Aberglaube, Geister, Spiritismus, Totenfotos

Kaiserin Elisabeth im Wandel ihrer Zeit

Foto: Scherl/Keystone
Kaiserin Elisabeth

Vorwort

Der Stellenwert der Religion stand im 19. Jahrhundert noch vor dem Familienleben. Dabei hatte auch – wie könnte es anders sein? – der Mann das Sagen.

Frauen zählten im 19. Jahrhundert so gut wie gar nichts und mussten sich in allem dem Mann unterordnen. So auch im Glauben.

Während sich die Frau in allem zurückhalten, keusch, rein und sittsam sein musste – übrigens in jeder Volksschicht, hatte der Mann – und hier war es egal, ob es die Rolle des Vaters, Bruders oder später des Ehemannes war -, jegliche freie Auswahl seiner sexuellen Triebhaftigkeit nachzugehen.

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Herzogin Sophie nach ihrem Psychiatrieaufenthalt. Eine gebrochene Frau blickt uns an.

Ging ein Mann im 19. Jahrhundert fremd, gehörte das (beinahe) zum guten Ton und musste von der Frau im stillen Ertragen werden. Ging eine Frau fremd, wurde sie ins Irrenhaus wegen “geistiger und sexueller Abartigkeit” geliefert. Vor allem im Adel war das ein gern gesehener Abschiebeaspekt. Beispiele dieser Art gibt es viele.

So harrte die Schwester von Kaiserin Elisabeth Sophie Herzogin d’Alençon (*22.2.1847, †4.5.1897) 8 Monate in Mariagrün in der Steiermark aus. Ihre tragische Leidensgeschichte kann hier nachgelesen werden.

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Louise Prinzessin von Sachsen Coburg

Die Schwester von Kronprinzessin Stephanie (*21.5.1864, †23.8.1945) Louise Prinzessin von Sachsen-Coburg (*18.2.1858, †1.3.1924) sollte “für immer” in der Irrenanstalt Döbling verweilen. Ihre Verfehlung hieß “intellektuelle und moralische Minderwertigkeit”.

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Richard von Krafft-Ebing

1899 wurde sie vom berüchtigten Prof. Richard Krafft-Ebing (*14.8.1840, †22.12.1902), der schon Sophie mit Wasserkuren weich klopfte, für “schwachsinnig” erklärt und unter Kuratel gestellt. Louise wurde in den “Linderhof” nach Dresden gebracht, wo sie mit Hilfe ihres Geliebten und zwei Fluchthelfern 1902 fliehen konnte.

Ihr Vergehen?

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Philipp Prinz von Sachsen-Coburg

Sie konnte ihren brutalen, animalischen und auf Sadomaso stehenden Ehemann Philipp Prinz von Sachsen-Coburg und Gotha (*28.3.1844, †3.7.1921) nicht ertragen, der noch dazu jahrelang der Geliebte ihrer despotischen und sie misshandelten Mutter war.

Doch nicht nur die Sexualität wurde von den Männern diktiert, auch der Glaube. So musste die Braut, sofern sie anderer Konfession war, den Glauben des Mannes annehmen. Auch hier gibt es zahlreiche Beispiele in den Königshäusern des 19. Jahrhunderts.

Um es nicht ausufern zu lassen, schreibe ich zwei Beispiele, die unmittelbar mit Kaiserin Elisabeth in Zusammenhang stehen.

Ihre Patentante, Königin Elisabeth “Elise” von Preußen (*13.11.1801, †14.12.1873), war eine geborene Prinzessin von Bayern und somit erzkatholisch. Als sich Friedrich Wilhelm Prinz von Preußen (*15.11.1795, †2.1.1861) in Elise verliebte, musste er 4 Jahre warten, da sie sich für den protestantischen Glauben, der in Preußen herrschte, nicht entscheiden konnte. Ohne Änderung der Konfession, hätte es aber keine Eheschließung gegeben.

Bei Königin Karoline in Bayern, Elisabeths Großmutter mütterlicherseits, war es genau umgekehrt. Sie war protestantisch und blieb dies auch bei der Eheschließung mit Kurfürst Maximilian Joseph (*27.5.1756, †13.10.1825), welcher später der erste König Bayerns wurde. Erst als Karoline starb, machte die katholische Kirche, unter ihrem Stiefsohn König Ludwig I (*25.8.1786, †29.2.1868), der sich nicht durchsetzte, ein Drama daraus. Ihr beschämendes Begräbnis wurde zu einer riesigen Farce.

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Herzogin Ludovika

Auch Elisabeth Herzogin in Bayern wuchs schon als kleines Mädchen erzkatholisch auf. Ihre Mutter Ludovika (*30.8.1808, †26.1.1892) galt als streng gläubig, keine Messe, kein Kirchgang, kein katholischer Feiertag wurde ausgelassen.

Ihre Schwester Helene “Néné” (*4.4.1834, †16.5.1890) wurde als Erwachsene beinahe zur Nonne und je älter sie wurde und je mehr Schicksalsschläge sie ereilten, desto mehr zog sie sich in ihren – zum Teil schon extremen – religiösen Wahn zurück. Das ging so weit, dass Néné beinahe den ganzen Tag betete und ständig einen Rosenkranz bei sich trug.

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Kaiserin Elisabeth und Helene von Thurn und Taxis
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Erzherzogin Sophie
Bild: Franz Schrotzberg

Auch Erzherzogin Sophie (*27.1.1805, †28.5.1872) war strenggläubig und erzog nach der Bibel ihre Kinder. Von jeher waren Pfarrer vertraute Ansprechpersonen für die jungen Erzherzöge am Kaiserhaus.

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Erzherzog Karl Ludwig

Karl Ludwig (*30.7.1833, †19.5.1896) ging so weit in seinem religösen Wahn, dass er in seinen späteren Alter, aus der Kutsche heraus, fremde Leute segnete. Er starb qualvoll, nach dem er seinen todkranken Sohn Erzherzog Franz Ferdinand (*18.12.1863, †28.6.1914)(der sich wieder erholte) in Ägypten besuchte und aus Religiosität Wasser aus dem Jordan trank. Die Vergiftungen die er sich zuzog, konnten nicht geheilt werden.

Aber nicht nur die Religion hatte einen Stellenwert im 19. Jahrhundert, sondern auch der Aberglaube, der Spiritismus und die immer mehr vorrückende Idee mit “Geistern sprechen zu können”.

Spiritismus

Begonnen hat alles – wie so vieles – in Amerika. Ausgangspunkt waren zwei Ereignisse.

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Andrew Jackson Davis

Zum einen begann Andrew Jackson Davis (*11.8.1826, †13.10.1910) in angeblicher Trance mit Geistern zu sprechen und diktierte 1845 in diesem Zustand ein komplettes Buch (The principles of nature, her divine revelations and a voice to mankind.) Dieses Buch stellte sogar die Göttlichkeit Jesus in Frage und sorgte für enormes Aufsehen, so dass er weit über alle Grenzen hinaus bekannt wurde.

Zum anderen begannen 1847 die Geschwister Leah (*8.4.1813, †1.11.1890), Margaretta (Maggie) (*7.10.1833, †8.3.1893) und Catherine (Kathie) (*27.3.1837, †2.7.1892) Fox zu behaupten, dass sie in ihrem Haus in Hydesville, (heute Arcadia) New York, Klopfzeichen eines ermordeten fahrenden Händlers hörten, der nun über die Schwestern seine Geschichte erzählen möchte.

Die Fox-Geschwister gingen nicht nur in die amerikanische Geschichte ein, sondern gelten auch als Gründerinnen des Spiritismus. Zuerst gingen sie auf USA-Tour, danach auf Europa-Tournee.

1855 glaubten bereits 2 Millionen Amerikaner an den Spuk. Auf der ganzen Welt traten sogenannte “Medien” an die Öffentlichkeit die ebenfalls Klopfgeräusche hörten, Geister sahen oder behaupteten mit diesen kommunizieren zu können.

Tischerlrücken wurde dabei die häufigste und modernste Variante der Kontaktaufnahme.

Dabei wurde darauf geachtet, dass der immer gleiche Ablauf stattfand. Ein Tisch wurde in die Mitte des Raumes gestellt und die darum sitzenden oder (manchmal) stehenden Personen mussten die Hände auf den Tisch legen und sich mit dem kleinen Finger jeweils berühren, um so eine Menschenhändekette zu bilden. Diese durfte unter keinen Umständen unterbrochen werden.

Foto: brill.com
Tischrücken, ca. 1850

Das Medium nahm nun Kontakt zum Geist auf, welcher über ein Klopfen kommunizierte.

Die Ausführung […] geschah […] gewöhnlich durch eine […] Kettenbildung mehrer[er] Personen um einen Tisch, und bestand dann darin, dass, sobald Anzeigen vorhanden waren, der Tisch setze sich überhaupt in Bewegung, nunmehr Fragen aufgeworfen wurden, deren Antwort, wenn die Frage blos auf Ja oder Nein gestellt war, dadurch erfolgte, dass im Bejahungsfalle Alles still blieb, oder, sobald die Antwort Zahlen verlangte, diese Zahl, durch so vielmaliges Klopfen gegeben wurde, oder endlich, wenn Worte erforderlich waren, dieselben herausgezählt wurden durch einzelne Buchstaben, welche nach ihrer Stelle im Alphabet wieder durch so vielmaliges Klopfen angedeutet werden sollten.(1)

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Sir Arthur Conan Doyle

Einer der größten Anhänger der Fox-Schwestern war Sir Arthur Conan Doyle (*22.5.1859, †7.7.1930), der vielen als Sherlock-Schriftsteller, bekannt sein dürfte. Er war ein großer Spiritist, glaubte auch an Elfen, Geister und Waldnymphen und wollte sogar seinen Helden Holmes in den spirituellen Glauben führen. Doch sein Brot war ihm dann doch näher, als sein Glaube, denn er wusste nur allzu gut, dass dies ein Aufschrei bei der Leserschar gegeben hätte.

Nichtsdestotrotz photographierte er seine Kinder mit “Elfen” und “Nymphen” und glaubte in Fotos “Geister” erkennen zu können.

Als 1888 der Schwindel von Kathie und Maggie Fox zugegeben wurde, brach die spiritische Welt beinahe zusammen. Viele Scharlatane wurden entlarvt; einige von ihnen landeten sogar im Gefängnis oder hatte hohe Geldstrafen zu bezahlen.

Die Fox Schwestern gaben zu, die Klopfgeräusche mit ihren “Zehenknochen” herbeigeführt zu haben.

Doch nicht nur vor Schriftstellern und dem “normalen” Volk machte dieser Spuk Halt, auch der Adel fiel darauf herein.

Im Kaiserhaus hatte längst mit Kaiserin Elisabeth der Aberglaube, die Wahrsagerinnen und Kartenlegerinnen Einzug gehalten. Tischerlrücken war nur eine ganz normale weiterführende Entwicklung.

Doch ich beginne von vorne…

Kartenlegerinnen im Kaiserhaus

Foto: mythoskaiserinelisabeth.com – Petra
Lithographie der kaiserlichen Familie (Kronprinz Rudolf in der Wiege, Gisela an der Hand von Elisabeth und als Engel schwebt Sophie über Kaiser und Kaiserin)
im Privatbesitz; Besitzerin will nicht namentlich erwähnt werden

Bereits 1856 holte sich Kaiserin Elisabeth Rat und Hilfe von Kartenlegerinnen aus dem ganzen Land, da sie endlich einem Buben das Leben schenken wollte.

Von überall her trudelten Briefe mit guten Ratschlägen für die Kaiserin ein, wie sie sich nun in der erneuten Schwangerschaft zu verhalten habe. Einige davon enthielten eben auch Neuigkeiten zum Geschlecht des Kindes, da die Absenderinnen “rumänische Wahrsargerinnen” waren.

Diese lud Elisabeth ein und ließ sich die Karten legen. Sehr zum Verdruß von Kaiser Franz Joseph, der an den Humbug nicht glauben wollte.

Wahrsagen und die dazugehörigen Seher:innen gab es schon immer. Die erste richtige Aufzeichnung gibt es aus der Antike, wobei hier der Name “Orakel” noch niedergeschrieben wurde.

Schon im frühen Kindheitsalter kam Elisabeth mit dem Wahrsagen in Berührung:

Wie eine Legende erzählte, habe eine Wahrsagerin Sisi schon in der Kindheit ihr ihr Ende vorausgesagt. So spielte Sisi einmal mit ihrem Vetter Ludwig (*) und mit ihrer Schwester Sophie im Schlosspark von Possenhofen. Da kam eine Zigeunerin vorbei und las den Kindern aus den Händen. Bei Ludwig erkannte sie den Tod im Wasser, bei Sisi das Ende durch einen spitzen Stahl und bei Sophie den Verbrennungstod. (2)

(*) Anmerkung Petra: Mit Ludwig ist Elisabeths Cousin 2. Grades, späterer König Ludwig II gemeint.

Etwas später erinnerte sich ihre Nichte Marie Gräfin von Larisch (*) (*24.2.1858, †4.7.1940):

“Einmal besuchte Tante Sissi inkoginto eine Kartenlegerin; doch sie weigerte sich, über die Enthüllungen der “Seherin” Mitteilungen zu machen und sagte nur, daß sie prophezeit habe, sie würde nicht in ihrem Bette sterben.

“Und das ist sehr wahrscheinlich”, meinte sie, denn wenn Valerie erst erwachsen ist, werde ich in ferne Weltteile reisen, und einmal werde ich nicht wiederkehren.” (3)

(*) Anmerkung Petra unten

Foto: Wikimedia/Commons
Gräfin Marie von Larisch

Doch die Sehnsucht der Kaiserin und die Prophezeiungen waren umsonst.

Erzherzogin Gisella (*12.7.1856, †27.7.1932) wurde geboren (Anmerkung Petra: das zweite “l” legte Gisella erst mit der Heirat mit Prinz Leopold ab).

Im Winter 1857 wiederholte sich das Spektakel erneut.

Kaiser Franz Joseph schlug entnervt die Hände zusammen, als ihm wieder allerlei “Gesindel” zu Gesichte kam, die zu seiner Ruhe bedürftigen Frau wollten, welche erneut schwanger war.

Doch Elisabeth ließ die Wahrsagerinnen erneut vor.

Diesesmal sollten die Karten (oder die Biologie) Recht behalten:

Kronprinz Rudolf kam am 21.8.1858 (†30.1.1889) in Schloss Laxenburg auf die Welt.

Des Habsburgs Throne hatte endlich seinen Thronfolger!

Foto: Wikimedia/Commons
Gisela und Rudolf als Kinder

Der Beitrag zu Kaiserin Elisabeth als Mutter kann hier nachgelesen werden.

Aberglaube im Kaiserhaus und beim Volk

Doch Kaiserin Elisabeth war nicht nur von jeher erpicht auf Kartenlegen und Wahrsagen, sie war auch extrem abergläubisch.

Schon immer galt der Aberglaube als nicht vereinbar mit dem Glauben und die katholische Kirche sah in dem eine Sünde gegenüber Gott.

Maria Theresia (*13.5.1717, †29.11.1780) und ihr Leibarzt Dr. Gerard Freiherr van Swieten (*7.5.1700, †18.6.1772) gingen massiv gegen das Volk und dem Aberglauben vor. Sie ließen Amulette und Bücher verbrennen, abergläubische Rituale wurden verboten und wer sich nicht daran hielt wurde mit Gefängnis bestraft (im 18. Jahrhundert sicher kein Honig lecken in den verdreckten Gefängniszellen). Sie war so extrem hinter dieser “Ketzerei und Scharlatanerie” hinterher, dass sie jeden

“dergleichen veralteten Aberglauben auszurotten” (4)

versuchte.

“Unsere Religion braucht nicht mehr solche Überzeugnisse […], seither daß Gott vor uns gestorben und uns erlöst hat […]. Zwischen Maria Theresia und Elisabeth wäre es diesbezüglich mit Sicherheit zu heftigen Auseinandersetzungen gekommen. (5)

Ich schließe mich dieser These von Autor Alfons Schweiggert an.

Doch wie jede Anordnung, hatte auch diesen einen Grund und diese möchte ich kurz einfügen, auch wenn es nicht “unser” Jahrhundert ist.

Im 18. Jahrhundert glaubte man noch extrem an Hexen, Werwölfe und Vampire.

1701 endete in Obdach (Steiermark) ein Almhirte durch Enthauptung. Er war nicht der Intelligenteste und behauptete laut im Wirtshaus, dass sein Nachname “Perwolf” ihm die Macht über die (damals noch) ansäßigen Wölfe gab. Die aufgeschreckten und ängstlichen Bauern zeigten ihn an und so landete der Almhirte vor Gericht, wo er dummerweise immer noch behauptete seltsame Riten und Fähigkeiten mit Wölfen durchführen zu können, die in Zusammenhang mit seinem Nachnamen “Perwolf” stünden. Der Teufel höchstpersönlich habe ihm erzählt, dass man der ortsansässigen Wolfsplage mit einer “Freikugel” aus einem “Ablasspfennig” oder aus “Blei” und aus “Donnerstrahlen” (=ein kristallisiertes Metall) Herr werden könne.

Foto: Richard G. Martin
Werwolf in der Fantasie der Menschheit – bis heute!

Aus Perwolf wurde Werwolf und so wurde eine Legende geboren die bis heute anhält.

Der arme Wicht wurde hingerichtet, doch die Wolfsplage konnte nicht ausgerottet werden. Und die Bleikugeln halfen natürlich auch nicht.

Doch der Mythos “Werwolf” war erschaffen und zog durch das Land und die Welt.

Danach endete das Leben für viele Hirten gar schauerlich. Immer wenn viele Tiere getötet, aber nicht gefressen wurden, zog der wütende Mob los “Werwölfe” jagen. Gefunden wurden immer irgendwelche armen Wichte, die nicht intelligent (oder reich genug) waren, sich zu wehren. Unter Folter gaben diese dann zu, das Vieh gerissen und getötet zu haben. Es endete für die jungen Burschen immer am Galgen oder mit Lynchjustiz.

Foto: oldthing.at
venezianische Staatsgaleere “Bucentoro”
18. Jahrundert
Bild: Christopher Rave

Manche behaupteten sogar, vom Teufel eine Art “Zaubersalbe” bekommen zu haben, um keinen Hunger zu erleiden. Diese könnten sie eincremen so oft sie wollten und sich für immer satt fressen. Wurde dieses Geständnis erhört, begnadigte sie der Fürzerzbischof zu lebenslanger Galeerenstrafe in der venezianischen Flotte (ich persönlich frage mich, was wirklich humaner war: der Galgen und der sofortige Tod oder die Folter auf den Galeeren *uff*).

Natürlich konnte sich das Römische Reich unter Maria Theresia damals die hohen Kosten für einen Scheiterhaufen oder Galgen sparen.

Foto: darksouls1 via pixabay.com
Vampire faszinieren bis heute Film, Bücher und Fernsehen.
Dabei geht es immer um Sex, Blut und Ewiges Leben

1755 kam es schließlich zu einem Vorfall, der schließlich das Fass zum Überlaufen brachte.

Vampire waren am Werk und vergingen sich an Leichnamen von toten Männern.

Der Leumund hatte tote Männer verdächtigt als Vampire durchs Leben zu Wandeln und als diese “starben”, wurden sie wieder ausgegraben, gepfählert und verbrannt. Und das im Beisein der Geistlichen Obrigkeit.

Das empörte Maria Theresia so derartig, dass sie oben zitiertes “Magia poshuma” aufsetzte und jeglichen Aberglauben verbieten ließ.

…gegen törrichte Aberglauben, Possen und Superstition unseren gnädigsten Geistlichkeit nichts unternommen. Immer dann, wenn ein Fall von Gespenstern, Hexerei, Schatzgräberei oder eines angeblich vom Teufel Besessenen vorkommen “soll”, “sei er von den Behörden” und “einem vernünftigen Arzt” darauf zu untersuchen, “ob und was für ein Betrug dahintersteckt und wie die Betrüger bestraft werden sollen”. (16)

Ein Jahr später fügte sie noch die Hexerei hinzu, da die Geistliche Obrigkeit wieder einen Schlupfwinkel gefunden hatte, um einen böhmischen Viehhirten zu quälen und an ihm “Teufelszeichen” suchte und einen öffentlichen Zauberei-Schauprozess abhielt. Königin Maria Theresia ließ den Prozeß sofort mit den Worten stoppen:

“Eine abergläubische Idee, indem keine Hexen existieren. Das ist sicher, dass sich Hexen nur dort finden, wo Unwissenheit besteht. Beseitigt man diese, so wird keine Hexe mehr gefunden. Dieser Mann ist so wenig ein Hexenmeister wie ich.” (17)

Bevor ich zur weiteren Ausführung komme, möchte ich die beiden wichtigsten und gefährlichsten missverstandesten Symbole der damaligen Zeit erklären:

das Pentragramm und das Hexagramm

Kein Wicca-Symbol wird so falsch verstanden, wie das des Pentagramms. Obwohl es “das Schutzsymbol gegen das Böse” ist, wird es auch immer wieder mit dem Teufel, den Satanisten und sonstigen bösen Horrorgeschichten denunziert.

Es symbolisiert die 5 Elemente: Feuer, Wasser, Luft, Erde – während der Spitz der Sterne den Geist darstellt

Ursprünglich verehrten die Christen im Altertum das Pentagramm, da für sie die Spitzen die Wunden Jesu Christi darstellten.

Doch im Mittelalter wendete sich das Blatt dramatisch für das Pentagramm und die radikale Kirche begann einen Feldzug gegen Alle und Jeden, die heidnische und nicht religiöse – gemeint war alles was nicht das Kreuz darstellte – Gegenstände anbeteten. Dabei wurden Frauen am Scheiterhaufen verbrannt, Männer geköpft oder gehängt usw. Das Pentagramm wurde zum Symbol Satans erklärt und hat seit dem seinen Ruf.

Die Freimaurer rotteten sich daraufhin heimlich zusammen und schützen das Pentagramm und seine ursprüngliche Symbolik.

Heute bemühen sich weiße Wiccas das Pentagramm wieder in seine ursprüngliche Symbolisation zurückzuführen und den Menschen die Angst vor dem wunderschönen Schutzzeichen zu nehmen.

Dem gegenüber steht das noch bösere Hexagramm, welches von den Satanisten als das Teufels”merkmal” benutzt wurde. Es wird als das Goth-Symbol schlechthin bezeichnet und durch die 6 Punkte und 6 Seiten hat es dieselbe Assoziation wie die berühmt berüchtigte Zahl 666.

Um Machtmissbrauch, auch schon im Mittelalter und im 18. Jahrhundert zu demonstrieren, wurde das Hexagramm an Hausmauern gemalt und die Menschen glaubten fortan, sie wären verflucht und dem Tode geweiht. Alleine diese Angst führte oft tatsächtlich zum Tod, da Herzinfarkte oder sonstige Krankheiten ausbrachen, die man im 18. Jahrhundert nicht erkannte, aber natürlich mit dem Hexagramm in Verbindung gebracht wurden und noch mehr Angst verbreiteten.

Ebenso wie beim Pentagramm ist das Hexagramm ein starkes Schutzsymbol. Mittlerweile bemühen sich weiße Wiccas, dieses Zeichen ebenso wieder der Menschheit ohne Angst zurückzuführen und richtig eingesetzt, dient es dem Schutzsuchenden mit dem Leben zu versöhnen und zur Ruhe zu finden.

10 Jahre später führte sie die allgemeine Schulpflicht mit dem bis heute bestehenden Satz ein:

“Die Neigung des einfältigen Volkes zu abergläubischen Dingen entsprang der Leichtgläubigkeit, die unbegreifliche oder ganz natürliche Dinge dem Zauber- und Hexengeschmeiß zuschreibt, von Alter zu Alter fortpflanzt und den Kindern fast in der Wiege mit fürchterlichen Geschichten und Märchen eingprägt, wodurch dieser Wahn allgemein verbreitet und immer mehr bestärkt wurde.” (18)

Aber nun zurück ins 19. Jahrhundert und zu Kaiserin Elisabeth:

Um euch Einblick in den Aberglauben von Elisabeth zu geben, führe ich hier einige Beispiele auf, was sie alles unternommen hat, damit ihr kein “Unglück” widerfährt.

Wobei, je älter sie wurde und vor allem nach Kronprinz Rudolfs Tod, desto massiver führte sie manche Rituale durch. Nicht alle sind in chronologischer Reihenfolge, da es beim recherchieren nicht möglich war herauszufinden, was sie wie lange anwand oder bei sich trug.

  • Sie schlug hie und da ein Ei auf und trennte dabei das Eiklar vom Dotter. Das Eiklar wurde in ein Glas mit fließenden Wasser geschüttet. Die Formen die nun das Eiklar und das Wasser annahmen, nutzte die Kaiserin für Zukunftsvoraussagungen.
  • Zu Ostern wusch sie sich immer mit dem sogenannten “Osterwasser”. Dabei wurde aus einem Seitenarm der Donau Wasser geholt (vor Sonnenaufgang), mit dem sich Elisabeth dann wusch. Dieses Wasser soll die Haut besonders zart und schön gemacht haben.

Über diesen Brauch, schrieb sie sogar ein Gedicht:

Mehadia, April 1887

Simbota Marre*
(Osternacht)

In der stillen Osternacht, 
Wenn in Vollmondsilberstrahlen
Cserna's Nixe tanzt und lacht, 
Wo die Wasser rauschend fallen; 

Wenn geheimnisvoll sie winkt, 
Deutend auf die grünen Fluten, 
Wie der Mondschein drauf erblinkt
Und sie schäumend fort sich sputen, 

Dann nah' ich des Flusses Rand
Lange vor dem Morgengrauen; 
Und nach Osten hingewandt, 
Darf ich regungslos nur schauen.

Doch die Nixe schöpft das Nass, 
Und aus ihren weissen Händen
Fliesst es ohne Unterlass, 
Schönheit, Jugend mir zu spenden. 

Von dem Haupte rinnt und quillt 
Sprühend mir der Silberregen, 
Und die Nixe, wohl gewillt, 
Gibt dazu noch ihren Segen. 

Leise, dass sie kaum es hört, 
Sprech' ich jene Zauberworte, 
Die die Nixe mich gelehrt, 
Heimlich erst an diesem Orte. 

Nixe, was du zugesagt, 
Sollt' es in Erfüllung gehen, 
Wird die nächste Osternacht
Wieder hier bei dir mich sehen. (6)

* Anmerkung: rumänisch "Karsamstag" 
Foto: Kostic/Shutterstock
  • Sie ging unter keiner Leiter durch.
  • Sie wich jeder schwarzen Katze aus.
  • Jedes Hufeisen und jeder Nagel wurde höchstpersönlich vom Boden aufgehoben, gesäubert und bronziert oder vernickelt.

Der Spruch

Ein Nagel kann ein Hufeisen retten, ein Hufeisen ein Pferd, ein Pferd einen Reiter und ein Reiter ein Land (7)

war für Kaiserin Elisabeth nicht nur symbolisch.

So trug sie seit der ungarischen Krönung 1867 einen an ein Lederbändchen gebundenen Behälter, der die aufgeschichtete Krönungserde enthielt.

Die reiterliche Herausforderung für Kaiser Franz Joseph kann hier nachgelesen werden.

Foto: PePraline via ebay-kleinanzeigen.de
Hufeisen mit Nägeln;
symbolisches Bild

Bei den aufgefundenen Hufeisen war es ihr besonders wichtig, dass sie diese zufällig fand. Waren auch noch 3 Nägel darin, war Elisabeths Glück kaum zu bändigen.

Hufeisen brachten Glück und hielten Krankheiten ab. Um dies zu gewährleisten, durften sie niemals mit der offenen Seite nach unten zeigen. War dies passiert, brachte das Hufeisen Unheil, denn das Glück sei aus ihm herausgefallen.

Sogar Seeleute nagelten Hufeisen auf Schiffmasten.

Tattoo als Glücksbringer

Tattoos in adeligen Kreisen waren gar nicht so unüblich wie man allgemein glauben mag.

Foto: Wikimedia/Commons
König

König Karl XIV Johann von Schweden (*26.1.1763, †8.3.1844) hatte auf seinem Oberkörper

Tod dem König

sowie seinen Namen und seine Geburtsdaten eintätowiert. Zeit seines Lebens verbot er sämtlichen Ärzten seinen Oberkörper zu untersuchen.

Der Spruch wurde erst nach seinem Tod gefunden.

Er war vor seinem König-Dasein in Schweden französischer Revolutionsführer in Frankreich und hieß Jean-Baptiste Bernadotte.

Auf ihn gehen bis heute alle schwedischen Bernadottes im Königshaus zurück.

Tattoos waren im 19. Jahrhundert immer mehr im Kommen, auch wenn diese heimlich getragen wurden.

Der moderne mensch, der sich tätowiert, ist ein verbrecher oder ein degenerierter. Es gibt gefängnisse, in denen achtzig prozent der häftlinge tätowierungen aufweisen. Die tätowierten, die nicht in haft sind, sind latente verbrecher oder degenerierte aristokraten. Wenn ein tätowierter in freiheit stirbt, so ist er eben einige jahre, bevor er einen mord verübt hat, gestorben.

Adolf Loos

Auch im Kaiserhaus zogen sie ein.

Die “degenerierten” Aristokraten waren demnach: Erzherzog Franz Ferdinand (*18.12.1863, †28.6.1914), Erzherzog Otto und natürlich die berühmteste unter den Habsburgern: Kaiserin Elisabeth

Erzherzog Franz Ferdinand ließ sich auf seiner Weltreise einen “Drachen” tätowieren.

Die Kuratorin der Hermesvilla Michaela Lindinger behauptet auf einem Webseitenbeitrag zum Thema Tattoo und das 19. Jahrhundert auf der Plattform Wien Museum (Hermesvilla und Wien Museum gehören zusammen), dass Kronprinz Rudolf tätowiert war.

Ich habe nicht nur einige Historiker danach befragt, sondern auch so ziemlich die ganze Quellen durchgesucht. Es gibt von niemanden einen Hinweis auf ein Tattoo bei Kronprinz Rudolf. Ich habe das Wien Museum angeschrieben und Frau Lindinger um Stellungnahme gebeten: Wie immer wurde ich von diesem Haus ignoriert.

Frau Lindinger konnte das Tattoo auch nicht von Erzherzog Franz Ferdinand benennen. Das war mir allerdings möglich. Wie oben bereits beschrieben, hatte er sich einen “Drachen” stechen lassen. Es muss auf der Überfahrt nach Ägypten gewesen sein, mehr ist nicht bekannt.

Die gesamte (Vor)Geschichte und das Video aus Marseille:

Video: mythoskaiserinelisabeth.com – Petra

1888 ließ sich Kaiserin Elisabeth in Marseille in einer Hafenkneipe einen Anker einbrennen.

Erzherzogin Marie Valérie beschrieb am 3.12.1888 die Szene in der Hofburg wie folgt:

… als Papa eintrat und mich fragte, ich wohl schon über die furchtbare Überraschung geweint habe, dass sich nämlich Mama einen Anker auf der Schulter einbrennen liess, was ich sehr originell und gar nicht entsetzlich finde. (7)

Historiker Conte Corti zitiert, dass der Anker blau war.

Foto: tattooday.nl
So könnte der Anker von Elisabeth als “Tattoo” ausgesehen haben.
Foto: line-and-dotes.com
So könnte der Anker von Elisabeth als “Branding” ausgesehen haben.

Bis heute wird kolpotiert, dass die LINKE Schulter von Kaiserin Elisabeth tätowiert war. Dies ist aber nirgendwo festgehalten!

Im Obduktionsbericht steht ebenfalls nur, dass auf dem Schulterblatt (ohne die Seite zu nennen) ein Branding vorzufinden ist.

Kaiserin Elisabeth war zum Zeitpunkt ihres Brandings knapp 51 Jahre alt.

Wörtlich bedeutet das Anker Symbol folgendes:

Nicht nur Seeleute glauben an den Anker als Symbol für eine gut verlaufende Reise, aber auch für eine gesunde und glückliche Heimkehr. Der Anker steht auch für die Hoffnung, was wiederum bedeutet, dass man immer hoffen darf und von den höheren Mächten nicht im Stich gelassen wird, wenn auch manchesmal die Wege mühsam und gefahrvoll sind. Den Anker träg man an der Uhrkette, als Anhänger um den Hals, manche lassen sich einen tätowieren und sind damit sozusagen rund um die Uhr geschützt, denn den kann man ja nicht verlieren. (19)

Elisabeth liebte das Meer, die Freiheit und die Seefahrt.
Somit alles Komponente, womit der Anker erklärt wäre.

Fotos: mythoskaiserinelisabeth.com – Petra
Madame Tussaud’s Wien – Kaiserin Elisabeth Wachsfigur

Nicht erklärt werden kann, wo die Mär der linken Schulter herkommt und warum die hässliche Wachsfigur bei Madame Tussaud’s in Wien in der Darstellung einer 27jährigen Kaiserin Elisabeth, im hässlichsten Sternenkleid das ich je gesehen habe, mit noch hässlicherer Sternendiamanten-Perücke, mit einem tätowierten Anker herumstehen muss.

Elisabeth hätte sich niemals öffentlich mit dem Anker gezeigt. Nicht umsonst war das Tattoo am SchulterBLATT! 1888 war Kronprinz Rudolf noch am Leben und somit hatte sie für die zukünftige Ballsaison vorgesorgt und man hätte das Branding nicht gesehen.

Medaillons als Glücksbringer

Von jeher trug man Haare von verstorbenen liebgewonnener Personen bei sich als Glücksmomente oder -bringer. Auch zur Erinnerung bewahrte man diese auf, da es natürlich in früherer Zeit keine Fotografien gab und sich auch viele Maler und Zeichner nicht leisten konnten.

Kaiserin Elisabeth trug ab 1886 bzw. ab 1889 Medaillons mit Haaren vom toten Ludwig bzw. vom toten Sohn bis zu ihrem Lebensende bei sich. In Genf fand man beide Schmuckstücke unter den persönlichen Gegenstände der Kaiserin und man brachte sie zu Kaiser Franz Joseph nach Wien.

Von einem dieser Medaillons habe ich ein Foto, da sich dieses heute im Schlosshotel Fuschl im “Sissi Ladl” im kleinen Museum befindet. Das andere ist bis heute im Privatbesitz und somit ohne Foto.

Königin Marie von Bayern (*15.10.1825, †17.5.1889) übergab Kaiserin Elisabeth höchstpersönlich ein wunderschönes Medaillon mit Bildnis ihres verstorbenes Sohnes König Ludwig II (*25.8.1845, †13.6.1886), welches eine Haarlocke enthielt.

Da Elisabeth sehr um den Verlust ihres Cousin 2. Grades trauerte (obwohl sich die beiden gar nicht so oft trafen, wie es der Aberglaube und die Mär gerne hätten), trug sie dieses Medaillon ab sofort immer bei sich.

Foto: online.landessammlungen-noe.at
als Symbolbild gedacht
Kronprinz Rudolf Medaillon, Goldumfassung, Emailmalerei, Rückseite graviert

Als sich am 30.1.1889 Kronprinz Rudolf umbrachte, ließ sie ebenfalls eine Haarlocke ihres Sohnes entfernen und schloss diese mit einem Bildnis in ein Medaillon ein.

Dieses Medaillon trug sie ab sofort von nun an immer bei sich. Das Medaillon befindet sich – wie erwähnt – immer noch im Privatbesitz und kann nicht öffentlich besichtigt werden.

Totenfotografie

!! TRIGGERWARNUNG – FOTOS VON TOTEN!!

Da sich viele Menschen eine Lebendfotografie nicht leisten konnten, entwickelte sich die Sparte der Postumbilder.

Die Postumbilder oder auch Totenbildnisse begannen ihren Einzug ins Leben der Menschheit mit Beginn der Fotografie.

Dabei wurden die Leichen von Kindern, Müttern, Vätern, Schwestern, Brüdern, Großeltern etc. so hergerichtet, als ob sie noch am Leben wären.

Sie wurden nicht nur wie zu Lebzeiten gewandet, sie wurden mit einer Art Theaterschminke geschminkt, den Kindern wurde Spielzeug oder sonst ein Gegenstand in die toten Hände gedrückt, sie wurden auf Schaukelstühle, ins Bett, in Sessel oder mit der gesamten Familie an den gedeckten Tisch gesetzt.

Es gab sogar fertig angezogene Braut oder Bräutigame, Mädchen die für ihren ersten Ball hergerichtet wurden, weil sie diesen nicht mehr erleben durften, Erstkommunion oder sogar Hunde, die auf ihren toten Herren gesetzt wurden.

Leichen die standen, denen wurde ein Gestell in den Rücken geschraubt, damit sie für die Fotografie stramm stehen konnten.

!! TRIGGERWARNUNG – FOTOS VON TOTEN!!

Aber wer glaubt, dass es damit vorbei war, irrt. Auch die Psychiater entdeckten die Fotografie für ihre Zwecke.

Hier wird gezeigt, wie eine psychisch beeinträchtigte Patientin, die wie eine Madonna gewandet wurde, mit Stromstößen gequält wird.

Foto: Kwerfeldein.de (dort allerdings ohne Urheberrecht)

Stellvertretend für alle die jemals Missgebildet geboren wurden und “verkauft wurden, möchte ich Myrtle Corbin (*12.5.1868, †6.5.1928) nennen. Sie wurde mit 4 Beinen geboren. Bereits im Kindesalter nahm ihr Vater von den Nachbarn Eintritt, um sie wie ein Stück Vieh zur Schau zu stellen.

Foto: Wikimedia/Commons
Myrtle Corbin

Später tingelte er mit ihr von Zirkus zu Zirkus und verkaufte sie an den Höchstbietenden.

So extrem das für uns auch klingen mag – Zeit ihres Lebens hatte sie ein gutes Auskommen und konnte für sich sorgen.

Kaiserin Elisabeth war übrigens eine glühende Verehrerin dieser Schau-Jahrmärkte. Je missgebildeter ein Mensch war, desto mehr zog es sie an.

Es galt damals als “unschicklich” so was “nicht gesehen zu haben”.

Natürlich ging der Trend der postumen Fotografie auch nicht am Habsburg oder Wittelsbach Haus vorbei und so gibt es unzählige Fotos aus beiden Häusern.

Einige möchte ich euch zeigen.

Seit der französischen Revolution und der Enthauptung des Herrschers, begann man mit der Erfindung der Linse “tote Kaiser und Könige” zu fotografieren.

Dies hatte den Vorteil, dass die Proklamation “Der Kaiser/König ist tot” von Fotos fürs Volk untermauert wurde.

Die Fotos wurden in den kaiserlichen Schaukästen im ganzen Land aufgehängt und sobald die Druckerpressen ausgegangen sind, landeten sie als “Carde de visite” zum Verkauf bei den Händlern.

Ab sofort machte die “Postmortemfotografie den Kaiser oder den König zum modernen Herrscher”.

Die monarchische Postmortemfotografie Franz Josephs sagt folgendes aus: “Er ist tot, aber im Tod ist er mehr als nur einer, und in dieser Vielheit agiert sein Bild gegenüber seinen Untertanen aktiv und so souverän wie nie zuvor”. Und so zirkulierten die unterschiedlichen Fotos von Kaiser Franz Josephs Leichnahm nicht nur singulär, sondern als Mehrfachpackung, etwa im Set von sechs Postkarten zu den “Begräbnisfeierlichkeiten für den Kaiser Franz Joseph I am 30. November” die neben der Aufbahrung vor allem auch den pompösen Leichenzug darstellten.(22)

!! TRIGGERWARNUNG ENDE !!

Totenmaske

Die erste Totenmaske die je gefunden wurde, ist ungefähr 3300 Jahre alt.

König Ludwigs Totenmaske wird am 14.6.1886 auf Geheiß von Kaiserin Elisabeth entnommen und ihr auch anschließend übergeben. Nach ihrem Tod wird sie in der Hermesvilla gefunden. Heute befindet sie sich im “Haus der Bayerischen Geschichte”.

Kaiserin Elisabeths Totenmaske wird in Genf entnommen und wurde im 2. Weltkrieg unwiderruflich zerstört.

Bis heute gibt es nur ein einziges Foto der echten Totenmaske!

Unfassbar für mich ist es, dass das Sisi Museum Wien nicht imstande ist, bei der ausgestellten Totenmaske hinzuschreiben, dass es sich um (eine wohlgemerkt schlechte) Replik handelt. Bis heute (!) glauben die Besucher, die echte Totenmaske dort vorzufinden. Fragt man die Museumsbesucher nach der seltsam anmutenden Maske, erntet man leider nur ein fragendes Gesicht.

Foto und Malerei von Kaiserin Elisabeth

Foto: Imago/alimdi
Kaiserin Elisabeth
relativ unbekanntes Foto aus der 1865er Serie im Reitkleid
von Ludwig Angerer

Wer im Google die Stichworte “Kaiserin Elisabeh”, “Kaiserin Sisi” oder “Kaiserin Sissi” eingibt, wird von zig 100 Fotos fündig.

Foto: Samantha Gold
eine der besten Draqqueens unserer Zeit
Ich verehre sie.
(Insta: gold.samantha)

Irgendwann sind es natürlich immer wieder dieselben und irgendwann vermischen sich Cosplayerinnen, Dragqueens, Schauspielerinnen und Musicaldarstellerinnen.

Aber zuerst findet man die originale, wunderschöne und einzigartige Elisabeth, die vielerorts von vielen Historikern:innen nur noch “Sisi” genannt wird, da man meint, in diesem Namen eine Marke gefunden zu haben und sie damit besser erkannt wird. Ich drehe jedesmal durch, wenn ich das lese. Ein No Go!

Am schlimmsten sind die, die schreiben, ich beschäftige mich seit 40 Jahren mit Kaiserin Sissi. Dann bekommt man von mir leider die Antwort, ich bin für Romy Schneider nicht zuständig. Dann ist sowieso gleich Ruhe, allerdings stoße ich immer auf Unverständnis, denn meine Antwort wird weder verstanden, noch akzeptiert.

Ich bin der Meinung, wer sich mit ihr auch nur 10 Minuten beschäftigt, weiß, dass ihr Name “Elisabeth von Österreich” war, ihr Titel “Kaiserin” und man sie als “gemeines Volk” niemals mit “Sisi” anzusprechen hatte. Und wer diese 10 Minuten investiert hat, weiß auch, dass sie sich Zeit ihres Lebens, niemals Sissi geschrieben hat. Warum man das also nach 40 Jahren “Interesse” noch tun sollte, ist mir schleierhaft.

Warum also, sollte ich das am Blog, in Büchern oder im Internet tun? Wer sich mit dem Hofzeremionell beschäftigen möchte, ist hier richtig.

Es gibt zig Bildbände, die nur ihre Fotos füllen.

Obwohl – bis heute (!) kolportiert wird, dass sie Fotoscheu war, war

Kaiserin Elisabeth die einzige im Kaiserhaus, die beinahe ständig vor der Kamera stand. Von ihr gibt es mehr Fotos, als von jedem anderen (!) Habsburger zu jener Zeit.

Sie hat einfach nur selbstgewählt mit wem (!) sie vor der Kamera stehen wollte. Und das wurde ihr angelastet.

So gibt es nur ein einziges Familienfoto!

Foto: Wikimedia/Commons
Erzherzogin Sophie und Erzherzog Franz Karl mit Familie Familie Kaiser Franz Joseph mit Kaiserin Elisabeth, Rudolf und Gisela, Erzherzog Maximilian mit Erzherzogin Charlotte, Erzherzog Karl Ludwig, Erzherzog Ludwig Viktor). Fotografie von Ludwig Angerer, 1860

Ansonsten wählte sie Hunde, Pferde oder stand alleine vor der Kamera. Hier ein paar ausgewählte Schmankerln…

Ab ihrem 36. Lebensjahr ließ sich Elisabeth nicht mehr fotografieren. Dies hatte zum einen den Grund, da sie als “jugendliche Schönheit” in die Geschichte eingehen wollte und zum anderen hatte dies mit ihrem Aberglauben zu tun:

“Ich bin ein Sonntagskind und ich stehe in Verbindung mit der andern Welt. Kann Glück und Unglück bringen. Es liegt ein Unstern über allem, was ich tue, und wer nur immer um mich ist, muß auch darunter leiden.
Jedesmal wenn ich ein Photo [von mir] habe machen lassen, hatte ich Unglück.” (8)

Leider ist nicht überliefert, was sie mit “Unglück nach den Fotographien” meinte.

Körperliche Beschwerden von Menschen – im 19. Jahrhundert ein Zeichen von Glück oder Unglück

Der Aberglaube im 19. Jahrhundert kannte kaum eine Grenze und hörte auch bei Kaiserin Elisabeth nicht auf.

Sie fürchtete sich massiv vor Menschen die den “bösen Blick” hatten. Dagegen musste sie sofort “3x auf Holz klopfen” oder 3x über die Schulter spucken”, damit das Unglück, dass ihr der Mensch angetan hatte, abgewendet werden konnte.

Bucklige, Kleinwüchsige oder behinderte Menschen galten als “Glück”.

In Amsterdam, in Begleitung ihrer Lieblingsnichte Marie Gräfin von Larisch, kam ihr ein Buckliger entgegen. Normalerweise ging die Kaiserin auf diese Menschen zu und fragte höflich, ob sie den “Höcker” berühren dürfte. Doch aus irgendeinem Grund steuerte sie diesen Mann wortlos an und wollte ihn berühren, als sie plötzlich zusammenstießen und der Fächer von Elisabeth durch die Lüfte flog und sie taumelte.

Marie von Larisch zog Elisabeth sofort eilig zur nächsten Tram, um einen Tumult und Streit aus dem Weg zu gehen. Elisabeth jedoch amüsierte sich köstlich.

Ähnliches berichtete auch Marie Gräfin von Festetics (*20.11.1839, 17.4.1923) ihre engste Hofdame und Vertraute. Auch ihr waren solche Szenen nicht unbekannt.

Wegen seiner körperlichen Auffälligkeiten und seines Buckels stellte Kaiserin Elisabeth den behinderten Griechischlehrer Constantin Christomanos (*1.8.1867, †14.11.1911) ein.

Er würde ihr Glück bringen. Sie war fest davon überzeugt.

Aberglaube auf die Naturgewalten und die Tierwelt

Hier hole ich etwas weiter aus, denn vor allem die Tierwelt war eine weitverbreitete Welt im Bereich des Aberglaubens. Mit Tieren wurden sogar allerlei Heilmittel und Zaubertränke hergestellt.

Foto: Freepik
Zaubertränke, Symbolfoto

Von Schnecken, Pferdeschwamm, Tintenfisch, Egel, Regenwurm, Spinnen, Holzbock, Assen, Röhrenatmer, Froschlurch, Frösche, Eidechsen, Schlangen, Vögel, Schleie, Lurche, Rebhuhn, Bienen, Ameisen, Heuschrecken, Holzwürmer, Maikäfer, Weidenbohrer, Schmetterlinge und Fledermäuse gab es kaum ein Tier, dass nicht zu einem Heiltrank, Zaubermittel oder Wunderheilsalbe verarbeitet wurde.

Die Rezepte sind erhalten und ich schreibe hier 3 Rezepte ab. Würggefahr nicht ausgeschlossen.

  • Eine ungerade Zahl von Mauerasseln (mindestens 7, eher 9 Stk.) in Wein zerteilen oder in Milch sotten und trinken. Hilft gegen Fieber (wurde in der Steiermark angewendet) (9)
  • Der austretende Schleim einer Rotschnecke (Nacktschnecke) muss lebend in Zucker gesetzt und gegessen werden. Hilft gegen Keuchhusten. (10) (Mahlzeit *lol*)
    Schnecken wurden im übrigen zu Millionen getötet: sie halfen bei Keuchhusten, Augenleiden, Brandwunden, Fisteln, Entzündungen, Schwindsucht, Pestbeulen, Nasenbluten usw.
    Dabei wurden sie lebend gegessen, lebend zermalmt, gekocht, zerstampft, zerschnitten, gepresst, in Honig eingelegt, in Wein, in Branntwein, in Zucker und in kochendes Wasser.
    Der Phantasie (und Grausamkeit) waren kaum Grenzen gesetzt.
  • Schwalben:
    Schwalbennester wurden geraubt, da sie bei erlebten Schrecken helfen sollten
    Schwalbenfleisch half angeblich bei Schlangenbissen
    Schwalbengalle wurde als Enthaarungsmittel eingesetzt
    Schwalbenherz wurde als Zaubertrank für ein Liebesmittel entnommen
    findet man einen Stein im Magen einer jungen Schwalbe hatte man Glück vor dem Bösen
    brütete ein Schwalbenpaar 7 Jahre lang ein und dasselbe Ei aus und war dieses rötlich gefärbt, half es gegen Mondsucht, Siechtum, Wahnsinn und Epilepsie. Man musste den Stein in ein Leinentüchlein einwickeln und Zeit seines Lebens unter dem Arm tragen. (11)
    Ich möchte nicht wissen, wieviele Schwalben ihr Leben lassen mussten, für diesen Unsinn. Und vor allem auf welche grausame Art und Weise.

Auch Kaiserin Elisabeth glaubte an Tier-Aberglauben.

So hatte sie Zeit ihres Lebens – wie schon kurz erwähnt – Angst vor schwarzen Katzen.

Und sie fürchtete sich massiv vor Raben. Sie war fest davon überzeugt, dass diese den Tod brächten.

Um ihrer Angst Ausdruck zu verleihen, hat sie 1886 nicht nur für König Ludwig ein Gedicht geschrieben, sondern auch die Raben und den Tod mitverarbeitet:

Ischl, Sommer 1886

Ich habe verzweifelt 

Jehova! Ich habe verzweifelt
An deiner Barmherzigkeit, 
Da ich die Raben gesehen
Mit all' ihrem schweren Leid. 

Ich sah sie stürzen und fallen 
Hinab in den tiefen Schnee 
Wo sie sich krümmten und wanden, 
Verendend im bitt'ren Weh. 

Den schwarzen Fittig gespreizet, 
Das lichte Auge verdreht, 
Ein himmelschreiender Vorwurf, 
So war'n sie am Schnee versät. 

Die kahlen Bäume die rangen
Die nackten Äste empor; 
Es klangt wie sprachloses Jammern, 
Es ächzte ein stummer Chor. 

Jehova! Ich habe verzweifelt
An deiner Barmherzigkeit, 
Da ich den Frevel gesehen, 
Der jüngst einen Schwan* entweiht. 

Verzweifelt lief ich am Ufer
Und schrie hinaus in den See: 
"Jehova hat uns verlassen, 
Er spielt nur mit unserem Weh!"

Wo ist die Seele des Schwanes, 
Den man im Wasser erwürgt?
Wo ist das ewige Leben, 
Das man uns heilig verbürgt? 

Und sieh', als die Nacht gekommen, 
Da stieg ein Engel hervor
Aus weinenden Wasserfluten 
Und flüstert' mir leise ins Ohr: 

"Die Seele, die du verlangest, 
Sie gleitet im grossen All; 
Doch mit der deinen sich mengen, 
Darf sie nun von zu Fall zu Fall.**

Du sollst ihr Leiden teilen,
Musst opfern ihr deine Ruh',
Bis eure Seelen eins eilen'
Vereint der Ewigkeit zu."

Jehova! Ich habe verzweifelt
An deiner Barmherzigkeit! 
Drum lieg ich, im Staube das Antlitz, 
Zur Buss' und Sühnung heut'; 
"Jehova ist gross und mächtig, 
Doch grausam ist die Natur!" (12)

*König Ludwig II
**Elisabeth war der Meinung, mit dem toten König Ludwig spiritischen Verkehr zu haben und empfand dies als Geschenk und Beruhigung 

Doch das Thema Raben geht noch weiter:

Foto: Wikimedia/Commons
Irma Gräfin Sztáray

Als 3 Tage vor ihrem eigenen Tod während des Ausfluges nach Rochers de Naye ein Rabe herabstürzte und sich mit seinen Krallen kurz in Elisabeths Haaren verfing, hielten das nicht nur der anwesende Griechischlehrer Frederic Barker und Hofdame Irma Gräfin Sztáray (*10.7.1863, †3.9.1940) für ein böses Omen.

Foto: Wikimedia/Commons
Elster

Sah sie aber eine Elster, so verbeugte sie sich dreimal vor ihr. Elisabeth ängstigte beinahe zu Tode vor dem Geschrei des Vogels. Um das Unheil der Elster abzuwenden, verbeugte sie sich dreimal vor dem Vogel. Dies – so Elisabeth – wand das Unheil vor ihr ab.

Bei den Naturgewalten unterschied Kaiserin Elisabeth zwischen Vollmond, Regenbogen, Meer und Sturm:

  • Meer: heilende Kräfte und konnte Krankheiten heilen.
Foto: de.gde-fon.com
aufgewühlte See
  • Sturm; vorallem auf hoher See: konnte laut Elisabeth eine aufgewühlte Seele heilen
  • Regenbogen: brachte Glück
  • zunehmender Mond: schien Mondlicht in die Geldbörse, so glaubte Elisabeth, würde sich das Geld vermehren
  • Neumond: betrachtete Elisabeth voller Neugier den Himmel und meinte das brächte Glück
  • Vollmond: murmelte Elisabeth Wünsche gegen den Himmel, die in Erfüllung gehen sollten

Elisabeths Visionen und andere Jenseitsstimmen und Medien

Ursprünglich ist der Spiritismus ein moderner Versuch, das Jenseits der Verstorbenen zu erforschen. “Der Spiritismus befaßt sich ausschließlich mit dem persönlichen Weiterleben des Menschen nach seinem Tode, mit der Erforschung der Zustände im Jenseits und mit den Methoden, mittels denen Verbindungen zu den Abgeschiedenen hergestellt werden können, formuliete einer der führenden deutschsprachigen Spiritisten. (13)

Aber was ist ein Spiritist genau? Ich erkläre es mit dem Buch von “Rendezvous mit dem Jenseits” aus dem Jahr 1973.

1956 starb bei einem Autounfall der junge Arzt Dr. Gerd Böhm in Paris. Er wurde in Paris auf dem Friedhof in Pantin beerdigt und die gramgebeugten Eltern widmeten dem verlorenen Sohn ein trauriges Grabdenkmal und -gedicht.

Zwei Jahre später nahmen sie an einer Seánce teil und plötzlich fühlte der Vater auf seiner linken Schulter eine Berührung. Obwohl er strikte Anweisung hatte, sich ruhig zu verhalten, schrie er laut auf und konnte seine Freude nicht verbergen. Sein Sohn, sein totes, geliebtes Kind war zurückgekehrt und hatte ihm ein Zeichen gegeben. Auch die Mutter war komplett entzückt, da sie ebenfalls die Berührung fühlte. Danach war das Leben für die beiden ein völlig anderes. Sie wussten, dass es ihrem Gerd gut ging.

Dazu schrieb der Autor folgendes:

Hat ein Mensch einmal diesen Kontakt erlebt und ist er dadurch zum Gläubigen des Spiritismus geworden, dann ist er in eine eigenständige religiöse Welt mit ihren eigenständigen Denkmodellen und einem eigenen Welt- und Menschenbild eingetaucht. (14)

Dazu stellte eine Spiritistin in der Zeitschrift “Die Andere Welt” folgende These auf:

“Die Geister wollen mit uns leben! Die Geister leben mit uns! Ihr Gegenwart aber können wir nur dann fühlen, hören und sehen, wenn wir sie anerkennen. Sie wollen uns überzeugen, daß sie da sind. Es handelt sich ja um die Seelen, die einst als Angehörige, als unter uns Lebende auf Erden wandelten, die nur früher abberufen wurden.” (15)

Doch dies galt im 20. Jahrhundert. Was war mit dem 19. Jahrhundert und wie ging man hier mit dem Geistwesen um?

Auch hier wurde viel Schindluder betrieben. Betrüger bei den Séancen und bei den Geisterfotografien waren an der Tagesordnung.

Eine Geistergeschichte ist allerdings sehr imposant und gilt bis heute als “echt” und wird bei den Spiritisten dieser Welt als die erste Geistsichtung des 19. Jahrhunderts diskutiert.

Und indirekt hat sie sogar mit Kaiserin Elisabeth zu tun – denn sie war bei ihm früher gern zu Gast und eine gute Reitfreundin von ihm.

Die Rede ist von Lord Wellington Stappleton-Cotton 2nd Viscount of Combermere (*24.11.1818, †1.12.1891), welcher auf Combermere Abbey – einer ehemaligen Abtei – lebte.

Als er starb stellte seine Schwester Sybell eine Kamera mit offenem Verschluss für eine Stunde in der Bibliothek auf.

Das gesamte Personal befand sich zur gleichen Zeit in der St. Margarets Church in Wrenbury und nahm vom Lord Abschied, so dass das Schloss komplett ohne Menschen und leer war.

Als Sybell wieder in die Bibliothek kam, bemerkte sie, dass die Platte in der Kamera voll war und fragte sich, wie das sein könne. Sie ließ diese entwickeln und als sie das Foto sah, traf sie beinahe der Schlag…

…ihr Bruder saß als Geist im Lieblingssessel, während das gesamte Schloss nachweislich leer war.

1884 sprengten Erzherzog Johann Salvator (*25.11.1852, verm.(†)12.7.1890) und Kronprinz Rudolf eine Séance eines damals sehr berühmten Spiritisten und entlarvten ihn als Scharlatan:

Die Geschichte des Harry Bastian

Der Amerikaner war zu dieser Zeit ein sehr berühmtes Medium mit außergewöhnlichen Begabungen. Jeder riß sich um ihn und wollte eine Sitzung mit ihm.

Foto: anno.onb.ac.at
Das Interessante Blatt vom 21.2.1884

Kronprinz Rudolf von jeher sehr skeptisch ob dieser Geistesbeschwörungen, bat Johann hinzu und gemeinsam machten sie sich auf, den Scharlatan das Handwerk zu legen. Erzherzog Johann hat danach ein kleines Büchlei darüber geschrieben.

Ich habe mich köstlich amüsiert (Achtung nur noch antiquarisch erhältlich und nur in Sütterlin Schrift).

Um 20.30 Uhr ging die Séance in der Privatwohnung von Erzherzog Johann Salvator (Wollzeile 40; heute hat sich die Adresse in Dr. Karl Lueger-Platz 2 geändert) statt.

In jeweils 3 Zimmern, abgetrennt durch Vorhänge.

In der dritten Sitzung machten die beiden den Spiritisten dingfest. Während vorher wie von “Geisterhand” Dinge durch den finsteren Raum zu schweben schienen, baute man jetzt heimlich eine Falltüre zwischen Raum 2 und 3 ein, die mit einem Seil und einem Ruck geschlossen werden konnte.

Bei der Sitzung am 14.2.1884 rissen nun Rudolf und Johann an dem Seil und Henry stand in einem weißen langen Hemd und Socken in der Falltüre mit einem Gegenstand in der Hand da, den er gerade “schweben” lassen wollte.

Das Gespött war groß, die Sitzung beendet, Bastian reiste nach Amerika ab und nahm nie wieder an einer Séance teil.

Die Sterne lügen nicht?

Kaiser Franz Joseph kam am 18.8.1830 zur Welt. Sein Sternzeichen war Löwe.

Demnach war er ein “Sommerzeichen” und hatte laut Astrologie folgende Eigenschaften:

Löwe: 23. Juli – 23. August
extrovertiertes Feuerzeichen, sonnenbeherrscht
Leitsatz:
“Ich schütze”.
Eigenschaften:
verspielt, eitel, autoritär, protzig, stolz, selbstherrlich, theatralisch;
kreativ, selbstbewusst, lebendig, zentriert, potent, selbständig
Freundschaftszeichen:
sehr gut: Schütze, Widder
gut: Krebs, Jungsfrau, Waage, Zwilling
nicht gut: Skorpion, Stier, Wassermann
neutral: Steinbock, Fisch (20)

Kaiserin Elisabeth kam am 24.12.1837 zur Welt. Ihr Sternzeichen war Steinbock.

Demnach war sie ein “Winterzeichen” und hatte laut Astrologie folgende Eigenschaften:

Steinbock: 22. Dezember – 20. Jänner
introvertiertes Erdzeichen, von Saturn beherrscht
Leitsatz:
“Ich organisiere”.
Eigenschaften:
kategorisch, streng, ernst, rechthaberisch, hart;
aufrichtig, treu, klar, verantwortlich, stabil, verlässlich
Freundschaftszeichen:
sehr gut: Jungfrau, Stier
gut: Fisch, Schütze, Skorpion, Wassermann
nicht gut: Krebs, Waage, Widder
neutral: Löwe und Zwilling (21)

Übrigens, es sind exakt dieselben Sternzeichen die mein Mann (mit Elisabeth) und ich (mit Kaiser Franz Joseph) auch teilen. Und bis auf ein paar wenige, stimmt nichts; zumindest nicht im Bezug auf den Steinbock. Auch beim Löwen ist manches komplett verdreht und nicht stimmig.

Also hier kann ich definitiv aus eigener Erfahrung sagen, dass die Sterne definitiv zu viel interpretieren.

Kaiserin Zita und das eigenartige Kaiserin Elisabeth “Gedächtnisprotokoll”

Seit Jahren spukt “Die Weiße Frau” in der Wiener Hofburg und in jedem Geisterbuch über die Habsburger kann man die Geschichte über sie lesen.

Der französische Historiker Maurice Paléologue wandte sich für sein Buch “Elisabeth, Kaiserin von Österreich” an Kaiserin Zita, um mehr über Kaiserin Elisabeth zu erfahren.

Im Buch selbst findet sich dann eine abstruse Story über Elisabeth und “die weiße Frau” die sie gesichtet haben will. Recherchiert man weiter, kommt man drauf, dass Zita es war, die diese Geschichte auf französich notiert hat und schließlich und endlich komplett bei Gabriele Praschl-Bichler abgedruckt wurde.

Woher Maurice die Story hatte, ist nicht mehr zu erfahren. Zita hatte angenommen, dass es Christomanos war, der es dem Historiker erzählte. Doch zu der einen Zeit war er noch nicht an der Seite der Kaiserin und danach schon sehr lange nicht mehr. Als Zweite vermutete sie Irma von Sztáray, aber auch das war zu Rudolfs Lebzeiten überhaupt nicht möglich.

Fakt ist, die Kunsthistorikerin Praschl-Bichler hatte die gesamte abstruse Geschichte aus dem Nachlass von Zita erhalten, die diese aufgeschrieben hat. Nun denn, wir dürfen jetzt überlegen, wer hier wie stille Post gespielt hat und wie viel an dem überhaupt noch wahr ist.

Ich erzähle jetzt nicht den Inhalt der “weißen Dame”, dieser ist wie gesagt, in unzähligen einschlägigen Habsburg Büchern nachzulesen.

Foto: Darkmoon via pixabay.com
Symbolfoto einer “Weißen Dame”

Es ist jedoch immer wieder nachgewiesen worden, dass sie von Habsburgern gesichtet wurde, kurz bevor große Unglücke im Kaiserhaus passiert sind: z.B. 1621, 1740, 1809, 1866 und es war egal ob in Schönbrunn oder in der Hofburg.

Einige Tage vor Kronprinz Rudolfs Tod hat nun also Kaiserin Elisabeth die weiße Dame in der Hofburg wahrgenommen. Es schien, als ob sie sie warnen möchte, ein paar Tage später war ihr Sohn tot.

Am 30.8.1898 erschien Elisabeth die weiße Dame in Caux (Schweiz). Die Kaiserin konnte nicht schlafen und so trat sie kurz vor Mitternacht in die kühle Nachtluft auf den Balkon, um die sternenklare Nacht zu genießen. Plötzlich nahm sie eine weiße Gestalt im Park wahr, die panikartig herumlief.

Als sie merkte, dass die Kaiserin am Balkon war, starrte sie Elisabeth lange an und löste sich plötzlich auf.

Nun dürft ihr selbst wählen, ob sich hier Kaiserin Zita etwas zusammen gereimt hat oder ob diese Geschichte wahr ist. Doch wer soll sie ihr erzählt haben?

…. der Rest ist Geschichte….

Elisabeth erscheint als Geist – in der Jetztzeit

Gabriele Hasmann ist eine Autorin, die nicht gerne recherchiert und dafür noch lieber erfindet. Es ist immer wieder erfrischend ihre Texte zu lesen, da man weiß, dass sie die Literaturliste, die sie so gerne schreibt, nicht gelesen haben kann.

So ruht Kaiserin Elisabeth ungerne in der Kapuzinergruft (das habe ich mittlerweile zigfach widerlegt), ihr Herz wurde extra in der Augustinerkirche bestattet (wow, das ist die Neuigkeit schlechthin, denn nach Erzherzog Franz Karl, wurde überhaupt keinem Habsburger mehr Eingeweide entnommen und Kaiser Franz Joseph war Irma sehr dankbar, dass sie keine Haarsträhne abschneiden ließ usw. usw.

Und so erscheint eine Geschichte im Buch “Die spukenenden Habsburger” von Hassmann so abstrus und lustig, dass ich sie als Abschlussgeschichte einbringen möchte:

Ein älteres deutsches Ehepaar ist zu Gast im Salzkammergut und ausgerechnet ihnen erscheint Kaiserin Elisabeth in Bad Ischl am Jainzen, bei 25 Grad, am Berg, in violetten Riemchenschuhen und in einem lilafarbenem Kleid *lol*.

Ja, der Fantasie sind keine Grenzen gesetzt, denn wenn man sich ein bisschen mit dem Reich der Toten beschäftigt, erscheinen sie wie zu Lebzeiten und das wäre demnach in schwarzer Kleidung und nicht in “violetten” Riemchenschuhen, die sie Zeit ihres Lebens nicht besessen hat.

Frau Hasmann scheint sich die Schuhe der Kaiserin noch nie angesehen zu haben.

Foto: Dorotheum
Kaiserin Elisabeth Schuhe
Allerdings ging sie mit solchen Schuhen nicht auf den Berg…

Natürlich lief sie dem Ehepaar als Geist auch noch davon, während dessen raffte sie die Röcke (!) und war ca. 50m immer voraus.

Auch das kann nicht stimmen, denn zum Zeitpunkt des Todes von Kaiserin Elisabeth, waren ihre Kleider schon gekürzt und allzu viele Unteröcke gab es gar nicht mehr.

Sisi lief und lief und lief und man hörte sogar das Rascheln des Stoffes. Derweil will sie 50m weit weg gewesen sein.

Das muss ein echter Qualitätsstoff gewesen sein, wenn der am Berg immer noch Rascheln kann. Vor allem, liebe Frau Hasmann, ist Kaiserin Elisabeth mit keinem Seidenkleid wandern gegangen. Aber das nur so nebenbei. Auf das kleine Detail käme es per se an, aber da Sie keine Quellenangabe nennen, dürfe die Geschichte sowieso nur erfunden sein, um das Buch zu füllen. So liest sich das auch, denn auch bei der Frisur hätten sie besser aufpassen müssen. Die kleinen Details machen es aus.

Weiter im Text.

Das ältere Ehepaar war irritiert, denn sie holten sie immer wieder ein und doch lief sie weiter und sah sich immer um, so dass das Paar sich auch umdrehte. Ich fasse also zusammen: zuerst war sie 50m weit weg, dann holte man sie ein, dann war sie wieder 50m weit weg… diese Geister haben einfach kein Gefühl für so einen langen Weg..

Wie auch immer, wer sich wann umdrehte, es war nie jemand da, und natürlich stellte das Paar die These auf, sie liefe vor den Geistern ihrer Vergangenheit davon. Ähhhh…

Irgendwann war sie weg, nur um sie dann am Nachmittag vor der Kaiservilla sitzend weinen zu sehen. Natürlich… Diese Blöße hätte sie sich gegeben. Auweia.

Und so kamen sie zu dem Schluss: “Leider konnten wir wie schon bisher keine telepathische Verbindung aufnehmen. Uns ist die verängstigte und traurige Elisabeth sehr zu Herzen gegangen – ein sehr armes Wesen, im Leben wie im Tod.” (23)

Ein schönes kitschiges Schlusswort von Frau Hasmann, zu einem Beitrag der sich mit den Geistern jener Zeit beschäftigt hat.

– Petra –

(*) Anmerkung Petra:

Marie von Larisch:
Ich möchte nicht unerwähnt lassen, dass die Bücher “Elisabeth und ich” und “Meine Vergangenheit” als sehr kontrovers und mit sehr viel Dichtung angesehen werden muss.

Marie von Larisch, die sich später wieder Marie Freiin von Wallersee nannte, wurde wegen der Kronprinz Rudolf Affäre, an der sie nicht ganz unschuldig war (sie führte Marie Freiin von Vetsera heimlich als Geliebte für Rudolf ein und sorgte dafür, dass sich die beiden ständig treffen konnten) vom Hofe verbannt. Da sie sich kaum über Wasser halten konnte, fing sie an Bücher über ihr Leben zu schreiben und hoffte damit sich zu rehabiliteren. Dies klappte nur nicht und so wurden ihre Schriften mit Bosheit, Lügen und Halbwahrheiten durchzogen.

Leider nehmen bis heute sämtliche Historiker:innen ihre Bücher zur Hand, ohne den dementsprechenden Hinweis zu hinterlassen, so dass diesen Worten Glauben geschenkt werden.


Rechtliche Hinweise:
Text: Petra
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Literatur Hinweise:

1 – S.103
Pseudowissenschaft
Herausgegeben von Dirk Rupnow, Veronika Lipphardt, Jens Thiel, Christina Wessely
Suhrkamp Taschenbuch Wissenschaft 1897, 1. Auflage 2008

2 – S.146, 3 – S.145, 4 – S.145, 7 – S.147, 8 – 146
Elisabeth und ihr Gott
Glaube und Aberglaube im Leben der Kaiserin Elisabeth von Österreich
Alfons Schweiggert
Allitera Verlag, 1. Auflage 2021

3 – S. 82/83
Meine Vergangenheit
Maria Freiin von Wallersee
Berlin, F.Fontane & Co Verlag, 1913 (nur noch antiquarisch erhältlich)

6 – S.177, 12 – 119/120
Kaiserin Elisabeth
Das poetische Tagebuch
Hrsg. Brigitte Hamann
Verlag der Österreichischen Akademie der Wissenschaften,
3. Auflage, 1995

7 – S.156
Marie Valérie von Österreich
Das Tagebuch der Lieblingstochter von Kaiserin Elisabeth
Hrsg. Martha Schad
Piper Verlag, 7.Auflage 2013

9 – S.53, 10 – S.32, 11 – S.166
Ida Pohl-Sennhauser
Rattenschwanz und Schneckenschleim
Aberglaube oder vergessene Volksmedizin?
Böhlau Verlag, 2007 1. Auflage (nur noch antiquarisch erhältlich)

13 – S.22, 14 – S.15, 15 – S.15
Friedrich-W. Haack
Rendezvous mit dem Jenseits
Lutherisches Verlagshaus, 1973 1. Auflage (nur noch antiquarisch erhältlich)

16 – S.171, 17 – 171, 18 – 171/2
Clemens M. Hutter
Hexenwahn und Aberglaube
Damals und Heute
Ecowin Verlag, 2007, 1. Auflage (nur noch antiquarisch erhältlich)

19 – S.10, 20 – S. 21, 21 – S.22
Ingelies Zimmermann
Wer’s glaubt wird selig
Haus- und Sympathiemittel Aberglaube, Orakel und alte Weisheiten
Berenkamp Verlag, 2004, 1. Auflage (nur noch antiquarisch erhältlich)

National Women’s Historical Society — The Fox Sisters (nationalwomenshistoricalsociety.org)
englischer Blog

Pentagramm – Symbol der Satanisten
drachenhort.ch

Kleine Geheimnisse der Hexensymbole
ihrweg.com

Von der Seltsamkeit des Augenblicks
kwerfeldein.de

Diese Fotos sehen harmlos aus – aber die Menschen darauf sind tot
miss.at

22 – S.164
Katharina Sykora
Die Tode der Fotografie Band I
Wilhelm Fink Verlag, 2009, 1. Auflage

TABU
Über den gesellschaftlichen Umgang mit Ekel und Scham
Mit Beiträgen von Hans-Joachim Behr, Norbert Dichtl, Klaus van Eickels, Michael Glasmeier, Stefanie Kaplan, Gundolf Keil, Eva Labouvie, Hubertus Lutterbach, Susan Signe Morrison, Alexander Schwarz, Claus-Artur Scheier, Gerhild Scholz Williams, Katharina Sykora, Harmen Thies, Stefanie Wolter und Johannes Zahlten
Kulturverlag Kadmos Berlin, 2009, 1. Auflage, 1. Bd.

Carlo Moos
Habsburg post mortem
Betrachtungen zum Weiterleben der Habsburgermonarchie
Böhlau Verlag Wien Köln Weimar, 2016, 1. Auflage

Erzherzog Johann
Einblicke in den Spiritismus
Linz 1884, 1. Auflage, nicht mehr erhältlich (nur noch antiquarisch)

Gabriele Lukacs
Gruselhäuser
Ein Blick in die Abgründe von Wien
Pichle Verlag, 2014, 1. Auflage

Gabriele Praschl-Bichler
Die Habsburger und das Übersinnliche
Amalthea Signum, 2003, 1. Auflage, nicht mehr erhältlich (nur noch antiquarisch)

23 – S.180
Gabriele Hasmann
Die spukenden Habsburger
Blaublütigen Geistern auf der Spur
Ueberreuter, 2015, 1. Auflage

Das Spanische Hofzeremoniell – Hofetikette

Foto: Wikimedia/Commons
Herzog Phillip “der Gute”

Das spanische Hofzeremoniell, wie es Romy Schneider als “Sissi, die junge Kaiserin” seitenweise von Hofdame Esterházy (Helene Lauterböck) in die Hand gedrückt bekam, um den “Unsinn” auswendig zu lernen, gab es nicht.

Es wurde zwar am Wiener Hof sehr streng das “Hofzeremoniell” abgehalten, doch wie so vieles in der Sissi-Trilogie ist auch das “Spanische Hofzeremoniell” eine reine Erfindung eines windigen 50er Jahre Regisseurs.

Das “Spanische Hofzeremoniell” wurde am Wiener Hof bis zu Kaiser Joseph II (*13.3.1741, †20.2.1790) praktiziert, danach wurde es immer wieder erweitert und nur noch “Hofetikette” oder “Hofzeremoniell” genannt. Dabei handelte es sich auch nicht um ein Heft oder Buch mit Paragraphen, welches auswendig gelernt werden musste – und schon gar nicht von Sisi – ergo von Kaiserin Elisabeth.

Das “Hofzeremoniell” wurde von den Herzögen von Burgund im 15. Jahrhundert entwickelt. Diese Herzöge entstammten aus einer Nebenlinie aus dem französischen Königshaus und herrschten über die Niederlande. Herzog Philipp “der Gute” (*31.7.1396, †15.6.1467) erweiterte das “Hofzeremoniell” in dem in weiterer Folge das “Goldene Vlies” und der “Ritterorden” dazu gehörte. Damit wollte er seine höchsten Untertanen adeln und auszeichnen.

Durch die Erbfolge gelangte die Niederlande an die Habsburger und so an Kaiser Karl V (*24.2.1500, †21.9.1558), der zuerst das Heilige Römische Reich und später in Spanien regierte. Er übernahm das Hofzeremoniell, nahm es nach Spanien mit und perfektionierte es. Sein Bruder Ferdinand (*10.3.1503, †25.7.1564), der zwischenzeitig Kaiser Ferdinand vom Heiligen Römischen Reich war, übernahm das

“Spanische Hofzeremoniell”

seines Bruders, welches bis zu Kaiser Joseph am Wiener Hof als Hofetikette verblieb.

Der Rest ist ein Ammenmärchen eines hübschen kitschigen Nachkriegsfilmes, der nichts mit der Wirklichkeit zu tun hat und leider bis heute den Unsinn verbreitet real zu sein.

Jeder Obersthofmeister gab sein Wissen an den neuen Obersthofmeister weiter und so wurde die Hofetikette erweitert und “etikettiert”. Von Audienzen, Hochzeiten, Staatstrauer, Begräbnissen, Huldigungen usw. war alles bis aufs Strengste festgelegt. Wer durfte wie lange vor den Kaiser treten, wie musste die Verbeugung aussehen und wer durfte das Goldene Vlies erhalten.

Wie kam es aber zum Goldenen Vlies oder was ist ein Obersthofmeister oder ein Flügeladjutant. Und welche Aufgabe hat genau eine Hofdame und warum musste diese unverheiratet sein? All diesen Fragen versuche ich mit diesem Beitrag auf die Spur zu gehen.

Beginnen wir mit der höfischen Anrede

Kaiserin Eisabeth
Foto: ÖNB
Kaiserin Elisabeth

Kaiserin Elisabeth wird heute vielerorts, vor allem im Internet, Facebook, Instagram, TV, Medien, Zeitschriften, Büchern und sogar in historischen Büchern Kaiserin Sisi genannt.

Ein Fauxpas und ein Frevel sondergleichen.

Kaiserin Sisi gab es nicht!

Sisi war ihr Kosename und den durften nur ihre aller engsten Vertrauten verwenden.

Diese waren ihr Mann Franz (Joseph), ihre Mutter, ihre Geschwister, ihre Schwägerinnenn und die Personen, denen sie das “Du” gestattete, usw.

Ihre Nichten und Neffen nannten sie “Tante Sisi” oder “Tante Elisabeth”.

Gisela, Rudolf und ihre geliebte Valérie nannten sie Mama.

Das Volk hatte ausdrücklich “Kaiserin Elisabeth” zu sagen.
Die Anrede war ausdrücklich Ihre Majestät oder Ihre kaiserliche Hoheit.

Die Anrede der Dritten Person “Eure Hoheit” stimmt auch noch insofern, da es die Ausdrucksweise im 19. Jahrhundert durchaus noch gab und diese im Gespräch mit der Kaiserin verwendet wurde; also zB. “Darf ich Eurer Hoheit oder Eurer Majestät den Tee servieren lassen”.

Kaiser Franz Joseph moderne Schreibweise auch gerne Kaiser Franz Josef, wurde allseits als “Majestät” angesprochen. Die Anrede war allseits Seine Majestät oder Seine kaiserliche Hoheit. Auch hier galt noch die Anrede der Dritten Person “Eure Majestät”, vor allem, wenn seine Minister und Adjutanten im Raum waren.

Als Kind wurde er Franzi genannt. Diese Koseform, blieb dem inneren Kreis vorbehalten. Mutter, Vater, seine Brüder nannten ihn Franz(i) oder Majestät.

Elisabeth nannte ihren Mann Franz.

Er selbst unterschrieb seine Briefe an sie in den ersten Jahren mit Franz, später mit “Kleiner”, was in den letzten Jahrzehnten mit “Kl” abgekürzt wurde. Aber auch mit “Männeken” (was so viel wie Männchen bedeutet) unterschrieb er seine Briefe, die von 1859 – 1898 alle veröffentlicht sind.

Seine Neffen und Nichten durften ihn Onkel nennen, die meisten nannten ihn trotz allem “Majestät”, waren danach aber zumindest per du. Gisela, Rudolf, Valérie nannten ihn Papa.

Kommen wir nun zum
Wirr Warr der Begrifflichkeiten

Adjutant

Foto: Wikimedia/Commons Maximilian Graf von O’Donnell,
Flügeladjutant bei Kaiser Franz Joseph

Hier musste man unterscheiden zwischen “Flügeladjutant” und von Generaladjutanten. Ein Flügeladjutant stand im Rang eines Stabsoffiziers und wurde zur Unterstützung von zB. Kaiser Franz Joseph oder Kronprinz Rudolf eingesetzt. Flügeladjutant waren auch Feldmarschällen unterstellt.

Die Aufgabe eines Flügeladjutanten war es Befehle entgegenzunehmen, diese auszuführen, dem Kaiser oder dem Kronprinz rund um die Uhr zur Verfügung zu stehen (deshalb waren mehrere im Dienst).

Gab es eine Botschaft an den Kaiser oder den Kronprinz, war es die Aufgabe des Flügeladjutanten, diese an den Kaiser oder an den Kronprinz persönlich zu überbringen.

Die Stelle beinhaltete eine Vertrauens- und Verschwiegenheitsklausel. Wurde diese gebrochen, wurde die Person sofort aus dem k.u.k. Dienst entlassen.

Ein berühmt gewordener Flügeladjutant ist sicherlich Maximilian Graf von O’ Donnell (*29.10.1812, †14.7.1895) der Kaiser Franz Joseph 1853 vor dem Libényí Attentat bewahrt hat. Die Geschichte kann hier nachgelesen werden.

Ahnenprobe

Es gab ein unglaublich strenges Aufnahmereglement am “Wiener Hof” zB. für die Ernennung zum “Kämmerer” oder zur Aufnahme als “Hofdame”. Dabei wurde urkundlich geprüft, ob die eheliche Abstammung der Eltern einer gewissen Anzahl der Adeligen Urahnen bestätigt werden konnte.

8 Adelige Urahnen musste die Stammtafel aufweisen. Nur so durfte es zur Aufnahme als “Hofdame” bei einer Herrschaft oder als “Kämmerer” bei der Herrschaft kommen. Dabei war es wichtig, dass diese 8 Urahnen sowohl von der mütterlichen, als auch von der väterlichen Seite nachgewiesen werden konnten.

Aja/Ajo

ist spanisch und heißt Kindermädchen/Kindermann. Im Kaiserhaus wurden so die Erzieherinnen der Kaiserkinder genannt.

Diese verblieben bis zum 6. Lebensjahr bei ihren Zöglingen und mussten sich dann verabschieden.

Bei den männlichen Thronerben wurden dann Erzieher eingesetzt, meist aus dem Militär.

Beiden weiblichen Erzherzoginnen wurden danach Erzieherinnen gewählt, die ihnen das weitere Weltgeschehen beibrachten wie zB. das tadellose Benehmen, Tee trinken in guter Gesellschaft usw.

Ajas waren stets Adelige Damen, manchmal sogar Witwen, meistens nicht einmal selbst Mütter.

Foto: Wikimedia/Commons
Louise Baronin von Sturmfeder
Aja von Franzi, Maxi, Karli, Ännchen und Luzi-Wuzi
den Kindern von Erzherzogin Sophie
Kaiser Franz Joseph verehrte sie Zeit ihres Lebens

Züchtigung gehörte zum “guten Ton” und durfte von Ajas auch in der Öffentlichkeit durchgeführt werden. Später wurde die Züchtigung vom militärischen Erzieher übernommen (ich möchte an die Peinigung von z.B. Herzog Max oder Kronprinz Rudolf erinnern). Herzog Max kann hier nachgelesen werden.

Kaiser Franz Joseph schrieb stets liebevoll von seiner Aja Louise Baronin von Sturmfeder (*3.10.1789, †10.9.1866).

Die Kindheit von “Gottes Gnaden bis zum Thron” von Kaiser Franz Joseph kann hier nachgelesen werden.

Foto: ÖNB, Karoline Freifrau von Welden “Wowo”
Kinderfrau von Erzherzogin Gisella und Kronprinz Rudolf mit Mutter
Kaiserin Elisabeth in Venedig

Auch die Kaiserkinder Erzherzogin Gisela (*12.7.1856, †27.7.1932) und Kronprinz Rudolf (*21.8.1858, †30.1.1889) verehrten ihre Aja so sehr, dass sie ihr sogar einen Kosenamen gaben.

Karoline Freifrau von Welden (*13.4.1812, †6.8.1912) “Wowo” wurde innig geliebt und gerade Rudolf, der ihr entrissen und Leopold Graf Gondrecourt (*13.5.1816, †22.5.1888) zum militärischen Drill übergeben wurde, litt Zeit seines Lebens unter diesem Liebesentzug und Züchtigungen dieses bösartigen Grafen.

Wobei man mit der Wahl der Freifrau von Welden außerhalb der Hofburg wieder einmal ätzte:

“Würzburg, 1862
Liebe Eva!
Aber sage mir ganz unter uns “Welche Wahl von einer Aja!” Die gute Welden, die in ihrem Leben kein kleines Kind noch gesehen hat, die gar nicht davon versteht und etwas sehr Unentschlossenes hat! dabei eine schwache Gesundheit –
in München ging sie zur Kurheim um nur zu lernen, ein Kind auf den Arm zu nehmen!
Sie war diesen Herbst hier, ich sah sie – ohne den Titel des Mannes wäre Sie unbedeutend wie früher! Sie ist herzlich gut, aber langweilig – aber halt mir meinen Mund – wer ist denn auf diesen Gedanken gekommen? Sie hat aber vermuthlich nur den Namen ohne die Pflichten anordnen zu müssen.
Es fiel ihr sehr schwer – die die Stelle anzunehmen, sagt man!

Crescenz (5)

Crescenz Baronin von Speth war die Schwägerin der Briefeempfängerin. Nähere Erläuterungen dazu am Berichtsende.

Über die ambivalente Ehe und das Schicksal der Kinder kann hier nachgelesen werden.

Audienz

Foto: hofburg-wien.at
Audienzraum mit Stehpult, Hofburg Wien

Jeder Bürger durfte dem Kaiser zweimal pro Woche persönlich vorsprechen. In streng reglementierten Audienztagen wurden die Namen in die Audienzbücher (heute im Sisi Museum zu besichtigen) eingetragen.

Jeder Bürger bekam einen festen Termin für seine Vorsprache. Die Bittstellung musste vorher dem Ministerium vorgelegt werden, welche danach vom Kaiser persönlich geprüft wurde.

Dies konnte eine persönliche Danksagung sein, eine Fürbitte, ein Wunsch oder eine Art Begutachtung. Die Wiener Zeitung veröffentlichte zweimal in der Woche die Audienznehmer, so dass die Bürgernähe des Kaisers demonstrativ vorgeführt wurde.

Die Audienz selbst war streng reglementiert und brachte per se nichts mehr Neues:

Um Punkt 10.00 Uhr morgens begann Kaiser Franz Joseph die Audienz, so dass sich die Bittsteller in den Warteräumen der Hofburg oder von Schloss Schönbrunn einzufinden hatte (je nach dem wo sich Kaiser Franz Joseph gerade aufhielt).

Foto: Wikimedia/Commons
Kaiser Franz Joseph

Dabei war eine strenge Kleiderordnung einzuhalten:
Die Herren mussten Frack tragen. Herren vom Militär selbstverständlich ihre Uniform. Die Damen vom Volk ein hochgeschlossenes Kleid.

Jeder Bürger und die Herren vom Militär hatten Handschuhe zu tragen. Bürger aus den ländlichen Orten mussten ihre jeweilige Landestracht tragen, was zuweilen ein buntes Bild in den Wartesälen abgab.

Ein Mitarbeiter des Obersthofmeisters machte den Audienznehmer mit den Grundregeln der Audienz vertraut:

– den Kaiser niemals von sich aus ansprechen
– dem Kaiser niemals den Rücken zukehren
– dem Kaiser niemals persönliche Fragen stellen

Danach wurde der Bürger mit dem Namen aufgerufen und vom Adjutant in einen Vorraum gebracht, wo der Name erneut mit dem Audienzbuch verglichen wurde.

Schließlich rief ihn der Kammeransager laut auf. Die Türe wurde aufgemacht und der Audienznehmer stand vor dem Kaiser.

Sofort nach dem Eintreten hatte der Bürger eine tiefe Verbeugung und die Bürgerin einen tiefen Knicks zu machen. Konnte dies der Bürger oder die Bürgerin nicht, wurde dieser zuvor im Wartesaal mit einem Mitarbeiter des Hofes geübt.

Erst nach der Aufforderung des Kaisers durfte sich der Bürger oder die Bürgerin erheben.

Danach fragte der Kaiser nach dem Namen und sah in seinem Audienzbuch nach, ob der Name darin stimmte.

Danach durfte der Besuch sein/ihr Anliegen vortragen und bekam die Antwort von Seiner Majestät.

Nach exakt 3 Minuten wurde die Türe geöffnet und die Audienz war vorbei.

Der Besuch hatte sich nochmals zu verbeugen und mit dem Gesicht zum Kaiser, mit dem Rücken zur Tür, hinauszugehen.

Über 100 Personen schaffte Kaiser Franz Joseph so an einem Audienztag.

Erst im hohen Alter reduzierte er auf die Hälfte. Bis zuletzt stand der Kaiser all die Stunden an seinem Pult während der Audienz.

Nach den Audienzen fanden die offiziellen Gespräche mit Ministern, Abgeordneten und Statthaltern statt, welche von Kaiser Franz Joseph persönlich eingeladen wurden.

Es war unumgänglich, dass die Herren gut vorbereitet auf das Gespräch waren, denn der Kaiser liebte es, gut informiert zu sein und war auf jede Antwort gewappnet und konnte die Herren immer wieder aus der Fassung bringen, in dem er mehr wusste, als sie selbst.

Er fragte mehrere Personen zum gleichen Thema, um sich so ein besseres Bild von einem Problem zu machen.

Er wusste, dass er viele “Speichellecker” um sich hatte, die ihm nicht die Wahrheit sagen wollten.

Cortège

ist das französische Wort für Prozession.

Dieses Wort wurde eingesetzt für das Gefolge unter einem Herrscher oder Herrscherin bei offiziellen Anlässen.

Das heißt nichts anderes, als wenn es zu öffentlichen Auftritten des Königs, der Königin, des Kaisers oder der Kaiserin kam, folgten ihnen 100erte von Adeligen Leuten – der sogenannte Hofstaat.

Dieses nannte man Cortège. Unter ihnen befanden sich: Hofdamen (bei Königin/Kaiserin), Geheime Räte, Kämmerer (bei König/Kaiser), Palastdamen, Truchessen (bei König/Kaiser) (weiter unten erklärt) usw.

Dies war einerseits eine große Ehre, andererseits auch eine lästige Pflicht. Die Damen hatten jedes Mal in schönster Toilette zu erscheinen, was einen unheimlichen teuren Aufwand mit sich brachte.

Goldene Vlies

Foto: KHM Wien
Großmeistermantel
Foto: Wikimedia/Commons
Goldene Vlies

Wie oben beschrieben, rief Herzog Philipp “der Gute” den Orden anlässlich seiner Hochzeit ins Leben.

Er wurde der Heiligen Jungfrau Maria gewidmet und steht für den Schutz der Kirche und die unbefleckte Ehre des Rittertums.

An einer Collane (Ordenskette) hängt ein goldenes Widderfell.

Sowohl das Haus Habsburg, als auch das Haus Bourbonen, also der spanische König tragen das Goldene Vlies.

Heute ist es Karl (von) Habsburg (*11.1.1961) und König Felipe (*30.1.1968). Sie sind die Großmeister des Ordens und können bis heute Ordensmitglieder aufnehmen.

In Wien leistet man bis heute den Schwur vor dem Schwurkreuz, welches in der Schatzkammer Wien zu sehen ist.
Der Ordenstag ist der 30.11., an dem bis heute feierlich Messen zelebriert und neue Mitglieder aufgenommen werden.

Kaiser Franz Joseph war zu seiner Zeit Großmeister und vergab nicht nur an seine Familie den Orden, sondern auch an jene Personen die seiner Meinung nach die Tugend und Ehre hatten, diesen zu Erlangen.

Die Verleihung wurde von Kaiser Franz Joseph in einem Großmeistermantel zelebriert und die zukünftigen Ritter des Ordens sahen dies als Privileg für ihre Verdienste rund ums Hause Habsburg an.

Das Goldene Vlies war demnach kein Geburtsrecht.

Alle Ordensmitglieder halten wie ein unzertrennliches Band zusammen und sind gleichberechtigt.

Bei allen Feierlichkeiten bei Hofe waren diese nicht nur eingeladen, sondern hatten in allem auch Vorrang und Vortritt.

Es gab nur eine Ausnahme: waren gekrönte Häupter anwesend, mussten diese zuerst begrüßt oder bedient werden.

In Wien sind bis heute nur katholische Ordensmitglieder erlaubt, in Spanien nimmt man mittlerweile auch protestantische Gläubige auf.

Der Orden des Goldenen Vlieses ist der älteste und bedeutendste Ritterorden der Welt. Obwohl es in Österreich keine Monarchie mehr gibt, wird der Orden im Hause Habsburg bis heute hochgehalten.

Hofdame

Eine Hofdame war ein hoch angesehener Beruf und nur Frauen aus dem Adel vorbehalten.

Anders als bei Palastdamen, der rein ehrenamtlich durchgeführt wurde, wurde eine Hofdame entlohnt, bekam eine Abfertigung und wenn sie wegen zu hohen Alters aus dem Dienst ausschied, sogar eine Pension ausbezahlt.

Bevor eine Hofdame aufgenommen wurde, musste diese die strenge Ahnenprobe überstehen, welche die Voraussetzung für den Dienst bei Hofe war.

Die Hofdame hatte aus gutem Haus zu sein, eine fundierte Ausbildung zu haben, musste mehrere Sprachen sprechen und musste unverheiratet sein.

Sie konnte sich für diesen Posten nie bewerben, sondern sie wurde ernannt. Die Hofdame die auserkoren wurde, erhielt ein formelles “Ernennungsdekret”.

Thema Hofdame wird weiter unten ausführlicher erläutert.

Hoffähigkeit

Diese wurde streng reglementiert und war nicht Jedermann gestattet.

Den Zutritt zur kaiserlichen Familie war Familien erlaubt, die die Ahnenprobe bestand (die strenge Variante). Diese wurde auch zu Festlichkeiten wie zB. auf Hofbällen eingeladen.

Es gab aber auch noch andere Personen die Zutritt erhielten. Diese waren durch ihre besondere Stellung bei Hofe dazu würdig der kaiserlichen Familie vorgestellt zu werden oder an den Festlichkeiten teilzunehmen.

Diese waren Diplomaten, Offiziere der Wiener Garnison und Ordensritter. Ansonsten stand der engere Kreis nur standesherrlichen Familien und Hofwürdenträgern zu.

Da diese Mitglieder alter Adelsfamilien allerdings zahlreich waren, tummelten sich auf diesen Veranstaltungen zahlreiche Personen und dienten u.a. zur Heiratsvermittlung.

Mehr als 300 (!) Familien zählten damals zur ständigen Hocharistokratie und somit zur Hoffähigkeit.

Anders als bei anderen Höfen Europas, hatte man in Wien die Türen für den Geldadel noch nicht geöffnet.

Kaiser Franz Joseph liebte es aber ihm treue Bürger in den Adelsstand zu erheben und so Zutritt zum Kaiserhaus zu verschaffen.

Dabei war es egal ob diese reich waren oder nicht.

Kaiser Franz Joseph erhob so manchen als “Truchsessen” (weiter unten erklärt), diese durften dann auch an der Hoftafel oder an großen Festlichkeiten teilnehmen, was das Hofzeremoniell ziemlich durcheinander brachte.

Es war von “wer wo gehen, stehen und sitzen durfte” alles geregelt. Je älter eine Adelsfamilie war, desto höher der Rang bei Hofe. Eine schiere Mammutaufgabe für den Obersthofmeister.

Hofsprache

Schon unter Maria Theresia sprach man am Wiener Hof französisch. Dies erklärt, warum so viele Begriffe in französischer Sprache sind.

Allerdings war es schon bei (Kaiserin) Maria Theresia so, dass ein sehr lockerer Umgangston herrschte und der Wiener Dialekt vorrangig gesprochen wurde.

Nur wenn das Personal so gar nicht mitbekommen sollte, was besprochen wurde, sprach das Kaiserpaar französisch miteinander.

Unter Kaiser Franz Joseph war dies nicht anders, wenn auch die französische Sprache schön langsam aus dem Alltag verschwand.

Nunmehr zog die ungarische Sprache ins Haus ein. Nicht nur wegen Kaiserin Elisabeth, die dadurch Erzherzogin Sophie (*27.1.1805, †28.5.1872) eins auswischte.

Die meisten Bediensteten, Erzherzogin Sophie, sowie ihr Mann und der Wiener Adel verstand kein ungarisch. Nur Kaiserin Elisabeth, Kaiser Franz Joseph und Erzherzogin Marie Valérie sprachen fließend die Landessprache.

Am Wiener Hof wurde deutsch, böhmisch, ein bisschen ungarisch (Bedienstete und beim Militär) und natürlich französisch gesprochen.

Kaiser Joseph II machte die deutsche Sprache – bzw. das Wienerische – am Hof salonfähig. Er setzte sich auch dafür ein, dass Mozart die Opern in deutscher Sprache schrieb.

Foto: Wikimedia/Commons
Kaiserin Elisabeth und Helene von Thurn und Taxis (Néné)

Eine völlige unbekannte Sprache war damals noch die englische Sprache. Kaiserin Elisabeth und ihre Schwester Helene “Nénè in Bayern (*4.4.1834, †16.5.1890), verheiratete Thurn und Taxis sprachen Zeit ihres Lebens nur englisch miteinander. Schon allein deshalb, da sie wussten, dass niemand sie belauschen konnte.

Kämmerer

Nur ein Mann durfte beim Kaiser “Kämmerer” werden. Zuvor hatte man die strenge Ahnenprobe zu bestehen.

Das Amt des “Kämmerers” war ein Ehrenamt und wurde bereits im Mittelalter gegründet. Dieser hatte den “Goldenen Schlüssel” über.

Seine Aufgabe war es bei Festen zu erscheinen, Botschaften und Gratulationen entgegenzunehmen und bei Begräbnissen das Geleit innerhalb der Kaiserfamilie zu übernehmen.

Die Aufgabe eines “Kämmerers” wurde sehr ernst genommen und war eine ehrenvolle Tätigkeit.

Wer “Kämmerer” werden durfte, konnte sich glücklich schätzen.

Marschallstafel

Zu dieser Tafel wurden jene Gäste geladen, die nicht an der Haupttafel mit der kaiserlichen Familie geladen waren. Hier speiste man nicht mit dem Kaiser oder der Kaiserin, sondern mit dem Obersthofmarschall oder einem Kammerherr.

Obersthofmarschall

Er war zuständig für die Fideikommisse der gebundenen Vermögen etlicher adeliger Familien (heute würde man es Familienstiftung nennen) und diente als Zivilgerichtsbehörde der kaiserlichen Familie und anderer Familien die diesen Sonderstatus genossen.

Obersthofmeister

Foto: Wikimedia/Commons
Franz Freiherr von Nopcsa
Obersthofmeister
Ihrer Majestät

Der Obersthofmeister unterstand dem Kaiser und war der engste Mitarbeiter des gesamtes Hofstaates.

Ihm unterstand nicht nur das gesamte Dienstpersonal, sondern auch die Verwaltung der Finanzen und die Garde.

Sein Einfluss reichte bis hinunter in die Hofküche und bis zur Hofoper. Was er sagte, war Gesetz.

Ab 1895 wurde sogar das Hofmarschallamt in Ungarn dem Obersthofmeister in Wien unterstellt.

Diese Stelle war hochbezahlt und hochangesehen.

Das Amt wurde hochpolitisch angesehen, hatte der Obersthofmeister direkten Zugang zum Kaiser und so auch enormen Einfluss auf diesen.

Obersthofmeisterin

Foto: Wikimedia/Commons
Pauline von Aulendorf-Königsegg
geb. Bellegarde

Die Obersthofmeisterin war das Pendant zum Obersthofmeister und der Kaiserin unterstellt, wobei die Kaiserin auch einen Obersthofmeister, der Kaiser jedoch keine Obersthofmeisterin hatte.

Sie hatte den gesamten Hofstaat der Kaiserin inne. Sie stellte das Personal ein, kündigte es wieder, sorgte für die Einhaltung der Etikette, bearbeitete Urlaubsanträge und sorgte bei Krankheitsausfällen für Ersatz.

Was die Obersthofmeisterin anordnete musste geschehen, so wollte es das Gesetz des Wiener Hofes.

Sie sorgte für Zucht und Ordnung. Die Stelle war nicht nur hochbezahlt und -angesehen, sondern auch enorm anstrengend.

Kaiserin Elisabeth verlangte äußerste Disziplin und hatte nicht öfters Querelen mit ihren Obersthofmeisterinnen auszufechten. 
Diese nahm - in allen Belangen - großen Einfluss auf sie.

Im Gegensatz zu Hofdamen, durften Obersthofmeister und Obersthofmeisterinnen verheiratet oder gar Witwe/r mit Kindern sein.

Oftmals sogar miteinander, wie das Beispiel “Gräfin Bellegarde” zeigte:

Zuvor war Pauline Gräfin von Bellegarde (*2.4.1830, †27.5.1912) Hofdame. Da Pauline Elisabeth wichtig wurde, schied diese, als sie heiraten wollte, nicht wie sonst üblich aus dem Dienst aus, sondern wurde ihre Obersthofmeisterin.

Sie hatte sich in den schneidigen Flügeladjutant von Kaiser Franz Joseph Alfred von Königsegg-Aulendorf (*30.6.1817, †27.10.1898) verliebt und dieser hielt um ihre Hand an. Am 15.7.1857 heiratete das Paar.

Um ihre Vertraute nicht zu verlieren, machte die Kaiserin Alfred kurzerhand zu ihrem Obersthofmeister.

Obersthofmeisterin Pauline Gräfin Aulendorf-Königsegg und Obersthofmeister Alfred Graf Aulendorf-Königsegg verblieben somit im Dienste Ihrer Majestät, auch wenn das Verhältnis danach nicht mehr ganz so vertraut war.

Auch hier ist der Sissi-Film mit Romy Schneider eine nicht recherchierte Filmphantasie.
Graf Bellegard wurde nicht während des Ungarn Aufstandes erschossen, sondern Gräfin Bellegarde war einfach der Mädchenname der Hofdame.

Ein Schicksal einer Obersthofmeisterin möchte ich hier erwähnen, dass mich schlichtweg traurig stimmte.

Jenes von Maria Theresia Landgräfin zu Fürstenberg, geb. Prinzessin zu Schwarzenberg (*14.10.1780, †9.11.1870).

Foto: Wikimedia/Commons
Kaiserin Maria Anna

Sie war mit Friedrich Landgraf zu Fürstenberg (*26.1.1774, †4.2.1856) per Liebesehe verheiratet und hatte mit ihm 10 Kinder.

Kaiser Franz II/I (*12.2.1768, †2.3.1835) hatte Maria Theresia 1831 zur Obersthofmeisterin von Maria Anna Prinzessin von Savoyen bestimmt.

Prinzessin Maria Anna (*19.9.1803, †4.5.1884) wurde mit dem geistesschwachen und jähzornigen Ferdinand (*19.4.1793, †29.6.1875) verheiratet und ertrug ihr Schicksal bravourös. Am 2.3.1835 starb Kaiser Franz II/I und Ferdinand und Maria Anna wurden zum neuen Kaiserpaar.

Die Familie Landgraf zu Fürstenberg lebte auf Schloss Weitra im Waldviertel und so musste Vater Friedrich sich um die große Kinderschar (natürlich mit Personal) alleine kümmern.

Nur in ihren Urlauben sah die Mutter ihre Kinder.

Ein Glück im Unglück hatte das Ganze.

Friedrich konnte nicht gut mit Geld umgehen und verspekulierte sich ein paar Mal, so dass er viel Geld verlor. Das hohe Gehalt seiner Gattin bot der großen Familie einen guten Lebensstil.

Aus heutiger Sicht kann man sagen, dass die Familie zu Fürstenberg, damals schon eine moderne Ehe führte.

Die Frau brachte das Geld nach Hause und der Mann kümmerte sich dafür um die Kinder.

Oberzeremonienmeister – Zeremonienmeister

Foto: habsburger.net
Kaiser Franz Joseph ist hier in Begleitung des adeligen Cortèges abgebildet: Voranschreitend der Oberzeremonienmeister und der Obersthofmeister, danach Franz Joseph mit seiner Tochter Marie Valérie, gefolgt vom Adel des Hofes, nach Rang geordnet.

Der Oberzeremonienmeister hatte die Aufgabe bei den Hofbällen oder Ball bei Hofe die organisatorische, logistische und repräsentative Aufgabe zu übernehmen.

Der Oberzeremonienmeister hatte unter sich noch Zeremonienmeister die ihm halfen die Aufgaben zu bewältigen. Alle unterstanden aber dem Obersthofmeister.

Am Tag des Balles war es seine Aufgabe das Eintreten der Herrschaft anzukündigen.

Palastdame

Im Gegensatz zur Hofdame, war die Palastdame ein Ehrenamt und durfte von verheirateten Frauen ausgeübt werden.

Die Palastdame war ein sehr begehrtes Amt, allerdings auch sehr kostspielig (wie übrigens auch jenes der Hofdame, doch untenstehend mehr dazu).

Wie die Kämmerer hatten die Palastdamen zu gewissen Terminen pflichtmäßig zu erscheinen, weshalb diese im Turnus Dienst hatten und verschiedene Repräsentationsaufgaben übernahmen.

So mussten die Palastdamen zu den Hofbällen erscheinen, zum Ball bei Hof, Neujahrscours (Neujahrsempfang des Kaisers), allen hohen kirchlichen festlichen Feiertagen und zur Fronleichnamsprozession.

Dies war insofern kostspielig, da jedes Mal eine neue Toilette sein musste. Die Palastdame konnte/durfte nicht im selben Kleid auf jedem Fest erscheinen.

Standesgemäß

Foto: Wikimedia/Commons Franz Ferdinand und Sophie mit ihren Kindern Sophie, Max und Ernst

Wurde in einem Kaiser- oder Königshaus geheiratet, musste die Ahnenprobe gemacht werden.

Diese war jetzt nicht so streng, wie bei der Aufnahme zur “Hofdame”, allerdings, musste die Heiratskandidatin “standesgemäß” sein.

Das hieß hier musste sie aus einem regierenden standesherrlichen Herrscherhaus kommen. War dies nicht der Fall, wurde die Ehe als “morganatisch” – also nicht ebenbürtig (unstandesgemäß) – eingestuft.

Diese morganatische Ehe hatte oft zur Folge, dass die Kinder nicht als Thronerben eingesetzt werden durften oder die Ehe gar nicht zustande kam. Beispiele dieser Art gab es viele.

Foto: Wikimedia/Commons Ferdinand und Berta Burg

Erzherzogin Isabella (*17.11.1888, †6.12.1973) die ihren Arzt nicht heiraten durfte und lieber unverheiratet blieb, Erzherzog Franz Ferdinand der sich in die Hofdame Sophie von Chotek verliebte, diese ehelichen durfte, allerdings mit der Auflage, dass die Kinder keine Thronansprüche stellen dürften. Seine Frau wurde Fürstin von Hohenberg. Die Geschichte dazu findet ihr hier.

Es gab aber auch traurige Fälle von morganatischen Ehen.

Es gab deswegen Ausschlüsse aus dem Kaiserhaus, wie zB. Erzherzog Ferdinand Karl, der sich in Berta Czuber verliebte. Die unglückliche Geschichte, könnt ihr in der Biografie seiner Mutter nachlesen (hier).

Sternkreuzdame – Sternkreuzorden

Foto: Wikimedia/Commons Sternkreuzorden

Der Sternkreuzorden wurde am 3.5.1668 von Kaiserin Eleonore (*18.11.1628, †6.12.1686) gegründet. Papst Clemens IX gab am 28.7.1668 seinen Segen dazu.

Dieser sollte zur Andacht “zum heiligen Kreuz, des tugendhaften Lebens und wohltätiger Handlungen in Wien” gestiftet werden.

Die Aufnahme in den Sternkreuzorden entsprach in etwa dem Ehrentitel eines Kämmerers, der zur selben Zeit gegründet wurde.

Die Anzahl der Sternkreuzdamen wurde wie die eines Kämmerers nicht beschränkt, allerdings wurde auch hier eine strenge Ahnenprobe vorgeschrieben.

Die Ernennung zu einer Sternkreuzdame darf immer nur von einer österreichischen Erzherzogin vorgenommen werden. Immer noch steht die Verehrung des Heiligen Kreuzes und die Barmherzigkeit an oberster Stelle.

Der Orden besteht bis heute.

Seit 2010 trägt diese Würde Gabriela (von) Habsburg-Lothringen (*14.10.1956).

Stiftsdamen

Foto: Wikimedia/Commons Ordensgewand einer Kanonissin

Dies waren klosterähnliche Stifte in denen adelige Damen, meistens Witwen oder unverheiratete adelige Frauen lebten, die sich Gott widmeten (oder Gott widmen mussten).

Die adelige Äbtissin (Oberste des weltlichen Stiftes) nahm der adeligen Kanonissin (die eintretende Gläubige) das Gelübde ab.

Hierbei handelte es sich lediglich um das Keuschheits- und das Gehorsamkeitsgelübde des weltlichen Klosters. Die Einrichtung des Stiftes war komfortabler als jenes eines geistlichen Klosters.

Die Damen durften ein paar ihrer eigenen Möbel mitnehmen, die Dienerschaft durfte in anliegenden Häusern unterkommen, das Essen war nahrhafter und mit Pfründen (Schenkungen) wurde das Stift erhalten.

Vor allem Witwen nahmen dies gerne als Alterssitz in Anspruch.

Familien deren Tochter unverheiratet blieb, steckten diese oft in solche weltliche Klöster, weil sie hofften, dass sie aus diesem doch noch verheiratet wurden. Oftmals hatten die Familien Erfolg. Stiftsdamen hatten das Glück heiraten zu dürfen.

Suite

bedeutet “Gefolge” und kommt ebenfalls aus dem Französischen.

Die Suite ist die Begleitung eines jeden Feldherren durch seinen Adjutanten oder seiner höchsten Offiziere, die ihn stets begleiten.

Zum Teil ist in historischen Büchern von “a la suite” zu lesen. Hier ist das gesamte Gefolge des Feldherren gemeint (falls es nicht übersetzt wurde, wisst ihr jetzt was gemeint ist).

Truchsessen

Foto: Wikimedia/Commons
Verleihung der Truchsessen-Würde im Königreich Ungarn für Anton Pongracz, 1780

Auch dieser Begriff kam aus dem Mittelalter, hatte aber im Gegensatz zu diesem im 19. Jahrhundert unter Kaiser Franz Joseph bereits eine andere Funktion.

Während es im Mittelalter noch der Aufseher für die fürstliche Tafel war und sich dies im Laufe der Zeit zum Vorsteher der Hofhaltung geändert hatte, nahm der Verlauf im 19. Jahrhundert eine völlig andere.

Das Amt wurde ehrenamtlich ausgeführt, weshalb Kaiser Franz Joseph die Freiheit hatte tausende Bürger in den Adelsstand zu erheben und ihnen diesen Titel und damit Zugang bei Hofe zu gestatten.

Selbstverständlich war auch hier dieses Amt dem Obersthofmeister unterstellt. Man kann diesen Titel heute mit einem Beamtenstand oder einem Ministerialsekretär vergleichen.

Kaiser Franz Joseph ernannte die Truchesse mit dem Erlag einer vorgeschriebenen Gebühr und danach wurde diesem das Truchessenehrenabzeichen ausgehändigt. Dies galt Lebenslang.

Somit konnte der Besitzer bei Hofe Ein und Ausgehen und wurde zur Hoftafel und zu Festlichkeiten geladen. Es galt im Bürgertum als höchste Ehre diese Auszeichnung zu erhalten. Natürlich wäre ein Ritterschlag noch besser gewesen, aber immerhin bekam der Ernannte die Erlaubnis bei Hofe Ein und Auszugehen.

Mehr als so manchem “Geldadel” ermöglicht wurde. 

Hofdamen

Foto: Wikimedia/Commons
Ida von Ferenczy

Wie schon in der Erklärung erwähnt, war das Amt der Hofdame eine Ehre für die Familie, allerdings auch eine finanzielle Last.

Obwohl die Stellung bezahlt wurde, musste die adelige Familie ihrer Tochter finanziell immer aushelfen.

In den Hofdamen Briefen rund um Sophie von Scharnhorst(*) (*/unbekannt) wird die Ernennung, die Aufgaben und die Ehre für die Familie genau beschrieben. Allerdings auch die hohe Belastung, welche diese Arbeit mit sich brachte.

Gräfin Schönborn(**) (*/unbekannt) verrät folgendes:

Ischl, 11.September 1857,
Liebe Gräfin!
Ihre königl.(*) Hoheit die Frau Erzherzogin machen nun täglich so große Promenaden daß höchstdieselben mir den Auftrag gaben Ihnen zu sagen liebe Gräfin daß es Ihr nicht möglich wird Sie vor Mittwoch zu empfangen, – sollten Sie also an diesem Tage (ohne alle gêne) wirklich noch hier sein, so würde es Sie freuen Sie um Dreiviertel auf 2 Uhr bei sich zu sehen. Genehmigen Sie in aller Eile liebe Gräfin die Versicherung meiner innigsten Hochachtung.
Gräfin Schönborn
Hofdame der Erzherzogin Sophie (1)

(*)Anmerkung Petra: Im Originalbuch von 1903 steht königl. Hoheit = königliche Hoheit, was auf den Geburtstitel von Erzherzogin Sophie hinweist.
Richard Kühn hat in seiner 1942 Version auf S.342 kaiserliche Hoheit gemacht.

“Wien, 4.Jenner 1858
Liebe Eva!
Ich freue mich unendlich daß die gute Erzherzogin Deine Caroline (Anmerkung Petra: Caroline von Sickingen, Tochter der Briefeempfängerin; Anmerkungen am Beitragsende) als Hofdame angenommen hat, mit Beruhigung kannst Du ihrer Zukunft entgegensehen. Wem die Erzherzogin die Hand reicht der kann sie unverzichtlich ergreifen denn Sie leitet nur zum Guten. Ich nicht nicht in Sorgen, denn bei Carolines Tüchtigkeit und ihren Talenten wird Sie ihren ehrenvollen Beruf sicher ganz erfüllen. Im Anfang gibt es Schwierigkeiten, dem kann Sie vorarbeiten um sich leiter hineinzufügen. So möchte ich ihr z.B. rathen sich im Vorlesen zu üben und ihre Stimme zu kräftigen, welche sonst durch Befangenheit leich unsicher wird. Ich spreche aus Erfahrung!
Ich war bei Gräfin Königsegg (Anmerkung Petra: ehemalige Hofdame Gräfin Bellegarde; weiter oben im Text erläutert) um mir ein Verzeichnis ihres Hofdamen-Trousseau (Anmerkung Petra: Hofdamen “Uniform” Unterlagen) zu nehmen. Es ist zweckmäßig ohne Verschwendung gehalten, was bei dem ewigen Wechsel der Mode sehr weise und praktisch ist. Paula (Anmerkung Petra: Gräfin Königsegg; ehemals Bellegarde) sagte mir aber daß Sie zu wenig gehabt und bald nachschaffen mußte. – Da Caroline im Frühling eintritt, so scheinen mir Sommer-Toiletten für Schönbrunn nothwendig. Zwei hübsche Seidenkleider, 1 für Mittag, 1 Frühkleid und Alles für angegebene Hof-Trauer, wozu ein schwarzer Spitzen-Hutz nothwendig, dann muß Sie eine hübsche Applications-Mantille und Ueberchemisettes (Anmerkung Petra: Unterkleider) samt Ärmeln und Krgen haben zu farbigen und schwarzen Toiletten assortirt. Hast Du eine gute Adresse für Spitzen in Brüssel? Sonst empfehle ich Dir Mme. Pannal die in Sanssouci verkauft.
Vergiß nicht feine Schwarze Spitzen nach der Elle, zum Aufputz der Taille, das braucht man wie das liebe Brodt.
Uebrigens hat ja Caroline einen Fonde de toilette was ihr sehr zu Statten kommen wird, denn man raucht zum toilettiren s e h r v i e l sans etre une Elegante fondée.
Ein Dutzend gestickte Sacktücher, 3 Stück s u p e r l a t i f, 3 Stück mit Valenciennes, Schön moderen geschlungen 3 Stück en somme 12 Stück. Sie muß eine Kammerjungfer und ein Stubenmädchen haben, Letztere soll kochen können. Ja wir Hofdamen brauchen mehr als wir dürfe und müssen stets parat sein!
Eine Excursion vorher mit Cäcilie nach Salzburg zu machen- dafür schwärme ich nicht. Mir scheint Eure Villa das Beste für eine angehende Hofdame. –
Deine Sophie (2)

Im Februar ging es weiter.

“Oldenburg, 2. Februar 1858
Erlauben Sie meine sehr liebe Gräfin daß auch ich mich in die Reihen der Gratulirenden Stelle, und Ihnen so wie der Comtesse Caroline meine recht herzlichen Glückwünsche vorbringe! – ich habe die Kunde der Ernennung der liebenswürdigen Comtesse zur Hofdame, von meiner Schwester Sophie erfahren und ihre Freude darüber, recht lebhaft getheilt.
Es ist gewiß ebenso beglückend als ehrenvoll der hochverehrten Erzherzogin Sophie seine Dienste zu weihen und ebenso bin ich überzeugt daß die junge Hofdame den Anforderungen ihres neuen Berufes vollkommen entsprechen wird, möge dieselbe nur so recht heiter und muthig in die neue Laufbahn eintreten. –
Ihrem gütigen Andenken meine theure Gräfin empfehle ich mich auch ferner und werde es stes mit warmer Verehrung und Ergebenheit erwiedern.
Christa von Scharnhorst (3)

Wir nähern uns dem Ende der Briefe, welche ich trotzdem nicht vorenthalten möchte, da ich sie interessant finde.

“Wien, 17.März 1858
Liebe Eva!
Die Gnade Gottes waltet über Dir! Die Ernennung Cara’s (Anmerkung: Caroline) hat ein mächtiges Echo nach allen Seiten hervorgerufen! Kürzlich passirte ich den Abend bei der hochverehrten Erzherzogin Sophie, die Eurer gedachte und fragte, wann Ihr kommen werdet?
Kaiser und Kaiserin erschienen unerwartet und verschönten den Abend mit Ihrer Gegenwart am Theetisch. Die Kaiserin, obgleich etwas blaß, ist wunderschön!! Sie trug ein weißes poult de soie Kleid mit Mantille mit Hermelin garnirt, in den schönen Haaren Diamant Nadeln und sah herrlich in der einfachen, geschmackvollen Toilette aus.
Die Hofdamen-Ausstattung ist kostspielig, denn der Hof gibt nur das Nothwendige, der Mensch braucht gar Vieles. Bei Deinem Hiersein werden wir Alles besprechen.
Sophie (4)

Baronin von Scharnhorst schrieb am 17.3.1858 einen Brief an Karoline von Sickingen. Dieser Brief ist im Buch von 1903 (unten in den Anmerkungen ist die Erläuterung dazu) nicht enthalten. Es ist daher anzunehmen, dass folgender Wortlaut von Richard Kühn wieder verfälscht wiedergegeben wurde.

“Wien, 17.3.1858
Du wirst wie alle Hofdamen die Erfahrung machen, daß eine gutgewählte Ausstattung, besonders Spitzen und Bräusche, einen Grund der Toilette legt, den man in der Hofkarriere aus eigenen Mitteln nicht legen kann. Die täglichen Bedürfnisse, der Wechsel der Mode und die Ehrenausgaben erschlpfen die Kasse. Darum küsse Deiner Mama tausendmal die freigebigen Hände, daß sie Dich so gut versorgt zu Deinem neuen Beruf ausstattet.
Ich habe in Beziehung der Wohnung noch keine genügende Antwort zu geben. Bei Munsch ist der erste und zweite Stock bis Ende Mai eingenommen und keine Aussicht, daß Platz gemacht wird.
Ich habe in der “Stadt Frankfurt” nachgesehen. Es ist eine der besten Gasthöfe, sehr zu empfehlen wegen der Kost und der Bereitwilligkeit des Wirts. Prinz Karl von Baden wohnt immer dort, wenn er in Wien ist. Man hat dort alles; hübsche Zimmer, Equipage, gute Bedienung. Er liegt im Zentrum der Stadt, ganz nahe bei den Theatern und der Burg. Obgleich jetzt alles besetzt ist, will der Wirt sein mögliches tun. Allein vor dem 22./23. kann er nicht bestimmen, ob im ersten oder zweiten Stock etwas frei wird.
Der zweite Stock ist viel hübscher und angenehmer, wie in jedem Hotel, weil man nicht au bénéfice der Speiselokalitäten dem Geruch un den Launen der Tischgäste ausgesetzt ist.
Der Preis kann erst bestimmt werden, wenn die Zimmer genommen werden.
Vielleicht entschließt sich Mama, außer den Schlafzimmern einen kleinen Salon zu nehmen. Denn Ihr werdet sehr viele Visiten haben inklusive derjenigen, die die Hofdame angehen.
Die können doch nicht in die Geheimnisse des Schlafzimmers eingeführt werden. In diesem Fall wären es vier Zimmer: ein Salon, eins mit zwei Betten, eins mit drei ditto und für die Kammerjungfern eins mit zwei Betten. Die großmächtige Mama, hochgeborene Gräfin Sickingen, mit Schätzen und einer Hofdame beladen, möge gnädigst ihre Entscheidung sobald als möglich geben. (6)

Deshalb war es nicht nur von Nöten, dass die Hofdame die Ahnenprobe bestand, sondern auch die Familie reich genug war, die Tochter finanziell zu unterstützen.

Ein Umstand, der zB. bei Hofdame und Vertrauter Marie von Festetics ein unabdingbarer “Fehler” war, denn ihre Familie hatte durch viele Spekulationen beinahe ihr gesamtes Vermögen verloren.

Elisabeth war es, die Marie immer wieder unter die Arme griff.

Zu jedem Anlass – und es gab derer viele – verlangte die Etikette ein neues Kleid.

Dies durfte zwar nicht schöner sein, als das der Kaiserin oder eben der Herrschaft wo man diente, musste aber zumindest gleichwertig sein.

Es war dabei wichtig, die Toilette genau abzustimmen. Schmuck, Haare, Kleid hatten genau zueinander zu passen. Ein kostspieliges und aufwendiges Vorhaben, dass vom Gehalt einer Hofdame nicht bezahlt werden konnte, wenn man bedenkt, dass die Hofdame auch ständig mit ihrer Dame auf Reisen war. Hofdamen gab es ja nicht nur bei der Kaiserin, sondern auch bei Königinnen, bei den Erzherzoginnen, bei Herzoginnen, bei Fürstinnen usw.

Hofdamen begleiteten ihre Herrschaft überall hin. Auf die Reisen, ins Hotel, zu Soireen, zu Teegesellschaften, zu Dinnerpartys, zu Hofbällen, zu Bällen und Einladungen aller Art, zu karitativen Besuchen, in die Kirche, zum Lunch und zum Frühstück.

Es gab im Prinzip keine Minute des Tages, an dem keine Hofdame zugegen war, außer die Herrschaft wünschte dies ausdrücklich und dann nur, wenn diese zu Hause war.

Ansonsten fungierte die Hofdame natürlich als Anstandsdame und durfte erst recht das Zimmer nicht verlassen. Deshalb gab es immer mehrere Hofdamen, um im Turnusdienst zu arbeiten.

Kaiserin Elisabeth begleiteten an die 10 Hofdamen permanent auf Reisen, allerdings waren nur 2-3 wirklich ihre engsten Vertrauten.

Alle anderen versahen ihren Dienst und gingen wieder. Nie hätte Elisabeth Privates mit ihnen besprochen.

Marie und Ida (beide weiter unten) sind die berühmtesten Namen unter ihnen und waren beinahe rund um die Uhr für “ihre” Kaiserin da.

Da am kaiserlichen Hof es nur so von Offizieren, Diplomaten, Ministern, Bediensteten usw. wimmelte, war dies ein großer Heiratsmarkt.

In Schloss Schönbrunn lebten rund ums Jahr an die 4000 Personen. So verliebten sich natürlich auch die jungen, bei Kaiserin Elisabeth immer sehr hübschen Hofdamen. Kaum hatte diese den Wunsch geäußert sich zu verloben und ehelichte dann ihren Verlobten, wurde die Hofdame aus dem Dienst entlassen.

Eine verheiratete Hofdame war bei Hofe nicht zugelassen.

Heiratete eine Hofdame, wurde diese bis an ihre Lebensende vom Hofe unterstützt. Sie bekam eine Art Pension. Auch dann, wenn die Herrin verstarb, wurde die Hofdame weiterhin bezahlt.

berühmte und weniger berühmte Hofdamen bzw. eine Vorleserin unter Kaiserin Elisabeth

Foto: Wikimedia/Commons
Ida von Ferency und Marie von Festetics auf Maultieren

Nehmen wir das größte Beispiel Vorleserin Ida von Ferency (*7.4.1839, †28.6.1928).

Wie ihr Name 1864 auf jene Liste kam, als Kaiserin Elisabeth eine Gesellschafterin suchte, ist ein ungelöstes Rätsel, welches sich nach so vielen Jahren nicht mehr klären lässt.

Ihr Posten musste erst geschaffen werden. Zuerst wurde sie zur Gesellschafterin und Sprachlehrerin.

Da aber Max von Falk den vertrauensvollen Posten des ungarischen Sprachlehrers inne hatte, war es schnell vorbei mit diesem Synonym. Also erfand man den Posten “Vorleserin”, da Ida die Ahnenprobe nicht bestand.

Sie kam aus dem einfachen Landadel und hatte weder 8 Urahnen vorzuweisen, noch generell einen Hofdamen-Posten zu erhalten. Ihr Rang war viel zu niedrig. Kaiserin Elisabeth ob ihrer Schönheit allerdings Feuer und Flamme, wollte sie unbedingt behalten.

Zu dem waren sich die beiden Frauen vom ersten Moment an sympathisch.

So wurde der am Hof einzigartige Posten der “Vorleserin” geschaffen.

In manchen historischen Büchern ist von der Hofdame Ferenczy zu lesen. Das ist falsch. Ida blieb bis zu ihrer Pension “Vorleserin”.

Foto: Wikimedia/Commons
Marie von Festetics

Hofdame Marie Gräfin von Festetics (*20.10.1839, †16.4.1923) reiht sich in die berühmten Namen der Hofdamen ein, die man sicherlich unter Kaiserin Elisabeth kennt.

Niemand geringerer als Julius „Gyula“ Graf Andrássy von Csik-Szent-Király und Kraszna-Horka (*8.3.1823, †18.2.1890) schlug 1871 Marie als Hofdame vor.

Marie war ursprünglich auf einem anderen Posten und gar nicht glücklich als sie die Ernennung für die Kaiserin erhielt.

Doch Gyula bekniete sie hinzugehen.

Als sie Elisabeth das erste Mal sah, schrieb sie wahre Entzückungen über die Kaiserin in ihr Tagebuch, welches sie über die Jahrzehnte fleißig schrieb. Sie sollte zwei Heiratsanträge ablehnen, um bei ihrer geliebten Kaiserin bleiben zu können.

Es nahm niemand so viel Einfluss auf Elisabeth wie Marie von Festetics. In der Familie wurde Marie deshalb argwöhnisch beäugt. Erzherzogin Sophie und sogar Elisabeths Tochter Erzherzogin Marie Valérie (*22.4.1868, †6.9.1924) hassten Marie regelrecht. Der gesamte Beitrag zu Marie von Festetics kann hier nachgelesen werden.

Foto: Wikimedia/Commons
die Geschwister Lily und Imre von Hunyady

Berühmt wurde auch Lily von Hunyady (*26.12.1836, †28.2.1907), welche Elisabeth nach Madeira begleitete.

Leider auch ihr Bruder, der sich in Elisabeth verliebte und sofort aus ihren Augen entfernt wurde.

Lily verliebte sich selbst zu guter Letzt und musste den Hofdienst verlassen. Der Beitrag zu ihr kann hier nachgelesen werden.

Eine ganz andere Geschichte, war jene, als mich eine Followerin auf Facebook bat, die Hofdame auf jenem Bild hinter Kaiserin Elisabeth ausfindig zu machen.

Dies war gar nicht so einfach, wie anfangs gedacht. Doch wenn ich mich einmal in Recherchen verbeiße, dann so lange, bis ich ein Ergebnis habe.

Auf einem Rundgang durch Schloss Moosburg wurde ich zum ersten Mal auf einen Namen aufmerksam, der mich schlussendlich ans Ziel brachte.

So kurz wie hier jetzt dargestellt, waren die Recherchen natürlich nicht. Mehr als ein 3/4 Jahr dauerten sie an und ich hatte ein riesen Glück, dass ich ausgerechnet in jenes Schloss eingeladen wurde.

Und so fand ich jene Hofdame, die gesucht war.

Marie Johanna Gräfin von Welsersheimb Freiin von Gumpenstein, verheiratete Marie Gräfin von Goëss (*6.5.1824, 4.12.1896). 1852 starb Maries Mann und schon bald danach ereilte sie der Ruf zur Hofdame für Kaiserin Elisabeth. Später wurde sie zur Obersthofmeisterin.

Besagtes Bild zeigt die beiden am 19.4.1875 als sie die neuen Volksküche in der Schönlaterngasse besuchten, da ihr diese von ihrem Gemahl Kaiser Franz Joseph ans Herz getragen wurden. Er war dort zu Gast, speiste vor Ort, lobte die gute Küche, ließ sich alles zeigen und lobte die neue Art der Gemeinnützigkeit in Wien.

Elisabeth wollte sich selbst ein Bild machen, allerdings ohne sich anzumelden. Alleine und ohne Entourage und nur mit Gräfin von Goëss besuchte sie besagte Küche.

Der zufällig anwesende Maler August Heinrich Mansfeld hielt diesen Augenblick in Skizzen fest und malte danach ein Bild. Elisabeth gefiel die Suppenküche ebenso gut wie ihrem Mann und sie übernahm die Schirmherrenschaft.

Hofdamen im Dienste anderer hoher Personen

Foto: mythoskaiserinelisabeth.com – Petra
Marie von Redwitz, Enthüllung der Oskar von Redwitz Statue vor dem Hotel Austria, Meran, 22.10.1894

Marie von Redwitz* (*9.12.1856, †11.4.1933) wiederum ist berühmt, da sie die Hofchronik von der Bayern-Linie aus schrieb.

Sie war die Hofdame von Amelie von Urach, besser bekannt als Amelie Herzogin in Bayern (*24.12.1865, †26.51912).

Ihr Vater war Carl Theodor in Bayern “Gackel” (*9.8.1839, †30.11.1909) und Sophie Prinzessin von Sachsen (*15.3.1845, †9.3.1867).

Carl Theodor war ein Bruder von Kaiserin Elisabeth und Sophie war ihre Cousine und Schwägerin. Leider starb die geliebte Ehefrau und Mutter recht bald, so dass Carl Theodor einige Jahre später noch einmal heiraten musste.

Die traurige Geschichte zu Sophie kann hier nachgelesen werden.

Amelie heiratete später Wilhelm von Urach (*30.5.1864, †24.3.1928) und so wurde Marie von Redwitz ihre Hofdame.

Doch auch sie war anfangs gar nicht so begeistert ihre Freiheit aufzugeben und wehrte sich lange der “Berufung” nachzugeben. Doch es half natürlich nichts. Die Damen jener Zeiten hatten keine Wahl und so trat Marie ihre Stelle an und schrieb von Anfang an Tagebuch.

Ihre Hofchronik ist heute in keinem historischen Buch (und auch bei mir) wegzudenken.

Foto: Wikimedia/Commons
Amalie Prinzessin von Schweden
Lithographie: Josef Kriehuber

Sophie von Scharnhorst* sei erwähnt. Sie schrieb die Hofdamenbriefe, die ebenfalls eine unglaubliche Quelle ihrer Zeit sind.

Sie arbeitete bei Prinzessin Amalie Marie von Schweden (*22.2.1805, †22.9.1853°), die über vielfache Ecken mit dem Kaiserhaus verwandt war und dort ein und aus ging.

Sie selbst lebte in Wien und war bei fast allen kaiserlichen familiären Anlässen eingeladen.

Baronin von Scharnhorst schrieb alles nieder und so erhält der Leser einen guten Einblick in jene Zeit rund um Erzherzogin Sophie als noch Erzherzog Franzi, Maxi, Karli und Luzi-Wuzi klein waren. Natürlich erwähne ich hier niemand geringeren als Kaiser Franz Joseph und dessen Brüder.

Erwähnenswert ist auch noch Clementine Gräfin von Taaffe(***) (*20.10.1827, †13.9.1882), der Name wird aufmerksamen Habsburg Kennern vor allem durch Eduard Taaffe (*24.2.1833, †29.11.1895) ein Begriff sein.

Foto: Wikimedia/Commons
Erzherzogin Hildegard

Er war der einzige lebenslange Freund und Vertraute von Kaiser Franz Joseph.

Kaiser Franz Joseph übergab ihm nach der Mayerling Affäre Dokumente von Rudolf, die bis heute nicht mehr aufgetaucht sind.

Taaffe war für die Bespitzelung von Kronprinz Rudolf verantwortlich, da dieser die liberale Einstellung des Kronprinzen nicht ertragen konnte und ihn hasste wie die Pest.

Clementine Gräfin von Taaffe wurde am 31.10.1856 29jährig Hofdame bei Erzherzogin Hildegard (*10.6.1825, †2.4.1864).

Empfohlen hatte sie die heißgeliebte Aja von Kaiser Franz Joseph Louise Baronin von Sturmfeder. Sie ehelichte am 1.5.1844 in der Allerheiligen-Hofkirche in München Erzherzog Albrecht (*3.8.1817, †18.2.1895) und war eine Cousine von Kaiserin Elisabeth und Kaiser Franz Joseph.

Hildegard war die Tochter von König Ludwig I von Bayern, der der (Halb)Bruder von Erzherzogin Sophie (*27.1.1805, †28.5.1872) und Herzogin Ludovika (*30.8.1808, †26.1.1892) in Bayern war.

Zuerst wurde sie Hofdame und als Erzherzogin Hildegard an einer Rippenfellentzündung starb, blieb sie auf Wunsch von Albrecht bei den Kindern und zog diese auf.

Clementine war nicht nur äußerst gebildet, sie interessierte sich sehr für Geschichte und für die Theologie. Die Kinder des Paares liebten sie sehr und schrieben ihr häufig Briefe oder zeichneten ihr Bilder.

Am 26.6.1864 wurde sie Sternkreuzordensdame und in der Marienkapelle “St. Christoph” in Baden bei Wien hängt links neben dem Eingang eine Gedenktafel für Clementine von Taaffe “Gesellschaft der adeligen Frauen”. 

Das war es nun vorläufig aus dem Reich der Hofetikette und dem Wirr Wirr der Begrifflichkeiten.

Wenn euch ein Begriff auffällt oder einfällt den ihr erklärt haben wollt, scheut euch nicht mir zu schreiben.

Ich werde ihn gerne in die Liste aufnehmen. 

– Petra – 

Foto: abebooks.com
Amalie Prinzessin von Schweden eigenhändige Unterschrift
Quittung über 2500 Thaler Preußischer Courant durch den Gesandten von Arnim

Anmerkungen:

(*) Wichtige Anmerkung:

Sophie Gräfin von Scharnhorst war die Hofdame von Amalie Prinzessin von Schweden (*22.2.1800, 21.9.1853). (°)Im gesamten Internet ist das Sterbedatum von Amalie Prinzessin von Schweden falsch.

Sophie von Scharnhorst notiert den Todestag und die restlichen Trauertage ganz genau. Wieso auch hier die Daten im Netz nicht übereinstimmen (und wahrscheinlich in vielen historischen Büchern), ist mir ein Rätsel.

Amalie war, wie ihr Bruder Prinz von Wasa, eine enge Freundin des Erzhauses und begleitete beinahe ständig Sophie überall hin. So erlebte Sophie von Scharnhorst die kaiserliche und erzherzögliche Familie.

Kein schlechtes Wort kam der Gräfin über ihre Herrin jemals über ihre Lippen. Ihre Briefe sind eine einzige Lobeshymne an die hohe Frau.

Die Briefe erreichten alle ihre enge Freundin Eveline Gräfin von Sickingen-Hohenberg(*) (*24.11.1809, †27.11.1895), welche in Ischl lebte und eine enge Vertraute des hohen Adels war. So auch von Erzherzogin Sophie.

In den “Hofdamenbriefe Sammlung von Briefen an und von Wiener Hofdamen a.d.19.Jahrhundert”, Ausgabe 1903, Verlag von Caesar Schmidt, Zürich, Gesammelt von B.von.S. ist Eveline von Hohenberg-Sickingen geb. Gräfin Schlabrendorf als Hohenberg angeführt.

In den “Hofdamen-Briefe um Habsburg und Wittelsbach (1835-1865) Herausgegeben von Richard Kühn, Oswald Arnold Verlag Berlin, 1942, hat Herr Kühn nicht nur den Titel geändert, sondern bedauerlichweise oftmals auch den Inhalt komplett anders wiedergegeben, als in den Originalbriefen dies jemals enthalten gewesen wäre (ich bin ehrlich gesagt überfragt, warum). Hinzu kommt noch ein etwas längeres Vor- und ein Nachwort, wo er im Nachwort lediglich ein paar historische Personen ergänzt, nichts aber über die Hofdamen preisgibt. Recherchen über diese hat er anscheinend nicht vorgenommen. Ein paar Briefe wurden ergänzend hinzugefügt; da diese aber im Originalbuch fehlen, frage ich mich, welchen Originalinhalt diese tatsächlich beinhalteten. Eine Quelle mit Vorbehalt meiner Meinung nach.

Auffällig war aber, dass nach längerem Suchen eine Eveline von Hohenberg-Sickingen geb. Gräfin Schlabrendorf nicht aufzufinden war. Im Vorwort von Herrn Kühn fand sich ein Satz, der mich allerdings weiterbrachte. Ihre älteste Tochter (namenlos) hatte Graf Camillo Starmhermberg geheiratet.

Über die Webseite der Starhermbergs fand ich Camillo Heinrich Fürst von Starhermberg (*31.7.1835, 3.2.1900). Er war mit Sophie Gräfin von Hohenburg-Sickingen (*13.8.1842, 23.5.1913) verheiratet.

Über das “Genealogisches Handbuch des Adels -Fürstliche Häuser” von 1971 fand ich heraus, dass es in Breslau einen Adel Schlabrendorff gab. Weiters hieß dieser ganz genau: Schlabrendorff von Seppau

Und dann hatte ich sie gefunden: Eveline Gräfin von Hohenburg-Sickingen geb. Gräfin Schlabrendorff von Seppau war die angegebene Briefeempfängerin Eveline Gräfin Hohenberg-Sickingen. Sie hatte Wilhelm von Hohenburg-Sickingen (*2.12.1777, 7.3.1855) geheiratet.

Ebenfalls ein Rätsel war ihre Tochter Caroline, da mit der falschen Schreibweise auch Caroline, welche bei Richard Kühn Karoline geschrieben wurde, nicht aufgefunden werden konnte.

Erst ein Stammbaum auf einer holländischen Seite brachte mich weiter. Caroline von Hohenburg-Sickingen (*5.2.1835, 2.8.1909) wurde zur Hofdame bei Erzherzogin Sophie 1858 einberufen. Ungefähr 2 Jahre übte sie diesen Dienst aus, bevor sie Conrad Graf von Sternberg-Rudelsdorf (*6.6.1825, 2.9.1876) ehelichte und Tochter Eveline (*13.5.1861, 17.10.1881) gebar.

Warum also im 1903 erschienen Buch “Hofdamen Briefe” der Name von Eveline von Hohenburg-Sickingen falsch wiedergegeben wurde, ist mir unklar. Ich nehme an, dass dies ein Abschreibfehler des Enkels (von Eveline) war, der die Briefe fand und schließlich in Zürich veröffentlichte. Herr Kühn 1842 hatte einfach den Text übernommen, ohne vorher zu recherchieren. Diese Abschreiberei ist ja nichts Neues.

(**) Auf Seite 279 findet sich in den Hofdamen Briefe von Baronin von Scharnhorst der Name “Gräfin Schönborn”. Weitere Angaben gab es nicht.

Auch jetzt machte ich mich wieder auf die Suche nach der Hofdame von Erzherzogin Sophie und wurde nach langer und intensiver Suche fündig:
Zuerst fand ich
Maria Anna Josephine Caroline von Schönborn-Buchheim, welche Hofdame bei Kaiserin Elisabeth wurde und oben ebenfalls Thema ist. Da dies 1857 passierte, diese aber nicht von jene Gräfin war, die Eveline von Hohenburg-Sickingen schrieb, suchte ich weiter.

Über Caroline fand ich Obersthofmeisterin Ernestine Schönborn (*1800, 1850). Wer 1850 gestorben ist, kann nun mal 1857 keine Briefe schreiben, also war auch das eine Sackgasse. Ich vermute, dass es sich um Gräfin Schönborn, um Charlotte Sophie handelt (*12.2.1796, 1864), konnte es aber noch nicht beweisen. Sobald mir das gelungen ist, werde ich es bekannt geben.

Weitere Angaben zum Leben der Personen – weder zu Eveline, Caroline, Ernestine, Charlotte Sophie, noch zu den anderen Hofdamen – sind auch mir verborgen geblieben. Diese konnte auch Herr Kühn schon nicht liefern.

Bis heute konnte ich auch keine Daten zu Sophie Baronin von Scharnhorst finden.

Schon 1903 findet sich in einem Nebensatz, dass die Hofdamen immer alle unbekannte Wesen waren, wenn auch nicht unbedeutend. Ein trauriger Satz, der aber leider richtig ist.

Nicht von jeder Hofdame gibt es Fotos. Ich hatte schon Schwierigkeiten die Daten herauszufinden.

(***) Bei Clementine von Taaffe darf ich mich rühmen, dass ich die erste und einzige bin, die herausgefunden hat, wann sie geboren wurde und wann sie bei Hofe ihre Anstellung fand. In keinem historischen Buch fand ich diese Daten. Es hat mich stundenlange detektivische Arbeit gekostet, die sich schließlich ausgezahlt hat.

Marie von Redwitz ist mein begehrtes Ziel für ein Foto. Ich besitze ein Familienfoto bei der Enthüllung des Oskar von Redwitz-Denkmals vor dem Hotel Austria in Meran, welches heute das Hotel Adria ist. Oskar von Redwitz (*28.6.1823, †6.7.1891) war ein berühmter Dichter und Schriftsteller und ihr Vater. Nicht nur, dass Marie Hofdame war, so trat sie auch in die Fußstapfen ihres Vaters. Sollte ich jemals in den Besitz eines besseren Fotos kommen, werde ich es hier einfügen.


Rechtliche Hinweise:
Text: Petra
Bildrechte: hofburg-wien.at, habsburger.net, mythoskaiserinelisabeth.com – Petra, Wikimedia/Commons, Kunsthistorisches Museum Wien (KHM), Österreichische Nationalbibliothek (ÖNB), abebooks.com


Literatur Hinweise:

1 – S.279, 2 – 280/1, 3 – S.282/3, 4 – S.284, 5 – S.284/5,
Hofdamenbriefe
Sammlung von Briefen an und von Wiener Hofdamen a.d. 19. Jahrhundert
Verlag Caesar Schmidt, 1903, 1. Auflage (nur noch antiquarisch erhältlich)

6 – S.376/7
Richard Kühn
Hofdamen-Briefe um Habsburg und Wittelsbach (1835-1865)
Oswald Arnold Verlag Berlin, 1. Auflage 1942 (nur noch antiquarisch erhältlich)

Georg Nostitz-Rieneck
Briefe Kaiser Franz Josephs an Kaiserin Elisabeth 1859-1898 Band I und Band II
Herold Verlag, Wien 1966 (nur noch antiquarisch erhältlich)

Gudula Walterskirchen
Der Franzi war ein wenig unartig
Hofdamen der Habsburger erzählen
Residenz Verlag, 2013, 1. Auflage (nur noch antiquarisch erhältlich)

Karin Schneider
Norm und Zeremoniell
Das Etiquette-Normale für den Wiener Hof von circa 1812
Böhlau Verlag, 2019, 1. Auflage (in jeder Buchhandlung erhältlich)

Der Hofstaat des Hauses Österreich
Ivan Zolger
Deuticke, Wien, 1917 (nur noch antiquarisch erhältlich)

Kaiserin Elisabeth ganz privat
Briefe an ihre intimste Vertraute Ida Ferenczy
Beatrix Meyer
Allitera Verlag, 1. Auflage 2020 (in jeder Buchhandlung erhältlich)

Jahresbericht des ersten allgemeinen St. Annen Kinderspitals für 1857
Interner Bericht

Christa Diemel
Adelige Frauen im bürgerlichen Jahrhundert
Hofdamen, Stiftsdamen, Salondamen 1800 – 1870
Fischer Verlag, 1. Auflage 2015


Marie Therese Erzherzogin von Braganza

Foto: Wikimedia/Commons
Marie Therese von Braganza, ca. 1889

Wir gedenken des Todestages von

Maria Theresia Immakulata Ferdinanda Eulalia Leopoldina Adelheid Elisabeth Karoline Michaela Raphaela Gabriele Franziska von Assisi et de Paula de Gonzaga Agnes Sophia Bartolomea ab Angelis de Braganza Infantin von Portugal oder in portugiesisch Donna Maria Teresa da Imaculada Conçeiäo Fernanda Eulália Leopoldina Adelaide Isabel Carolina Micaela Rafaela Gabriela Francisca de Aissis e de Paula Gonzaga Inés Sofia Bartolomea dos Anjos de Bragança Infantin von Portugal

bekannt als

Erzherzogin Marie Therese

Sie wurde am 24.8.1855 in Kleinheubach geboren.

Einige Historiker schreiben über sie auch als Erzherzogin Maria Theresia oder Maria Theresa. Sie selbst unterschrieb aber als Marie Therese (Beweis am Ende des Berichts).

Foto: Wikimedia/Commons König Michael von Portugal
Foto: Wikimedia/Commons Adelheid Prinzessin von Löwenstein-Wertheim-Rosenberg

Ihr Vater war König Miquel I von Portugal (*26.12.1802, †14.11.1866). Ihre Mutter Adelheid Prinzessin von Löwenstein-Wertheim-Rosenberg (*3.4.1831, †16.12.1909).

Marie Therese wuchs bereits im Exil in Deutschland auf. Ihr Vater starb 1866, ohne je wieder an die Macht zu gelangen.

Ihr Bruder Miquel (*19.9.1853, †11.10.1927) ehelichte die schöne Tochter von Helene “Néné” von Thurn und Taxis, eine Schwester von Kaiserin Elisabeth, Elisabeth (*28.5.1860), welche aber nach 4jähriger Ehe und nach der Geburt des 3ten Kindes 20jährig am 7.2.1881 verstarb.

Sie genoss eine höhere Mädchenausbildung im Sacré-Coeur in Paris, welche sie auch abgeschlossen hatte. Als 17jährige kam sie zur Familie zurück nach Deutschland.

Foto: geneall.net Elisabeth und Michael von Braganza
Foto: Wikimedia/Commons Erzherzog Franz Karl

Erzherzog Karl Ludwig, bereits 2facher Witwer, fuhr höchstpersönlich nach Kleinheubach, um bei ihrer Mutter vorstellig zu werden.

Diese ließ ihre Tochter in den Salon bitten. Marie Therese möge sich umziehen, hoher Besuch erwarte sie und bevor sie mit dem Bruder des österreichischen Kaisers in den Garten spazieren ging, möge sie bitte ein schönes Kleid anziehen.

Marie Therese tat wie ihr geheißen.

Was bei diesem Spaziergang besprochen wurde, ist nicht überliefert, es ist nur bekannt, dass Erzherzog Karl Ludwig obgleich Feuer und Flamme ob der Schönen war und sie bat seine Frau zu werden. Marie Therese willigte ein.

Stammbaum: mythoskaiserinelisabeth.com – Petra (vormals Sternenkaiserin), Fotos: Wikimedia/Commons

Mit knapp 18 Jahren trat die Prinzessin am 23.7.1873 auf Schloss Heubach vor den Traualtar und gab dem knapp 40jährigen(*) Witwer Erzherzog Karl Ludwig ihre Hand.

Dieser brachte 4 Halbwaisen mit in die Ehe: den 10jährigen Erzherzog Franz Ferdinand, den 8jährigen Erzherzog Otto (seinen Lieblingssohn), den 4jährigen Erzherzog Ferdinand Karl und die 3jährige Erzherzogin Margarete Sophie.

Foto: Wikimedia/Commons
Fotografie von Ludwig Angerer, 1860
Erzherzogin Sophie und Erzherzog Franz Karl
Kaiser Franz Joseph, Kaiserin Elisabeth mit Rudolf und Gisela
Erzherzog Maximilian mit Erzherzogin Charlotte, Erzherzog Karl Ludwig, Erzherzog Ludwig Victor
Das einzige gemeinsame existierende Familienfoto mit Kaiserin Elisabeth!
Foto: Schloss-Artstetten.at
Foto: albertmilde.com
Villa Wartholz, 1877

14 Tage später fand auf Schloss Schönbrunn im Beisein von Kaiserin Elisabeth und Kaiser Franz Joseph ein großer Empfang für das Brautpaar statt.


Anwesend waren die Obersthofmeisterin und Obersthofmeister der Kaiserin, der Flügeladjutant des Kaisers und die gesamte Familie, so dass – nun mehr Erzherzogin Marie Therese – standesgemäß in der Familie Willkommen geheißen wurde.

Wohnhaft wurde das Paar mit den Kindern im angekauften Palais Favoriten in Wien Wieden, welches er sich von Heinrich von Ferstel umbauen ließ.

In den Sommermonaten zog man in die Villa Wartholz in Reichenau an der Rax, welches sich Karl Ludwig ebenfalls vom selben Architekt bauen ließ.

Später wohnte die Familie im Sommer auch gerne im Schloss Artstetten.

Foto: Wikimedia/Commons Elisabeth von Schönfeld
Foto: Wikimedia/Commons
Gräfin Marie Festetics

Elisabeth Gräfin von Festetics von Tolna (*30.6.1832, †12.3.1904) verheiratete Gräfin von Schönfeld wurde durch Gräfin von Goeß die Obersthofmeisterin von Marie Therese.

Elisabeth war die Schwester der Hofdame und Vertrauten Marie Gräfin von Festetics, welche bei Kaiserin Elisabeth anstellig war.

Das Erzherzogspaar wurde von Kaiser Franz Joseph häufig ins Ausland entsandt, um an seiner Statt an allerhand Pflichten teilzunehmen.

Marie Therese galt nicht nur als die Schönste der drei Frauen von Karl Ludwig, sondern auch als die Klügste, Gewinnbringendste und durch ihr liebreizendes Wesen, als äußerst freundlich und zuvorkommend. Wo sie hinkam, wurde sie von den Menschen wohlwollend angenommen und umringt.

Karl Ludwig war oft sehr eifersüchtig und beobachtete seine Frau mit voller Skepsis, wusste er doch, dass er viel älter war als sie. Doch zu Eifersucht bestand keine Sorge.

Marie Therese liebte ihren Mann aus vollem Herzen und nie hätte sie sich zu einer außerehelichen Affäre hinreißen lassen.

Wie – aus sicheren Quellen und absolut nicht üblich zu dieser Zeit – auch Karl Ludwig nicht fremd ging und sich außerehelich vergnügte. Die beiden genügten und liebten sich gleicher Maßen.

Foto: Wikimedia/Commons Zar Alexander III mit seiner Familie

So reisten die beiden auch nach Moskau um an der Krönung von Zar Alexander III teilzunehmen.

Foto: ÖNB
Kaiserin Elisabeth ca. 1866

Erzherzogin Marie Therese zog alle Blicke auf sich. Sie galt als byzantinische Prinzessin und war eine außerordentliche Schönheit und von hoher Gestalt.

Man konnte sogar beinahe sagen, sie machte Kaiserin Elisabeth Konkurrenz, die sie allerdings nicht als solche ansah. Sie schätzte ihre Schwägerin sehr, hatte sie doch Ruhe vor den lästigen Staatspflichten und konnte ihren Reisen und Reittätigkeiten zu dieser Zeit nachgehen. Es wurde nicht nur ihre Toilette und ihre Kleider, sondern auch der prachtvolle Schmuck bewundert, was im Zarenreich wirklich etwas zu bedeuten hatte. Normalerweise war es genau umgekehrt. Erzherzog Karl Ludwig ließ sich vor der Fahrt nicht lumpen und kleidete seine Frau ordentlich ein.

Durch ihr charmantes Äußeres, ihr kluges Auftreten und ihre witzige Art lag ihr aber nicht nur Russland alsbald zur Füßen, sondern die gesamte adelige Welt.

Kaiserin Elisabeth war sehr zufrieden mit dem was ihr zu Ohren kam.

Auch Kaiser Franz Joseph schätzte seine schöne und kluge Schwägerin sehr, musste aber alsbald merken, dass sie ihren eigenen Kopf durchsetze und für ihre Familie Himmel und Hölle in Bewegung setzte, wenn es darum ging, diese zu beschützen oder wenn ihr etwas am Herzen lag.

Trotzdem oder vielleicht sogar deswegen, schätzte er sie Zeit seines Lebens. Dies ging so gar so weit, dass man die beiden später verkuppeln wollte. Doch dazu später mehr.

Foto: Wikimedia/Commons
Erzherzogin Marie Therese

Als Mutter ging sie in ihrer Rolle ebenso auf, wie als Repräsentantin am Staatsbankett.

Erzherzog Franz Ferdinand (*18.2.1863) war ein äußerst stilles und zurückgezogenes Kind, zu dem sehr eifersüchtig auf seinen jüngeren Bruder Otto (*21.4.1865), da dieser der Lieblingssohn seines Vaters war.

Mit beinahe strengem Blick beobachtete er, wenn sich seine Stiefmutter Marie Therese mit seiner kleinen Schwester Margarete Sophie (*13.5.1870) beschäftigte, da er ganz besonders an ihr hing. Sie war sein ganzer Halt und seine große Liebe innerhalb seiner Geschwister. Zeit ihres Lebens waren die beiden sehr verbunden, es traf ihn deshalb besonders hart, als sie so jung sterben musste, aber dazu später mehr.

Ferdinand Karl (*27.12.1868) fiel zwischen seinen Brüdern mehr oder weniger nicht auf. Er war der Dritte im Bunde und der jüngste Sohn.

Foto: Wikimedia/Commons Maria Annunziata 2. Ehefrau und Karl Ludwig
Foto: Wikimedia/Commons
Maria Annunziata

Mit Geduld und großer Hingabe sorgte die junge Frau, die kaum 8 Jahre älter war, als ihr ältester Stiefsohn Franzi (Ferdinand), dass die Kinder sie annahmen und liebten. Das sie alle 4 begraben sollte, war ein ungeheures Schicksal, dass sie kaum ertrug.

Die Geschichten dazu erzähle ich im einzelnen.

Nur ihre eigenen Kinder sollten sie überleben.

Schon kurze Zeit nach der Hochzeit nannten die Kinder sie “Mama” und dies sollte bis zum Tode aller Kinder so bleiben.

Die Liebe war so groß, dass sie keinen Unterschied zu ihren eigenen Kindern machte, die dem Paar Erzherzog Karl Ludwig und Erzherzogin Marie Therese geboren wurden.

Maria Annunziata kam am 13.7.1876 in der Villa Wartholz in Reichenau an der Rax zur Welt. Sie wurde nach der zweiten Ehefrau und der Mutter der vier Halbwaisen benannt.

Maria Annunziata von Neapel-Sizilien “Ciolla” (*24.3.1843, †4.5.1871) starb an Lungentuberkulose und hatte diese sowohl Erzherzog Franz Ferdinand, als auch Erzherzog Ferdinand Karl vererbt. Vermutlich auch Margarete Sophie, doch genaueres ist hierzu nicht bekannt.

Foto: Wikimedia/Commons Elisabeth Amalie

Am 7.7.1878 kam ebenfalls in der Villa Wartholz Tochter Elisabeth Amalie Eugenia zur Welt. Elisabeth wurde von Kaiserin Elisabeth getauft, wurde allerdings von Erzherzogin Christine vertreten.

Foto: Wikimedia/Commons Margarete von Sachsen, Karl Ludwigs 1. Ehefrau, Namenspatronin von Tochter Margarete Sophie

Bevor ich zu den Kindern und dem Rest der Geschichte komme, möchte ich noch kurz die erste Ehefrau erwähnen, damit diese auch ihren Abschluss findet.

Margarete von Sachsen (*25.5.1840, †15.9.1858), Cousine von Elisabeth, Franz Joseph und eben von Karl Ludwig wurde von Erzherzogin Sophie zur Ehefrau bestimmt.

Sie starb nach kaum 2jähriger Ehe 18jährig an Typhus. Die Ehe blieb kinderlos. Tochter Margarete Sophie bekam den Namen der 1. Ehefrau.

Foto: Wikimedia/Commons
Erzherzogin Marie Therese und Erzherzog Karl Ludwig

Als bei Erzherzog Franz Ferdinand die Lungentuberkulose ausbrach und er sich deshalb auf halber Weltreise befand, schrieb sie ihm unentwegt Briefe, um ihn aufzuheitern.

Leider geschah hier ein großes Unglück. In Kairo besuchte ihn die gesamte Familie um den Kranken aufzuheitern.

Karl Ludwig trank aus religiöser Überzeugung aus dem Jordan. Der Jordan war aber schon zu dieser Zeit enorm verschmutzt, so dass sich Karl Ludwig schwer vergiftete.

Sofort veranlasste man die Heimfahrt und Marie Therese kümmerte sich rührend um den Schwerkranken. Doch kaum zu Hause, war er schon so geschwächt, dass es kaum noch Hoffnung gab.

Am 18.5.1896 starb Erzherzog Karl Ludwig. Er hinterließ ihr ein immenses Vermögen, allerdings verhielt sich der Wiener Hof absonderlich.

Doch darauf möchte ich später in der Geschichte zurückkommen.

Erzherzog Franz Ferdinand

Foto: Wikimedia/Commons
Sophie von Hohenberg

Franzi, wie er Zeit seines Lebens von seiner Mama genannt wurde, hatte sich verliebt.

Leider war diese Liebe verboten und so musste diese lange Zeit verheimlicht werden.

Nur wenige Personen wussten Bescheid; u.a. waren eingeweiht Kaiserin Elisabeth, mit der sich Franz Ferdinand außerordentlich gut verstand, seine Schwester Margarete und natürlich Mama Marie Therese.

Die gesamte Geschichte zu Erzherzog Franz Ferdinand und Sophie von Hohenberg kann hier nachgelesen werden.

Ab 1899 half sie ihrem Sohn bei ihrem Schwager Kaiser Franz Joseph zu intervenieren, dass dieser seine große Liebe Sophie von Chotek heiraten dürfe.

Schon zuvor hatte sich Kaiserin Elisabeth dafür eingesetzt, doch diese starb bevor sie etwas erreichen konnte.

Also war Marie Therese auf sich allein gestellt.

Und obwohl Kaiser Franz Joseph von einer morganatischen (unstandesgemäß) Ehe nichts wissen wollte, gab sie sich nicht geschlagen.

Als der Affront aufkam und Erzherzog Franz Ferdinand Sophie im Kloster entdeckte, hielt er eine beeindruckende Rede vor seinem Onkel. Zwar gab dieser nicht nach, doch Franz Ferdinand unterschrieb die Verzichtserklärung, die ihm dieser vorlegte. Diese besagte, dass er zwar Thronfolger blieb, aber Sophie keine Kaiserin werden dürfe und die Kinder den Namen der Mutter tragen müssten und keine Thronfolger werden würden. Franz Ferdinand hatte gesiegt.

Die Hochzeit fand am 1.7.1900 statt.

Kaiser Franz Joseph verbot an der Hochzeit des Sohnes teilzunehmen und verhängte eine lächerliche Staatstrauer einer nebensächlichen Tante.

Fürstin Josephine von Hohenzollern (*21.10.1813, †19.6.1900) war verstorben. 4(!) Tage später wurde eine 12tägige Hoftrauer angeordnet. So hatte der Wiener Hof die Ausrede nicht teilnehmen “zu dürfen”.

Marie Therese und die Stiefschwestern hielten sich jedoch nicht an dieses Verbot. Von Sophies Seite waren ihre Geschwister mit Ehepartnern anwesend.

Jetzt lernte Kaiser Franz Joseph den Sturkopf seiner Schwägerin kennen und noch viele solcher Einsätze sollten folgen.

8 Tage nach der Hochzeit schrieb Erzherzog Franz Ferdinand an seine Stiefmutter folgenden Brief:

Liebste Mama!

Endlich bißl in Ruhe gekommen nach Beantwortung zahlloser Telegramme – Briefe nach Einrichtung unserer Wohnung und Auspackung aller Sachen von Sophie ist es mir Erstes Dir einige Zeilen zu schreiben und Dir in meinem und Sophies Namen auch noch schriftlich von ganzem Herzen zu danken für all die unbeschreibliche Güte und Liebe die Du uns in Reichstadt bewiesen hast! 

Wir sind Dir bis an unser Lebens-Ende dankbar für Alles was Du für uns gethan hast für die zahllosen Beweise Deines goldenen mütterlichen Herzens. 

Ich fühle mich wie neugeboren. Sie schwärmt von Dir und redet nur Deiner Güte und Liebe. Ich habe vollkommen in meinem Inneren das Gefühl daß wir beide bis zu unserem LebensEnde unbeschreiblich glücklich sein werden. 

Gute liebe Mama, Du hast das Richtige getroffen, daß Du mir so geholfen hast! 

Der liebe Gott zu dem ich täglich 2mal in der Capelle mit Soph bete lohne Dir gute Mama Alles was Du für uns gethan. 

Ich umarme Dich und Die Schwestern küsse Dir die Hände und bin ewig

Dein

dankbarster Dich innigst liebender Sohn Franzi. 

9.Juli 1900 (1)

Foto: Wikimedia/Commons
Franz Ferdinand und Sophie mit ihren Kindern Sophie, Max und Ernst

Marie Therese liebte nicht nur ihren Franzi und Soph, wie Sophie liebevoll genannt wurde, sondern auch ihre Enkelkinder, die eigentlich ihre Sitefenkelkinder waren, wenn wir es genau betrachten würden.

Doch dieses Wort stand Marie Therese nie im Weg und deshalb sollte es auch hier nicht im Wege stehen.

Franz Ferdinand und Sophie wurden 3 wunderschöne Kinder geboren, die auf so tragische Weise zu Waisen wurden.

Das Unglück von Sarajevo traf Marie Therese und die Kinder hart.

Doch Zeit ihres Lebens hielt sie den Kontakt zu ihren Enkeln.

  • Sophie (*24.7.1901, †27.10.1990) geboren, war 13 Jahre alt
  • Maximilian (*29.9.1902, †8.1.1962) geboren, 12 Jahre alt
  • Ernst (*27.5.1904, †5.3.1954) geboren, 10 Jahre alt

Die geliebten und wohlbehüteten Kinder waren von einem Tag auf den anderen Vollwaisen und standen ohne Schutz ihrer Eltern da.

Erzherzog Otto

Foto: Wikimedia/Commons
Maria Josepha

Dem Zweiten dem sie bis zur Erschöpfung und Selbstaufgabe half, war Erzherzog Otto, als er an Syphilis erkrankte und von der Familie schon lange verstoßen war.

Ottos “Bolla” oder auch “der Schöne” Lebensweg war dem eines Dandys.

Er genoss Dirnen, Alkohol, Tänzerinnerinnen und hatte mehrere uneheliche Kinder.

Seine Ehe mit Maria Josepha Prinzessin von Sachsen (*31.5.1867, †28.5.1944) war eine einzige Farce. Lediglich zwei Söhne wurden geboren.

Erstgeborener Karl (*17.8.1887, †1.4.1922) ging in die Weltgeschichte ein. Er wurde zu

Kaiser Karl I.

Bei der Geburt von Karl kam es beinahe zu einem Drama.

Maria Josepha überlebte die Geburt beinahe nicht, so dass sogar ein Priester für die Sterbesakramente gerufen wurde.

Otto vollkommen hilflos in dieser Situation verständigte seine Mutter und diese eilte zu der Sterbenden und half nicht nur ihrem Sohn mit dem Baby, sondern setzte sich an ihr Bett, betete mit ihr und spendete tröstende Worte. Tag und Nacht wachte sie bei ihrer Schwiegertochter, die sich so nach und nach von der Strapaz erholte.

Als sich dann noch Franzi in Sophie verliebte, war es ausgerechnet Otto, der sich gegen Franz wandte.

Trotzdem war dies für Otto kein Schuss vor den Bug.

Foto: Theatermuseum.at
Marie Schleinzer

Kaum war Maria Josepha genesen, genoss er schon wieder seine außerehelichen Affären und ließ seine “Nonne” wie er Maria Josepha nannte, mit dem Baby allein.

Er lebte offen mit seiner Geliebten, der Balletttänzerin Marie Schleinzer zusammen, mit welcher er zwei Kinder zeugte, die er öffentlich anerkannte.

Seine Frau wurde im eine vollkommen Fremde.

Marie Therese hielt trotzdem all die Jahre zu ihm.

Selbst als sich das Verhältnis zu Franzi zusehends verschlechterte, da plötzlich Otto ins Weltgeschehen des Thronerben blickte, als Franz Ferdinand erkrankte.

Franz voller Eifersucht und Hass auf Otto, der ihm den Thron nicht gönnte und Otto voller Sorge und Angst, der den gar nicht wollte.

Dies war das Ende der ansonsten guten Beziehung der Brüder. Auch wenn sich Marie Therese immer wieder einmischte und vermittelte, eine brüderliche Freundschaft konnte sie nicht mehr erwirken.

Ab 1900 war Ottos Syphilis offenkundig und sichtbar, weshalb man ihn zu Kuren ins Ausland schickte, doch die Lupusherde im Gesicht waren hier bereits so fortgeschritten und nicht mehr heilbar, dass er sich auf sein Schloss in Schönau an der Triesting zurückzog.

Foto: ÖNB
Erzherzog Otto “Bolla”
Foto: Theatermuseum.at
Louise Robinson
Foto: Wikimedia/Commons
Dr. Viktor Eisenmenger

Seine letzte Geliebte, Opernsängerin Louise Robinson (*8.1.1884, †1934) mit der er ebenfalls zwei uneheliche Kinder hatte und seine Mutter blieben bei ihm.

Letztere pflegte ihn so aufopferungsvoll, dass sich Arzt Dr. Viktor Eisenmenger (*29.1.1864, †11.12.1932) um die Erzherzogin schwere Sorgen machte.

Zuerst fiel Otto die Nase ab, so dass er eine Nasenprothese brauchte, um besser atmen zu können.

Als es im Schloss Schönau nicht mehr ging und die Fahrt für Marie Therese zu anstrengend wurde, wurde in Wien Währing eine Villa angemietet.

In der Anton Frank-Gasse 20 wurde Otto heimlich untergebracht und so konnten die beiden Frauen dafür Sorgen, dass sie Tag und Nacht bei ihm sein konnten. Mit Otto ging es immer mehr bergab.

Als er kaum noch atmen konnte, musste ein Luftröhrenschnitt gemacht werden. Dabei wurde ihm eine Kanüle in den Hals geschoben. Das Sprechen fiel ihm unglaublich schwer, er konnte nur noch sitzen, weshalb er aus dem Bett gehoben und in einen Lehnstuhl gesetzt wurde.

So musste er Tag und Nacht verharren. Sobald der Kopf nach vorne sackte, drohte der Patient zu ersticken, weshalb sich Marie Therese und Louise abwechselten und die Tage und Nächte bei Otto verblieben und ihm den Kopf immer wieder gerade rückten.

Otto wurde gewaschen, gefüttert, gewickelt. Und das mit nicht einmal 40 Jahren. Seine Lupusherde waren nun überall am ganzen Körper ausgebrochen, der ganze Raum stank nach Wundbrand.

Marie Therese war so erschöpft, dass sich Dr. Eisenmenger schwere Sorgen um sie machte und ein Verbot aussprach sich weiter um Otto zu kümmern. Doch davon wollte sie nichts hören.

Sobald Otto drohte zu ersticken, wurde der Arzt gerufen und das Röhrchen wurde entfernt und ausgewechselt.

Eines Tages war der Erstickungsanfall so heftig, dass Dr. Eisenmenger zu spät kam.

Erzherzog Otto starb am 1.11.1906 im Beisein von Marie Therese – als einzige der Familie Habsburg – und Louise. Er war gerade einmal 41 Jahre alt.

Erzherzog Ferdinand Karl

Auch ihrem dritten Sohn Erzherzog Ferdinand Karl (*27.12.1868, †10.3.1915) half sie seine große Liebe zur bürgerlichen Hofratstochter Berta Czuber (*5.12.1879, †5.7.1979) durchzusetzen.

Doch hier versagten alle kläglich. Kaiser Franz Joseph blieb stur.

Die Konsequenzen waren für niemanden absehbar.

Ausgerechnet Erzherzog Franz Ferdinand widersetzte sich dieser Beziehung.

Kennengelernt hatten sich die beiden auf dem Technikerball und schon bald entstand eine Liason, denn Berta war eine ausgesprochene Schönheit und unglaublich gebildet.

Ihr Vater war Mathematikprofessor an der Technischen Universität.

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Berta Czuber
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Ferdinand Karl

Ferdinand Karl fiel weder als Thronfolger ins Gewicht, noch sonst irgendwie auf.

Sein Status im Habsburg Haus war:
er war anwesend.

Ansonsten hatte er einen militärischen Rang, hatte einige Repräsentationsaufgaben und sonst nichts zu tun.

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Maria de la Mercedes

Pläne zur Hochzeit gab es für den 32jährigen erst, als der Junggeselle partout alles ablehnte, was ihm vorgestellt wurde.

So z.B. die spanische Infantin Maria de la Mercedes (*11.9.1880, †17.10.1904), Tochter von Königin Maria Cristina (*21.7.1858, †6.2.1929) und König Alphons XII (*28.11.1857, †25.11.1885).

Königin Maria Christina war immerhin eine Habsburgerin und saß alleine auf dem spanischen Thron, da ihr Mann schon lange an Tuberkulose verstorben war. Doch Ferdinand Karl weigerte sich hartnäckig.

Franz Ferdinand fürchtete schwere Imageschäden fürs Kaiserhaus und schrieb an seinen Onkel einen Brief, in dem er die Beziehung untersagen wollte:

“Ich fürchte immer bei Ferdinand einen Coup de tête(**) und das wäre schrecklich, denn diese Czuber ist eine abgefeimte Canaille.” (2)

Gerade Franz Ferdinand solle es besser Wissen.

Seine Sophie wurde am Hof geschnitten wo es ging.
Doch er stellte sich quer, wollte nichts hören und nichts sehen.

Hilfesuchend wand sich Ferdinand Karl an seine Mama.

Immer lauter und bösartiger wurden die Stimmen gegen Berta, von der im Kaiserhaus über ein unstetes Leben berichtet wurde.

Ferdinand Karl gab zu Recht nichts auf dieses gemeine Getratschte, kannte er den Wiener Hof nur zu gut.

Es hatte seine Tante Sisi aus dem Hause getrieben, die Zeit ihres Lebens vor dem Adel floh, da sie als “Landadel” und nicht “gut genug für den Kaiser war” (der Unterschied zur Erblinie “in” und “von” Bayern kann hier nachgelesen werden).

Auch hier intervenierte wieder einmal Mama Marie Therese. Doch je älter ihr Schwager wurde, desto verknöcherter und sturer wurde er.

Einzig zwischen Ferdinand Karl und Franzi konnte sie vermitteln und eine Versöhnung erreichen.

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Berta und Ferdinand Burg

Aus Trotz und Kummer fuhr das schwerverliebte Paar in die Schweiz nach Chur, wo sie am 15.8.1909 heimlich heirateten.

Danach ging das Paar auf Reisen. Ferdinand Karls Tenor lautete: Wenn sein Onkel von der Ehe mit der gebildeten und hübschen Hofratstochter erfahren wird, wird er klein beigeben.

Doch der Tenor blieb aus.

Die Rechnung wurde ohne dem Onkel gemacht.

Kaiser Franz Joseph war es gewohnt als erste Instanz zu gelten und nicht übergangen zu werden.

Als er von der heimlichen Hochzeit zwei Jahre später erfuhr, tobte er.

Den eigenmächtigen Schritt musste Ferdinand Karl teuer bezahlen.

Er wurde aus der Familie ausgeschlossen. Rang und Titel musste er abgeben, das Goldene Vlies verlangte sein Onkel zurück, aus den Jahrbüchern wurde er getilgt.

Lediglich eine jährliche Apanage stand ihm zu. Des Weiteren wurde Ferdinand Karl gebeten nie wieder nach Österreich zurückzukehren.

Die einzige die wieder einmal zu ihrem Sohn und weiterhin Kontakt hielt war seine Mama.

Das Paar Ferdinand und Berta Burg ließ sich in München und Meran nieder, wo sie die beiden immer wieder besuchte. Leider wurde Ferdinand Karl alsbaldig schwer krank. Die Lungenkrankheit seiner Mutter brach auch bei ihm aus.

Als sein Bruder und seine Schwägerin in Sarajevo erschossen wurden, intervenierte sie beim Kaiser und dieser erlaubte für die Begräbnisfeierlichkeit eine Rückkehr des Verbannten.

Ferdinand Karl war kaum noch wiederzuerkennen.
Er zählte erst 46 Jahre, sah aber aus wie ein Greis.

Er konnte sich kaum auf den Beinen halten, so dünn und ausgezehrt war er. Als es mit ihm zu Ende ging, rief Berta Marie Therese und diese eilte nach München und pflegte wieder einmal ihren Sohn bis zum Tode aufopferungsvoll und voller Liebe.

Im Beisein seiner geliebten Berta und seiner Mutter starb er friedlich am 10.3.1915 46jährig.

Marie Therese sorgte für die Überfahrt nach Obermais nach Meran, wo er in der Gruft seine letzte Ruhestätte fand. Jahre später sollte Berta ihm folgen.

Erzherzogin Margarete Sophie

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Albrecht Herzog von Württemberg
Foto: Wikimedia/Commons
Erzherzogin Margarete Sophie

Und auch ihr viertes Stiefkind Margarete Sophie beerdigte sie.

Margarete Sophie (*13.51870, †24.8.1902) wurde zuerst Äbtissin im Damenstift Prag, bevor sie sich zur Hochzeit mit Albrecht Herzog von Württemberg (*23.12.1865, †31.10.1939) entschloss.

Doch noch vor der Verlobung wurde Margarete Sophie schwer krank. Leider ist nicht herauszufinden, an welcher Krankheit sie litt.

Mama Marie Therese eilte auch an dieses Krankenbett und pflegte ihre Tochter bis sie wieder gesund war. Es dauerte monatelang.

Am 24.1.1893 konnte im Beisein von Kaiser Franz Joseph in der Hofkapelle der Hofburg Wien die Hochzeit gefeiert werden.

7 Kinder wurde dem Paar geboren, bevor sie am 24.8.1902 in Gmunden 32jährig starb. Leider ist auch hier nicht überliefert an was Margarete starb.

Franz Ferdinand war untröstlich seine geliebte Schwester zu verlieren.

Marie Therese hatte im Laufe der Zeit zwischen 1902 und 1914 alle ihre Stiefkinder begraben und trotzdem ihren Glauben nicht verloren.

Nun blieben ihr nur noch ihre Enkelkinder und ihre beiden eigenen Töchter.

Erzherzogin Maria Annunziata “Miana”

Foto: Wikimedia/Commons
Erzherzogin Maria Annunziata und Siegfried Herzog in Bayern
Verlobung in Possenhofen

Maria Annunziata wurde eine äußerst enge Vertraute von Kaiser Franz Joseph.

Sie verlobte sich mit Siegfried in Bayern (*10.7.1876, †12.3.1956) einem Sohn von Max Emanuel “Mapperl” in Bayern (*7.12.1849, †12.6.1893), einem Bruder von Kaiserin Elisabeth.

Doch Siegfried zeigte auf der Verlobungsfahrt nach England ein absonderliches Verhalten, so dass Maria Annunziata noch während der Fahrt ihren Onkel bat die Verlobung wieder auflösen zu dürfen.

Siegfried war 1899 vom Pferd gefallen und zeigte seit dem schwere Auffälligkeiten.

Er schrie, zog sich in der Öffentlichkeit aus, pinkelte in die Kajüte oder aufs Essen, onanierte bei jeder sich bietenden Gelegenheit, auch in der Öffentlichkeit und bot generell einen traurigen Anblick, obwohl er ein sehr hübscher Mann war.

Kaiser Franz Joseph gewährte die Bitte und so wurde diese gelöst und Maria Annunziata kam zurück.

Sie verlobte sich nie mehr, obwohl sie als sehr große Schönheit galt.

Sie wurde die Erste Dame am Wiener Hof, eine schwierige Aufgabe, die schon ihre Mutter übernommen hatte, als diese noch verheiratet war.

Maria Annunziata war es auch, die Karl und Prinzessin Zita von Bourbon Parma (*9.5.1892, †14.3.1989) verkuppelte.

Maria Annunziata und Kaiser Franz Joseph standen sich so nahe, dass er sie sogar ins Vertrauen über die Mayerling Affäre zog.

Sie nahm die Geschichte mit ins Grab.

Erzherzogin Maria Annunziata starb am 7.4.1961 in Vaduz und ruht in Vaduz bei ihrer Schwester.

Erzherzogin Elisabeth Amalie

Foto: Wikimedia/Commons Elisabeth Amalie und Alois von und zu Liechtenstein

Elisabeth Amalie Eugenia ehelichte Alois von und zu Prinz Liechtenstein, dem sie in jede Garnison nachfolgte.

Sie war eine Autonärrin und sammelte diese. Insgesamt 8 Kinder wurde dem Paar geboren.

Sie begleitete ihren Mann zu den Garnisonen und ging gerne Jagen. 1909 erbte ihr Mann das schloss Ullersdorf in Mähren, wo sich die Familie niederließ.

1923 verzichtete Alois auf den Thron in Liechtenstein und übergab diesen an seinen Sohn Franz Josef. Im 2. Weltkrieg holte dieser seine betagten Eltern nach Liechtenstein.

Elisabeth von und zu Liechtenstein starb am 13.3.1960 81jährig in Vaduz.

Foto: SHB
Kaiser Franz Joseph 

Erzherzogin Marie Therese war von Anbeginn nach Kaiserin Elisabeth die Erste Dame am Wiener Hof.

Als Kronprinz Rudolf, der seine Tante sehr verehrte und liebte, Kronprinzessin Stephanie ehelichte, wurde Marie Therese von dieser abgelöst.

Als sich Rudolf umbrachte, fiel die Aufgabe wieder Marie Therese zu, denn eine Witwe konnte und durfte nicht Erste Dame des Landes sein.

Als ihr Mann Erzherzog Karl Ludwig starb benahm sich der Wiener Hof absonderlich.

Zuerst umwarb man sie nach Rudolfs Tod als zukünftige Kaiserin und kroch ihr beinahe in den Allerwertesten, da nach Kaiser Franz Joseph Erzherzog Karl Ludwig als Thronfolger feststand.

Als dieser 1896 starb war es mit den Plänen “Kaiserin Marie Therese” vorbei und die Höflichkeit des Hofes hatte ein Ende.

Die Aufgabe der Ersten Dame fiel nun Erzherzogin Maria Josepha zu. Sie war die Ehefrau von Erzherzog Otto “Bolla” und Mutter von Karl, obwohl als Thronfolger Franz Ferdinand feststand.

Nun kamen die Pläne der Heiratsvermittler auf dem Plan.

Da sich Kaiser Franz Joseph und seine Schwägerin Marie Therese außerordentlich gut verstanden und sich beide sehr schätzten, wollte man, dass die beiden sich verheiraten.

Dies hätte auch den Mittel zum Zweck gehabt, dass Franz Ferdinand “quasi” der Sohn von Kaiser Franz Joseph werden konnte und als “Kronprinz” anerkannt werden könnte.

Doch Marie Therese lehnte diese Pläne ab.

Als 1906 Erzherzog Otto starb war auch die Zeit für Erzherzogin Maria Josepha als Erste Dame des Hauses vorbei und Tochter und Vertraute von Kaiser Franz Joseph Erzherzogin Maria Annunziata trat an diese Stelle.

Diese verschaffte nicht nur wieder das hohe Ansehen für ihre Mutter zurück, sondern hielt auch wie üblich den ersten Teetisch.

Jede Erste Dame des Hofes hatte nicht nur beim Hofball den Circle zu leiten, sondern auch den Ersten Teetisch über.

Da Kaiserin Elisabeth diese Aufgabe zuwider war, überließ sie mit Freude diese Aufgabe Marie Therese, nach deren Tod übernahm dies natürlich zuerst Maria Josepha, danach bis zum Monarchie Ende Maria Annunziata.

Marie Therese war eine Befürworterin des Roten Kreuzes, welches sie tatkräftig mit Spenden und persönlichen Besuchen unterstütze.

Ihre eigene Tochter Maria Annunziata arbeitete bei Erzherzogin Maria Josefa im Palais Augarten und widmete sich den Kranken und Verwundeten. Um nicht erkannt zu werden, haben viele Erzherzoginnen “bürgerliche Namen” gewählt.

Foto: collections.nlm.nih.gov
Marie Therese als Schwester Michaela

Marie Therese wählte den Namen “Schwester Michaela” (dieser Name findet sich in ihrem Taufnamen weit hinten).

Sie meldete sich im Vereins-Reservespital Nr. 2 in der Hegelgasse Wien 1. Sie arbeitete als Oberkrankenschwester und half bei Operationen mit.

Sie ließ keinen Dienst aus, war stets freundlich und pflegte aufopferungsvoll und voller Hingabe und trug immer ihre Schwesterntracht.

Foto: Wikimedia/Commons
Maria Antonia von Portugal

Aber nicht nur in Wien versah sie ihren Dienst, sie ging auch direkt an die Front.

Vor allen die schwer gefürchteten Isonzofronten hatten es ihr angetan. Sie benutzte die Straßen, die unter schweren Beschüssen standen, sammelte Verwundete auf und verlor nie den Mut, waren die Verletzungen – vor allem Kopfverletzungen noch so grausam und schwer.

Zahlreiche Auszeichnungen bezeugen ihre Kriegseinsätze, doch auf diese legte sie keinen Wert.

Bevor Kaiser Franz Joseph entschlief war sie in Österreich zurück, um auch hier bei der Familie zu sein.

Sie begleitete ihren Schwager auf seinem letzten Weg, der hier nachgelesen werden kann.

Kaiser Karl und Kaiserin Zita

Sie sah wie ihr Enkel Kaiser Karl und ihre Nichte Zita den Thron übernahmen.

Ihre Schwester Maria Antonia Infantin von Portugal (*28.11.1862, †14.5.1959) war immerhin die Mutter von Zita und somit war Marie Therese ihre Tante.

Foto: Wikimedia/Commons
Marie Therese als Witwe

Als das Ende der Monarchie eingeläutet wurde, befand sich “Schwester Michaela” an der Südfront um im Lazarett zu helfen.

Sie hörte von Karls Debakel in Österreich und wollte nach Wien, um ihren Enkel zu helfen.

In Deutschland kam sie nicht weiter, da man ihr vorwarf, den Bündnispartner Deutschland nicht wertzuschätzen.

Erzherzogin Marie Therese musste Beweise antreten, dass sie in Deutschland geboren wurde und ihre Mutter eine Deutsche Adelige war.

Foto: Wikimedia/Commons
Kaiser Karl und Kaiserin Zita

Unter diesen schwierigen Umständen gar nicht so einfach. Als sie Deutschland verlassen durfte, war ihr Enkel und Zita mit den Kindern bereits über alle Berge.

Sie ging nach Wien zurück, wo sie in einer kleinen 3 Zimmer Wohnung lebte. Ihr gesamtes Personal musste sie entlassen das Palais war im Begriff verkauft zu werden. Die einst so reiche Marie Therese besaß kaum noch etwas. Doch auch jetzt beklagte sie sich nicht.

Am 3.4.1919 verkündete die Republik Österreich das Adelsaufhebungsgesetz.

Daraufhin verließen Erzherzogin Marie Therese und ihre Tochter Erzherzogin Maria Annunziata Österreich in Richtung Schweiz.

Dort erfuhren sie, dass auch Karl und Zita in der Schweiz angekommen waren.

Nun versuchte Kaiser Karl seine Restaurationsversuche, die allerdings allesamt scheiterten.

Nun zog man sich aber den Unmut der Schweiz zu, die sich verraten fühlte und die gesamte Familie auswies.

Maria Annunziata zog zu ihrer Schwester nach Liechtenstein, Maria Josepha, die Mutter von Karl ging nach Deutschland zurück.

Einzig Marie Therese durfte bleiben.

Sie behielt die Kinder von Zita bei sich, um ihnen ein sicheres Leben zu geben.

Aus Madeira erhielt sie Post und erfuhr, dass das Paar in Funchal gelandet war.

Foto: Wikimedia/Commons
Robert von Habsburg

Als Robert (*8.2.1915, †7.2.1996) an einer schweren Blinddarmentzündung erkrankte, verständigte Marie Therese Zita.

Diese durfte auf Bitten und Drängen bei den Behörden von Marie Therese für 14 Tage das Land Schweiz unter polizeilicher Bewachung wieder betreten.

Als der Kranke noch nicht geheilt war, musste Zita ohne ihrem Kind das Land wieder verlassen.

Diesmal fuhr Marie Therese mit, um Zita eine Stütze zu sein.

Erst am 2.3.1922 konnte Robert mit Gräfin Kerssenbrook, die bei ihm geblieben war, nach Madeira nachkommen.

Doch auch auf Funchal ging alles schief, was nur schief gehen konnte und so musste sie auch ihren Enkel alsbaldig begraben.

Foto: Wikimedia/Commons
alle Kinder von Karl und Zita

Während es in der Hauptstadt warm und sonnig war, wurden Zita, Karl und die Kinder, welche zu diesem Zeitpunkt bereits geboren waren,

  • Otto von Habsburg (*20.11.1912, †4,7.2011), Österreichs letzter Kronprinz
  • Adelheid (*3.1.1914, †2.10.1971)
  • Robert (*8.2.1915, 7.2.1996)
  • Felix (*31.5.1916, †6.9.2011)
  • Carl Ludwig (*10.3.1918, †11.12.2007)
  • Rudolph (*5.9.1919, †15.5.2010)
  • Charlotte (*1.3.1921, †23.7.1989)

in einem zugigen Haus ohne Licht, Heizung und Wasser nur im Erdgeschoss auf dem “Monte” untergebracht.

Die eigene Bevölkerung mied im Winter diesen Berg.

Die Dienerschaft, die das Kaiserpaar ebenfalls begleitet hatte, schlug die Hände über den Kopf zusammen, ob des schlechten Zustandes dieses Hauses. Ein Diener fasste sich ein Herz und warnte Marie Therese vor dem Haus, die jedoch bei Karl auf taube Ohren schlug.

Da die Familie kein Geld mehr besaß und sich das Hotel nicht mehr leisten konnte, war man auf die Almosen und Hilfe des Volkes angewiesen. Das Haus wurde dem Paar zur Verfügung gestellt. Das Schicksal schlug unbarmherzig zu.

Kaiser Karl verkühlte sich und konnte sich in dem zugigen, von Schimmel belasteten Haus nicht erholen.

Wieder war es Marie Therese die Tag und Nacht am Krankenlager des Kranken saß, der von Fieber geschüttelt wurde und dem es immer schlechter ging.

Er bat seine mittlerweile wieder schwangere Frau Zita zu sich und bat sie bei König Alfonso XIII in Spanien um Hilfe anzusuchen. Außerdem musste sie ihm versprechen, alles mögliche zu versuchen, das Kaiserreich zurückzuerobern.

Noch am selben Tag starb Kaiser Karl im Beisein seiner Großmutter 34jährig am 1.4.1922.

Nun machte sich Marie Therese also mit der hochschwangeren Zita auf den beschwerlichen Weg von Portugal nach Spanien.

Königin Maria Cristina, eine Großcousine von Kaiser Franz Joseph und ihr Sohn König Alfonso XIII (*17.5.1886, †28.2.1941) nahmen sie im El Pardo Palast in Madrid bereitwillig auf.

Hier brachte Zita ihr letztes Kind Elisabeth Charlotte (*31.5.1922, †6.1.1993) zur Welt.

Während die Familie in Spanien blieb, hieß es für Marie Therese Abschied zu nehmen.

Sie wollte zu ihrer Tochter Maria Annunziata nach Österreich zurück, die zwischenzeitig wieder aus Liechtenstein zurück war.

Foto: Wikimedia/Commons
Marie Therese im Alter

Das genaue Datum des Übertritts ist nicht bekannt, allerdings half ihr Polizeipräsident Schober nach Wien zurück.

Weder Marie Therese, noch ihre Tochter Maria Annunziata mussten auf ihren Titel “Erzherzogin” verzichten. Sie stellten für die Republik Österreich keine Gefahr dar.

Zur großen Überraschung konnte ihre Familie das Palais Erzherzog Carl Ludwig (er)halten, weshalb Maria Annunziata und Marie Therese zurückkehren konnten. Sogar vom Personal kamen einige zurück und halfen der mittlerweile betagten Dame im Haushalt.

Foto: Wikimedia/Commons Carl Theodor und Maria José in Bayern

Durch ihre Tätigkeit beim Roten Kreuz gingen viele Ärzte im Palais Ein und Aus.

Auch der “Adel” von Wien kam ins Palais und Marie Therese stieg quasi wieder zur Ersten Dame der Gesellschaft auf.

Ihre Sommermonate verbrachte sie mit ihrer Schwester Maria José Herzogin in Bayern (*19.3.1857, †11.3.1943) in Gastein, welche den Bruder von Kaiserin Elisabeth Karl Theodor “Gackel” (*9.8.1839, †30.11.1909) geheiratet hatte.

1938 erlebte sie noch wie ihre beiden geliebten Enkel Max und Ernst von Hohenberg ins Konzentrationslager Dachau gebracht wurden.

Die von Hohenbergs waren die Kinder von Erzherzog Franz Ferdinand und Sophie. Während Max auf Intervention seiner Frau nach einem halben Jahr frei kam, musste Ernst 5 Jahre verschiedene Konzentrationslager erdulden.

1944 erlebte sie noch die Freilassung und konnte – Ernst einigermaßen gesund – wieder in die Arme schließen.

Vom Glanz und Gloria der Habsburg-Zeit, der Wiener Hofbälle, Kaiserin Elisabeth, Kaiser Franz Joseph, das tragische Ende ihres Neffen Rudolf, bis hin zum Fall der Monarchie, 4 Kinder und einen Enkel begrub sie, Entbehrungen und viel Leid ertrug Marie Therese mit Würde und Stolz, Haltung und viel Eleganz.

Kein Klagen kam je über ihre Lippen. Sie war durch und durch eine Dame und durch und durch die gute Seele des Hauses Habsburg, das ihr viel zu verdanken hatte.

Foto: mythoskaiserinelisabeth.com – Petra
Wandnische, Erzherzogin Marie Therese, Kapuzinergruft

Erzherzogin Marie Therese erlebte das Ende des 2. Weltkrieges nicht mehr.

Sie starb am 12.2.1944 88jährig im Beisein ihrer Töchter Erzherzogin Maria Annunziata, Prinzessin Elisabeth Amalie von und zu Liechtenstein, Max und Ernst Hohenberg in ihrem Palais Erzherzog Carl Ludwig.

Der Nazi-Reichsstatthalter und Gauleiter von Wien Baldur von Schirach hätte ihr beinahe das ordentliche Begräbnis in der Kapuzinergruft verweigert.

Ihr Schwiegersohn Alois von und zu Liechtenstein erwirkte die Erlaubnis und so konnte sie mit allen Ehren einer Erzherzogin ihre letzte Ruhestätte in der Kapuzinergruft antreten. Sie ruht heute in einer Wandnische.

– Petra – 

Foto: Wikimedia/Commons
Unterschrift von Erzherzogin Marie Therese

Fußnoten: 

(*) In jedem (!) historischen Buch ist zu lesen, dass Erzherzog Karl Ludwig, bei der Hochzeit 44 Jahre alt war. Dies stimmt ob seines Geburtsdatums nicht. Er stand ganz knapp vor seinem 40. Geburtstag. 

(**) Coup de tête – aus einer Laune heraus; eine Entscheidung betreffend


Rechtliche Hinweise:

Textrechte: Petra
Stammbaum: Petra
Fotorechte: mythoskaiserinelisabeth.com – Petra, Wikimedia/Commons, collections.nlm.nih.gov, planet-wissen.com, albertmilde.com, ÖNB, schloss-artstetten.at, geneall.net


Literatur Hinweise:

1 – S. 38
Norbert Nemec
Marie Therese von Braganza
Der gute Geist im Hause Habsburg
Editions Praesens, 1. Auflage, 2000 (nur antiquarisch erhältlich)

2 – S. 88
Diana Carmen Albu-Lisson
“….denn…[sie]…ist eine abgefeimte Canaille…”
Kral-Verlag, 2013, 1. Auflage

Sabine Fellner, Katrin Unterreiner 
Morphium, Cannabis und Cocain 
Amalthea Verlag, 2008, 1. Auflage (nur noch antiquarisch erhältlich) 

Gabriele Praschl-Bichler 
Kinderjahre Kaiser Karls – Aus unveröffentlichten Tagebüchern seines Großvaters
Amalthea Verlag, 2014, 1. Auflage 

 

Kaiserin Elisabeth – als Mutter

Foto: Golfhotel Kaiserin Elisabeth Feldafing
Kaiserin Elisabeth

Vorwort:

Oftmals entstehen auf Facebook hitzige Diskussionen, wenn es um die Eignung Elisabeths als Mutter geht.

Viele Followerinnen bzw. Leserinnen sind der Meinung, dass Kaiserin Elisabeth eine schlechte Mutter war.

Ich halte dagegegen.

Viele von ihnen, sehen die Mutterschaft mit dem Auge und überkompensieren das mit dem Zustand von Heute.

Eine Mutter im 19. Jahrhundert hatte jedoch nicht den Stellenwert, wie es eine Mutter im 21. Jahrhundert hat. Dieses Phänomen begleitet uns erst so richtig seit den 1950er Jahren.

Ich habe schon in den Berichten zu Herzogin Ludovika (hier) und Erzherzogin Sophie (hier) versucht zu erklären, wie eine Mutterschaft im 19. Jahrhundert aussah.

Bei Kaiserin Elisabeth kam noch hinzu, dass sich ihre Tante und Schwiegermutter derartig ins Geschehen einmischte und sie die Trauer über ihre verstorbene Tochter, noch dazu schwanger, nicht verwand, dass sie aufgab. Danach entfremdete sie sich von ihren Kindern und konnte das Versäumte nie wieder aufholen. Was sie bei Gisella und Rudolf falsch machte, wollte sie bei Marie Valérie richtig machen: deshalb ließ sie Erzherzogin Sophie nicht mehr an ihre Tochter.

Doch um dem Ganzen ein Bild zu geben, beginne ich meine Geschichte von Anfang an.

Ein kleiner Hinweis vorab:
Dieser Beitrag dient als Vorabgeschichte zu den jeweiligen Beiträgen zu den Kaisertöchtern und dem Kronprinzen die noch folgen werden.

Er dient als Gesamteindruck für die Eignung Elisabeths als Mutter.

Viel zum Mythos der liebenden und verhätschelnden Mutter, haben natürlich auch die Sissi-Filme mit Romy Schneider beigetragen. Immer wieder ist das Entsetzen groß, wenn man bei mir liest, dass Elisabeth ihre Töchter (bis auf Marie Valérie) nicht so verwöhnt und verhätschelt hat, wie dies in dieser Trilogie gezeigt wird.

Elisabeth als Mutter

Nach der Verlobung (hier) und der aufwändigen Hochzeit (hier) war die einzige Pflicht, die Kaiserin Elisabeth hatte, ein Kind zu bekommen.

Foto: Wikimedia/Commons
Sophie Gräfin von Esterházy

Die Flitterwochen verbrachte das junge Paar im Schloss und Schlosspark Laxenburg, welches Elisabeth zwar ans Herz wuchs, sie allerdings auch an Einsamkeit beinahe zu Grunde gehen ließ.

Foto: Schloss Laxenburg
Schlosspark Laxenburg mit der Franzensburg

Kaiser Franz Joseph hatte kaum Zeit für seine junge schöne Braut und so musste sie sich mit den ihr völlig fremden Hofdamen begnügen, allen voran die verhasste Erzherzogin Sophie Prinzessin von und zu Liechtenstein, Gräfin Esterházy von Galántha, bekannt als “Gräfin Esterházy” (*5.9.1798, †17.6.1896).

Pünktlich um 5.00 Uhr früh verließ der junge Kaiser Laxenburg, fuhr mit der Kutsche zurück nach Wien, entweder in die Hofburg oder nach Schloss Schönbrunn, um an seinem Schreibtisch Staatsgeschäfte zu verrichten und kam erst abends zum Diner, welches um 18.00 Uhr serviert wurde, zurück.

Elisabeth blieb allein. Also allein in ihrem Kummer.

Denn vollkommen fremde Personen hatten es sich zur Aufgabe gemacht, das junge, verschüchterte, von Heimweh geplagten Mädchen zu zähmen und die Hofetikette einzudrillen.

Von Erzherzogin Sophie beauftragt, wurde jeder Fauxpas, den die junge Kaiserin betrieb, an diese gemeldet.

Kein Reiten ohne Begleitung, kein Spazieren gehen ohne neugierige Blicke ihrer ihr fremden Hofdamen. Sogar am Abend, während des Diners, durfte sie mit ihrem Mann nicht alleine Speisen. Flügeladjutant Hugo von Weckbecker (*1820, †1866) wurde neben Elisabeth platziert, damit die schüchterne Kaiserin endlich sprechen lerne.

Eine Kaiserin habe schließlich die Gäste des Kaisers charmant zu unterhalten. Und auch hier war Sophie von Esterházy stets an Elisabeths Seite. Jeder Fehler wurde sofort korrigiert. Auch coram publico. Ich glaube, es kann sich jeder selbst vorstellen, wie unangenehm dies ist.

Vierzehn Tage nach ihrer Hochzeit, schrieb sie verzweifelt in ihr Tagebuch:

Es kehrt der junge Frühling wieder
Und schmückt den Baum mit frischen Grün
Und lehrt den Vögeln neue Lieder
Und macht die Blumen schöner blüh'n. 


Doch was ist mir die Frühlingwonne
Hier in dem fernen, fremden Land?
Ich sehn' mich nach der Heimat Sonne, 
Ich sehn' mich nach der Isar Strand. (1)

Auch die ersten Wehklagen über ihre verlorene und einzig wahrhaften Liebe kamen wieder ans Tageslicht. Wir erinnern uns an ihren Jugendfreund Richard, der ihr seitens ihrer Mutter entrissen wurde. Die glücklichen Kindertage könnt ihr hier nachlesen.

Nur einmal konnt ich wahrhaft lieben
Es war das erstemal. 
Nichts konnte meine Wonne trüben
Bis Gott mein Glück mir stahl...

Nur kurz warn diese schönsten Stunden, 
Nur kurz die schönste Zeit. 
Nun ist mein Hoffen all entschwunden, 
Ihn geb ich nicht in Ewigkeit. (2)
Foto: Wikimedia/Commons
Marie von Festetics

Viel später kehrte sie mit ihrer Hofdame und Vertrauten Marie Gräfin von Festetics (*20.10.1839, †17.4.1923) zurück und zeigte ihr den Schreibtisch, an dem sie stundenlang Briefe und Gedichte schrieb und sich die Seele aus dem Leib weinte.

Marie von Festetics notierte in ihr Tagebuch:

“Elisabeth ging von Zimmer zu Zimmer – sagte von jedem, was es war – aber ohne näheren Commentar, bis Sie endlich in einem Eckzimmer stehen blieb, wo ein Schreibtisch zwischen Fenstern stand u. ein Schreibsessel davor; lange stand Sie mäuschentill da – plötzlich sagte Sie: … Hier habe ich viel geweint, Marie. Allein der Gedanke an diese Zeit preßt mein Herz zusammen. Hier war ich nach meiner Hochzeit… Ich fühlte mich so verlassen, so einsam. Der Kaiser konnte tagsüber natürlich nicht hier sein, er ist täglich in der Früh nach Wien gegangen. Um sechs Uhr ist er zum Diner zurückgekehrt. Bis dahin war ich den ganzen Tag allein und hatte Angst vor dem Augenblick, da Erzherzogin Sophie kam. Denn sie kam jeden Tag, um jede Stunde zu spionieren, was ich tue. Ich war ganz à la merci dieser ganz bösartigen Frau. Alles war schlecht was ich tat. Sie urteilte abfällig über jeden, den ich liebte. Alles hat sie herausbekommen, weil sie ständig gespitzelt hat. Das ganze Haus hat sie so gefürchtet, daß alle zitterten. Natürlich haben sie ihr alles mitgeteilt. Die kleinste Sache war eine Staatsaffäre…” (3)

Foto: Wikimedia/Commons
Erzherzogin Sophie

Elisabeth, welche in Possenhofen immer vor Gesundheit strotzte, wurde labil.

Ihre Stimmungsschwankungen waren enorm. Ihr Leiden wurde täglich mehr. Erzherzogin Sophie nahm dieses Leiden als Kränkung auf. Sie selbst, die immer Kaiserin werden wollte, musste zusehen, wie dieses Kind die Stellung die man ihr auftrug als Bürde ansah. Erzherzogin Sophie (*27.1805, †28.5.1872) kümmerte die instabile Lage ihrer Schwiegertochter nicht.

Sie sah nur das glückliche Gesicht ihres Sohnes und schrieb Briefe an ihre Schwestern nach Bayern und Sachsen, wo sie vom “glücklichsten Ehepaar aller Zeiten” schrieb.

Auch die Flitterwochen erwähnte sie als

“ländliche Idylle” und “herzerquickender Anblick der beiden glücklichen Kinder”.

Kaiserin Elisabeth sah dies jedoch ganz anders. Auch Erzherzogin Marie Valérie schrieb später darüber in ihrem Tagebuch.

Nach dem “ländlichen Idyll” der Flitterwochen, fingen die Pflichten der jungen Kaiserin an. Die erste Reise des Kaiserpaares führte Anfang Juni nach Mähren und Böhmen, wo ihnen ein wohlgesonnenes Volk entgegen winkte.

Foto: Wikimedia/Commons
Carl Graf von Grünne
Foto: Wikimedia/Commons
Dr. Johann Nepomuk Seeburger

Elisabeth sollte als erstes Böhmisch lernen, doch die Sprache war ihr verhasst, weshalb es außer dem Zählen bis 10 nicht recht voranging. Auch hier reiste das Paar natürlich nicht allein.

Neben dem Flügeladjutant, reiste auch das Militär mit, Leibarzt Freiherr Dr. Johann Seeburger (*29.4.1800, †7.5.1870) , Graf Karl Grünne (*25.8.1808, †15.6.1884) und natürlich die Obersthofmeisterin und Obersthofmeister Ihrer Majestät, sowie zwei Hofdamen und ein Sekretär.

All diese Personen brachten natürlich wiederum ihre Diener, Friseure und Lakaien mit. Auch das Dienstpersonal des Kaiserpaares durfte nicht fehlen. Ein Tross der Unendlichkeit ritt dem Kaiserpaar voraus und hinten nach.

Ziemlich befremdlich für eine 16jährige, die gerade einmal ein paar Wochen Kaiserin war.

Elisabeth trat als charmante und liebreizende Kaiserin auf, deren Art mit den “einfachen” Leuten zu sprechen auffiel.

Die Hoffnung stieg bei Hofe, dass aus ihr doch noch einmal eine gute Kaiserin werden möge, die sich dem sozialen Engagement annehmen würde.

Auf dieser Reise wurde sichtbar, dass Elisabeth mit Böhmen und der böhmischen Aristokratie, die immerhin auch in Wien den Ton angab, nichts anfangen konnte.

Hauptsächlich waren sie es, die über die einfache herzögliche Abstammung die Nase rümpften und Elisabeth in allen Belangen auslachten. Kein Adel war ihr weniger Wohlgesonnen als der Böhmische. Immerhin waren dies aber die bekanntesten Namen des Landes: Schwarzenberg, Waldstein, Lobkowitz, Kinsky, Khevenhueller, Liechtenstein, Auersperg und einige andere.

Foto: habsburger.net
Kaiser Ferdinand
Foto: Wikimedia/Commons
Kaiserin Maria Anna

Ein kleiner Höhepunkt der Reise sollte der Besuch beim abgedankten Kaiser Ferdinand (*19.4.1793, †29.6.1875) und Kaiserin Maria Anna (*19.9.1803, †4.5.1884) werden, welche nun in Prag lebten.

Der kleine, gutmütige Mann, dessen Kopf schief auf seinem Körper hing, stundenlang Domino spielte und mit seinem Neffen Franz Joseph wenig anfangen konnte, freute sich über den Besuch der hübschen Nachfolgerin seiner Frau. Maria Anna war ebenfalls entzückt, hatte aber am Wiener Hof nichts mehr zu melden.

14 Tage sollte die Reise dauern, welche an Strapazen kaum zu überbieten war.

Doch zurück in Wien, wurde Elisabeth keine Ruhe gegönnt.

Fronleichnam stand vor der Türe, weshalb eine große Prozession geplant war.

Elisabeths Einwand noch nicht alt genug für diese Bürde zu sein, wurde abgeschmettert. Obwohl ihr die Verbindung Kirche und Politik völlig fremd war, erwartete man von ihr, dass sie eine große Staatstoilette trug.

Kaiserin Maria Anna hatte jahrelang diese Aufgabe mit vollem Glanz und Hingabe absolviert. Kaiserin Elisabeth fürchtete sich in die Fußstapfen der beliebten Kaiserin zu treten. Doch Kaiser Franz Joseph und seine Mutter Erzherzogin Sophie hatten kein Mitleid mit ihr.

Elisabeth galt als die große Hauptattraktion.

Mit Schleppkleid und Brilliantendiadem geschmückt, stieg sie in den Hofgalawagen, der mit acht Schimmeln bespannt war. Doch Elisabeths Sorgen waren unbegründet. In frommer, demütiger Haltung überstand sie den Tag gekonnt und meisterlich, als habe sie nie etwas anderes zuvor gemacht.

Foto: sammlung.belvedere.at
Kaiserin Elisabeth in großer Staatsrobe, 1869
Bild: Franz Russ der Jüngere

Die ersten Zeichen einer Schwangerschaft stellten sich ein, welche Sophie mit Argusaugen beobachtete. Die junge Kaiserin litt unter schweren Schwangerschaftsproblemen:

sie erbrach ständig, litt an Schwindelgefühl und Müdigkeit.

Foto: Wikimedia/Commons
Herzogin Ludovika

Elisabeth, die weiterhin Tanzstunden und Sprachunterricht nahm und immer noch gerne Ausritt, musste dies bald einstellen.

Die meiste Zeit vom Tag musste sie liegend verbringen. Mutter Ludovika wurde Bang um ihre Tochter, doch traute sie sich nicht nach Wien. Der Dank, dass ihre Schwester die junge Elisabeth als Heiratskandidatin ihres Sohnes anerkannte, war so enorm, dass Ludovika Sophie devot begegnete.

Foto: Wikimedia/Commons
Gräfin Mathilde
Foto: Wikimedia/Commons
Carl Theodor Herzog in Bayern

Der Sommer stand bevor und so zog die Familie nach Ischl. Hier kam es zu einem lustigen Vorfall, den ich euch unbedingt erzählen möchte: Herzogin Ludovika (*30.8.1808, †25.1.1892) telegrafierte nach Ischl, um Elisabeth die Ankunft von Spatz, Gackel und sich selbst anzukündigen.

Sie unterschrieb das Telegramm mit Mimi, da dies der Spitzname war, mit dem Elisabeth ihre Mutter seit ihrer Kindheit ansprach. Mimi gab noch den Zug und die Ankunftszeit in Lambach bekannt, da der Zug dort halten würde. Von dort sollte eine Kutsche für die Familie bereitstehen, um diese zur frisch umgebauten Kaiservilla zu bringen. So der Plan. Doch das Telegramm kam nicht in der Kaiservilla, sondern im Hotel Elisabeth an.

Als Herzogin Ludovika, Schwester Herzogin Mathilde und Bruder Herzog Carl Theodor in Lambach ankamen, stand jedoch keine Kutsche bereit. Helle Aufregung entstand, noch dazu in einer Zeit ohne Telefon. Wir können uns das heute kaum noch vorstellen, oder? Zumindest eine Telefonzelle haben wir älteren Leser schon gekannt.

Plötzlich erschien ein Hotelpage des Hotels Elisabeth in Ischl.

Er hielt in der Hand 3 Käfige.
Diese sollten für die Vögel “Mimi”, “Spatz” und “Gackel” sein.

Foto: ÖNB
Kaiserin Elisabeth und Kaiser Franz Joseph

Um hier eine kleine Erklärung abzugeben.

Ludovika hatte für alle Kinder Kosenamen. Spatz war Mathilde (*30.9.1843, †18.6.1925), Gackel war Carl Theodor (*9.8.1839, †30.11.1909) und Mimi war, wie gesagt, sie selbst.

Man mag sich das Gesicht des Pagen gar nicht vorstellen, als er den Irrtum bemerkte. Noch dazu wo er die Mutter und Geschwister Ihrer Majestät vor sich stehen hatte.

Natürlich klärte sich der Irrtum als baldigst auf und so wurde die Familie mit der grell lackierten Hotelkutsche zur Kaiservilla gebracht.

Schon während der Schwangerschaft zogen dunkle Wolken über das Mutterglück auf.

Erzherzogin Sophie riss alles an sich. Sie bestimmte, wo die Kindskammer eingerichtet wurde. Diese wurde so eng an ihre eigenen Appartements gelegt, so dass es Elisabeth niemals gelingen würde, ohne dem Wissen von Sophie ihr Kind zu besuchen. Auch die Einrichtung suchte Sophie aus.

Kaiserin Elisabeth wurde von Erzherzogin Sophie angeherrscht, sich beim Volk zu zeigen.

Später erzählte sie dies ihrer Hofdame, welche die Geschichte in ihr Tagebuch notierte:

“Kaum war sie da, schleppte sie mich schon hinunter in den Garten und erklärte, es sei meine Pflicht, meinen Bauch zu produzieren, damit das Volk sehe, daß ich tatsächlich schwanger bin. Es war schrecklich.” (4)

Sobald Kaiserin Elisabeth allein war, weinte sie sich in den Schlaf. Allein und von niemanden verstanden, durfte sie sich auch keinem in ihrer Umgebung anvertrauen.

Es wurde ihr von Sophie verboten, irgendjemand als Freund oder Freundin anzusehen.

Einzig Graf Grünne kümmerte sich väterlich um die junge verzweifelte Kaiserin, die das Hofleben immer mehr und mehr verabscheute.

Auch die Aja wurde von Erzherzogin Sophie gewählt.

Freifrau von Welden, kinderlos und Witwe, ohne Kindererfahrung wurde aus politischen Gründen dazu auserkoren, das erste gemeinsame Kind von Kaiserin Elisabeth und Kaiser Franz Joseph zu erziehen.

Die Einwände seiner Frau konnte Franz Joseph weder verstehen, noch hörte er ihr richtig zu. Was Mutter entschied, wird schon gut für alle sein, so sein unumstößliches Motto zu allen Dingen die Sophie entschied.

Umso mehr weinte sich die junge Frau immer mehr und mehr in den Schlaf.

Foto: ÖNB
Huldigungsblatt zur Geburt der kleinen Tochter Sophie

Erzherzogin Sophie Friedericke

Am 5.3.1855 kam Sophie Friedericke Dorothea Maria Josepha um 3.00 Uhr nachts zur Welt.

Die Geburt und warum das kleine Mädchen bereits am 29.5.1857 wieder verstarb, könnt ihr hier nachlesen.

Wir sind also vom Sissi-Film Kitsch wirklich weit entfernt. Die (Film)Tochter, die auf die Namen Sophie Anastasia Amalie Elisabeth Franziska Stephanie Karoline Maria getauft wurde, hat nichts gemeinsam mit der kleinen Erzherzogin, welche am 5.3.1855 zur Welt kam. Und das ist nur die Spitze des Eisbergs an falschen Informationen aus den Filmen, der Weltruhm erlangen und leider bis heute als der Inbegriff einer Sis(s)i am Wiener Hof gelten.

Auch das zweite “s” im Namen von Sisi hält sich hartnäckig. Elisabeth hat sich niemals SiSSi genannt. Vielleicht kann ich mit dem Kitsch endlich ein wenig aufräumen.

Die erste Zeit verbrachte Elisabeth mit der kleinen Sophie in Laxenburg. Kaiser Franz Joseph schrieb beinahe täglich an seine Mutter und kündigte an, dass seine Frau im Juni für 10 Tage das Land verlassen würde, um nach Possenhofen zu fahren. Die kleine Sophie lernte also schon recht früh ihre bayrische Verwandtschaft kennen.

Am 7.8.1855 telegrafierte ein liebevoller Vater an seine Mutter:

“Wir sind sehr wohl und die Kleine war besonders heute sehr lustig. Sie jauchzte in einem fort und war sehr damit beschäftigt, ihren Fuß in den Mund zu stecken und daran zu schnullen. Sie scheint viele gymnastische Anlagen zu haben. Ich küsse Ihnen und dem Papa mit Sisi die Hände und bleibe Ihr treuer Sohn Franz.” (5)

Erzherzogin Gisella

Schon bald machten sich die nächsten Schwangerschaftszeichen bemerkbar.

Sobald diese öffentlich wurden, las der Erzbischof von Wien und der Bischof von Linz eine Messe, um eine glückliche Entbindung zu erbitten.

Selbstverständlich nicht ganz uneigennützig um einen Thronfolger zu bitten.

Foto: Dorotheum Wien
Erzherzogin Gisella

Erzherzogin Sophies Gesicht soll starr gewesen sein, als man ihr mitteilte, dass am 12.7.1856 um 6.35 Uhr in Schloss Laxenburg eine kleine Erzherzogin zur Welt kam.

Auch bei dieser Geburt war Herzogin Ludovika nicht anwesend.

Ebenso erschien sie zur Taufe nicht, obwohl sie offiziell die Taufpatin war.

Am 13.7.1856 wurde die kleine Erzherzogin auf die Namen Gisella Ludovika Marie getauft.

Gisella wurde nach ihrer Hochzeit (!) mit Leopold Prinz von Bayern zu Gisela und Ludovika zu Louise, weshalb man heute in sämtlichen Geschichtsbüchern über Erzherzogin Gisela Louise Marie lesen kann.

Korrekt wäre aber: Erzherzogin Gisella und Gisela Prinzessin von Bayern; aber anscheinend ist das den Historikern/innen zu kompliziert.

Erzherzogin Sophie wurde als Taufpatin-Stellvertreterin bestimmt. Sie selbst hatte schon Sophie Friedericke getauft.

Elisabeth, nun stärker und selbstbewusster, fing an, um Sophie und Gisela zu kämpfen.

Die Enttäuschung ihrer Schwiegermutter, dass sie keinen Thronfolger auf die Welt gebracht habe, nutzte sie aus, um die Kinderzimmer in die “Radetzky-Räume” der Hofburg verlegen zu lassen.

Sophie tobte, doch diesmal hatte Elisabeth Schützenhilfe durch ihren Mann Franz Joseph.

Er stellte sich nicht nur vor seine Gemahlin, so nannte er sie auch eine hingebungsvolle Mutter.

Sophie drohte mit Auszug, was Franz Joseph verstimmte. Er schrieb einen Bettelbrief an seine Mutter:

“Nie würde ich es zugeben, daß Sie Ihre jetzige Wohnung verlassen oder gar, was ich nicht gelesen haben will, ganz aus der Burg ziehen würden. Ich hoffe noch immer, daß sich alles sehr gut machen wird; die Kinder bekommen eine viel bessere Wohnung, in der sie auch künftig bleiben können, und Alles wird zufrieden sein.” (6)

Foto: Wikimedia/Commons
Erzherzogin Sophie Friederike

1856 unternahm das Kaiserpaar eine 4monatige Reise nach Italien. Kaiser Franz Joseph wollte Lombardo-Venetien wieder mehr an das österreichische Reich binden.

Obwohl Erzherzogin Sophie massive Einwände hatte, nahm Kaiserin Elisabeth die kleine Sophie mit auf die Reise.

Baby Gisella verblieb bei ihrer Großmutter in Wien. Das Weihnachtsfest verbrachte die Familie getrennt. Sophie mit Gisella in Wien, Franz Joseph, Elisabeth und Sophie Friedericke in Venedig.

Als Weihnachtsgeschenk wurde die Kaiserin mit einem Portrait von Gisella überrascht. Elisabeth wurde auf dieser Reise zum ersten Mal ernsthaft krank.

Ihre Lungen machten ihr große Probleme. Sie hustete unentwegt, was Kaiser Franz Joseph schwere Sorgen bereitete. Er kündigte bei seiner Mutter die Rückkehr für den 12.3.1857 an.

Erzherzogin Sophie Friedericke wurde bereits am 2.3.1857 mit ihrer Kinderfrau Anna Kathrein auf die Reise geschickt. Franz Joseph schrieb in einem Brief an seine Mutter, dass er hoffte, dass die Kleine ihr die Hände küssen möge und sie artig sei.

Wenige Monate später kam es in Ungarn zu einem folgenschweren Schicksal, von dem sich Elisabeth – vor allem als Mutter – nie wieder erholen sollte.

Aus Trotz setzte sie sich gegen ihre Schwiegermutter durch und nahm beide Kinder mit auf die Ungarnreise. Nicht nur, dass Erzherzogin Sophie Ungarn aus tiefstem Herzen hasste (das Libényi-Attentat hatte sie nie vergessen; hier nachzulesen), so riet sie dem Kaiserpaar, die Kinder in Wien zu lassen.

Das Unheil nahm seinen Lauf. Kaiserin Elisabeth verfiel das erste Mal in ihrem Leben in tiefe Trauer.

Kronprinz Rudolf

Im Dezember 1857 wurde erneut an Kaiserin Elisabeth eine Schwangerschaft festgestellt.

Zur unendlichen Trauer, mischte sich freudige Erwartung, welche Elisabeth mit ihren üblichen Schwangerschaftsleiden quittierte.

Sie erbrach ständig, war müde und bettlägrig. Die Abnabelung zu ihrer Tochter Gisella begann. Immer öfter war die junge Frau unpässlich, wollte das kleine Mädchen nicht sehen und machte sich selbst die größten Vorwürfe, ihre Tochter Sophie umgebracht zu haben.

Foto: mythoskaiserinelisabeth.com – Petra
Kaiser Maximilian I von Mexiko und Kaiserin Carlota

Als am 27.7.1858 auch noch ihr Lieblingsschwager Erzherzog Ferdinand Maximilian, genannt Max (*6.7.1832, †19.6.1867), die schöne belgische Prinzessin Charlotte (*7.6.1840, †19.1.1927) heiratete und diese ab sofort ihr vorgezogen wurde, verfiel Elisabeth noch mehr in Depressionen.

Charlotte kam aus einem unfassbar reichen Haus, war gebildet und schön. Erzherzogin Sophie und ihre gesamte Anhängerschaft ließen keine Möglichkeit aus, um die Eheattin von Max zu loben, zu huldigen oder zu bezirzen.

Der labilen, schüchternen und unbeliebten Kaiserin muss das bis ins Mark erschüttert haben.

Noch mehr als jemals zuvor, zog sie sich zurück. Leider auch vor ihrer Tochter.

Mittlerweile vergingen Wochen bis sie Gisella wieder an sich ran ließ oder nach dem kleinen Töchterchen fragte.

Am 21.8.1858 setzten gegen 22.00 Uhr die letzten Wehen ein. Beide Mädchen waren leichte Geburten, kaum eine Wehe war zu spüren und schon waren die Kinder auf der Welt. So war es im August nicht. Erzherzogin Sophie und Gräfin Esterházy knieten am Boden und beteten, während sich Elisabeth die Seele aus dem Leib schrie. Um 22.15 Uhr war es endlich soweit. Der Thronfolger wurde geboren.

Völlig erschöpft fragte die Kaiserin ihren am Bett sitzenden Mann ob es ein Bub sei. Dieser erwiderte, dass die Hebamme Gruber es noch nicht so genau wisse. In Wirklichkeit wollte Kaiser Franz Joseph seine Frau schonen.

Die Geburt hatte sie stark geschwächt. Man wollte ihr jede Aufregung ersparen. Vor lauter Enttäuschung, dass sie keine Antwort bekam, glaubte sie, wieder “nur” ein Mädchen zur Welt gebracht zu haben. Doch Franz Joseph verneinte dies mit dem Satz

“Nun, und wenn es ein Knabe wäre?” (7)

Foto: mythoskaiserinelisabeth.com – Petra
(Privatbesitz; Besitzer will nicht genannt werden)
Lithografie Kaiserliche Familie mit Kronprinz Rudolf in der Wiege und Erzherzogin Gisella, Engel über dem Paar symbolisiert Sophie

Das ganze Land feierte die Geburt von Kronprinz Rudolf Franz Karl Joseph, dessen Vorname genauso aus den Habsburger Vorfahren gewählt wurde, wie Gisellas.

Nicht nur Wien feierte, auch das ganze Reich schloss sich den Huldigungen an. Kaiser Franz Joseph der seinen Sohn zwar nicht hübsch fand, dafür aber kräftig und stark, weinte jedes Mal vor Freude, wenn ihm ein Minister, das Militär oder ein Bediensteter gratulierte.

Seine Freude kannte kaum eine Grenze.

Elisabeth, die wieder einmal nicht stillen durfte, hatte extreme Probleme mit dem Milcheinfluss. Sie bekam hohes Fieber.

Trotzdem wurde ihr nicht erlaubt den Sohn zu stillen.

Sie gab jeden Widerstand auf. Sie ließ die Kinderzimmer in die Räumlichkeiten von Erzherzogin Sophie verlegen und übergab die gesamte Erziehung in ihre Hände.

Foto: ÖNB
Karoline Freifrau von Welden “Wowo”, die Kinderfrau von Erzherzogin Gisel(l)a und Kronprinz Rudolf, Kaiserin Elisabeth

Ab sofort waren sich Gisella und Rudolf am Nächsten. “Wowo”, wie Aja Karoline Freifrau von Welden (*13.4.1812, †6.8.1892) und “Nono”, wie die Kammerfrau Leopoldine Nischer (*1813, †1883) von den Kindern genannt wurden, wurden für die beiden zum Lebensmittelpunkt.

Noch als Erwachsene sprachen beide überaus liebevoll über Wowo und Nono.

Gisella, die etwas herb wirkte und das stämmige Wesen von Franz Joseph geerbte hatte und Rudolf, der das Aussehen seiner Mutter, sowie deren Intelligenz und Sensibilität geerbt hatte, wurden unzertrennlich.

Obwohl Rudolf es nicht leiden konnte, wenn Gisella mit seinen Sachen spielte und sie sich beschwerte, wenn er die ihren versteckte, hielten sie zusammen wie Pech und Schwefel.

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Gisela und Rudolf als Kinder

Die ersten Jahre fiel ihnen die Abwesenheit von Elisabeth gar nicht auf. Großmutter Sophie, Nono und Wowo kümmerten sich rührend um die Kinder und Kaiser Franz Joseph nahm sich so viel Zeit wie möglich.

Mittlerweile hatte sich die Beziehung zwischen Kaiser Franz Joseph und Kaiserin Elisabeth zu einer ambivalenten Ehe entwickelt (der Beitrag kann hier nachgelesen werden).

Um die Abnabelung von ihren Kindern zu verstehen, muss ich ins Jahr 1860 springen und euch bitten den Ehe-Beitrag zu lesen.

Kaiserin Elisabeth fing an, sich immer mehr gegen ihren Mann durchzusetzen, kränkelte aber stets vor sich hin.

Wie in meinem Bericht erwähnt, ist die Wahrheit über den Bruch zwischen Kaiser Franz Joseph und Kaiserin Elisabeth bis heute nicht erforscht. In allen Filmen wird es vereinfacht mit einer Lungenkrankheit dargestellt. So steht es auch in (wirklich) allen Geschichtsbüchern, dennoch bleiben Zweifel.

Schon der erste Biograf Conte Corti sprach vom “Deckmantel der Krankheit”. Ich bleibe ebenfalls dabei.

Im November 1860 verließ Kaiserin Elisabeth Laxenburg und kehrte erst am 16.8.1862 nach Wien zurück. Nur in Venedig hatte Elisabeth ihre Kinder gesehen. Viel zu kurz, wenn man bedenkt, wie klein die Kinder damals noch waren.

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kaiserliche Familie

Gisella war zum Zeitpunkt der Rückkehr bereits 6 Jahre alt, Kronprinz Rudolf knapp 4 Jahre alt.

Auch als Kaiserin Elisabeth zurück war, kümmerte sie sich nicht um die Kinder, die sie so sehr vermissten.

Vor allem der kleine Rudolf hing sehr an seiner Mutter. Er vergötterte sie Zeit seines Lebens und buhlte immer um ihre Liebe. Vergeblich.

Als er 6 Jahre alt war, wurde er von Gisella getrennt.

ACHTUNG TRIGGERWARNUNG! Kindesmisshandlung

Er sollte ab sofort von Graf Leopold Gondrecourt (*1816, †22.5.1888) militärisch erzogen werden.

Den Buben traf damit ein hartes Schicksal. Rudolf, der überhaupt nicht für den militärischen Drill geeignet war, weinte sich jeden Abend isoliert in den Schlaf. Er fürchtete sich allein vor der Dunkelheit, zitterte vor Angst vor dem Knallen der Pistolen und konnte die Einsamkeit nicht ertragen. Er wurde physisch und psychisch von Gondrecourt misshandelt.

Elisabeth weilte außerhalb von Wien, weshalb sie von den Qualen die Rudolf erlitt zunächst nichts wusste.

Vater Kaiser Franz Joseph sah geflissentlich weg und nannte seinen Sohn einen

“Kepierl”.

Erzherzogin Sophie vor Treue zur Krone blind, sah über den Leidensdruck des geliebten Enkels hinweg.

Gondrecourt sah seine Macht und quälte den Buben bis aufs Blut. Er zerrte ihn früh morgens mit Trompetenklänge neben dem Bett aus selbigen, ließ ihn bis zum Umfallen stehen und tränkte ihn für Disziplin und Ordnung im eiskalten Wasser. Rudolf wurde kränker und blasser als jemals zuvor in seinem Leben.

Eine der beliebtesten Übungen von Gondrecourt war, den Kronprinzen um 3.00 Uhr morgens aus dem Bett zu zerren, ihn in den Lainzer Tierpark oder irgendwo im Schönbrunner Park zu bringen und von dort musste der kleine Bub mutterseelenallein, mitten in der Nacht und ohne Anhaltspunkt wo er überhaupt war, ins Schloss zurück finden.

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Graf Leopold Gondrecourt

Kaiser Franz Joseph und Kaiserin Elisabeth weilen gerade in Ischl, als Elisabeth von der Wildschwein-Affäre erfuhr, war das Maß voll.

Rudolf wurde von Gondrecourt zum Tierpark Lainz geschliffen, dort hinter die Mauer gestellt, während sich der General in Sicherheit brachte, schrie er, dass ein Wildschwein käme. Das Kind schrie in Todesangst wie am Spieß und je lauter es schrie, desto nervöser wurden die Wildschweine, die in der Nähe ihr Revier hatten.

ACHTUNG TRIGGERWARNUNG! Ende

Sie eilte zum Kaiser und schrie ihn förmlich an:

“Entweder Gondrecourt oder ich!” (8).

Danach eilte sie in ihr Zimmer und schrieb das berühmte förmliche Ulitimatum:

Ich wünsche, dass mir vorbehalten bleibe, unumschränkte Vollmacht in Allem, was die Kinder betrifft, die Wahl ihrer Umgebung, den Ort ihres Aufenthaltes, die complette Leitung ihrer Erziehung, mit einem Wort, alles bleibt mir ganz allein zu bestimmen, bis zum Moment der Volljährigkeit. Ferner wünsche ich, dass, was immer meine persönlichen Angelegenheiten betrifft, wie unter anderem die Anordnungen im Haus p.p. mir allein zu bestimmen vorbehalten bleibt. 

Elisabeth, Ischl, 27.8.1865 (9)

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Josef Latour
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Dr. Hermann Widerhofer

Kaiser Franz Joseph gab nach. Rudolf wurde aus den Klauen des Folterers befreit.

Zuerst wurde er in die ärztliche Obhut von Dr. Hermann Widerhofer (*24.3.1832, †28.7.1901) aufgenommen, danach übernahm ihn Josef Latour von Thurmburg (*2.2.1820, †28.12.1903), zu dem Kaiserin Elisabeth ein freundschaftliches Verhältnis hatte.

Doch es war zu spät. Gondrecourt hatte ganze Arbeit geleistet. Das Trauma begleitete Rudolf Zeit seines Lebens.

Erzherzogin Marie Valérie

Erzherzogin Gisella und Kronprinz Rudolf bekamen, als sie knapp 12 und 10 Jahre alt waren, noch eine Schwester.

Kaiserin Elisabeth war zum Zeitpunkt der erneuten Schwangerschaft 30 Jahre alt.

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Kaiserin Elisabeth im Krönungskleid

Am 8.6.1867 fand in Budapest die Krönung zur Königin von Ungarn statt.

Am 11.6.1867 fuhr das Königspaar nach Schloss Gödöllo, welches ihnen als Krönungsgeschenk übergeben worden war.

Im November 1867 wurde in Wien die Schwangerschaft bekanntgegeben.

Es stellte sich zum ersten Mal seit Jahren so etwas wie ein Familienleben ein, an welchem auch die Kinder Gisella und Rudolf teilnehmen durften. Im Jänner 1868 erfuhr Herzogin Ludovika von Sophie in einem Brief von der freudigen Botschaft.

Die Schwangerschaft verlief ruhig und ohne gröbere Vorkommnisse.

Elisabeth hatte es sich zum Ziel gesetzt, ihr Kind in Ungarn zur Welt zu bringen, weshalb sie sich im Februar 1868 Richtung Ofen auf machte.

Sollte es ein Bub werden, beschloss sie, sollte er Stefan heißen.

Stefan war der erste heilige König und beim ungarischen Volk sehr beliebt.

Kaiser Franz Joseph befürchtete, dass die Geburt in Ungarn ihr in Wien viele Minuspunkte einbringen würde.

Seine Frau war mittlerweile sehr unpopulär geworden. Nur noch Randnotizen in den Zeitungen und beim Volk nicht sonderlich beliebt.

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Königin Marie von Neapel

Ihre Schwester Königin Marie von Neapel (*4.10.1841, †19.1.1925) war angereist, um ihr bei der Geburt beizustehen. Die Geburt selbst war musterhaft.

Erst kurz vor der Geburt, musste die Hebamme helfen, bis dahin hatte es Marie allein geschafft. Am 22.4.1868 wurde das letzte Kind des Paares, Erzherzogin Marie Valérie Mathilde Amalie geboren.

Kaiser Franz Joseph, stolz nochmals Vater geworden zu sein, telegraphierte an die daheim gebliebenen Kinder:

Sie ist recht hübsch, hat große, dunkelblaue Augen, eine noch etwas zu dicke Nase, sehr kleinen Mund, ungeheuer dicke Backen und so dichte dunkle Haare, daß man sie jetzt schon frisieren könnte. Auch am Körper ist sehr stark, und sie schlägt sehr frisch mit den Händen und Füßen herum… sie schreit sehr selten…und stinkt …” (10)

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Erzherzogin Marie Valérie

Die Kinder erschrocken über so viel Liebe in wenigen Sätzen, rückten noch näher zusammen, da sie befürchteten, die neue Schwester würde alle Aufmerksamkeit auf sich lenken. Doch es kam für die beiden noch viel schlimmer.

Das “ungarische Kind” wie Marie Valérie bald genannt wurde,

bekam vom Wiener Hof den Beinamen

“die Einzige”.

Elisabeth selbst hatte ihr also den “Beinamen” nicht gegeben. Wieder eine bösartige Mär mehr, die sich bis heute hartnäckig hält.

“Das ungarische Kind” bzw. “die Einzige” entstand dadurch, dass der Wiener Hof unter dem Volk den Tratsch verbreitete, dass Kaiserin Elisabeth eine Affäre mit Julius „Gyula“ Graf Andrássy von Csík-Szent-Király und Kraszna-Horka (*8.3.1823, †18.2.1890) hatte.

Dieser unfassbare Tratsch hält sich bis heute noch! Hier kann man definitiv davon ausgehen, dass diejenigen die ihn heute noch verbreiten, nur böswillig irgend etwas nachplappern, ohne sich jemals mit dem Thema tatsächlich beschäftigt zu haben.

Elisabeth sorgte mit großem Pflichteifer dafür, dass Erzherzogin Sophie “ihr” Kind nicht in die Obhut bekam.

Die nächsten Jahre tat Kaiserin Elisabeth keinen Schritt ohne ihrer Valérie.

Entweder war sie in der Obhut ihr vertrauter Menschen oder direkt bei Elisabeth selbst. Kein Tag verging, an dem sie Valérie nicht zu Bett brachte oder dafür sorgte, dass es ihr gut ging.

Wollten die Geschwister sie sehen, war Elisabeth stets an der Seite ihrer Tochter. Rudolf und Gisella eiferten sehr und bemühten sich nicht sonderlich um ihre Schwester. Dies nahm ihnen ihre Mutter sehr übel.

Schon mit drei Wochen begann für Marie Valérie das Reisen.

Von Ofen nach Gödöllö, von Gödöllö nach Ischl, von Ischl nach Possenhofen usw.

In Schloss Garatshausen, wo Elisabeth zu Gast ihrer Schwester Helene von Thurn und Taxis (*4.4.1834, †16.5.1890) war, schrieb sie halb hysterisch an Franz Joseph, dass Valérie kränkelte.

Sie habe das grässliche Gefühl von unverlässlichen Menschen umzingelt zu sein, denn sie befürchtete, dass “ihr teuerster Schatz” durch die Amme die schlechte Milch abgebe, vergiftet worden sei.

Sie entledigte sich derer und stellte eine Neue ein. Über die Ungarin, die eine Männerstimme hatte, permanente Csárdás Lieder sang und fürchterliche Angst vor Mäusen hatte, amüsierte sie sich allerdings königlich, wenn nicht sogar kaiserlich.

Fotos: Wikimedia/Commons
Stammbaum: mythoskaiserinelisabeth.com – Petra (vormals Sternenkaiserin)

Während sie sich fürsorglich um Marie Valérie kümmerte, vergaß sie leider vollends Gisella und Rudolf und sah diese nur ab und an in Wien oder Gödöllö, wenn sie diese besuchten.

Kurz Information zu Erzherzogin Gisella

Foto: Wikimedia/Commons
Gisela und Leopold von Bayern

Erzherzogin Gisella verheiratete sie mit 16 Jahren an Leopold Prinz von Bayern (*9.2.1846, †28.9.1930) damit dieser nicht Amélie von Sachsen-Coburg und Gotha (*23.10.1848, †6.5.1894) ehelichen konnte.

Foto: Wikimedia/Commons
Max Emmanuel und Amélie in Bayern,

In diese hatte sich ihr Bruder Max Emmanuel “Mapperl” in Bayern (*7.12.1849, †12.6.1893) verliebt.

Um Leopold von seiner Braut loszusagen, musste sie eingreifen und ihm die Hand ihrer Tochter anbieten.

Da Prinz Leopold diese nicht verwehren konnte, wurde alsbaldigst Hochzeit gefeiert. Die Trennung von Bruder Rudolf war tränenreich und kaum zu ertragen. Der 14jährige war ab nun wirklich auf sich allein gestellt. Sie starb am 27.7.1932. 

Kurz Information zu Kronprinz Rudolf

Foto: Wikimedia/Commons
Kronprinz Rudolf und Kronprinzessin Stephanie

Kronprinz Rudolf ehelichte auf Druck seines Vaters die belgische Prinzessin Stephanie (*21.5.1864, †23.8.1945) und ging mit ihr eine lieblose Ehe ein, die in kräftezehrenden Streitigkeiten ausartete.

Als er für sich keine andere Wahl mehr sah (lieblose Ehe, keinen politischen Einfluss, sein Vater ließ ihn bespitzeln, krank usw.) brachte er sich am 30.1.1889 in Mayerling um.

Kaiserin Elisabeth trug ab diesem Zeitpunkt nur noch schwarz, zumindest wenn sie in der Öffentlichkeit stand und nur, wenn sie sich beobachtet fühlte.

Mit dem Tod des Sohnes verlor sie das zweite Kind. Sie versank in Selbstmitleid und schweren Depressionen. Sie wurde rastlos und reiste von Land zu Land, um nirgendwo zu bleiben.

Ihr Tod war eine Erlösung für sie.

Kurz Information zu Erzherzogin Marie Valérie

Foto: Wikimedia/Commons
Marie Valérie und Franz Salvator,

Erzherzogin Marie Valérie verliebte sich auf einem Ball in Erzherzog Franz Salvator (*21.8.1866, †20.4.1939) und musste lange für diese Liebe kämpfen.

Im Trauerjahr von Kronprinz Rudolf feierte sie in Bad Ischl Hochzeit.

Kaiserin Elisabeth trauerte sehr um ihre Tochter und konnte deren Entscheidung so früh zu heiraten nicht verstehen.

Sie reiste zu den Geburten der ersten Kinder an, was sowohl Prinzessin Gisela, als auch Schwiegertochter Stephanie versagt blieb.

Erzherzogin Marie Valérie war Zeit ihres Lebens ihrer Mutter für die tiefempfundene Liebe dankbar und bemühte sich nach deren Tod um ein Familienleben am Wiener Hof. Sie starb am 6.9.1924. 

Alles in allem war Kaiserin Elisabeth eine Mutter die viel zu geben hatte, aber durch die frühen Schwangerschaften einfach zu überfordert war.

Auch das strenge spanische Hofzeremoniell, mit dem die Kinder aufgezogen werden sollten, war ihr fremd (hier nachzulesen).

Sie selbst wurde frei und ohne großartige konventionelle Erziehungsmaßnahmen erzogen, sollte ein strenges Protokoll abhalten, was sie selbst hasste.

Nur mit Marie Valérie und gereifter durch ihr Alter, konnte sie die Mutter sein, die sie sein wollte und konnte. 

– Petra –

Foto: Wikimedia/Commons
kaiserliche Familie vor dem Schloss Gödöllö
Kronprinz Rudolf, Kaiser Franz Joseph, Kaiserin Elisabeth mit Erzherzogin Marie Valérie und Erzherzogin Gisella
(gestellte Idylle; so ein Foto hat es nie gegeben)

Rechtliche Hinweise:
Text: Petra
Stammbaum: mythoskaiserinelisabeth.com – Petra

Bildrechte: Österreichische Nationalbibliothek (ÖNB), habsburger.net, sammlung.belvedere.at, mythoskaiserinelisabeth.com – Petra, Golfhotel Kaiserin Elisabeth Feldafing, Wikimedia/Commons, Dorotheum Wien, Schloss Laxenburg


Literarische Hinweise:

1 – S. 75/76, 2 – S. 76/77, 3 – S. 79/80, 4 – S. 91
Elisabeth Hamann
Elisabeth Kaiserin wider Willen
Piper Verlag, TB, 8. Auflage 2017,

5 – S 22, 6 – S. 29, 10 – S 92
Martha Schad
Kaiserin Elisabeth und ihre Töchter
Piper Verlag, TB, 2. Auflage 2013

7 – S 79, 8 – S 121
E.C. Conte Corti
Elisabeth von Österreich, Tragik einer Unpolitischen
Wilhelm Heyne Verlag, 15. Auflage, 1975 (nur noch antiquarisch erhältlich)

9 – S 26
Sisi Magazin, Kronen Zeitung – vergriffen (nur noch antiquarisch erhältlich)

Ahnengalerie von Maria Theresia zu Kaiser Franz Josef und Kaiser Karl I.

Die Stammlinie der Familie Habsburg wie wir sie heute kennen, geht noch auf Maria Theresia zurück. Sie war die Mutter aller Habsburger, die bis in die heutige Generation noch reicht.

Um euch einen genauen Überblick zu geben, mit welchem Sohn es anfing und wie verzweigt die Familie auch heute noch ist, habe ich mir die Mühe gemacht und habe alle Familienmitglieder eingefügt, die bis zu Kaiser Karl I und Kaiserin Zita geboren wurden.

Jedes Paar ist mit seinen Kindern vertreten. Natürlich sind bis heute Nachfahren geboren worden; aber 1918 war die Monarchie zu Ende und von daher, habe ich von Kaiser Karl I und Kaiserin Zita all ihre Nachkommen eingefügt (einfach als Gesamtbild), obwohl die letzten beiden Töchter nicht mehr in der Monarchie geboren wurden.

Ich habe mir erlaubt auch die Nachkommen von Erzherzog Franz Ferdinand und Fürstin Sophie von Chotek hinzufügen; auch wenn sie nicht erbberechtigt waren, so sind die Nachkommen und Nachfahren von Maria Theresia.

Ich wünsche euch viel Spaß mit diesem außergewöhnlichen Stammbaum.

Petra –

Stammbaum: mythoskaiserinelisabeth.com – Petra (vormals Sternenkaiserin)

Rechtliche Hinweise: 

Text: Petra
Stammbaum: Petra
Bildrechte: Wikimedia/Commons, Österreichische Nationalbibliothek, habsburger.net, Bildarchiv, rodovid.org, geneall.org