rudolf

Im Dezember 1857 wurde erneut an Kaiserin Elisabeth eine Schwangerschaft festgestellt.

Zur unendlichen Trauer, mischte sich freudige Erwartung, welche Elisabeth mit ihren üblichen Schwangerschaftsleiden quittierte.

Sie erbrach ständig, war müde und bettlägrig. Die Abnabelung zu ihrer Tochter Gisella begann. Immer öfter war die junge Frau unpässlich, wollte das kleine Mädchen nicht sehen und machte sich selbst die größten Vorwürfe, ihre Tochter Sophie umgebracht zu haben.

Foto: mythoskaiserinelisabeth.com – Petra
Kaiser Maximilian I von Mexiko und Kaiserin Carlota

Als am 27.7.1858 auch noch ihr Lieblingsschwager Erzherzog Ferdinand Maximilian, genannt Max (*6.7.1832, †19.6.1867), die schöne belgische Prinzessin Charlotte (*7.6.1840, †19.1.1927) heiratete und diese ab sofort ihr vorgezogen wurde, verfiel Elisabeth noch mehr in Depressionen.

Charlotte kam aus einem unfassbar reichen Haus, war gebildet und schön. Erzherzogin Sophie und ihre gesamte Anhängerschaft ließen keine Möglichkeit aus, um die Eheattin von Max zu loben, zu huldigen oder zu bezirzen.

Der labilen, schüchternen und unbeliebten Kaiserin muss das bis ins Mark erschüttert haben.

Noch mehr als jemals zuvor, zog sie sich zurück. Leider auch vor ihrer Tochter.

Mittlerweile vergingen Wochen bis sie Gisella wieder an sich ran ließ oder nach dem kleinen Töchterchen fragte.

Am 21.8.1858 setzten gegen 22.00 Uhr die letzten Wehen ein. Beide Mädchen waren leichte Geburten, kaum eine Wehe war zu spüren und schon waren die Kinder auf der Welt. So war es im August nicht. Erzherzogin Sophie und Gräfin Esterházy knieten am Boden und beteten, während sich Elisabeth die Seele aus dem Leib schrie. Um 22.15 Uhr war es endlich soweit. Der Thronfolger wurde geboren.

Völlig erschöpft fragte die Kaiserin ihren am Bett sitzenden Mann ob es ein Bub sei. Dieser erwiderte, dass die Hebamme Gruber es noch nicht so genau wisse. In Wirklichkeit wollte Kaiser Franz Joseph seine Frau schonen.

Die Geburt hatte sie stark geschwächt. Man wollte ihr jede Aufregung ersparen. Vor lauter Enttäuschung, dass sie keine Antwort bekam, glaubte sie, wieder “nur” ein Mädchen zur Welt gebracht zu haben. Doch Franz Joseph verneinte dies mit dem Satz

“Nun, und wenn es ein Knabe wäre?” (7)

Foto: mythoskaiserinelisabeth.com – Petra
(Privatbesitz; Besitzer will nicht genannt werden)
Lithografie Kaiserliche Familie mit Kronprinz Rudolf in der Wiege und Erzherzogin Gisella, Engel über dem Paar symbolisiert Sophie

Das ganze Land feierte die Geburt von Kronprinz Rudolf Franz Karl Joseph, dessen Vorname genauso aus den Habsburger Vorfahren gewählt wurde, wie Gisellas.

Nicht nur Wien feierte, auch das ganze Reich schloss sich den Huldigungen an. Kaiser Franz Joseph der seinen Sohn zwar nicht hübsch fand, dafür aber kräftig und stark, weinte jedes Mal vor Freude, wenn ihm ein Minister, das Militär oder ein Bediensteter gratulierte.

Seine Freude kannte kaum eine Grenze.

Elisabeth, die wieder einmal nicht stillen durfte, hatte extreme Probleme mit dem Milcheinfluss. Sie bekam hohes Fieber.

Trotzdem wurde ihr nicht erlaubt den Sohn zu stillen.

Sie gab jeden Widerstand auf. Sie ließ die Kinderzimmer in die Räumlichkeiten von Erzherzogin Sophie verlegen und übergab die gesamte Erziehung in ihre Hände.

Foto: ÖNB
Karoline Freifrau von Welden “Wowo”, die Kinderfrau von Erzherzogin Gisel(l)a und Kronprinz Rudolf, Kaiserin Elisabeth

Ab sofort waren sich Gisella und Rudolf am Nächsten. “Wowo”, wie Aja Karoline Freifrau von Welden (*13.4.1812, †6.8.1892) und “Nono”, wie die Kammerfrau Leopoldine Nischer (*1813, †1883) von den Kindern genannt wurden, wurden für die beiden zum Lebensmittelpunkt.

Noch als Erwachsene sprachen beide überaus liebevoll über Wowo und Nono.

Gisella, die etwas herb wirkte und das stämmige Wesen von Franz Joseph geerbte hatte und Rudolf, der das Aussehen seiner Mutter, sowie deren Intelligenz und Sensibilität geerbt hatte, wurden unzertrennlich.

Obwohl Rudolf es nicht leiden konnte, wenn Gisella mit seinen Sachen spielte und sie sich beschwerte, wenn er die ihren versteckte, hielten sie zusammen wie Pech und Schwefel.

Foto: Wikimedia/Commons
Gisela und Rudolf als Kinder

Die ersten Jahre fiel ihnen die Abwesenheit von Elisabeth gar nicht auf. Großmutter Sophie, Nono und Wowo kümmerten sich rührend um die Kinder und Kaiser Franz Joseph nahm sich so viel Zeit wie möglich.

Mittlerweile hatte sich die Beziehung zwischen Kaiser Franz Joseph und Kaiserin Elisabeth zu einer ambivalenten Ehe entwickelt (der Beitrag kann hier nachgelesen werden).

Um die Abnabelung von ihren Kindern zu verstehen, muss ich ins Jahr 1860 springen und euch bitten den Ehe-Beitrag zu lesen.

Kaiserin Elisabeth fing an, sich immer mehr gegen ihren Mann durchzusetzen, kränkelte aber stets vor sich hin.

Wie in meinem Bericht erwähnt, ist die Wahrheit über den Bruch zwischen Kaiser Franz Joseph und Kaiserin Elisabeth bis heute nicht erforscht. In allen Filmen wird es vereinfacht mit einer Lungenkrankheit dargestellt. So steht es auch in (wirklich) allen Geschichtsbüchern, dennoch bleiben Zweifel.

Schon der erste Biograf Conte Corti sprach vom “Deckmantel der Krankheit”. Ich bleibe ebenfalls dabei.

Im November 1860 verließ Kaiserin Elisabeth Laxenburg und kehrte erst am 16.8.1862 nach Wien zurück. Nur in Venedig hatte Elisabeth ihre Kinder gesehen. Viel zu kurz, wenn man bedenkt, wie klein die Kinder damals noch waren.

Foto: ÖNB
kaiserliche Familie

Gisella war zum Zeitpunkt der Rückkehr bereits 6 Jahre alt, Kronprinz Rudolf knapp 4 Jahre alt.

Auch als Kaiserin Elisabeth zurück war, kümmerte sie sich nicht um die Kinder, die sie so sehr vermissten.

Vor allem der kleine Rudolf hing sehr an seiner Mutter. Er vergötterte sie Zeit seines Lebens und buhlte immer um ihre Liebe. Vergeblich.

Als er 6 Jahre alt war, wurde er von Gisella getrennt.

ACHTUNG TRIGGERWARNUNG! Kindesmisshandlung

Er sollte ab sofort von Graf Leopold Gondrecourt (*1816, †22.5.1888) militärisch erzogen werden.

Den Buben traf damit ein hartes Schicksal. Rudolf, der überhaupt nicht für den militärischen Drill geeignet war, weinte sich jeden Abend isoliert in den Schlaf. Er fürchtete sich allein vor der Dunkelheit, zitterte vor Angst vor dem Knallen der Pistolen und konnte die Einsamkeit nicht ertragen. Er wurde physisch und psychisch von Gondrecourt misshandelt.

Elisabeth weilte außerhalb von Wien, weshalb sie von den Qualen die Rudolf erlitt zunächst nichts wusste.

Vater Kaiser Franz Joseph sah geflissentlich weg und nannte seinen Sohn einen

“Kepierl”.

Erzherzogin Sophie vor Treue zur Krone blind, sah über den Leidensdruck des geliebten Enkels hinweg.

Gondrecourt sah seine Macht und quälte den Buben bis aufs Blut. Er zerrte ihn früh morgens mit Trompetenklänge neben dem Bett aus selbigen, ließ ihn bis zum Umfallen stehen und tränkte ihn für Disziplin und Ordnung im eiskalten Wasser. Rudolf wurde kränker und blasser als jemals zuvor in seinem Leben.

Eine der beliebtesten Übungen von Gondrecourt war, den Kronprinzen um 3.00 Uhr morgens aus dem Bett zu zerren, ihn in den Lainzer Tierpark oder irgendwo im Schönbrunner Park zu bringen und von dort musste der kleine Bub mutterseelenallein, mitten in der Nacht und ohne Anhaltspunkt wo er überhaupt war, ins Schloss zurück finden.

Foto: Wikimedia/Commons
Graf Leopold Gondrecourt

Kaiser Franz Joseph und Kaiserin Elisabeth weilen gerade in Ischl, als Elisabeth von der Wildschwein-Affäre erfuhr, war das Maß voll.

Rudolf wurde von Gondrecourt zum Tierpark Lainz geschliffen, dort hinter die Mauer gestellt, während sich der General in Sicherheit brachte, schrie er, dass ein Wildschwein käme. Das Kind schrie in Todesangst wie am Spieß und je lauter es schrie, desto nervöser wurden die Wildschweine, die in der Nähe ihr Revier hatten.

ACHTUNG TRIGGERWARNUNG! Ende

Sie eilte zum Kaiser und schrie ihn förmlich an:

“Entweder Gondrecourt oder ich!” (8).

Danach eilte sie in ihr Zimmer und schrieb das berühmte förmliche Ulitimatum:

Ich wünsche, dass mir vorbehalten bleibe, unumschränkte Vollmacht in Allem, was die Kinder betrifft, die Wahl ihrer Umgebung, den Ort ihres Aufenthaltes, die complette Leitung ihrer Erziehung, mit einem Wort, alles bleibt mir ganz allein zu bestimmen, bis zum Moment der Volljährigkeit. Ferner wünsche ich, dass, was immer meine persönlichen Angelegenheiten betrifft, wie unter anderem die Anordnungen im Haus p.p. mir allein zu bestimmen vorbehalten bleibt. 

Elisabeth, Ischl, 27.8.1865 (9)

Foto: Wikimedia/Commons
Josef Latour
Foto: Wikimedia/Commons
Dr. Hermann Widerhofer

Kaiser Franz Joseph gab nach. Rudolf wurde aus den Klauen des Folterers befreit.

Zuerst wurde er in die ärztliche Obhut von Dr. Hermann Widerhofer (*24.3.1832, †28.7.1901) aufgenommen, danach übernahm ihn Josef Latour von Thurmburg (*2.2.1820, †28.12.1903), zu dem Kaiserin Elisabeth ein freundschaftliches Verhältnis hatte.

Doch es war zu spät. Gondrecourt hatte ganze Arbeit geleistet. Das Trauma begleitete Rudolf Zeit seines Lebens.

Erzherzogin Marie Valérie

Erzherzogin Gisella und Kronprinz Rudolf bekamen, als sie knapp 12 und 10 Jahre alt waren, noch eine Schwester.

Kaiserin Elisabeth war zum Zeitpunkt der erneuten Schwangerschaft 30 Jahre alt.

Foto: ÖNB
Kaiserin Elisabeth im Krönungskleid

Am 8.6.1867 fand in Budapest die Krönung zur Königin von Ungarn statt.

Am 11.6.1867 fuhr das Königspaar nach Schloss Gödöllo, welches ihnen als Krönungsgeschenk übergeben worden war.

Im November 1867 wurde in Wien die Schwangerschaft bekanntgegeben.

Es stellte sich zum ersten Mal seit Jahren so etwas wie ein Familienleben ein, an welchem auch die Kinder Gisella und Rudolf teilnehmen durften. Im Jänner 1868 erfuhr Herzogin Ludovika von Sophie in einem Brief von der freudigen Botschaft.

Die Schwangerschaft verlief ruhig und ohne gröbere Vorkommnisse.

Elisabeth hatte es sich zum Ziel gesetzt, ihr Kind in Ungarn zur Welt zu bringen, weshalb sie sich im Februar 1868 Richtung Ofen auf machte.

Sollte es ein Bub werden, beschloss sie, sollte er Stefan heißen.

Stefan war der erste heilige König und beim ungarischen Volk sehr beliebt.

Kaiser Franz Joseph befürchtete, dass die Geburt in Ungarn ihr in Wien viele Minuspunkte einbringen würde.

Seine Frau war mittlerweile sehr unpopulär geworden. Nur noch Randnotizen in den Zeitungen und beim Volk nicht sonderlich beliebt.

Foto: Wikimedia/Commons
Königin Marie von Neapel

Ihre Schwester Königin Marie von Neapel (*4.10.1841, †19.1.1925) war angereist, um ihr bei der Geburt beizustehen. Die Geburt selbst war musterhaft.

Erst kurz vor der Geburt, musste die Hebamme helfen, bis dahin hatte es Marie allein geschafft. Am 22.4.1868 wurde das letzte Kind des Paares, Erzherzogin Marie Valérie Mathilde Amalie geboren.

Kaiser Franz Joseph, stolz nochmals Vater geworden zu sein, telegraphierte an die daheim gebliebenen Kinder:

Sie ist recht hübsch, hat große, dunkelblaue Augen, eine noch etwas zu dicke Nase, sehr kleinen Mund, ungeheuer dicke Backen und so dichte dunkle Haare, daß man sie jetzt schon frisieren könnte. Auch am Körper ist sehr stark, und sie schlägt sehr frisch mit den Händen und Füßen herum… sie schreit sehr selten…und stinkt …” (10)

Foto: ÖNB
Erzherzogin Marie Valérie

Die Kinder erschrocken über so viel Liebe in wenigen Sätzen, rückten noch näher zusammen, da sie befürchteten, die neue Schwester würde alle Aufmerksamkeit auf sich lenken. Doch es kam für die beiden noch viel schlimmer.

Das “ungarische Kind” wie Marie Valérie bald genannt wurde,

bekam vom Wiener Hof den Beinamen

“die Einzige”.

Elisabeth selbst hatte ihr also den “Beinamen” nicht gegeben. Wieder eine bösartige Mär mehr, die sich bis heute hartnäckig hält.

“Das ungarische Kind” bzw. “die Einzige” entstand dadurch, dass der Wiener Hof unter dem Volk den Tratsch verbreitete, dass Kaiserin Elisabeth eine Affäre mit Julius „Gyula“ Graf Andrássy von Csík-Szent-Király und Kraszna-Horka (*8.3.1823, †18.2.1890) hatte.

Dieser unfassbare Tratsch hält sich bis heute noch! Hier kann man definitiv davon ausgehen, dass diejenigen die ihn heute noch verbreiten, nur böswillig irgend etwas nachplappern, ohne sich jemals mit dem Thema tatsächlich beschäftigt zu haben.

Elisabeth sorgte mit großem Pflichteifer dafür, dass Erzherzogin Sophie “ihr” Kind nicht in die Obhut bekam.

Die nächsten Jahre tat Kaiserin Elisabeth keinen Schritt ohne ihrer Valérie.

Entweder war sie in der Obhut ihr vertrauter Menschen oder direkt bei Elisabeth selbst. Kein Tag verging, an dem sie Valérie nicht zu Bett brachte oder dafür sorgte, dass es ihr gut ging.

Wollten die Geschwister sie sehen, war Elisabeth stets an der Seite ihrer Tochter. Rudolf und Gisella eiferten sehr und bemühten sich nicht sonderlich um ihre Schwester. Dies nahm ihnen ihre Mutter sehr übel.

Schon mit drei Wochen begann für Marie Valérie das Reisen.

Von Ofen nach Gödöllö, von Gödöllö nach Ischl, von Ischl nach Possenhofen usw.

In Schloss Garatshausen, wo Elisabeth zu Gast ihrer Schwester Helene von Thurn und Taxis (*4.4.1834, †16.5.1890) war, schrieb sie halb hysterisch an Franz Joseph, dass Valérie kränkelte.

Sie habe das grässliche Gefühl von unverlässlichen Menschen umzingelt zu sein, denn sie befürchtete, dass “ihr teuerster Schatz” durch die Amme die schlechte Milch abgebe, vergiftet worden sei.

Sie entledigte sich derer und stellte eine Neue ein. Über die Ungarin, die eine Männerstimme hatte, permanente Csárdás Lieder sang und fürchterliche Angst vor Mäusen hatte, amüsierte sie sich allerdings königlich, wenn nicht sogar kaiserlich.

Fotos: Wikimedia/Commons
Stammbaum: mythoskaiserinelisabeth.com – Petra (vormals Sternenkaiserin)

Während sie sich fürsorglich um Marie Valérie kümmerte, vergaß sie leider vollends Gisella und Rudolf und sah diese nur ab und an in Wien oder Gödöllö, wenn sie diese besuchten.

Kurz Information zu Erzherzogin Gisella

Foto: Wikimedia/Commons
Gisela und Leopold von Bayern

Erzherzogin Gisella verheiratete sie mit 16 Jahren an Leopold Prinz von Bayern (*9.2.1846, †28.9.1930) damit dieser nicht Amélie von Sachsen-Coburg und Gotha (*23.10.1848, †6.5.1894) ehelichen konnte.

Foto: Wikimedia/Commons
Max Emmanuel und Amélie in Bayern,

In diese hatte sich ihr Bruder Max Emmanuel “Mapperl” in Bayern (*7.12.1849, †12.6.1893) verliebt.

Um Leopold von seiner Braut loszusagen, musste sie eingreifen und ihm die Hand ihrer Tochter anbieten.

Da Prinz Leopold diese nicht verwehren konnte, wurde alsbaldigst Hochzeit gefeiert. Die Trennung von Bruder Rudolf war tränenreich und kaum zu ertragen. Der 14jährige war ab nun wirklich auf sich allein gestellt. Sie starb am 27.7.1932. 

Kurz Information zu Kronprinz Rudolf

Foto: Wikimedia/Commons
Kronprinz Rudolf und Kronprinzessin Stephanie

Kronprinz Rudolf ehelichte auf Druck seines Vaters die belgische Prinzessin Stephanie (*21.5.1864, †23.8.1945) und ging mit ihr eine lieblose Ehe ein, die in kräftezehrenden Streitigkeiten ausartete.

Als er für sich keine andere Wahl mehr sah (lieblose Ehe, keinen politischen Einfluss, sein Vater ließ ihn bespitzeln, krank usw.) brachte er sich am 30.1.1889 in Mayerling um.

Kaiserin Elisabeth trug ab diesem Zeitpunkt nur noch schwarz, zumindest wenn sie in der Öffentlichkeit stand und nur, wenn sie sich beobachtet fühlte.

Mit dem Tod des Sohnes verlor sie das zweite Kind. Sie versank in Selbstmitleid und schweren Depressionen. Sie wurde rastlos und reiste von Land zu Land, um nirgendwo zu bleiben.

Ihr Tod war eine Erlösung für sie.

Kurz Information zu Erzherzogin Marie Valérie

Foto: Wikimedia/Commons
Marie Valérie und Franz Salvator,

Erzherzogin Marie Valérie verliebte sich auf einem Ball in Erzherzog Franz Salvator (*21.8.1866, †20.4.1939) und musste lange für diese Liebe kämpfen.

Im Trauerjahr von Kronprinz Rudolf feierte sie in Bad Ischl Hochzeit.

Kaiserin Elisabeth trauerte sehr um ihre Tochter und konnte deren Entscheidung so früh zu heiraten nicht verstehen.

Sie reiste zu den Geburten der ersten Kinder an, was sowohl Prinzessin Gisela, als auch Schwiegertochter Stephanie versagt blieb.

Erzherzogin Marie Valérie war Zeit ihres Lebens ihrer Mutter für die tiefempfundene Liebe dankbar und bemühte sich nach deren Tod um ein Familienleben am Wiener Hof. Sie starb am 6.9.1924. 

Alles in allem war Kaiserin Elisabeth eine Mutter die viel zu geben hatte, aber durch die frühen Schwangerschaften einfach zu überfordert war.

Auch das strenge spanische Hofzeremoniell, mit dem die Kinder aufgezogen werden sollten, war ihr fremd (hier nachzulesen).

Sie selbst wurde frei und ohne großartige konventionelle Erziehungsmaßnahmen erzogen, sollte ein strenges Protokoll abhalten, was sie selbst hasste.

Nur mit Marie Valérie und gereifter durch ihr Alter, konnte sie die Mutter sein, die sie sein wollte und konnte. 

– Petra –

Foto: Wikimedia/Commons
kaiserliche Familie vor dem Schloss Gödöllö
Kronprinz Rudolf, Kaiser Franz Joseph, Kaiserin Elisabeth mit Erzherzogin Marie Valérie und Erzherzogin Gisella
(gestellte Idylle; so ein Foto hat es nie gegeben)

Rechtliche Hinweise:
Text: Petra
Stammbaum: mythoskaiserinelisabeth.com – Petra

Bildrechte: Österreichische Nationalbibliothek (ÖNB), habsburger.net, sammlung.belvedere.at, mythoskaiserinelisabeth.com – Petra, Golfhotel Kaiserin Elisabeth Feldafing, Wikimedia/Commons, Dorotheum Wien, Schloss Laxenburg


Literarische Hinweise:

1 – S. 75/76, 2 – S. 76/77, 3 – S. 79/80, 4 – S. 91
Elisabeth Hamann
Elisabeth Kaiserin wider Willen
Piper Verlag, TB, 8. Auflage 2017,

5 – S 22, 6 – S. 29, 10 – S 92
Martha Schad
Kaiserin Elisabeth und ihre Töchter
Piper Verlag, TB, 2. Auflage 2013

7 – S 79, 8 – S 121
E.C. Conte Corti
Elisabeth von Österreich, Tragik einer Unpolitischen
Wilhelm Heyne Verlag, 15. Auflage, 1975 (nur noch antiquarisch erhältlich)

9 – S 26
Sisi Magazin, Kronen Zeitung – vergriffen (nur noch antiquarisch erhältlich)